Kinokarte oder Topping? Bei Amazon.com diskutieren die Kindle-Kunden Rolle und Wert eines E-Books.

Kindle books are kinda like movie tickets. While you can re-read the book, you cannot:

* donate it to a library
* sell it to a used book store
* sell it on Amazon’s Used Marketplace
* trade it to a friend

And, of course, the book *has no paper* so it *has no production costs*.

Amazon.com sieht sich dieser Tage mit dem Phänomen des mündigen E-Book-Käufers konfrontiert. Ausgehend von den eingangs zitierten Überlegungen formiert sich eine Protestkultur gegen Kindle-Ausgaben, die preislich die $ 9,99-Marke überschreiten. Ihr Ausdrucksmittel ist – ganz den Kommunikationsformen des Web 2.0 entsprechend – ein Tag: 9 99 boycott. Verschärfend kommt dazu, dass Amazon mit den höher kalkulierten Preisen wohl ein Lockversprechen bricht, das da lautete, keine neuen Titel für den Kindel zu einem höheren als eben dem 9,99-Preis anzubieten.

Für die deutschen Verleger, die sich aktuell in den Markt werfen wollen, ist die Beobachtung dieser Entwicklung vielleicht keine verkehrte Schule, denn immerhin sollen die elektronischen Titel auch hierzulande nahe des Niveaus der Druckausgabe ausgepreist werden. Die Kindle-Community wählt explizit den Vergleich zwischen Hardcover- und Digitalausgabe und gelangt zu der Einsicht:

The price also acknowledged the obvious: a Kindle edition is less valuable than a hardcover; although you cannot pass along your Kindle edition to friends, you are at least paying a significant amount less than the hardcover price. Unfortunately, short-sighted publishers feel they are losing dollars instead of realizing that a $9.99 Kindle sale doesn’t usurp a hardcover sale.It is a brand new entity. A plus. Pure gravy.

Liest man bei Electronic Cottage und obendrein folgende für uns nicht unwesentliche Randnotiz:

I’ll wait for the paperback. Or get back into the library habit that I abandoned for my Kindle habit. I was irresistibly tempted by the lower prices of Kindle editions, I admit it.But I can change. Publishers, can you?

Bibliotheksnutzung als Druckmittel der Konsumenten zur Einflußnahme auf die Preisgestaltung. Das ist mal eine ganz neue Facette in der Debatte.

Weiteres auch beim O’Reilly TOC: Readers Boycotting Kindle Titles Priced Above $9.99

Nachtrag:

In der “Flashbook”-Ausgabe des aktuellen Börsenblatts kann man auf Seite 22 dann auch gleich die passenden Vorstellungen aus der deutschen Verlagsbranche lesen. Axel Nehen von Pearson Education Deutschland meint dort nämlich:

Wir sollten den Wert der Inhalte betonen und nicht den des Ausgabemediums. Wenn E-Books eine eigenständige “Form” sein sollen, dann werden sie sich für sich rechnen müssen. Es kann nicht sein, dass beim Kunden wegen der Lesegeräte der Eindruck erweckt wird, dass die Inhalte günstiger sein müssen. Daher bieten wir sowohl die gedruckte Variante als auch die E-Book-Variante zum selben Preis an. Denn letztlich wollen wir nicht jemanden zum Kauf eines Produktes drängen, das er eigentlich gar nicht haben möchte – nur weil es billiger ist.

So edel zeigt sich also das Gegenmodell zum Amazon-Kindle-Marketing (bzw. zu einem Großteil des Marketings in jeder Branche bis hin zur Abwrackprämie). Dass dies nicht jeder Kunde gleich sieht, sondern viele durchaus auch die Form als Zusatzaufwand des Verlages honorieren, zeigt die 9,99-Diskussion.

Konsumpsychologisch sinnvoller wäre es gewesen, zu behaupten, man senkte die Preise für die Hardcover-Ausgabe jetzt auf das E-Book-Niveau… Aber vielleicht kommt das ja auch irgendwann.

4 Responses to “Kinokarte oder Topping? Bei Amazon.com diskutieren die Kindle-Kunden Rolle und Wert eines E-Books.”


  1. Besten Dank für das Nehen-Zitat. Herrlich in seiner wirtschaftlichen Logik. Nehen weiß also, dass viele Leute E-Books gar nicht haben wollen, aber sich gegen kleinere Preise sozusagen nicht wehren könnten!

    Der Preis ist einer der Eigenschaften, welche die Entscheidung für ein Produkt gegen ein Konkurrenzprodukt bestimmt. Wenn Nehen bloß von den “Inhalten” redet, verkennt er, dass die Leistung der Verlage wesentlich im Drumherum besteht und eben nicht in den Inhalten. Und der Preis muss zum Drumherum stimmen. Die E-Books müssen so viel billiger sein, dass sich der Kauf eines Readers bald amortisiert. Ansonsten bleib ich doch lieber beim Blättern von Hand. E-Books könnten zusätzliche Kunden gewinnen; Nehens Äußerung sieht bloß das E-Book als nichtverkaufte Printausgabe.

  2. Ergänzung: Amazon schließt Kindle-Leser, die zu viel zurückgeben, von ihrem Account aus — und damit auch von der Möglichkeit, auf die alten, bereits gekauften und behaltenen Sachen zuzugreifen.

    Schreibt Bruce Sterling in Wired.

  3. yeah, Kindle rocks! Und nun ist der neue Kindle in XXL-Format auch offizielle – Amazon Kindle DX heisst das gute Stück und kostste 489 Dollar –> siehe:
    http://www.techfieber.de/2009/05/06/ebook-xxl-amazon-kindle-dx-kostet-489-dollar/

  4. Also bei dem gesamten Kindle-Konzept liegt meiner Meinung nach doch noch einiges im Argen. Kann mir kaum vorstellen, dass Amazon mit der derzeitigen Strategie sonderlich viel Erfolg wird haben können. Ich sehe ehrlich gesagt keinerlei wirklichen Mehrwert in diesem Gerät und seinen Möglichkeiten.

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