Archive for the 'E-Books' Category

Podiumsdiskussionen zum Thema Buch und e-book im November

Hier zwei Veranstaltungshinweise zu Podiumsdiskussionen im Grimm-Zentrum und der zugehörige Flyer.

20. NOVEMBER, 17 UHR

VORSICHT BUCH! VON DER INHALTLICHEN VIELFALT ZUM HANDELSMONOPOL?

Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Thomas Macho, HU-Berlin | Elisabeth Ruge, Elisabeth Ruge Agentur Matthias Spielkamp, irights.info | Matthias Ulmer, Eugen Ulmer Verlag | Moderation: Dr. Torsten Casimir, börsenblatt – Magazin für den Deutschen Buchhandel

20. NOVEMBER, 19 UHR

IST DAS BUCH VON GESTERN UND DAS E-BOOK VON MORGEN?

Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Horst Bredekamp, HU Berlin | Prof. Dr. Andreas Degkwitz, HU Berlin | Dr. Sven Fund, De Gruyter | Prof. Dr. Gerd Graßhoff, HU Berlin | Prof. Dr. Michael Seadle, HU Berlin | Prof. Dr. Günter M. Ziegler, FU Berlin. Moderation: Prof. Dr. Julia von Blumenthal, HU Berlin

VERANSTALTER: Börsenverein des deutschen Buchhandels Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin

VERANSTALTUNGSORT: Auditorium, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, Mitte

Volunteers für re:publica 13 gesucht!

Mit dem Motto IN/SIDE/OUT wird am 6-8 Mai 2013 in Station Berlin die diesjährige re:publica stattfinden. Unter den Speakers sind diesmal auch Aktivisten aus der akademischen Welt dabei, mit den Themen wie Digitaldarwinismus (Wieso simulieren E-Books das Blättern von Papier?), Gute MOOCs – böse MOOCs? (Openness als Killerkriterium!) und natürlich eine Menge Data (Open Data – und was hat das mit mir zu tun?, Data in Concert: A sonification party you can dance to, Faszination Grundlagenforschung – Das Higgs, Big Data und die Teilchenphysik).
Für all dies werden noch Helfer gesucht:

In diesem Jahr gilt folgender Deal: du übernimmst eine Schicht von 8 Stunden vor, während oder nach der Veranstaltung und kannst die re:publica mindestens zwei Tage kostenfrei besuchen. An den Tagen, an denen du im Einsatz bist, ist für kostenlose Verpflegung gesorgt. Und als Teammitglied der re:publica bekommst du auch das offizielle re:publica 2013 T-Shirt.

Mehr Infos & Anmeldung direkt bei re:publica.

Sign your name across my Pad. Die New York Times berichtet über das e-Autogramm.

Bei der medientheoretischen Diskussion über die jeweiligen Vor- und Nachteile von Digital und Druck fiel bislang häufig eine Facette unter den Büchertisch: die des signierten Werkes. Die Unterschrift des Autors auf dem Vorsatzblatt, nicht selten mühselig nach langer Lesung und noch längerem Stehen in der Schlange  erkämpft, machte das Exemplar mehr oder weniger (d.h. je nach Widmung) zu einem außerordentlichen Einzelstück und hob es aus der Masse der restlichen Auflage für alle Zeiten heraus. Mit dem Aufkommen der filzstiftresistenten E-Books brachen für Autogrammjäger bittere Zeiten an, denn die untrennbare Verbindung von Werk und Urheberunterschrift war selbst dann nicht mehr herstellbar, wenn der Faserschreiber den Namen dem Display einschrieb. Continue reading ‘Sign your name across my Pad. Die New York Times berichtet über das e-Autogramm.’

Artikel “Die permanente Revolution ist fatal”

Letzte Woche erschien in der Welt Online ein Interview mit Michael Krüger, Dirk Stempel und Hermann Riedel vom Hanser Verlag. Einige Auszüge aus dem Artikel Die permanente Revolution ist fatal:

Literarische Welt: Wie hoch ist bei einem eBook der Honoraranteil des Autors, wie hoch der Anteil des Verlags?

Stempel: Der Honoraranteil des Autors beläuft sich auf 20 Prozent vom Nettoerlös. Der Verkaufspreis des eBooks liegt im Literaturverlag 10 bis 20 Prozent unter dem Preis des entsprechenden gebundenen Buches, um einen Anreiz zu bieten. Im Fachbuch Verlag haben eBooks und gedruckte Bücher den gleichen Preis.

Riedel: Die eBooks des Fachbuch Verlags werden nicht von privaten Lesern gekauft, sondern von Bibliotheken, in denen sie dann gleich mehrere Leser finden. Deshalb scheint es uns angemessen, hier den gleichen Preis wie beim gebundenen Buch zu nehmen.

Literarische Welt: Warum geht die Politik gegen diese Rechtsverletzungen [Raubkopien] nicht offensiver vor?

Riedel: Die Politik ist hier nicht immer hilfreich. Staatliche Einrichtungen sind ja mitunter Profiteure von Urheberrechtsverletzungen. Da gibt es zum Beispiel den Musterprozess, den der Ulmer Verlag gegen die Universitätsbibliothek Darmstadt geführt hat. Denn die hat im großen Umfang Lehrbücher digitalisiert und den Studenten freigestellt, diese Bücher vom Uni-Server runterzuladen und zu benutzen. Für die Politiker ist in einem solchen Fall die Aussicht, mit einem einzigen Lehrbuch kostengünstig alle Studenten bedienen zu können, natürlich verführerisch.

Literarische Welt: Hat der Steuerzahler, der den beamteten Wissenschaftler finanziert, nicht das Recht, die von diesem Wissenschaftler verfassten Lehrbücher kostenlos zu nutzen?

Krüger: Nein, hat er nicht. Der Forscher, der heute um 3 Uhr eine Primzahl findet, der kann sie ins Netz stellen, wie er will, und um 3:15 Uhr wissen alle Primzahlforscher auf der ganzen Welt: Herr Mayer aus Darmstadt hat eine neue Primzahl gefunden. Bravo. Wenn er aber ein Handbuch “Wie berechne ich Primzahlen?” schreibt und an einen Verlag verkauft, damit der es vertreibt, dann muss es für dieses Buch Urheberschutz geben. Wenn es diesen Schutz nicht gibt, werden keine Lehrbücher mehr verlegt und keine mehr geschrieben, und die Universitätsbibliotheken werden bald nichts haben, was sie digitalisieren und an die Studenten weitergeben können.

Wissenschaft, E-Books und das Urheberrecht

Die Aufzeichnung des Inforadio RBB zu der Veranstaltung “Wissenschaft, E-Books und das Urheberrecht”, die in Zusammenarbeit mit der Landesinitiative Projekt Zukunft der Senatsverwaltung fuer Wirtschaft, Technologie und Frauen am 2. Maerz in Berlin stattgefunden hat  ist unter http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/forum/201003/135542.html zugänglich.

BookServer als Retter vor dem Google-Monopol?

Nachdem sich Bibliotheken (und auch kritische Normalbürger) mit einen unguten Gefühl mit dem entstehenden GoogleBooks-Monopol  gerade arrangierten, tritt  ein neuer Global Player im Bereich Online-Bücher auf den Plan: das Internet Archive plant mit seinem BookServer eine zentrale offene eBook-Plattform – die in ihrer Funktionalität über GoogleBooks weit hinausgeht:

BookServer is a framework of tools and activities. It is an open-architectured set of tools that allow for the discoverability, distribution, and delivery of electronic books by retailers, librarians, and aggregators, all in a way that makes for a very easy and satisfying experience for the reader, on whatever device they want.

Entnommen ist dieses Zitat aus dem Bericht von ftoolan bei Follow the Reader über die Präsentation von Brewster Kahle und seinem Team.  Während GoogleBooks sich langsam an die Vermarktung seiner Digitalisate macht, ist man beim Internet Archive schon ein paar Schritte weiter: freie Werke und geschützte Werke – zum Kaufen oder Leihen – vereint. Und wo es möglich ist, wird Open Content realisiert – gerade auch für Benachteiligte. Mal abgesehen von den Konvertierungsmöglichkeiten auf diverse  Smartphones, Kindle und iPhone sind diese Features einfach zukunftsweisend:

Next he announced that not only were these files available in ePub form, but that they were available in the “Daisy” format as well.  Daisy is the format used to create Braille and Text to Speech software interpretations of the work.

Raj Kumar from Internet Archive demonstrated how the BookServer technology can deliver books  to the OLPC (One Laptop per Child) XO laptop, wirelessly.  There are 1 million of these machines in the hands of underprivileged children around the world, and today they just got access to 1.6 million new books.

The last demonstration was not a new one to me, but Raj came back on and he and Brewster demonstrated how using the Adobe ACS4 server technology, digital books can be borrowed, and protected from being over borrowed from libraries everywhere.

So das war jetzt ein kleiner Vorgeschmack, ich empfehle unbedingt die gesamte Berichtserstattung zu lesen! Wenn das wirklich alles Realität wird…werden sich wohl auch die Bibliotheken mit ihren Digital Libraries umgucken müssen! ;-)

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9 1/2 Milliarden und davon fast nichts durch E-Books: Der Buchhandelsumsatz 2008

Jedenfalls wandert im Bereich Wissenschaft ein ganzer Publikationszweig ins Internet ab, was keineswegs nur Nachteile für die Forschenden bedeutet, wie die Befürworter des “Open Access” zu betonen nicht müde werden. So bleibt beispielsweise die akademische Qualifizierung unabhängig von den mächtigen Verlagen und deren Forderungen nach teilweise horrend hohen Druckkostenzuschüssen.

Dei Frankfurter Rundschau meldet heute, dass der deutsche Buchhandel trotz allgemeiner Untergangsstimmung im Jahr 2008 immerhin  9,614 Milliarden Euro Umsatz zusammenbrachte. Das Medium “E-Book” spielt dagegen “in Deutschland wirtschaftlich noch überhaupt keine Rolle”. Ein wenig irritiert dies schon angesichts der heftigen Diskussionen zu diesem Thema. Die vermischen allerdings gern E-Books und andere elektronische Publikationsformen und damit in gewisser Weise den Publikumsmarkt und den wissenschaftlichen Markt.

Dass das E-Book-Angebot z.B. in den Universitätsbibliotheken, welches nicht selten analog zum E-Zeitschriften-Angebot gehandhabt wird, wirtschaftlich unerheblich ist, mag man angesichts der Paketpreise kaum glauben. Allerdings scheint es nicht unerwartbar, dass sich das E-Book in diesem Bereich ohnehin bald medial mit anderen Formen vermengt und in nicht allzu ferner Zukunft eher dynamische und vernetzte Dokumentstrukturen als Einzeldokumente vorliegen. Das Lehrbuch erscheint dabei als je nach individuellen Bedürfnissen temporär zusammengestellter Baustein (oder Knoten) in einer Sphäre von verknüpften Texten, Bildern, etc. und gern auch Primärdaten, der mit dem traditionellen Lehrbuch so wenig zu tun hat, wie Google Maps mit einem Atlas. Dann spätestens erweist sich die Buchmetapher hinter dem E als Anachronismus.

Den Text der Franfurter Rundschau gibt es hier: Krise verschont Buchhandel: Ein kleines Wunder.

Über Widerstand, Fußabtreter und Respekt: Der Börsenverein hat nun eine eigene Urheberrechtserklärung

“Die deutschen Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler teilen die im “Heidelberger Appell” ausgedrückte ernste Sorge, dass der fortschreitende Verlust des Respekts vor geistigem Eigentum zu einer dramatischen Verschlechterung der Bedingungen für die Schöpfung und Verbreitung hochwertiger Bücher führen könnte. Sie unterstützen den Widerstand wissenschaftlicher und literarischer Autoren gegen politische Tendenzen, durch die mit dem geistigen Eigentum zugleich die Freiheit von Wissenschaft und Literatur mit den Füßen getreten wird. [...]“

Zum Ende der Buchtage 2009 erlässt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels nun auch seine eigene Resolution zum Urheberrecht und spricht sich dagegen aus, “dass Beschränkungen des Urheberrechts und fehlgeleitete Open Access-Modelle unternehmerische Initiativen ersetzen und verdrängen.” Continue reading ‘Über Widerstand, Fußabtreter und Respekt: Der Börsenverein hat nun eine eigene Urheberrechtserklärung’

Hugengoogle: Die Suchmaschine wird wohl bald zum E-Book-Händler

Man hat sich schon eine Weile ein wenig gefragt, wann denn Google den Hebel umlegt und direkt ins E-Book-Geschäft einsteigt. Nachdem die New Yorker Buchmesse BookExpo vorüber ist, kann man es allseits nachlesen: demnächst. Und: “This time we mean it.” – so der O-Ton von Tom Turvey, director of strategic partnerships bei Google. Eine Reihe von Verlagen begrüßen den Schritt, sehen sie doch die Möglichkeit, sich vom bisherigen Turnierplatzhirschen Amazon loszulösen und ein anderes – höheres – Pricing am E-Book-Horizont aufziehen. Im Gegensatz zum Amazons Kindle-System plant Google plattform- und geräteoffen:

Mr. Turvey said Google’s program would allow consumers to read books on any device with Internet access, including mobile phones, rather than being limited to dedicated reading devices like the Amazon Kindle. “We don’t believe that having a silo or a proprietary system is the way that e-books will go,” he said.

Mehr zum Thema in der New York Times: Preparing to Sell E-Books, Google Takes on Amazon

Über “Piraten”: Warum Verlage mit den E-Books Sorgen haben.

Until recently, publishers believed books were relatively safe from piracy because it was so labor-intensive to scan each page to convert a book to a digital file. What’s more, reading books on the computer was relatively unappealing compared with a printed version.

Now, with publishers producing more digital editions, it is potentially easier for hackers to copy files. And the growing popularity of electronic reading devices like the Kindle from Amazon or the Reader from Sony make it easier to read in digital form. Many of the unauthorized editions are uploaded as PDFs, which can be easily e-mailed to a Kindle or the Sony device.

In der New York Times liest man heute von einem wachsenden Interesse am Herauf- und Herunterladen von digitalen Buchinhalten, die vor allem eine Ursache haben: die Verfügbarkeit digitaler Ausgaben. Continue reading ‘Über “Piraten”: Warum Verlage mit den E-Books Sorgen haben.’

Ein Solitär und die Debatte ums Urheberrecht, drei aktuelle Texte zum Thema

Reuß hat zuletzt mit seinem „Heidelberger Appell“ zur Verteidigung der wissenschaftlichen Publikationsfreiheit enorme Unterstützung erfahren; auf der Berliner Tagung freilich blieb er ein Fremdkörper. Wissenschaft als das schöpferische Treiben genialer Individuen auf der unbeirrten Suche nach Wahrheit – das kann weder für den Wissensbetrieb als exemplarisch gelten, noch taugt es als Paradigma für ein Urheberrecht, das von Filmen über Unterhaltungsmusik und Literatur bis hin zu naturwissenschaftlichen Spezialaufsätzen sämtliche Erzeugnisse geistiger Schaffenskraft mit einem einheitlichen Schutz vor fremder Einwirkung versieht.

Der Rechtswissenschaftler Benjamin Lahusen hat für die heutige Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die letzte Woche im Bundesjustizministerium stattfindende Konferenz zur Zukunft des Urheberrechts zusammengefasst. Continue reading ‘Ein Solitär und die Debatte ums Urheberrecht, drei aktuelle Texte zum Thema’

“‘tschuldigung, ist das gut?”: Wer will so etwas einen Kindle-Leser fragen?

The practice of judging people by the covers of their books is old and time-honored. And the Kindle, which looks kind of like a giant white calculator, is the technology equivalent of a plain brown wrapper. If people jettison their book collections or stop buying new volumes, it will grow increasingly hard to form snap opinions about them by wandering casually into their living rooms.

Ähnlich problematisch erweist sich zukünftig die Kontaktanbahnung mit lässigen Eisbrecher-Sprüchen wie: “Wie ist denn das Buch?” auf der Liegewiese im Stadtpark, die Demonstration von intellektuellem Status durch den Ulysses unterm Arm auf dem Weg ins Büro (Nicholson Baker) sowie die virale Verbreitung von Buchtiteln, der man als Buchkäufer und Nahverkehrsnutzer anheimfällt, wenn man in der S-Bahn sieht, was die Mitreisenden lesen und neugierig wird. Kurz: Der Ausweis, den Cover und Titel des individuellen Buches in den Raum transportieren, wird durch den Einsatz gleichmacherischer Handgeräte, denen man bestenfalls mit den Fertigkeiten japanischer Handy-Gestaltungskultur eine individuelle Note verpassen kann, eingezogen. Wer Kindle liest, kann alles lesen.  Die New York Times fragt deshalb zurecht Is a Book still a Book on Kindle?.

Man kann sich fast sicher sein, dass in die Marktlücke zum Thema reihenweise Kindle-Aufkleber regnen, die Sprüche wie: “Proust only!” tragen. Spätestens die übernächste Kindle-Generation sollte das Problem dann lösen, in dem der kleine weiße Leseziegel mit einer dynamischen Titelanzeige auf der Rückseite sowie am Geräterand ausgestattet daherkommt. Im Wohnzimmerregal vermag dies zwar noch immer nicht zu überzeugen. Im ÖPNV aber vermutlich schon.

“a little bit here, a little bit there”: Die Zukunft des Lesens und des Schreibens

In other words, an infinite bookstore at your fingertips is great news for book sales, and may be great news for the dissemination of knowledge, but not necessarily so great for that most finite of 21st-century resources: attention.

Im Technikteil des Wall Street Journal findet sich ein sehr lesenswertes Essay Steven Johnsons, in dem er ausgehend von seinen Kindle und Hypertexterfahrungen über die Veränderung des Schreibens und Lesens von Büchern reflektiert, die mit der Öffnung und Einbindung von Buchinhalten in digitale Netze einhergeht. Das Vorher – also die traditionelle Praxis der Lektüre -  ist die Vorstellung des Buches als geschlossener Wahrnehmungsraum:

Because they have been largely walled off from the world of hypertext, print books have remained a kind of game preserve for the endangered species of linear, deep-focus reading. Online, you can click happily from blog post to email thread to online New Yorker article — sampling, commenting and forwarding as you go. But when you sit down with an old-fashioned book in your hand, the medium works naturally against such distractions; it compels you to follow the thread, to stay engaged with a single narrative or argument.

Das Nachher ist ein von Spontankäufen (Amazon), Popularitätsrankings mit Textstellen als kleinster Einheit (Google) und Textsprüngen sowie einem Dauerdiskurs (Soziale Software) mit einer hohen Bedeutung von Zitationen (wiederum Google) gelenktes Leseverhalten:

Imagine every page of every book individually competing with every page of every other book that has ever been written, each of them commented on and indexed and ranked. The unity of the book will disperse into a multitude of pages and paragraphs vying for Google’s attention.

Man kann darüber, wie auch über andere Punkte selbstverständlich diskutieren und fragen, inwieweit es sich in solch einem Netz aus Passagen und Zitationen überhaupt noch anbietet, von “Büchern” zu sprechen, oder ob die Form “Buch” in Gestalt dessen, was aktuell noch erzeugt und zunehmend digitalisiert wird nicht als Form selbst verschwindet, während sich das fragmentarische, hypertextuelle und offene Schreiben zu einer eigenen, früher oder späteren dominierenden Medienform entwickelt, die auf die Bezeichnung “Buch” selbst als Metapher verzichtet. Gerade deshalb kann man den schönen Text aber einmal lesen und gerade die Folgen der Veränderung im Umgang mit dem, was man “Aufmerksamkeit” nennt, werden nicht nur Betriebspsychologen noch eine Weile beschäftigen: How the E-Book Will Change the Way We Read and Write.

(via New York Times’ Paper Cuts)

Kinokarte oder Topping? Bei Amazon.com diskutieren die Kindle-Kunden Rolle und Wert eines E-Books.

Kindle books are kinda like movie tickets. While you can re-read the book, you cannot:

* donate it to a library
* sell it to a used book store
* sell it on Amazon’s Used Marketplace
* trade it to a friend

And, of course, the book *has no paper* so it *has no production costs*.

Amazon.com sieht sich dieser Tage mit dem Phänomen des mündigen E-Book-Käufers konfrontiert. Ausgehend von den eingangs zitierten Überlegungen formiert sich eine Protestkultur gegen Kindle-Ausgaben, die preislich die $ 9,99-Marke überschreiten. Ihr Ausdrucksmittel ist – ganz den Kommunikationsformen des Web 2.0 entsprechend – ein Tag: 9 99 boycott. Verschärfend kommt dazu, dass Amazon mit den höher kalkulierten Preisen wohl ein Lockversprechen bricht, das da lautete, keine neuen Titel für den Kindel zu einem höheren als eben dem 9,99-Preis anzubieten.

Für die deutschen Verleger, die sich aktuell in den Markt werfen wollen, ist die Beobachtung dieser Entwicklung vielleicht keine verkehrte Schule, denn immerhin sollen die elektronischen Titel auch hierzulande nahe des Niveaus der Druckausgabe ausgepreist werden. Die Kindle-Community wählt explizit den Vergleich zwischen Hardcover- und Digitalausgabe und gelangt zu der Einsicht:

The price also acknowledged the obvious: a Kindle edition is less valuable than a hardcover; although you cannot pass along your Kindle edition to friends, you are at least paying a significant amount less than the hardcover price. Unfortunately, short-sighted publishers feel they are losing dollars instead of realizing that a $9.99 Kindle sale doesn’t usurp a hardcover sale.It is a brand new entity. A plus. Pure gravy.

Liest man bei Electronic Cottage und obendrein folgende für uns nicht unwesentliche Randnotiz:

I’ll wait for the paperback. Or get back into the library habit that I abandoned for my Kindle habit. I was irresistibly tempted by the lower prices of Kindle editions, I admit it.But I can change. Publishers, can you?

Bibliotheksnutzung als Druckmittel der Konsumenten zur Einflußnahme auf die Preisgestaltung. Das ist mal eine ganz neue Facette in der Debatte.

Weiteres auch beim O’Reilly TOC: Readers Boycotting Kindle Titles Priced Above $9.99

Nachtrag:

In der “Flashbook”-Ausgabe des aktuellen Börsenblatts kann man auf Seite 22 dann auch gleich die passenden Vorstellungen aus der deutschen Verlagsbranche lesen. Axel Nehen von Pearson Education Deutschland meint dort nämlich:

Wir sollten den Wert der Inhalte betonen und nicht den des Ausgabemediums. Wenn E-Books eine eigenständige “Form” sein sollen, dann werden sie sich für sich rechnen müssen. Es kann nicht sein, dass beim Kunden wegen der Lesegeräte der Eindruck erweckt wird, dass die Inhalte günstiger sein müssen. Daher bieten wir sowohl die gedruckte Variante als auch die E-Book-Variante zum selben Preis an. Denn letztlich wollen wir nicht jemanden zum Kauf eines Produktes drängen, das er eigentlich gar nicht haben möchte – nur weil es billiger ist.

So edel zeigt sich also das Gegenmodell zum Amazon-Kindle-Marketing (bzw. zu einem Großteil des Marketings in jeder Branche bis hin zur Abwrackprämie). Dass dies nicht jeder Kunde gleich sieht, sondern viele durchaus auch die Form als Zusatzaufwand des Verlages honorieren, zeigt die 9,99-Diskussion.

Konsumpsychologisch sinnvoller wäre es gewesen, zu behaupten, man senkte die Preise für die Hardcover-Ausgabe jetzt auf das E-Book-Niveau… Aber vielleicht kommt das ja auch irgendwann.

Die Antiquiertheit des Buches: Im Börsenblatt wird durch- und abgerechnet

Die E-Book-Debatte geht weiter und zwar im Börsenblatt, in dem Ralf Schweikart durchrechnet, warum das aktuelle Geschäftsmodell kein Erfolg werden kann:

Gehen wir mal davon aus, dass sich die Verlage in Bälde darauf verständigen, den Preis für elektronisch publizierte Inhalte fühlbar unterhalb der Buchpreise anzusiedeln – Pascal Zimmer von Libri empfiehlt 10 % bis 20 % unter dem Ladenpreis der vergleichbaren Buchausgabe. Den Mittelwert von 15 % angenommen, bedeutet das bei einem Hardcover von 19,90 Euro einen E-Buch-Preis von gerundet 16,90 Euro. Ersparnis: drei Euro. Die Rechnung ist einfach: Das 100ste Buch ist der private Break even, jetzt spart der Leser. Setzen wir das in Relation mit dem Einkaufverhalten der Gruppe der Power-Buchkäufer, der Gruppe der 20-29j-ährigen mit durchschnittlich 4,7 gekauften Büchern pro Jahr, dann lohnt sich die Hardware-Investition in ein E-Book nach genau 21 ein viertel Jahren: Selbst ein Finanzberater der Lehmann Bank hätte das nur schwerlich zu einer lohenden Investition hinbiegen können.

Dafür fängt er gleich wieder Feuer, aber immerhin ist selbiges in der Debatte drin. Man darf gespannt sein, wie lang die Halbwertzeit des Themas tatsächlich ist. Continue reading ‘Die Antiquiertheit des Buches: Im Börsenblatt wird durch- und abgerechnet’

An der Copacabana und am Wörthersee: Die E-Book-Debatte ist nach wie vor von einer allgemeinen Verunsicherung geprägt.

Aktuell regnen dank Messe Meldungen, Meinungen und Markteinschätzungen zum Thema E-Book ins Internet, dass man am besten alles abtropfen ersteinmal lässt, bevor man selbst noch seine Kanne dazugießt. Was man aber den Wortmeldungen zum Thema häufig anmerkt, ist, wie wenig die Protagonisten eigentlich über das Medium wissen und wie viel dabei in Kaffeesätzen herum- und vorgelesen wird. Hype trifft oft auf Halbwissen und führt dann zu solch unsinnigen Beiträgen, wie die kleine Radioreportage, die man neulich nachts im Deutschlandfunk in der Sendung Fazit hören konnte, aber danach am liebsten verpasst hätte.

Das Deutschlandradio Kultur hatte heute dagegen Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins und Verleger im Gespräch, der etwas überraschend zunächst das Medium E-Book mit dem Lesegerät synonym versteht und dann – oder deswegen – elektronische Texte ausgerechnet als untauglich für die wissenschaftliche Arbeit einstuft: Continue reading ‘An der Copacabana und am Wörthersee: Die E-Book-Debatte ist nach wie vor von einer allgemeinen Verunsicherung geprägt.’

Wo gibt’s Achillesfersengeld? Der Buchmarkt tappt durchs digitale Dunkel.

Zum Finale trompetete der Hamburger Wissenschaftler Michel Clement, der Buchmarkt habe ein Marketing-Problem, weil er einen Schwarzmarkt zulasse, indem er die Bücher nicht digital anbiete. „Wenn es die Verlage nicht tun, tun’s die User.“ Nassforsch stellte er die gängigen Vertriebsformen in Frage: Clement zufolge müssen Bücher heute digitalisiert, in Einzelteile zerlegt, aufbereitet, mit Metadaten angereichert und dann individuell vertrieben werden. Physische Bücher ausdrucken werde man künftig so wie heute Fotos – sei es auf Billigpapier, sei es mit Ledereinband.

Sind wir tatsächlich schon so digital? Erlebt der Buchmarkt im Trompetenstoß des Marketing-Professors Michel Clement sein Jericho? Ganz unrecht hat er vielleicht nicht, mit seiner “nassforschen” (wow!), heute in der Frankfurter Allgemeinen Analyse zum Buchmarkt zitierten Infragestellung. Abgesehen davon, dass ich meine Fotos nicht im Ledereinband ausdrucke, wundert man sich gegenwärtig schon ein wenig, warum Bücher fast durchgängig digital erstellt und oft digital gedruckt werden, die Verlage sich aber bei der digitalen Auslieferung so schwer tun. Der drohende digitale Schwarzmarkt wird dabei als Grund für eine weitwaltende Vorsicht (lies:Angst) in der Branche gesehen, ein Markt, der keine nationalen Rechtsbindungen mehr kennt:

Von rechtsstaatlichen Verhältnisssen im Netz träumen viele, derweil sich eine Download-Seite wie RapidShare einen Weltspitzenplatz erobert.

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“It’s all too modern for me” – Erfahrungen mit Kindle 1 und 2 geschildert in der New York Times

As soon as my Kindle 2 arrives I’m going to start using the dusty books in my attic as Kindling.

An dieses unsinnige Wortspiel wird sich nicht nur die IBI-Mitarbeiterin Maxi gewöhnen müssen, denn mit dem Kindle 2 rumpelt die Diskussion über für und wider solcher Geräte in die Fach- und Tagespresse. Die New York Times, aus der das obige Zitat stammt, sammelt Eindrücke, Erfahrungen und sonstige Äußerungen zum Gerät auf dieser Seite.
Am Rande interessant ist dabei, dass über eine “Editor’s Selection” inhaltlich besonders (oder manchmal überhaupt) substantielle Kommentare herausgefiltert werden. Das wäre auch mal etwas für den Tagesspiegel, bei dem man sich in der Regel wünscht, er hätte die Kommentarfunktion nie freigeschaltet.
Solche Filter erweisen sich in der Tat als äußerst hilfreich, wenn man weder Zeit noch Lust hat, sich Leserkommentare im Dutzend gestaffelt zuzuführen und führt zusammen mit der Vergabe von Recommendations durch die – na ja – Peers (also anderen Lesern) zu einer Art Qualitätsprüfung dieser lesergenerierten Inhalte. So findet man beim Casus Kindle schnell zu einem nicht von der Hand zu weisenden Pro-Argument für die Lesegeräte:

I can adjust the size of the print.

Fünf Leser fanden dies bemerkenswert und ich hab gleich mal das sechste Häkchen gesetzt.

Die elektronische Ethik. Das E-Book vom Guardian betrachtet

Die E vs. P-Debatte in der Tagespresse rotiert eifrig weiter. Gestern las man auf faz.net davon, dass das Papier von heute das Vinyl von morgen und also eher etwas für Nostalgiker in der Nische der Medienlandschaft ist (sh. auch hier). Heute verlinkt Najko auf seiner Facebook-Pinwand in den Guardian, in dem die britische Schriftstellerin Naomi Alderman – immerhin fast selbst aus der Generation der Digital Natives, in jedem Fall Bloggerin – sich über ihren Iliad beugt und sinniert, ob E-Book-Reader möglicherweise nicht die ethisch korrektere, weil grünere Alternative zum Taschenbuch sind: Library of the future.

Auch hier ist es beinahe interessanter auf den Stil zu achten, als auf den Inhalt: Sie gibt sich gleich eingangs als eine Bekehrte (“I never used to believe in ebooks.”) und holt den als typisch antizipierten Guardian-Leser dort ab, wo sie ihn vermutet. Bei seiner Skepsis. Im nächsten Schritt preist sie noch einmal Wert und Schönheit der Buchkultur, die Sinnlichkeit des Gegenstands und die damit verbundene positive Wirkung. Dies zeigt sich ihr aber im Konkreten als verklärte Nacht. Beim Lichte gesehen ist der Glanz dahin:

Printed books are not what they were; many are cheaply produced, smell peculiarly of chemicals, and bow or split before you’ve even finished reading them. Many of my parents’ books, paperbacks bought in the 1960s and 1970s, are now unreadable: the glue in the spines has turned to brittle flakes, the pages are yellowed and fall out as soon as you open them. I always thought I’d keep my books for ever but it begins to be clear that they, like so many other products, have a built-in obsolescence.

Das Buch ist nicht mehr, was es einmal war. Es ist im Taschenbuchbereich ein holzig anmutender Gebrauchsgegenstand zur einmaligen Nutzung. Tatsächlich besteht erfahrungsgemäß ein buchkultureller Unterschied hinsichtlich der Qualität der oft vergleichsweise teuren Taschenbüchern deutscher Produktion und dem, was man am Regal für fremdsprachige Literatur entdeckt. Es ist eine kleine, aber interessante  Differenz in Gestaltung, Material und Verarbeitung. Die Taschenbücher aus dem Insel-Verlag sind auch nach drittem Durchgang lesenswert, wogegen die Pocket-Book Ausgabe des Lost Horizon, die hier neben mir gerade aus der Regalreihe auftaucht, durchaus das erfüllt, was Naomi Alderman schildert. Die deutschen Verlage, die sich auf dem E-Book-Markt profilieren wollen, sollten also zunächst einmal die Qualität ihrer Druckausgaben auf britisches Taschenbuchniveau senken. Dann wird nämlich der sinnliche Unterschied zwischen dem Lesegerät aus Papier und dem Lesegerät aus Elektronik eher so positiv für Letzteres sprechen, wie es im Artikel aufscheint:

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Wenig Neues vom Thema No. 1: Die FAZ (wieder mal) über das E-Book.

Werden bald elektronische Lesegeräte wie der Amazon Kindle das gute, alte Buch ersetzen?

fragt die Frankfurter Allgemeine Zeitung auch morgen wieder, vielleicht weil es ihr an originellen Bildunterschriften mangelt. Ansonsten wissen Hubert Spiegel-Leser nach Durchsicht seines aktuellen Beitrags nicht viel mehr, außer vielleicht, dass die japanische Autorin Mica Naitoh dort als Handyschriftstellerin zu Ruhm gekommen ist (hier ein Beitrag vom letzten Jahr zum Thema). Und weiter liest man:

Dass sich „phone novels“ hierzulande jemals durchsetzen könnten, dürften die meisten deutschen Verleger für völlig unwahrscheinlich halten. Aber deutsche Verleger konnten sich bis vor wenigen Wochen auch noch nicht vorstellen, dass der vor zehn Jahren als vermeintliche Totgeburt gestartete eBook-Reader, das digitale Lesegerät, das wichtigste Thema des Jahres 2009 für sie werden könnte. Die Buchbranche hat über Jahre in zwei Kernbereichen umgekehrt proportionales Wachstumsverhalten gezeigt: Man hat immer mehr Titel auf den Markt geworfen und immer weniger Phantasie entwickelt. Anders gesagt: Man hat immer mehr gedruckt und immer weniger gedacht.

Die etwas orientierungslos wirkende Branche sucht nach wie vor einen Halt in der Kurve, die die Musikindustrie eher schlecht als recht zu bekommen scheint (“Im letzten Jahr hat die amerikanische Musikindustrie fast ein Viertel ihres Umsatzes mit digitalen Inhalten gemacht, 2005 waren es erst neun Prozent. Aber auch der Zuwachs reicht keineswegs aus, um die Verluste auszugleichen, die im traditionellen Geschäftsfeld auflaufen.”)
Wie viele Verluste fährt eigentlich der Buchmarkt aktuell in seinem traditionellen Geschäftsfeld ein?

Irrigerweise werden hier zwei Sphären vermischt, die besser getrennt zu betrachten sind:
Die Musikindustrie begann sich gezwungenermaßen zu dem Zeitpunkt für die digitale (sprich:mp3) Vermarktung zu begeistern, als die Musikliebhaber massiv mit selbstdigitalisierten, bzw. von CD abkopierten, Titeln auf selbstorganisierende Tauschbörsen drängten und die kommerziellen Vermarkter locker umsegelten.
Obwohl Textformate weitaus länger als mp3-Standards für den Hausgebrauch verfügbar sind, dürften sich die Umsatzeinbrüche, die der Buchhandel erleidet, weil sich Literaturfans PDFs hin und her napstern, bislang minimal sein. Die Motivation einer sich verselbstständigenden wilden Nutzung durch Selbstkopierer und digitalen Book Crossern das Wasser abzugraben, ist für besonders kontrollwütige Verlage vielleicht erstrebenswert, für die Branche im Sinne einer die Wirtschaftlichkeit sichernde Reißleine jedoch bisher nicht gegeben.

Der Handlungsdruck reicht also in diesem Punkt noch nicht, um das Ventil zu sprengen. Richtig attraktiv erscheint das Ganze momentan ohnehin nur für die Doppelverdiener, d.h. die, die Lesegerät und Inhalte verkaufen und kontrollieren. Allerdings müssen diejenigen, die Inhalte liefern, noch zum Zuliefern überredet werden, um die antizipierte Breite im Sortiment für einen florierenden Markt zu bekommen. Nur mit “hochwertigen E-Books für Heimarbeiter” wird man den Buchmarkt nicht dauerhaft aufmischen. Auch die 25.000+ txt-Files des Project Gutenberg hat nun mittlerweile jeder auf seinem Laptop zwischengespeichert. Oder die 15 davon, die ihn interessieren.

Der zweite Aspekt, aus dem sich ebenfalls ableitet, warum wir noch nicht wie irre unsere Büchersammlungen abscannen und filesharen, bezieht sich darauf, dass der Aufwand sowohl der Anfertigung von Kopien über einen Scanner (oder gar eine Tastatur), wie auch der Rezeption über ein Display einen Komplexitätssprung im Umgang mit dem Medium bedeutet, der durch die gegebenen Vorteile nur bedingt kompensiert wird.
Das Buch liefert sein Lesegerät nämlich traditionell gleich mit. Für die elektronische Variante muss man sich dagegen erst eines beschaffen. Daher lässt sich das Buch wohl eher mit einem Musikinstrument als mit einem Tonträger vergleichen. Das passt auch auf den Rezeptionsvorgang: Sowohl das Spielen des Instruments wie auch das Lesen eines Textes muss man, im Gegensatz zum Hören einer Tonkonserve, lernen. Und nebenbei lesen, während man das Auto wäscht, geht auch schlecht (Hörbücher mal ausgeklammert).

Man muss sich entsprechend vor Augen halten, dass der Schritt zum E-Book den Umgang mit dem Medium für die Kunden zunächst einmal verkompliziert. Der Vorteil, dass man nun – ähnlich wie auf dem iPod – tausende Titel mit sich herumtragen kann, relativiert sich angesichts der Alltagserfahrung, dass gerade die Leute, die sich heute mit tausenden Buchtiteln umgeben, zumeist ausgerechnet auch die physische Form im Bibliothekszimmer stehen haben möchten. Die “Digital Natives” mögen das anders sehen. Aber die begeistern sich vielleicht für andere Textformen und lesen lieber kurzweilige Kurzgeschichten als Döblins Wallenstein.

Verlage wie auch Bibliotheken sollten daher möglicherweise zu ihrem gemeinschaftlichen Sinnieren zum Thema Nummer 1 des Jahres 2009 den Gedanken hinzufügen, dass Texte für elektronische Darstellung schon strukturell anders sein sollten, als die, die für die Buchpublikation geschrieben, gesetzt und gelayoutet wurden (Thema: Longlist). Was nicht passt, kann man oft passend machen. Dies aber im vorliegenden Fall mit enormen Aufwand und beschränkter Zweckhaftigkeit. Print-on-demand ist für das Zugänglichmachen vergriffener Titel sicher die bessere Variante. Zur Not auch der PDF-Vertrieb. Die wirkliche E-Book-Belletristik braucht dagegen erst einmal passende Schriftsteller. Die Talentscouts der Verlage sollten für die Zukunft durchaus auch mal in dieser Richtung suchen.

Schließlich: Ich habe es heute schon einmal an anderer Stelle betont: Die Akteure auf dem Geschäftsfeld müssen natürlich forcieren und Druck aufbauen. Dennoch besteht für die alte Dame FAZ wohl kaum ein Grund, auf die gezwungene Hysterie eines Arvato/Bertelsmann-Vertreters hereinzufallen und dessen Aufscheuchen: “Zögert nicht zu lange! Abwarten bringt nichts! Handelt jetzt!” zu ihrer Überschrift zu machen. Sie tut es trotzdem: Zögert nicht, handelt!

Sie haben Großes zu sagen: In Yale diskutierte man über die Relevanz des Mediums Buch

John Donatich, director of Yale University Press, invoked the theme—the hazy economic future of print works in an increasingly digitized publishing environment—in his keynote address, saying, “Many look forward to the day in which we can etherize books online and commit what the director of the Beinecke Library, Frank Turner, calls ‘bibliographic euthanasia.’ ”

Vor zwei Wochen luden die amerikanischen Universitätsverlage nach New Haven um die Frage “Why Books Still Matter” zu beantworten, was allerdings, glaubt man der Zusammenfassung bei Publishers Weekly, nicht sehr originell gelang. Womöglich war einfach schon die Leitfrage verkehrt gestellt. In jedem Fall bleibt der Eindruck, als würde an der Front zwischen “Rettet das Buch als Leitmedium der Zivilisation” und “Habt euch nicht so, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten” fest Stellung bezogen, ohne dass man die Unsinnigkeit des ausgerufenen Blickwinkels auf das Thema selbst thematisiert.

So kippt die Aggregationskultur mit den erneuten Beteuerungen von Yochai Benkler und Michael Heller (“emphasizing that all forms of culture today, from music to news, involve assembling information from various sources”) weiterhin demnächst die rückständigen und den Fortgang der kulturellen Entwicklung behindernden traditionellen Geschäftsmodelle auf den Müllplatz der Wirtschaftsgeschichte. Die Freunde des Druckwerks können nichts Besseres als Gegenargument aufbieten als: “Books have something big to say.” Zweifellos haben sie das. Aber nicht alle. Und darum geht es hier auch nicht.

Große Worte allein sind nämlich noch keine sachliche Begründung, warum etwas noch immer relevant ist. Und das Umsatteln von weichen auf harte Wissenschaften, wie es der Princeton-Vertreter Peter Dougherty als Rettungsszenario für die Universitätsverlage andeutet, verkennt in eigenartiger Weise, dass gerade die STM-Fächer dem Schneckenmedium Buch bereits etwas länger, etwa seit den Philosophical Transactions, herzlich wenig abgewinnen können und lieber andere Kommunikationswege benützen.

Auch dass sich die Simultanpublikation von elektronisch in Open Access und gedruckt im Buchhandel rechnen kann, ist keine ganz neue Erkenntnis, wird aber sicher zurecht noch einmal betont. Hierbei zahlt der Käufer tatsächlich für Materialität und nicht für den bloßen Zugang zum Inhalt. Der Bedarf ist augenscheinlich da (“we sold 4,000 to 6,000 copies of the print edition“) und das Scheuklappern der Verleger, das auf der verrückten Knausrigkeitsvermutung, der Leser lese lieber ein billiges PDF als den handlichen Band z.B. im Lesesaal der Universitätsbibliothek, aufbaut, erweist sich erwartungsgemäß als Zeichen für eine schwer begründbare aber doch deutlich sichtbare Nervösität und zeigt nebenher, wie wenig die Vertreter des in ihren Augen überlegenen Mediums ihrer Zielgruppe so zutrauen.

Eigentlich will man als Wissenschaftler im Wissenschaftsalltag ja beides: das Buch zum konzentrierten Deep Reading, zum Unterstreichen, Lesezeichen einkleben und Eselsohren knicken und das PDF um gezielt zu suchen, ob man nicht eine entscheidende Textstelle übersehen hat und nicht zuletzt zum Herauskopieren der Zitate.

Bei sehr spezifischen Themen bietet die Print-on-Demand-Technik tatsächlich sogar die Option, Texte, die man sonst nie gedruckt und gebunden kaufen könnte, plötzlich in ganz klassischer Druckform anzubieten. Die potentielle Rolle des Buches als Medium ist somit, richtig gehandhabt, größer denn je. Nur haben die Vorstellungen davon, wie man mit dem Buch Geld verdienen kann, aktuell den Fehler, etwas fantasiearm zu sein, weswegen man sich mit den hinderlichen “Entweder-Oder”-Scharmützeln konfrontiert sehen muss.

Wenn man sich einmal von der Zuspitzung in der Frage nach der Zukunftstauglichkeit ablöste und vielleicht darüber sinnierte, wie die gegenwärtigen verfügbaren und allesamt validen medialen Formen in eine sinnvolle Wechselbeziehung gesetzt werden könnten, entstände möglicherweise als Fazit etwas Substantielleres als ein fröhliches Wortspiel wie dieses:

“Dougherty concluded with the hope that the panel question “whither the university press” wouldn’t become “wither the university press.””

Die Diskussion zum Thema, sofern Publishers Weekly die Diskussion realitätsnah referiert, wirkt in der Tat über weite Strecken etwas verwelkt.

Die andere Bibliothek. Hans Magnus Enzensberger nimmt sich den Kindle vor.

Wehklagen über den Stand der Dinge wäre vergeblich. Dennoch erlauben wir uns zum Schluss, ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen. Als Betriebssystem ist das Buch schwer zu toppen. Es braucht keine Batterie und keine Antenne. Man kann darin blättern, man kann es verschenken oder wegschmeißen. Es ist auf keinen Monopolisten angewiesen. Sein Betriebssystem hält sich seit Jahrhunderten; es veraltet nicht innerhalb von zehn Jahren. Bücher kann man anfassen. Sie liegen angenehm in der Hand. Wir bitten um Nachsicht für Leser, die das lässiger finden als eine Plastikschachtel.

Jetzt durfte auch noch Hans Magnus Enzensberger für einen Kindle-Test in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an die Kiste und so langsam will man auch mal wieder etwas anderes über die Buchmesse lesen: Die Wundertüte aus Seattle. Und schreiben (sofern edublogs.org wieder online ist). Ich gelobe Besserung.

Etwas zum Länderschwerpunkt hört man z.B. gerade auf SWR1 in einem schönen Report zu Murathan Mungan und wer nicht spontan zuschalten kann, findet beim Deutschlandradio auch einiges im Archiv. Zum Beispiel dieses.

Weihnachten an Europas Stränden, dieses Jahr noch ohne Kindle

All diejenigen, die sich vom E-Book-Fieber, welches auf der Buchmesse grassieren soll, wovon ich allerdings bei meinem gestrigen kurzen Besuch so gut wie nichts mitbekommen habe, angesteckt sind und daher auf Amazons Kindle warten, werden die Botschaft, welche Brian McBride von Amazon UK jüngst verkündete, überhaupt nicht gern hören. Denn dieses Jahr, so die Auskunft, wird es nichts mit einer Auslieferung in Großbritannien. Da das, was dort dagegen spricht, auch in Deutschland gilt, lässt sich vermuten, dass auch der deutsche Markt nicht bedient wird. Der Grund liegt in den Wi-Fi-Strukturen Europas, die verhindern, dass man mit einem in Großbritannien gekauften Gerät vom Strandkorb in Spanien aus Bücher erwerben kann. :

“The Kindle is based on wireless technology. If you need agreement with carriers in the US, there is one carrier. In Europe it is a minefield as there are so many operators. If you buy a Kindle in the UK and want to read it on the beach on holiday in Spain, unless we have signed deals in Spain it is not going to work on that beach,”

Das Aufatmen der Taschenbuchhändler zu Benidorm war bis hier zu hören. Mehr zum Kindl-Korb 2008 kann man im Bookseller nachlesen: No UK Kindle launch before Xmas

Boom, Boom, shake the reading room. Das E-Book als Star der Buchmesse und im deutschen Feuilleton.

Wer heute die Tagespresse aufschlägt, ertrinkt erwartungsgemäß in Beiträgen, die das Buch, das Lesen und den wie immer dramatischen Wandel mehr oder weniger geschickt thematisieren. Das Deutschlandradio verkündete es schon, bevor man überhaupt die Blätter aus dem Briefkasten holte: Der Star der Buchmesse 2008 ist das E-Book und glaubt man dem, was man so liest, wird das Gastland in der medialen Begleitung zur Messe bestenfalls unter ferner liefen behandelt. Die Technik steht 2008 im Vordergrund, nicht die Inhalte. Die Buchmesse befindet sich “im Bann des eBooks” (ZDF). Hoffentlich wird sie dabei nicht zur Bannmeile für die Literatur. Wünscht sich mancher.

Hendrik Werner in der WELT hängt die Durchsetzung des Mediums erstaunlicherweise an das Verlagsangebot des S. Fischer-Verlags:
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Fünf vor Zwölf

Hubert Spiegel ist in der FAZ vom Freitag unter dem Titel „Das Buch, das aus dem Äther kam“, eine lesenswerte Darstellung von Amazons elektronischem Lesegerät gelungen, in der er weniger das Objekt der Begierde als solches in den Mittelpunkt stellt, als vielmehr die Menschen, die, ob begehrend oder nicht, durch dessen Entwicklung auf die eine oder andere Art und Weise beeinflußt werden, nämlich Autoren, Verleger, Buchhändler und Leser. Wenn man den Kindle, analog zum iPod in Bezug auf Musik, als Missing Link zwischen digitalen Schriftprodukten und komfortablem und portablem Konsum betrachtet, dann zeichnet sich für die Buchbranche eine ähnliche Entwicklung ab wie für die Musikindustrie der vergangenen Jahre:

„ein Katastrophenszenario. Denn der Vertrieb der e-books findet ausschließlich im Internet statt, die stationären Buchhandlungen können daran nichts verdienen.“

Wie sehr die Vernetzung im Internet die Buchbranche beeinflussen kann hat Jeff Bezos, Gründer von Amazon, in den den vergangenen Jahren erfolgreich unter Beweis gestellt. Jetzt nutzt er gleichzeitig die Vorteile der Digitalität.

„Wohin man [aber] in diesen Tagen auch hört in der deutschen Verlagswelt […], überall klingt die Auskunft ganz ähnlich […]: Man habe gerade erst begonnen, sich mit der Sache zu befassen.“

Dabei sind die Leser schon viel weiter, sie konsumieren, was der Markt hergibt, und wenn nicht der Markt, dann doch die Tauschbörse:

„Die Schriftstellerin könne nur noch darüber entscheiden, ob sie ihren Lesern die Möglichkeit erlauben möchte, ein e-book […] auch auf „legalem Wege“ zu erlangen.“

Momentan schützt die gesicherte Leitung von Amazon Store über Amazon Kindle zu Amazon Kunde allerdings vor solch unerwünschten Eingriffen, auch von den durch den stationären Buchhandel wie gesagt oder eben durch Bibliotheken.