IBI-Weblog » Leseverhalten http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Der digitale Lesestrudel: Diese Woche lohnt die APUZ-Lektüre http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7527/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7527/index.html#comments Tue, 13 Oct 2009 20:02:21 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7527 Wird das Urheberrecht als “Nervengerüst des Informationszeitalters” also aus seiner zentralen Stellung in der Regelung informationeller Handlungsrechte verdrängt oder von privaten Arrangements überlagert, wie manche meinen? Neue Formen der Wissensorganisation wie die Creative-Commons-Lizenz, das Open-Source-Modell in der Softwareentwicklung oder an Open Access orientierte Publikationsformen in der Wissenschaft sprechen für diese These. Für die aktuelle Ausgabe [...]]]>

Wird das Urheberrecht als “Nervengerüst des Informationszeitalters” also aus seiner zentralen Stellung in der Regelung informationeller Handlungsrechte verdrängt oder von privaten Arrangements überlagert, wie manche meinen? Neue Formen der Wissensorganisation wie die Creative-Commons-Lizenz, das Open-Source-Modell in der Softwareentwicklung oder an Open Access orientierte Publikationsformen in der Wissenschaft sprechen für diese These.

Für die aktuelle Ausgabe von Aus Politik und Zeitgeschichte (und nicht nur dafür) lohnt diese Woche die Ausgabe des einen Euros, den die Zeitung Das Parlament im Einzelverkauf kostet. Denn in ihr geht es um die Zukunft des Buches und während dieser Tage im SPIEGEL und auch an anderer Stelle nicht unbedingt sonderlich fundierte Artikel zum Thema E-Book und P-Book und sterbende Buchmärkte erscheinen – seit Jahren bester Indikator für die beginnende Buchmesse – finden sich in APUZ 42-43/2009 durchaus lesenswerte Reflexionen mit etwas mehr Tiefgang und Fundament. Für diejenigen, die sich alltäglich aus der fachlichen und/oder fachwissenschaftlichen Perspektive mit den Aspekten Digitalisierung und Veränderung des Leseverhaltens sowie dem Google Book Settlement und Urheberrechtsproblemen befassen, bleibt das Heft zwar immer noch weitgehend im Oberflächenwasser. Einsteiger in die Thematik sowie die allgemeine Öffentlichkeit sollten mit der Ausgabe aber trotz leichter Unschärfen an der einen oder anderen Stelle einen recht guten Überblick erhalten.

So verwendet die Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann in der Überschrift zu ihrem Beitrag Zukunft der digitalen Bibliothek den Begriff der “Digitalen Bibliothek” nun nicht unbedingt so, wie ihn die Bibliothekswissenschaft diskutiert. Sie bietet aber einen vergleichsweise sehr aktuellen und verständlichen Überblick über Anlass, Hintergründe und Diskussion des Google Book Settlement und benennt wichtige Probleme. Die Bibliotheken selbst spielen nur am Rande zum Thema passend eine Rolle, beispielsweise wenn sie das Problem der Metadaten bei der Google Book Search kurz erwähnt und Geoff Nunbergs berühmten Metadata Trainwreck Text zitiert.

Auch die Überlegungen des Germanisten Albrecht Hausmann zur Zukunft der Gutenberg-Galaxis kann man durchaus mal durchsehen. Eine so interessante wie eigentlich naheliegende Aussage des Textes lautet, dass es in der Debatte um das gedruckte Buch und seine Bedrohung durch die Digitalität gar nicht um das Medium geht, sondern um das “mit dem Verlagssystem verbundene ökonomische Prinzip, das auf der Finanzierung von Publikationen durch Kapitalgeber beruht. ” Andererseits darf man natürlich auch nicht vergessen, dass anspruchsvollere Netzpublikationen durchaus etwas kosten können, sei es über Programmier- und Infrastrukturaufwand oder einfach auch die Arbeit, die die Erstellung der Inhalte dann doch erfordert. Nicht ganz überzeugend ist Hausmanns Sicht auf das Nutzerverhalten: Er sieht hier m.E. mehr Zweckrationalität als tatsächlich vorliegt, wenn er schreibt:

“Wie der mittelalterliche Schreiber selektiv abschreibt, weil er Material und Zeit sparen will, so lädt der moderne Internetnutzer nur das aus dem Netz auf die Festplatte seines PCs der auf seinen MP3-Player, was er wirklich braucht – und spart damit Speicherplatz und Zeit. “

Wenn etwas erfahrungsgemäß im Lifestyle-Programm der Generation iPod keine Berücksichtigung mehr findet, dann ist es die Frage nach dem Speicherplatz, denn der reicht im Normalfall für mehr Musik, als man in der Lebensdauer des Geräts überhaupt durchhören kann. Und für die These, dass die Nutzung der digitalen Inhalte des Internets Zeit spart, wird man in der Nutzergruppe wohl kaum einen Gewährsmann finden. Eher könnte man von einer Verdichtung des Medienkonsums sprechen.

Weiterhin recht gut zu lesen ist der Beitrag des NZZ-Kulturkorrespondenten Joachim Güntner, der dem Buchmarkt im Strudel des Digitalen beim Rotieren zusieht und den Bogen vom Thema E-Book über das Thema Open Access bis zum Thema “flexibler Mensch dank Reader” spannt, also auch die soziologische Komponente im Technischen sieht. Seine These: Mit elektronischen Büchern geht der Distinktionswert der Privatbibliothek verloren. Buchinhalte werden wie andere Informationen funktional verstanden – ihre physische Repräsentation wird als Ballast empfunden, den zu minimieren die Lesegeräte versprechen.

Nicht sonderlich lesenswert ist dagegen der Beitrag des Hirnforschers Ernst Pöppel, der sich und uns fragt: Was geschieht beim Lesen? Für das Lesen seines Textes heißt die Antwort: eine Verwunderung stellt sich ein. Das liegt weniger an der interessanten These, dass das Lesen das Gehirn nicht etwa ge- sondern missbraucht, weswegen Lesekompetenz und Lesen als Kulturtechnik falsch bis überbewertet werden. Sondern daran, dass der Wahrheitsgehalt des an sich sehr interessanten Gedankens entgegen dem Versprechen des Eingangsparagraphs weder “beherzt” noch überzeugend verteidigt wird. Es wird schlicht nicht deutlich, worin der Zugewinn in der normativen Aufladung der Debatte liegt, die die Formulierung “Missbrauch” nun einmal mit sich bringt. Dass er den Leib-Seele-Dualismus ablehnt ist in erster Linie ein philosophisches Problem und seine Interpretation, dass die Schriftlichkeit an diesem schuld sei, womöglich sogar eine legitime. Aber gerade die Tatsache, dass man gegen Descartes Unterscheidung anschreiben und -lesen kann, zeigt, dass das Gehirn auch in der Schrift geschmeidig genug ist, eine Transzendenz des Problems anzuregen. Ob dies ohne Schriftlichkeit gelänge, ist eine andere Frage. Laut Ernst Pöppel bestünde dann aber das Problem wohl gar nicht. Was wenigstens die, die sich in Schrift und Lektüre pudelwohl fühlen, bedauern würden.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=7527 3
“a little bit here, a little bit there”: Die Zukunft des Lesens und des Schreibens http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6794/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6794/index.html#comments Wed, 22 Apr 2009 09:01:03 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6794 In other words, an infinite bookstore at your fingertips is great news for book sales, and may be great news for the dissemination of knowledge, but not necessarily so great for that most finite of 21st-century resources: attention. Im Technikteil des Wall Street Journal findet sich ein sehr lesenswertes Essay Steven Johnsons, in dem er [...]]]>

In other words, an infinite bookstore at your fingertips is great news for book sales, and may be great news for the dissemination of knowledge, but not necessarily so great for that most finite of 21st-century resources: attention.

Im Technikteil des Wall Street Journal findet sich ein sehr lesenswertes Essay Steven Johnsons, in dem er ausgehend von seinen Kindle und Hypertexterfahrungen über die Veränderung des Schreibens und Lesens von Büchern reflektiert, die mit der Öffnung und Einbindung von Buchinhalten in digitale Netze einhergeht. Das Vorher – also die traditionelle Praxis der Lektüre -  ist die Vorstellung des Buches als geschlossener Wahrnehmungsraum:

Because they have been largely walled off from the world of hypertext, print books have remained a kind of game preserve for the endangered species of linear, deep-focus reading. Online, you can click happily from blog post to email thread to online New Yorker article — sampling, commenting and forwarding as you go. But when you sit down with an old-fashioned book in your hand, the medium works naturally against such distractions; it compels you to follow the thread, to stay engaged with a single narrative or argument.

Das Nachher ist ein von Spontankäufen (Amazon), Popularitätsrankings mit Textstellen als kleinster Einheit (Google) und Textsprüngen sowie einem Dauerdiskurs (Soziale Software) mit einer hohen Bedeutung von Zitationen (wiederum Google) gelenktes Leseverhalten:

Imagine every page of every book individually competing with every page of every other book that has ever been written, each of them commented on and indexed and ranked. The unity of the book will disperse into a multitude of pages and paragraphs vying for Google’s attention.

Man kann darüber, wie auch über andere Punkte selbstverständlich diskutieren und fragen, inwieweit es sich in solch einem Netz aus Passagen und Zitationen überhaupt noch anbietet, von “Büchern” zu sprechen, oder ob die Form “Buch” in Gestalt dessen, was aktuell noch erzeugt und zunehmend digitalisiert wird nicht als Form selbst verschwindet, während sich das fragmentarische, hypertextuelle und offene Schreiben zu einer eigenen, früher oder späteren dominierenden Medienform entwickelt, die auf die Bezeichnung “Buch” selbst als Metapher verzichtet. Gerade deshalb kann man den schönen Text aber einmal lesen und gerade die Folgen der Veränderung im Umgang mit dem, was man “Aufmerksamkeit” nennt, werden nicht nur Betriebspsychologen noch eine Weile beschäftigen: How the E-Book Will Change the Way We Read and Write.

(via New York Times’ Paper Cuts)

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6794 1
Je schlechter, desto lesender. Meint ein Neujahrskommentar in der taz http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6417/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6417/index.html#comments Thu, 01 Jan 2009 18:31:24 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6417 “Denn die Bevölkerung von Ländern, denen es wirtschaftlich schlecht geht, wird oft geradezu biblioman, sie hält sich an den Texten fest, egal ob auf dem E-Book-Reader, dem iPhone oder auf Papier gelesen. Arme Völker kaufen ihren Kindern Kinderbücher, wenn dann noch Geld übrig ist, kaufen sie Bücher für Erwachsene, wenn nichts mehr da ist, stürmen [...]]]>

“Denn die Bevölkerung von Ländern, denen es wirtschaftlich schlecht geht, wird oft geradezu biblioman, sie hält sich an den Texten fest, egal ob auf dem E-Book-Reader, dem iPhone oder auf Papier gelesen. Arme Völker kaufen ihren Kindern Kinderbücher, wenn dann noch Geld übrig ist, kaufen sie Bücher für Erwachsene, wenn nichts mehr da ist, stürmen sie die Bibliotheken.”

Meint jedenfalls Jörg Sundermeier vom Berliner Verbrecherverlag und sagt für 2009 ein Jahr des Lesens voraus. Mehr als die Zeitung von gestern ist heute nach erwartungsgemäß langer Nacht noch nicht machbar gewesen, aber selbstverständlich stimmen wir hoffnungsfroh in das Loblied auf die Lektüre ein, allerdings in puncto “Manie” unter psychohygienischem Vorbehalt und mit dem leise klingenden Verdacht, dass der Verleger sich im Bibliothekswesen “armer Völker”, zu dem das bundesrepublikanisch-deutsche auch bei Verschärfung des wirtschaftlichen Abschwungs im Vergleich bestimmt nicht so schnell zählen wird, kaum allzu kundig gemacht hat.

Obendrein erkennt, wer sich mal mit der Bedürfnispyramide beschäftigt hat, dass es als Begleitmusik zum Verarmen gewichtigere Melodien selbst als die edle Tätigkeit des Lesens gibt. Gehaltvollere, zugegeben, kaum. Andererseits wirkt die Annahme, dass “das Mittelmaß, unwichtige Romane und Erzählungen, die der Kritik und dem Publikum so lange für “wichtig”, “imposant” und “überragend” gelten, wie man es sich leisten kann, über schlecht Nachgemachtes und Überflüssiges zu schwadronieren”, nun keine Chance mehr haben werde, weil das Verständnis der beschädigten Welt nach dem Ende der Überzeugungskraft in der großen Erzählung des globalen Finanzkapitalismus und die korrespondierenden Rückkopplungen auf die unmittelbare Lebenswirklichkeit des Einzelnen, Schlagkräftigeres erfordert, doch reichlich naiv neben den real existierenden Bestsellererfahrungen auch mäßiger weltwirtschaftlicher Zeiten. Wir prüfen mal in einem Jahr nach, wie sehr der in diesen Aperitif für ein Jahr des Qualitätstextes getröpfelte Wermut 2009 durchschmeckt. Die Glosse zum Thema gibt es in der taz: 2009, Jahr des Lesens.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6417 0
Was ist eigentlich “Lesen” (heute)? Z.B. Videospielen. Ein Artikel in der New York Times. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6052/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6052/index.html#comments Mon, 06 Oct 2008 14:52:40 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6052 I think we have to ask ourselves, ‘What exactly is reading?’ ” said Jack Martin, assistant director for young adult programs at the New York Public Library. “Reading is no longer just in the traditional sense of reading words in English or another language on a paper.” In some cases, librarians may guide young gamers [...]]]>

I think we have to ask ourselves, ‘What exactly is reading?’ ” said Jack Martin, assistant director for young adult programs at the New York Public Library. “Reading is no longer just in the traditional sense of reading words in English or another language on a paper.”

In some cases, librarians may guide young gamers towards other resources — including, occasionally, books. But critics argue that most children who play games at the library simply do just that. And games like Dance Dance Revolution, in which players follow dance steps on a screen, seem to have little to do with literacy of any kind.

In der heutigen Ausgabe der New York Times findet sich ein Artikel, der der Frage nachspürt, inwieweit sich Videospiele dazu eignen, Inhalte zu vermitteln und Informationskompetenz zu fördern. Der Titel führt allerdings etwas in die Irre, da es nicht mehr ausschließlich darum geht, die videospielenden Kinder an das Medium Buch heranzuführen, sondern zunehmend darum, das Videospiel selbst als als Vermittlungsmedium zu entwickeln: The Future of Reading: Using Video Games as Bait to Hook Readers

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6052 0
Digitale Lesekompetenz, in der New York Times http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5870/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5870/index.html#comments Sat, 26 Jul 2008 23:23:14 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5870 But others say the Internet has created a new kind of reading, one that schools and society should not discount. The Web inspires [...] teenager [...], who might otherwise spend most of her leisure time watching television, to read and write. Die große Debatte, inwieweit das Internet uns dümmer oder klüger oder anders macht, geht [...]]]>

But others say the Internet has created a new kind of reading, one that schools and society should not discount. The Web inspires [...] teenager [...], who might otherwise spend most of her leisure time watching television, to read and write.

Die große Debatte, inwieweit das Internet uns dümmer oder klüger oder anders macht, geht in der New York Times in eine ausführliche weitere Runde: Literacy Debate: Online, R U Really Reading?

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=5870 0
So lesen die Deutschen, eine aktuelle Studie http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5764/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5764/index.html#comments Thu, 12 Jun 2008 14:30:20 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5764 Nach eigener Einschätzung liest knapp ein Viertel (24 Prozent) der Bevölkerung in Deutschland „sehr oft“ Bücher, weitere 34 Prozent lesen „oft“. Demgegenüber lesen 38 Prozent „selten“ und fünf Prozent „nie“ Bücher. Die Angaben auf die Frage nach der Anzahl der im laufenden Jahr gelesenen Bücher reichen von „gar keine“ bis hin zu über 30 Büchern. [...]]]>

Nach eigener Einschätzung liest knapp ein Viertel (24 Prozent) der Bevölkerung in Deutschland „sehr oft“ Bücher, weitere 34 Prozent lesen „oft“. Demgegenüber lesen 38 Prozent „selten“ und fünf Prozent „nie“ Bücher. Die Angaben auf die Frage nach der Anzahl der im laufenden Jahr gelesenen Bücher reichen von „gar keine“ bis hin zu über 30 Büchern. Der Durchschnitt liegt bei 11 Büchern, wobei Frauen nach eigenen Angaben 13 und Männer lediglich neun Bücher gelesen haben. In der Gruppe der Befragten, die sich selbst als Vielleser einstufen, liegt das Durchschnittspensum bei 24 gelesenen Büchern seit Jahresanfang.

Das Börsenblatt weist heute auf eine Repräsentativstudie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers mit dem Titel “Haben Bücher eine Zukunft?” (PDF) hin. Das Wort “Bibliothek” taucht in dieser übrigens nirgends auf.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=5764 0