Artikel “Die permanente Revolution ist fatal”

Letzte Woche erschien in der Welt Online ein Interview mit Michael Krüger, Dirk Stempel und Hermann Riedel vom Hanser Verlag. Einige Auszüge aus dem Artikel Die permanente Revolution ist fatal:

Literarische Welt: Wie hoch ist bei einem eBook der Honoraranteil des Autors, wie hoch der Anteil des Verlags?

Stempel: Der Honoraranteil des Autors beläuft sich auf 20 Prozent vom Nettoerlös. Der Verkaufspreis des eBooks liegt im Literaturverlag 10 bis 20 Prozent unter dem Preis des entsprechenden gebundenen Buches, um einen Anreiz zu bieten. Im Fachbuch Verlag haben eBooks und gedruckte Bücher den gleichen Preis.

Riedel: Die eBooks des Fachbuch Verlags werden nicht von privaten Lesern gekauft, sondern von Bibliotheken, in denen sie dann gleich mehrere Leser finden. Deshalb scheint es uns angemessen, hier den gleichen Preis wie beim gebundenen Buch zu nehmen.

Literarische Welt: Warum geht die Politik gegen diese Rechtsverletzungen [Raubkopien] nicht offensiver vor?

Riedel: Die Politik ist hier nicht immer hilfreich. Staatliche Einrichtungen sind ja mitunter Profiteure von Urheberrechtsverletzungen. Da gibt es zum Beispiel den Musterprozess, den der Ulmer Verlag gegen die Universitätsbibliothek Darmstadt geführt hat. Denn die hat im großen Umfang Lehrbücher digitalisiert und den Studenten freigestellt, diese Bücher vom Uni-Server runterzuladen und zu benutzen. Für die Politiker ist in einem solchen Fall die Aussicht, mit einem einzigen Lehrbuch kostengünstig alle Studenten bedienen zu können, natürlich verführerisch.

Literarische Welt: Hat der Steuerzahler, der den beamteten Wissenschaftler finanziert, nicht das Recht, die von diesem Wissenschaftler verfassten Lehrbücher kostenlos zu nutzen?

Krüger: Nein, hat er nicht. Der Forscher, der heute um 3 Uhr eine Primzahl findet, der kann sie ins Netz stellen, wie er will, und um 3:15 Uhr wissen alle Primzahlforscher auf der ganzen Welt: Herr Mayer aus Darmstadt hat eine neue Primzahl gefunden. Bravo. Wenn er aber ein Handbuch “Wie berechne ich Primzahlen?” schreibt und an einen Verlag verkauft, damit der es vertreibt, dann muss es für dieses Buch Urheberschutz geben. Wenn es diesen Schutz nicht gibt, werden keine Lehrbücher mehr verlegt und keine mehr geschrieben, und die Universitätsbibliotheken werden bald nichts haben, was sie digitalisieren und an die Studenten weitergeben können.

1 Response to “Artikel “Die permanente Revolution ist fatal””


  1. Vielen Dank für den Hinweis!
    Frage ich mich doch bei dem ersten Zitat, wie sich die Antwort zur Frage verhält. Wieviel % bekommt ein Autor beim Printbook im Vergleich zum Ebook vom Nettoerlös? Und ist der Nettoerlös beim Ebook genausohoch oder -niedrig wie beim PBook? Und wie wird der Nettoerlös überhaupt berechnet beim Ebook; darf man annehmen, dass die Herstellungskosten beim Ebook zu vernachlässigen sind, da man ja bloß die Druckvorlagen des PBooks nehmen muss?

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