3.0, dem “Verlag” angeheftet

Auch der Verlag 3.0 verlegt »klassische« Produkte wie Bücher oder Zeitschriften, allerdings vernetzt er sich stark mit seinen Kunden. … Dabei geht es nicht unbedingt um den Direktverkauf, sondern um Direktwerbung bei den Kunden, die Bücher weiterhin über den Buchhandel beziehen können.
Verlag 3.0 bedeutet also weit mehr als den Betrieb einer Internetcommunity oder das Aufsetzen von Autorenblogs. Verlag 3.0 bedeutet, mit den Kunden in ein symbiotisches Verhältnis zu treten, Kunden zu Publishers zu machen und die Dynamik neuer Geschäftsmodelle erkennen und umsetzen zu können.

Die Versionierung ist also immer noch sehr beliebt, wie man heute in einem Meinungsbeitrag im Börsenblatt nachlesen kann: Kunden als Publisher.
Allerdings geht der Autor und mit ihm vielleicht der Buchhandel und das Verlagswesen einen etwas anderen Weg. Die 2.0-Version ist dort nämlich noch nicht die aus dem Web 2.0 bekannte und berühmte Rückkanalfähigkeit von Angeboten, sondern die Distribution crossmedialer Informationen und die Veranstaltung von Kongressen. Da wäre die Bibliothek schon lange Bibliothek 2.0, denn das Bibliothekswesen ist schon lange bekannt für seine Freude an Kongressen, Symposien und (Un-)Konferenzen. Bei der Bibliothek 3.0 sind wir wohl momentan noch gar nicht.

Web 3.0 wird dagegen eher mit einer semantischen Durchstrukturierung von Inhalten, die dadurch eben über semantische Kriterien maschinenverarbeitbar werden, in Verbindung gebracht. Gerade für elektronische Verlagsangebote ist dies sicher hochinteressant, nur wäre man dann vermutlich schon wieder beim Verlag 4.0 und so sind Missverständnisse auf Dauer vorprogrammiert. Vielleicht kann man auch irgendwann wieder auf die Versionierungsmetaphorik verzichten und den Verlag 6.0 schlicht Verlag Vista nennen. Oder einfach: Verlag und die Zeitgenossen wissen, was man mit dem Begriff alles verbinden kann.

So käme man auch zurück zum Perpetual Beta, was eigentlich nur bedeutet, dass sich etwas permanent und ohne deutlich festgelegte Zäsuren oder Abschlüsse vermittelt. Dies dürfte jedes offene System, z.B. das Verlags- oder Bibliothekswesen oder die flüssige (flüchtige) Moderne an sich, die den in ihr befindlichen Menschen ohnehin und mehr denn je auf Extreme Programming seiner Lebensentwürfe eicht, betreffen. Versionierung bedeutet dagegen immer eine Fixierung in einen bestimmten Rahmen, etwa so wie ein Datums- oder Friststempel. Darin liegt eine kleine Ironie des Web 2.0-Konzepts: es begrenzt, in dem es sich das Perpetual Beta als Eigenschaft einverleibt, etwas, was eigentlich nicht begrenzbar ist. Jedenfalls dann, wenn man die Ebenen vermischt und auf einmal Softwareentwicklung mit allgemeinen Handlungskonzepten verwurstelt…

1 Response to “3.0, dem “Verlag” angeheftet”


  1. Das Posting ist zwar nicht mehr ganz frisch, aber ich bin erst nach meinen Recherchen zur Frage, wie aus Communities klassische Verlagsprodukte entstehen können, auf diese Diskussion gestoßen. Vermutlich nicht zufällig, denn hinter der ganzen Begriffsverwirrung verstecken sich dann letztlich doch nur reichlich konservative Marketing- und Vertriebsüberlegungen. Hier also ein kleiner Backlink mit einer etwas anderen Fragestellung: http://trendschau.twoday.net/stories/4980515/

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