IBI-Weblog » Wissenschaft http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Szenarien des elektronischen Publizierens in den Geisteswissenschaften, ein Projektseminar im Sommersemester 2015 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12413 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12413#comments Sun, 15 Feb 2015 19:26:13 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12413 Es wird im Sommersemester 2015 am IBI ein Projektseminar zu aktuellen Entwicklungen im Publizieren und zur Fachkommunikation in den Geisteswissenschaften geben. Hier die Kurzbeschreibung aus dem Fu-PusH-Weblog: Sommersemester 2015 (Do 10-12 | R 121 (IBI) | Dozenten: Ben Kaden und Michael Kleineberg) Das wissenschaftliche Publikationswesen und damit auch das wissenschaftliche Bibliothekswesen befinden sich massiv im Umbruch. [...]]]>

Es wird im Sommersemester 2015 am IBI ein Projektseminar zu aktuellen Entwicklungen im Publizieren und zur Fachkommunikation in den Geisteswissenschaften geben. Hier die Kurzbeschreibung aus dem Fu-PusH-Weblog:

Sommersemester 2015 (Do 10-12 | R 121 (IBI) | Dozenten: Ben Kaden und Michael Kleineberg)

Das wissenschaftliche Publikationswesen und damit auch das wissenschaftliche Bibliothekswesen befinden sich massiv im Umbruch. Nahezu alle Prozesse der wissenschaftlichen Kommunikation sind mittlerweile digital geprägt. Dies betrifft auch die Geisteswissenschaften, die traditionell tiefer und robuster in der Buch- und Printkultur verankert sind als andere Wissenschaftsfelder.

Das DFG-Projekt „Future Publications in den Humanities“ (Fu-PusH), angesiedelt an der Universitätsbibliothek der HU, untersucht, wie der digitale Wandel auf geisteswissenschaftliche Disziplinen und ihre Publikations- und Kommunikationsverfahren wirkt. Dabei werden auch Anwendungsszenarien entwickelt, bei denen erweiterte Funktionalitäten wie beispielsweise Multimedialität, semantische Strukturierung, Forschungsdatenintegration, Annotationen und Social Reading eine zentrale Rolle spielen.

Das einmalig stattfindende Projektseminar vermittelt aufbauend auf den Erkenntnissen des Fu-PusH-Projektes einen Überblick über aktuelle Trends der geisteswissenschaftlichen Wissenschaftskommunikation und ermöglicht den TeilnehmerInnen aktiv an der Erarbeitung und Evaluation einschlägiger Publikationsszenarien von der Konzeption bis zur fertigen Veröffentlichung mitzuwirken. Das Seminar bietet die Gelegenheit, einen unmittelbaren Einblick in die immer häufiger anzutreffende angewandte Forschungsarbeit an der Schnittstelle zwischen Fach- und Bibliothekswissenschaft zu erhalten.

Das Projektseminar wendet sich an Bachelor- und Masterstudierende des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft.

Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung – entweder per E-Mail (Kontaktdaten) oder auch gern über Twitter @fupush.

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Scientist in Residence scholarship “Human Factors in Technology”, Technische Universität Chemnitz http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12347 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12347#comments Tue, 16 Sep 2014 14:47:44 +0000 Alex Petrus http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12347 By the Scientist in Residence scholarship, Technische Universität Chemnitz aims at promoting highly talented young researchers (Postdocs) who contribute thanks to their ambitious project to the research profile of the university, especially by a topic belonging to the key research area “Human Factors in Technology”. Please submit your applications at latest until the 31st October [...]]]>

By the Scientist in Residence scholarship, Technische Universität Chemnitz aims at promoting highly talented young researchers (Postdocs) who contribute thanks to their ambitious project to the research profile of the university, especially by a topic belonging to the key research area “Human Factors in Technology”.

Please submit your applications at latest until the 31st October 2014.

pdf with all the details

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Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in gesucht. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12277 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12277#comments Sun, 25 May 2014 21:36:26 +0000 Alex Petrus http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12277 Für das DFG geförderte Projekt „National Hosting“ wird noch ein/e Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in gesucht. Das Aufgabengebiet: Insbesondere Untersuchung der Systeme LOCKSS und Portico auf ihre Tauglichkeit; Entwicklung bzw. Anwendung eines Kriterienkatalogs; Erarbeitung einer Empfehlung auf der Basis von aufzubauenden Testszenarien; Aufgaben zur Vorbereitung einer Promotion Die Anforderungen: Abgeschlossenes wiss. Hochschulstudium in Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Informatik oder [...]]]>

Für das DFG geförderte Projekt „National Hosting“ wird noch ein/e Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in gesucht.

Das Aufgabengebiet:
Insbesondere Untersuchung der Systeme LOCKSS und Portico auf ihre Tauglichkeit; Entwicklung bzw. Anwendung eines Kriterienkatalogs; Erarbeitung einer Empfehlung auf der Basis von aufzubauenden Testszenarien; Aufgaben zur Vorbereitung einer Promotion

Die Anforderungen:
Abgeschlossenes wiss. Hochschulstudium in Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Informatik oder einem verwandten Fach; sehr gute Kenntnisse im Bereich Informationswissenschaft und Informatik; gründliche Fachkenntnisse über IT-Netzwerkstrukturen; Kenntnisse in der Langzeitarchivierung digitaler Objekte; möglichst umfassende Kenntnisse in LOCKSS und Portico; sehr gute Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache; Fähigkeit zur Teamarbeit

Bewerbungsfrist bis zum 16.06.2014

Weitere Details auf der Seite der Personalbateilung der HU.

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Bewerbung Masterprogramm Wissenschaftsmarketing an der TU Berlin http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12274 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12274#comments Sun, 25 May 2014 21:28:24 +0000 Alex Petrus http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12274 Von Michaela Kirchner: die letzten Updates sind gemacht: die Bewerbungsphase für unser Masterprogramm Wissenschaftsmarketing läuft nun bis 15. August 2014. Für Interessenten aus dem Raum Berlin bieten wir Informationsveranstaltungen an folgenden Donnerstagen an: 5. Juni, 19. Juni, 3. Juli und 17. Juli, jeweils ab 18 Uhr in unserem Institut am Steinplatz 2, 10623 Berlin. Eine [...]]]>

Von Michaela Kirchner:

die letzten Updates sind gemacht: die Bewerbungsphase für unser Masterprogramm Wissenschaftsmarketing läuft nun bis 15. August 2014. Für Interessenten aus dem Raum Berlin bieten wir Informationsveranstaltungen an folgenden Donnerstagen an: 5. Juni, 19. Juni, 3. Juli und 17. Juli, jeweils ab 18 Uhr in unserem Institut am Steinplatz 2, 10623 Berlin.

Eine kurze E-Mail an kirchner@tubs.de als Anmeldung wird erbeten. Sie erhalten dann ein zeitnahes Terminmemo.

Nähere Informationen zum Studiengang Wissenschaftsmarketing und weiterführende Downloads finden Sie unter: http://tubs.de/wissenschaftsmarketing

Die besten Grüße,

Ihr Team der Studienleitung Wissenschaftsmarketing

P.S.: Wir internationalisieren – ab Oktober 2016 wird eine englischsprachige, europäische Variante unseres Masters verfügbar sein.


TUBS GmbH
TU Berlin ScienceMarketing

Michaela Kirchner
M.Sc.in Science Communications and Marketing
Projektleitung WeiterbildungStudienleitung Masterprogramme

tubs.de/wissenschaftsmarketing/

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Memorandum für eine nachhaltige Förderung der Digital Humanities in Berlin http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12221 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12221#comments Mon, 10 Mar 2014 16:21:45 +0000 Christiane Fritze http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=12221 In einer gemeinsamen Erklärung haben Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, u.a. vom IBI, sowie die Leitungen vieler Berliner Forschungseinrichtungen bekräftigt, in einem „Interdisziplinären Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin“ gemeinsame Anstrengungen zur nachhaltigen Förderung der Digital Humanities zu unternehmen. Der Interdisziplinäre Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin wird von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung finanziert [...]]]>

In einer gemeinsamen Erklärung haben Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, u.a. vom IBI, sowie die Leitungen vieler Berliner Forschungseinrichtungen bekräftigt, in einem „Interdisziplinären Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin“ gemeinsame Anstrengungen zur nachhaltigen Förderung der Digital Humanities zu unternehmen. Der Interdisziplinäre Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin wird von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung finanziert und von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften koordiniert.

Das Memorandum zur nachhaltigen Förderung der Digital Humanities in Berlin ist auf der Website des Interdisziplinären Forschungsverbundes veröffentlicht: http://www.ifdhberlin.de/memorandum/, wo für Interessierte auch die Möglichkeit besteht, das Memorandum zu unterzeichnen.

Die Pressemitteilung zum Memorandum ist am 5.3.2014, erschienen: http://www.bbaw.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen/digital-humanities.

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Rätselhaft zur Langen Nacht der Wissenschaften! http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9740 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9740#comments Tue, 21 May 2013 09:16:45 +0000 Ulrike http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9740 Die Lange Nacht der Wissenschaften findet in diesem Jahr am 08.06.2013 von 16-24 Uhr statt. Wer jetzt Freikarten gewinnen möchte, kann noch bis zum 02. Juni am Lange Nacht der Wissenschaften Rätsel teilnehmen! Viel Glück! Auch das IBI wird wieder mit dabei sein! Ihr findet uns im Foyer des Grimm-Zentrums!]]>

Die Lange Nacht der Wissenschaften findet in diesem Jahr am 08.06.2013 von 16-24 Uhr statt. Wer jetzt Freikarten gewinnen möchte, kann noch bis zum 02. Juni am Lange Nacht der Wissenschaften Rätsel teilnehmen! Viel Glück!

Auch das IBI wird wieder mit dabei sein! Ihr findet uns im Foyer des Grimm-Zentrums!

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Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik sucht Beschäftigte(n) in Teilzeit für Kommunikationsplattform http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9435 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9435#comments Wed, 16 May 2012 11:16:53 +0000 Ulrike http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9435 Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik sucht derzeit eine(n) Beschäftigte(n) für eine (1/2) Teilzeitbeschäftigung auf Basis E 13 TV-L HU  befristet für zwei Jahre. Aufgabengebiet Inhaltliche Konzeption, Aufbau und Betreuung einer Kommunikationsplattform für die Koordinierungsstelle für wiss. Universitätssammlungen in Deutschland; Erstellung eigener wiss. Beiträge; Koordinierung der technischen Umsetzung; Betreuung und Administration der nutzergenerierten Inhalte (Stellenausschreibung) [...]]]>

Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik sucht derzeit eine(n) Beschäftigte(n) für eine (1/2) Teilzeitbeschäftigung auf Basis E 13 TV-L HU  befristet für zwei Jahre.

Aufgabengebiet
Inhaltliche Konzeption, Aufbau und Betreuung einer Kommunikationsplattform für die Koordinierungsstelle für wiss. Universitätssammlungen in Deutschland; Erstellung eigener wiss. Beiträge; Koordinierung der technischen Umsetzung; Betreuung und Administration der nutzergenerierten Inhalte (Stellenausschreibung)
Erforderlich sind ein Abschluss im Bibliothekswissenschaftlichen Bereich oder ähnlichen Fachgebieten, sowie Kenntnisse in Wissenschaftskommunikation und Web 2.0 Anwendungen (z.B.: Wikis, Blogs etc.)
Genauere Details könnt ihr der Stellenausschreibung entnehmen. Bewerbungen sind noch bis zum 08.06.2012 möglich.
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Informationsmanager(in) an der SWP gesucht http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9267 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9267#comments Tue, 21 Feb 2012 10:38:41 +0000 Ulrike http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9267 Die Stiftung Wissenschaft und Politik sucht für den Bereich Europa eine(n) Informationsmanager(in). Gefordert werden neben einem bibliotheks/informationswissenschaftlichen Studium auch umfangreiche Kenntnisse in Politik, Wirtschaft und internationale Beziehungen. Bewerbungsschluss ist der 28.02.2012. Genauere Details finden sich in der Stellenausschreibung.]]>

Die Stiftung Wissenschaft und Politik sucht für den Bereich Europa eine(n) Informationsmanager(in). Gefordert werden neben einem bibliotheks/informationswissenschaftlichen Studium auch umfangreiche Kenntnisse in Politik, Wirtschaft und internationale Beziehungen. Bewerbungsschluss ist der 28.02.2012. Genauere Details finden sich in der Stellenausschreibung.

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Die Bibliothekswissenschaft als Zentaurenstall? Warum das Fach den Digital Humanities besonders nahesteht. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9205 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9205#comments Wed, 14 Dec 2011 21:33:50 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9205 Angesichts der Grundsätzlichkeit des Themas war das mediale Echo zur Tagung „Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Stellenwert – Förderung – Zukunftsperspektiven“ vom letzten Freitag sogar vergleichsweise zurückhaltend. Immerhin widmete die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe dem ausgesprochen gut besetzten und besuchten Zusammentreffen in Bonn addiert in etwa drei Spalten Text als Rahmung  einer [...]]]>

Angesichts der Grundsätzlichkeit des Themas war das mediale Echo zur Tagung „Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Stellenwert – Förderung – Zukunftsperspektiven“ vom letzten Freitag sogar vergleichsweise zurückhaltend. Immerhin widmete die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe dem ausgesprochen gut besetzten und besuchten Zusammentreffen in Bonn addiert in etwa drei Spalten Text als Rahmung  einer übergroß gedruckte Fotografie (dieser hier) der Thomas Burgh Library des Trinity College in Dublin, die so wie ein trotziges Gegenbild zur digitalen Verflüssigung geisteswissenschaftlich relevanter Materialien (z.B. Bibliotheksbestände) anmutet. Der von Eleganz triefende visuelle Bibliotheksfels in der Zeitung passt denn auch ganz gut zum Bericht Thomas Thiels, dem das Thema insgesamt recht wenig Stil zu besitzen scheint.

Zum Ausdruck kommt dies beispielsweise in dem schönen Wort “Funktionslyrik”, der Gegengattung zur “Antragsprosa” (vgl. diesen FAZ-Artikel vom 30.11.2011), mit der sie jedoch semantisch auf einer Zeile liegt. Dass von der Tagung nicht viel mehr als ein Einpendeln der Richtung zu erwarten war (und diese Erwartung also weitgehend erfüllt wurde) zeigen auch informell kommunizierte Besuchereindrücke. Thomas Thiel fasst es für die Druckseite so:

“In Bonn versuchte man im Gespräch zwischen Forschern und Förderern Angebot und Nachfrage genauer aufeinander abzustimmen und sich zunächst einmal darüber klarzuwerden, was mit dem Technokratenwort [Forschungsinfrastrukturen] überhaupt gemeint sein sollte.”

und demonstriert nicht nur, dass die Online-Version in diesem Moment (21:12:56) auf das Wort “Forschungsdaten” nach “Technokratenwort” im Gegensatz zur Druckausgabe verzichtet, sondern auch, wie man durch einen kleinen Zusatz aus einer sperrigen Funktionsvokabel einen Dysphemismus macht.

Dass bürokratische Verwaltung und Technik nicht unbedingt bis zur Oberkante von ästhetischem Ausdruckswillen gefüllt sind, wusste man freilich schon zuvor. Auch unter Geisteswissenschaftlern. Und in der Tat ist die sinnliche Lücke vom digitalen Volltext zur Brinkmann & Bose-Ausgabe (die Ausstellung zum Verlag im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst wird zwei Seiten zuvor äußerst lobend besprochen) gewaltig. Allerdings will man kaum glauben, dass die Digital Humanities die kultivierten Geisteswissenschaften komplett zur Maschinendisziplin transformieren sollen. Obwohl Thomas Thiel da vielleicht widerspräche und sich mancher Apologet der Allround-Digitalisierung einer solchen Fantasie hingibt. Insofern ist es schon ganz gut, wenn sich die FAZ als Widerstandsnest gegen die Extrempole eines binären Zeitgeistes erweist.

Ich denke aber, dass die Digital Humanities sich eher zu einer neue Variante der Wissenschaft entwickeln, die mit den klassischen geisteswissenschaftlichen Methodenspektren und Theorien nur bedingt Schnittmengen aufweist. Daher ist die bekannte Reiberei, die sich auch in den FAZ-Bericht mit dem holzschnittigen Gegensatzpaar dynamisch und durchlässig vs. ruhend und beständig drängt, eher deplatziert. Dass die klassischen Geisteswissenschaften nach der allgemeinen auf Optimierung, Funktion und Vergleichbarkeit ausgerichteten Heißmangelung durch den wissenschaftlichen Zeitgeist der letzten Jahrzehnte nicht in voller Blüte stehen, ist offensichtlich (vgl. dazu auch diesen Text). Die Idee der möglicherweise im Bemühen um Schmissigkeit etwas irreführend so benannten Digital Humanities hat damit aber wenig zu tun.

Ich kann mich selbstverständlich irren, aber mir scheint es stärker, als schlösse sich mit den dahinter stehenden konzeptionellen Ansätzen vielmehr eine Lücke für einen bestimmten Bedarf, der bislang in der Wissenschaftsgeschichte wenig angesprochen wurde und werden konnte, dank digitaler Technik und Vernetzung nun aber angesprochen werden kann: Eine makrokosmische Perspektive auf die Art und Weise, wie Kultur bestimmte Artefakte erzeugt, benutzt und bewahrt. Oder, wenn man es so sagen will (wie ich es sagen will), ihre semiotischen Spuren legt. Oder (wie es andere sagen würden): Die Big Science dringt in die Bibliothek.

An dieser Stelle sind wir direkt im Aufgabenfeld der Bibliothekswissenschaft, denn seit je lesen wir nicht die Millionen Bücher. Aber wir können eine ganze Menge andere Dinge mit ihnen machen. Am etabliertesten ist bislang unsere Praxis, sie zu bewahren und in Infrastrukturen wie der Thomas Burgh Library bei Bedarf zugänglich zu machen. Integrieren wir nun aber die Überlegungen von Vorreitern quantitativer, nun ja irgendwie, geisteswissenschaftlicher Methoden (z.B. die eines Franco Morettis, vgl. auch hier), dann zeigt sich, dass die Bonner Tagung eigentlich eine Konferenz für eine Bibliothekswissenschaft des 21. Jahrhunderts war:

“Die Digitalisierung soll kein blindes, theoriefreies Anhäufen von Datenbergen sein [...]“

schreibt Thomas Thiel. Die Digitalisierung als Fortführung von Bestandsaufbau, -erschließung, -erhaltung und -vermittlung mit computertechnischen Mitteln läuft jedenfalls meiner Meinung nach in ziemlich direkter Linie zur klassischen Bibliotheksarbeit mitten hinein in die Gegenwart.

Diese, so eine Überlegung, erreichte nicht zuletzt unter dem Einfluss der Dokumentation auf dem Gebiet der Sacherschließung genau zu dem weltgeschichtlichen Zeitpunkt den exakt notwendigen Reifegrad, der es ihr nun ermöglicht, besonders auf dem Feld der Digital Humanities als Ergänzungsstück zur reinen, vielleicht etwas angereicherten Zugangsvermittlung eine gestaltende Rolle zu übernehmen. Die digitalen Geisteswissenschaften stehen also beispielsweise der Philologie oder der Literaturwissenschaft eben so nah, wie es die Bibliothekswissenschaft der letzten zweithundert Jahre tat. Mit dem Lesen hatte das Fach noch nie viel zu tun. Sondern mit Ordnen. Die neuen methodischen Auseinandersetzungen mit den Aufzeichnungsmedien und aufgezeichneten Inhalten zu eng mit den bestehenden Geisteswissenschaften zusammenzuführen, würde demzufolge beiden Gebiete nicht gerecht.

Das obige vorausgesetzt ist die Bibliothekswissenschaft nun natürlich in der Pflicht, entsprechend aktiv zu werden und etwas vorzulegen, was bei 1,5 offiziellen Hochschulprofessuren in Deutschland sicher nicht ganz leicht ist. Mit Projekten kann man zweifellos einiges kompensieren, wobei, wie Thomas Thiel nun wirklich nachvollziehbar ausführt, Projekte allein kein Standbein auf Dauer sein können:

“Ein zweiter Weg ist es, aus Forschungsprojekten institutionelle Dauerstrukturen zu entwickeln, die mit langem Atem unter der insulären Forschung und der Hatz der Projekte hinwegtauchen. Die Möglichkeit, Projekte zu verstetigen, sei deshalb in die Antragsprofile der Förderorganisationen aufzunehmen. Die DFG zeigte Verständnis.”

Was für die Studierenden des Instituts beruhigend sein dürfte, ist der übergreifend geäußerte Bedarf an Mitarbeitern, die mit einem soliden z.B. textinformatischen Hintergrund zugleich Technik, Inhalte und Verstehen verstehen. Hochentwickelte Mash-Up-Qualifikationen aus traditionell sich gern ausschließenden Leidenschaften und Interessen sind gefragt. In diesem Fach bekommt man sie. Wo der Wissenschaftsrat recht trocken und präzise einfordernd schreibt:

“Da das dafür notwendige Fachpersonal mit Zusatzqualifikationen in der Informatik und im Bereich der Kommunikationstechnologien nach wie vor kaum existiert, müssen die erforderlichen Konsequenzen in der Ausbildung der Studierenden so rasch wie möglich gezogen werden.”

hat der geisteswissenschaftlich übrigens auch an der Humboldt-Universität sozialisierte Thomas Thiel ein schmückenderes Bild im Repertoire:

“Auch die Zahl geisteswissenschaftlicher Kentauren mit informationstechnischer Expertise, in den Digitalisierungsprojekten sehr begehrt, sei auszubauen.”

An dieser Zitatstelle zeigt sich die Unsicherheit, die allgemein in der wissenschaftlichen Zwischenzone der digitalen Geisteswissenschaften besteht, deutlich: Die mythische Pferdemensch (bzw. das Menschenpferd) wird administrativ zur Planziffer degradiert. Passender in der Formulierung wäre indes statt “auszubauen” “nachzuzüchten” gewesen. In der deutschen Wissenschaftslandschaft sieht man nun nach der Bonner Tagung und den Berichten dazu vielleicht einen Kompassnadelausschlag genauer, wohin uns das digitale  Herumgaloppieren führen kann. Aber man sitzt (nicht nur mit den Sprachbildern) längst noch nicht sicher im Sattel. Vielleicht würde es helfen,  wenn das halbe Ross noch stärker als bisher den Reiter führte.

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Google, was geht? Das Scenario Magazine berichtet aus dem Beta Lab. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9071 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9071#comments Wed, 07 Sep 2011 15:42:20 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9071 Thomas Geuken, Psychologe vom Copenhagen Institute for Future Studies, das thematisch zwangsläufig vieles erforscht, was auch die Bibliotheks- und Informationswissenschaft umtreibt, fuhr für das institutseigene Scenario Magazine ins New Yorker Beta Lab Googles und hat dabei ein an Einblicken reiches Interview mit der im Unternehmen für Forschung und Entwicklung verantwortlichen Corinna Cortes geführt. Beispielsweise zeigt [...]]]>

Thomas Geuken, Psychologe vom Copenhagen Institute for Future Studies, das thematisch zwangsläufig vieles erforscht, was auch die Bibliotheks- und Informationswissenschaft umtreibt, fuhr für das institutseigene Scenario Magazine ins New Yorker Beta Lab Googles und hat dabei ein an Einblicken reiches Interview mit der im Unternehmen für Forschung und Entwicklung verantwortlichen Corinna Cortes geführt.

Beispielsweise zeigt bereits die Kernfrage, was denn die wissenschaftliche Herausforderung der Arbeit bei Google ist, deutliche Parallelen zu dem, was unsere Disziplin tut:

“[...] how to learn in an incomplete world and a digital universe full of dirty data (vast amounts of user-generated data of very poor quality; ed.). This is where the true challenge for Google lies – to provide users with relevant and valid knowledge on the basis of a large quantitative body of data,”

In gewisser Weise lebt hier das alte Ziel der Fédération Internationale de Documentation (FID) fort, nämlich

“the collection and storage, classification, dissemination and utilization of all types of information” (vgl. Gisela Ewert and Walther Umstätter: “Die Definition der Bibliothek,” in Bibliotheksdienst 33 (1999), S.961)

Sie wird nur um die explizite Ausrichtung auf das Verhältnis zwischen dem Nutzer mit seinem konkreten Informationsbedürfnis und dem ubiquitären Infoversum erfüllt von dirty data erweitert. Google erscheint also als eine Art FID des 21. Jahrhunderts und da das Geschäftsmodell zu stimmen scheint, wohl auch mit stabilerer Perspektive und unbestritten gesamtgesellschaftliche größerer Wirkung. Das Ziel wird nicht nur formuliert und als Utopie skizziert, sondern in den Labs direkt in mannigfaltiger Weise durchgetestet.

Eine Variante betrifft das, was man als Social Curating und/oder Human Sorting bezeichnen kann. Die Prozessierung digital erfasster sozialer Beziehungen ermöglicht eine starke Individualisierung des Retrievals und beruht nicht zuletzt auf der Idee umfassender Empfehlungssysteme: Was meine Peers relevant erscheint, könnte auch für mich von Interesse sein. Weblogs wie dieser sind eine Vorstufe, Facebook und Google+ der Stand der Zeit. Sind Datenmengen und Datennutzungsgeschichte (was oft zusammend fällt) umfassend genug ist, sind solche Verfahren auch relativ präzise und natürlich datenschutzrechtlich hoch problematisch.

Das Ziel Googles ist, so der Beitrag und so die Beobachtung um Google+, die Zusammenführung der klassischen algorithmisierten Prozessierung enormer Datenmengen mit der zusätzlichen sozusagen Gegenspiegelung des Datennutzungsverhaltens. So jedenfalls lese ich den Satz:

“Mankind’s ability to find qualitative bits of data and knowledge is, in other words, something that Google would like to use to make their own data even more valid.”

Cortes betont, dass die “guten Daten” der Nutzer perspektivisch die Hälfte des verarbeiteten Datenbestandes bei Google ausmachen sollen. Hier zeigt sich schön der Unterschied zum Facebook-Ansatz: Dienen dort die Inhalte zur digitalen Konstruktion und Abbildung sozialer Beziehungen, nutzt man bei Google soziale Interaktionen zur Konstruktion und Abbildung von Datenstrukturen und Relevanzen.

Wofür das Unternehmen diese Relationierung nutzen kann, zeigt der Abschnitt What do the users think? Was hier pragmatisch zum Filtern sozusagen der Gelben Seiten dargestellt wird, nämlich Nutzern aufgrund der Reviews eine wertende Sortierung (“service”, “price” and “staff”) von verfügbaren Dienstleistern anzubieten, ist auf nahezu alles anwendbar, was sich adressieren und mit maschinenlesbaren Eigenschaften markieren lässt.

Steht das Verfahren, können auch Einzelaussagen in Texten nach bestimmten Kriterien von der Crowd bewertet und relationiert werden. Für Anwendungen des Semantic Web in der Wissenschaftskommunikation z.B. im Sinne eines Post-Reviewings dürfte dies von erheblichem Belang sein. Auch hier – und das wäre dann eine Aufgabe für die Forschung des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft – lassen sich die vergleichsweise “schmutzigen” (bzw. semantisch eher armen) Daten automatisierter Zitationsanalysen mit qualitativen Verfahren zur Diskursannotation koppeln. Die große Frage ist dabei, ob die Crowd der Wissenschaftsgemeinschaften sich auf so etwas einzulassen bereit ist.

Google forscht offensichtlich zunächst lieber auf anderen Gebieten, z.B. der so genannten Augmented Reality:

“Corinna Cortes takes out her Android phone and snaps a photo of a Sprite can on the table in front of us. In best science fiction style, a scanning line runs back and forth on the display, and voilà, the telephone tells us that it is a Sprite in front of us and provides a lot of information about the object.”

Weiterhin erfährt der Autor des Beitrags etwas über den Übersetzungsdienst und erhält einen kleinen Einblick in das Engagement des Unternehmens bei der Entwicklung von Robot Cars, das wenigstens die Sportwagenliebhaber nicht allzusehr begeistern dürfte.

Inwiefern der Allround-Kuratierungsdienst Google als großer Datenverarbeitungsbruder uns damit und auch mit den anderen Diensten auf einen digitalen Paternalismus zuführt, wird an anderer Stelle zu diskutieren sein. Der Mensch ist offensichtlich ein Optimierungstier und liebt Sicherheit und Überblick. Beides verspricht das Unternehmen. Thomas Geuken geht damit leider ziemlich unkritisch um. Aber das war wohl auch Ziel des kleinen Reports, der mit viel Sympathie für Google und Corinna Cortes sowie Liebe zum Detail geschrieben wurde:

“She wears sneakers even at work.”

Den Artikel aus dem Scenario Magazine kann man hier abrufen: What’s up Google, New York?

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Michael Nielsen am 16. September in der FU Berlin http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9066 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9066#comments Fri, 02 Sep 2011 13:08:54 +0000 Maxi http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=9066 Anhängendes pdf ist per Mail bei mir eingeflogen: Michael Nielsen, Open Scientist, wird am 16. September während seiner Europa-Tournee auch in Dahlem Halt machen und im Audimax referieren “„Reinventing Discovery: of Networked Science“. Um Anmeldung wird gebeten, siehe pdf.]]>

Anhängendes pdf ist per Mail bei mir eingeflogen: Michael Nielsen, Open Scientist, wird am 16. September während seiner Europa-Tournee auch in Dahlem Halt machen und im Audimax referieren “„Reinventing Discovery: of Networked Science“. Um Anmeldung wird gebeten, siehe pdf.

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Wirtschaft und Gesellschaft? Eine Anmerkung zu Googles unabhängigem Forschungsinstitut aus Sicht der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8969 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8969#comments Wed, 13 Jul 2011 21:14:04 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8969 “wer braucht jetzt noch ein Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften?” fragt beinahe rührend eine unbekannte Solveig in ihrem Kommentar zu Alexanders kleinem Posting zum von Google finanzierten Unabhängige[n] Forschungsinstitut für Internet und Gesellschaft mit den Gesellschaftern Humboldt-Universität zu Berlin, Universität der Künste Berlin und Wissenschaftszentrum Berlin. Tatsächlich verfehlt die Frage aber den Punkt, denn soweit [...]]]>

“wer braucht jetzt noch ein Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften?”

fragt beinahe rührend eine unbekannte Solveig in ihrem Kommentar zu Alexanders kleinem Posting zum von Google finanzierten Unabhängige[n] Forschungsinstitut für Internet und Gesellschaft mit den Gesellschaftern Humboldt-Universität zu Berlin, Universität der Künste Berlin und Wissenschaftszentrum Berlin. Tatsächlich verfehlt die Frage aber den Punkt, denn soweit sichtbar, wird sich dieses neue Institut doch noch viel sozialwissenschaftlicher auf das Themenfeld stürzen, als es das Institut in seiner Agenda aktuell macht. In den aktuellen Forschungsschwerpunkten Digitale Bibliotheken, Informationsmanagement, Wissensmanagement sowie Information Retrieval finden sich nur sporadisch Anschlusspunkte zu gesamtgesellschaftlichen Fragen, was man bedauern mag, aber nicht unbedingt aus dem Augenblick heraus ändern kann.

Das neugegründete Institut am traditionsreichen Bebelplatz stößt also in eine interdisziplinäre Lücke vor, an die das bibliotheks- und informationswissenschaftliche mit seiner Erkenntnisproduktion sicherlich andocken sollte (weit ist es ja nicht), dessen Aufgaben es aber höchstens dann in ähnlichem Umfangen übernehmen könnte, wenn auch ein ähnliches Fördervolumen in die Dorotheenstraße flösse.

Für die Humboldt-Universität übernimmt der Rechtswissenschaftler Ingolf Pernice die Untersuchung der Themengebiete “Rechtsphilosophie und Verfassungsrecht”, ohne dass in der Pressemitteilung die exakte Relation zum Überthema spezifiziert wird. Aber man muss nicht nur an das Google Book Search Settlement denken oder an Datenschutzprobleme bei Facebook, die sich vielleicht in ähnlicher Form oder auch ganz anders ebenso im real life sharing von Google+ wiederfinden, um zu sehen, dass der Bedarf einer regelorientierten und also rechtlichen Reflexion der Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und digitalen Kommunikationsformen enorm ist. Geistiges Eigentum inklusive. Die Trubelei in der mit der zum neuen Institut ziemlich ähnlich klingenden Enquete-Kommission des deutschen Bundestages hat schon mal eine Untersuchungsagenda offenbart (vgl. auch hier).

Dennoch bleibt für Beobachter des Geschehens die Frage, wieso Google den Betriebsumsatz von sechs Konzernarbeitsstunden ausgerechnet in Deutschland in ein solches Institut steckt? Oder, wie es Frank Rieger am Donnerstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ist dieser soziale Blindenhund bissig?, FAZ vom 14.07.2011, S. 29) formuliert:

“Wozu benötigt [Google] ein neues Institut? Zur Erforschung von Fragen, die hausinterne Wissenschaftler durch einen analytischen Spaziergang in den eigenen Datenhalden beantworten könnten?”

Der zweite Aspekt wäre tatsächlich mal etwas für das IBI, dass gerade für solche Strukturanalysen eine grundlegende Kompetenz besitzt. Aber darum geht es Google nach Einschätzung des FAZ-Artikels nicht. Sondern, so der Beitrag, um eine kreative Variante der Teilhabe am öffentlichen Diskurs:

Google lernt in Amerika gerade schmerzlich, wie wichtig die langfristige Beeinflussung des politischen Meinungsbildes für die Erhaltung der eigenen Geschäftsmodelle ist. Der Konzern hat ein Machtpotential angesammelt, das intensive Rufe nach Regulierung, Beschränkung, Kontrolle lautwerden lässt. Dass Google sich nun aber anschickt, die akademische Seite der anstehenden europäischen Debatten über den Weg in die durchdigitalisierte Gesellschaft frühzeitig zu beeinflussen, kann nicht weiter verwundern.”

In der Tat. Und eigentlich müsste man genau deshalb auch die Google-unabhängige Forschung zu der digitalen Gesellschaft stärken, damit man ein zugleich alternativen wie auch Vergleichsrahmen hat, an dem man den Output des Instituts für Internet und Gesellschaft messen kann. Wo Frank Rieger der deutschen Forschungspolitik eine “schallende Ohrfeige” verpasst sieht, gilt es tatsächlich einen Missstand zu beheben:

Echte Forschung zu den Folgen und Auswirkungen von Computerisierung und Vernetzung findet an deutschen Universitäten traditionell nämlich nur ganz am Rande statt, getragen von einer vergleichsweise kleinen Zahl unterfinanzierter Wissenschaftler, die um ihre Lehrstühle hart kämpfen müssen, wenn es an die nächste Kürzungs- oder Umverteilungsrunde geht.”

Auch wenn die deutsche Wissenschaft punktuell etwas stärker zu diesem Thema aufgestellt ist, als es die Aussage vermuten lässt, fehlt tatsächlich eine systematische Annäherung an die Gemengelage relevanter Fragestellungen, von denen sich einige zwar in der Globalagenda der Bibliotheks- und Informationswissenschaft wiederfinden (z.B. Informationsethik, Informationsphilosophie, Technikfolgenabschätzung, Medienpluralismus und -nutzung, etc.), selbige aber aktuell bei den Schwerpunktsetzungen in den Lehr- und Forschungsplänen ein wenig kurz kommen.

Da jedoch eine Transformation der Disziplin hin zu einem die aktuell sehr dominanten technologischen und betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkte vermehrt auch in Beziehung zu deren Wirkungen auf die Gesellschaft reflektierenden Fach eine zähe und  langwierige Angelegenheit darstellen dürfte, (vgl. dazu auch diese aktuelle Erhebung), müssen andere Akteure solche bleibenden Lücken schließen. Ohne interdisziplinären Dialog wird es nicht gehen. Gerade auch die Bibliotheks- und Informationswissenschaft und ihre Diskurse scheinen von einem im FAZ-Beitrag geäußerten Gedanken geprägt:

Die Belohnung durch mehr Sponsorengeld gibt es vor allem für die verlässliche Produktion von in der Wirtschaft reibungslos verwendbaren Absolventen und für das Beackern von möglichst anwendungsnahen Forschungsfeldern.”

Man kann ihr das schwer vorwerfen, denn letzlich sucht sie darin ihre Lebensversicherung. Wissenschaft anno 2011 ist ein Produkt, das verkaufbar gemacht werden muss. Sogar für das Freikämpfen von Nischen für ergebnisoffene oder gar kritische Forschung fehlen im Wissenschaftsalltag häufig einfach die Ressourcen.

Gerade das macht es Google so leicht, hier öffentlichkeitswirksam zu punkten. Für eine vergleichsweise fast vernachlässigbare Summe lässt sich Stifterkultur genau dieser Tönung (frei, offen) erfolgreich zu Image-Pflege auf den deutschen Wissenschaftsmarkt bringen. Dabei handelt es sich genauso um ein Produkt, nur um eines zweiter Ordnung: So wie das Unternehmen als Hegemon den Zugang zu digitalen Informationen überwacht und als freundlicher, selbstironisch auftretender Souverän auftritt, der seinen Strukturpaternalismus hinter fröhlichen Grafiken über dem Suchschlitz verbirgt, so wird es hier zum Geldgeber der Institution, die antizipiert die wissenschaftliche Deutungshoheit für die Auswirkungen des Digitalen auf die Gesellschaft übernimmt. Der vertrauenssuchende Leitspruch des don’t be evil wird durch das unabhängig ersetzt. Die Abhängigkeit bleibt natürlich bestehen.

Es wäre allerdings vollkommener Schmarrn, hinter Google eine Weltverschwörung und in der expliziert kantisch inspirierten Missionsleitlinie der Freiheit und Offenheit einen Rauchvorhang zu mutmaßen. Dazu ist das Unternehmen viel zu abgeklärt und smart. Auch die von Frank Rieger an der so genannten “creepy line” angeklammerte Vermutung, es ginge Google in der Perspektive um Ergebnisse für die marktgerechte Produktentwicklung (wie weit kann man in welchem Kulturkreis gehen), erscheint mir nur als Nebenaspekt.

Entscheidend ist in meinen Augen, dass wir als Bibliotheks- und Informationswissenschaft dort, wo es ums Digitale geht, zwangsläufig in einem sehr spärlich beleuchteten Raum operieren und nicht einmal für die Erkenntnis der Geschehnisse in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart genügend Leuchtkraft besitzen, um wirklich zu verstehen, was in ihm vorgeht, uns aber im gleichen Moment aktiv und mit allem, was wir haben in die Gestaltung von Dienstleistungen für die Zukunft stürzen.

Dieses Missverhältnis scheint mir des Problempudels Kern zu sein. Der soziale Blindenhund sitzt also in einer anderen Hütte, als Frank Rieger vermutet, hängt dort an kurzer Leine und wirkt etwas zahnlos. Und wie beim Google Book Settlement muss man dem Unternehmen fast dankbar sein, dass es mit einem wuchtigen Schritt auf einem Gebiet, auf dem es wenig zu verlieren hat, erneut auf eine Disproportionalität aufmerksam macht. Daher bleibt uns eigentlich nichts anderes, als die Gründung des Instituts für Internet und Gesellschaft vollauf zu begrüßen. Und sei es nur aus dem Grund, dass jemand von Mountain View aus in der Mitte Berlins einer Energiesparlampe angeknipst hat. Ich bin gespannt, was es hier in Zukunft noch zu sehen gibt.

P.S. Hoffentlich ist das unter dem Beitrag im FAZ-Feuilleton abgedruckte Gedicht La capelletta von Susanne Stephan nicht programmatisch zu verstehen:

“Das Portal fest verriegelt,

aber seitlich ein Fenster in Scherben. …”

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http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=8969 1
Das Protestensemble: Jens Bisky berichtet in der SZ über eine DFG-externe Veranstaltung zur Zukunft der DFG. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8932 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8932#comments Mon, 04 Jul 2011 11:36:22 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8932 “‘Fünf gegen die Deutsche Forschungsgemeinschaft’ hätte die Vorstellung heißen können, die am Freitag im Foyer des Berliner Ensembles gegeben wurde.” Und wir hätten die Veranstaltung des Heidelberger Instituts für Textkritik um Roland Reuss und Uwe Jochum gern besucht. Aber manchmal schiebt sich etwas anderes dazwischen und so sind wir auf den Bericht Jens Biskys im [...]]]>

“‘Fünf gegen die Deutsche Forschungsgemeinschaft’ hätte die Vorstellung heißen können, die am Freitag im Foyer des Berliner Ensembles gegeben wurde.”

Und wir hätten die Veranstaltung des Heidelberger Instituts für Textkritik um Roland Reuss und Uwe Jochum gern besucht. Aber manchmal schiebt sich etwas anderes dazwischen und so sind wir auf den Bericht Jens Biskys im Feuilleton der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung angewiesen. (17000 Anträge, 2000 Liter Wasser, S. 12)

Es ist bedauerlicherweise nicht bekannt, ob die Wut-Bürger-inspirierte Neuschöpfung Wut-Wissenschaftler von Jens Bisky oder von der sprachgewandten Feuilleton-Endredaktion der SZ stammt. Die Wendung selbst als Ausdruck für um die Wissenschaftsfreiheit mit öffentlichkeitswirksam artikuliertem Protest loskämpfende Akademiker ist zwar nicht elegant aber be- und überhaupt merkenswert. Allerdings ist Jens Bisky, der durch die Feuilleton-Sichtungs-Redaktion von Perlentaucher.de zum Sympathisanten der Ensemble-Session erklärt wurde, von vornherein eher skeptisch ob eines möglichen Erfolges:

“Sie artikulierten ihre Wut: einseitig, parteilich und in der Hoffnung, damit eine überfällige Debatte auszulösen. Bewusst war niemand von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeladen worden, auch kein anderer, der hätte opponieren können.”

Er bestätigt damit eine generelle Wahrnehmung, die man gerade bei dieser internen Argumentationsgemeinschaft häufiger antrifft: Die Diskutanten haben sich ihre Thesen zwar verschiedentlich bestätigt. Es kommt aber darauf an, sie in eine allgemeine Diskussion einzubringen. Privatdiskurse sind legitim und wichtig, neigen aber dazu, kein wirkliches Momentum zu erzeugen. Sondern höchstens freundliche Einspalter im Kulturteil der Tageszeitungen neben einem Foto von Tom Hanks in kurzen Cargos. Oder eine Handvoll Blogbeiträge. Der Text Jens Biskys ist dabei eigentlich ganz schön und weist nicht völlig grundlos auf den Aspekt hin, dass der Selbstdarstellung der DFG eventuell mehr Selbstreflexion hinsichtlich des Anspruchs Authentizität nicht schaden würde, die die nüchterne Wissenschaftsöffentlichkeit mehr goutiert, als die Werbesprache, mit der ein Journalist schnell einen wirklich unbeliebten Vergleich ziehen kann:

Der Jahresbericht 2010 läse sich, so Bisky, wie “eine Propagandabroschüre nach sowjetischem Vorbild”.

Ob dieser Vergleich angesichts des laufenden Deutsch-Russischen Jahr für Bildung, Wissenschaft und Innovation aber wirklich nötig war? Mal sehen, was Jens Bisky zur DFG-geförderten “Woche des Jungen Wissenschaftlers” im September in Kasan, Geburtsstadt einer ganzen Reihe von Größen der sowjetischen Naturwissenschaft, sagt.

Dass der DFG-Jahresbericht mit einer kruden Kombination aus Zahlen und Trinkwasserverbrauch aufwartet, hat allerdings mehr mit der in einer  Bilanzrhetorik zu tun, die sich als hilfloses Ausdrucksmittel einer marktwirtschaftlich gewendeten Wissenschaft voller Evaluations- und Legitimationsvorgaben immer wieder in institutionellen Selbstdarstellungen niederschlägt. Hinter diesem Zahlenschleier findet sich nichts anderes als die Aussage: Wir machen viel. Und die wird ja wohl durchgängig erwartet. Es gibt weder Grund “einzuschlafen oder rappelig zu werden” noch, wie Roland Reuss es der Wissenschaftscommunity unterstellt, mit “Anpassung, melancholische[r] Gleichgültigkeit oder einverstandene[m] Zynismus” zu reagieren.

Wenn Bisky über die DFG schreibt: “Sie ist also verfasst wie der ADAC oder ein Kleingärtnerverein.”, dann verwundert, dass er sich wundert, wenn ihre Berichte dazu passend verfasst sind. Man muss sich einfach sagen: Hier versucht sich jemand nicht unbedingt hinreissend an einem Werbetext für die Öffentlichkeit. Wem bekannt ist, mit welchem Stilbewusstsein professionelle Texter dieser häufig begegnen (einfach, anschaulich, kurze klare Botschaften), der entdeckt darin aber nicht mehr Propaganda als im Gros der Schriften, die zum Wohle der Public Relations deutscher Vereine und Unternehmen zusammengeschrieben werden. Kein Sowjet weit und breit.

Man könnte nur diskutieren, ob die Form der Inhaltsdarstellung einer Wissenschaftsorganisation würdig ist, die das wohlausgewogene Wort, die Redekunst und Begriffsschärfe als entsprechende spezialisierte Funktionseinheit der Gesellschaft zu reflektieren in der Lage sein sollte wie sonst höchstens noch die überregionale Tagespresse. Hier aber in die Schublade der Planwirtschaftspropaganda zu greifen, entspricht schon einem albernen Kanönchen, mit dem man auf einen Ziervogel zielt. Und verfehlt den eigentlichen Spatzen.

Denn weitaus problematischer ist, dass man über keinen Link auf der DFG-Seite zum 2010er oder 2009-Bericht findet, sondern nur zu einer Mitteilung:

Die angeforderte Seite http://www.dfg.de/ jahresbericht/ index.jsp konnte nicht gefunden werden.

Ich lasse die Verknüpfung für den Fall aktiviert , dass es später wieder einen abrufbaren Inhalt dahinter gibt.

Für mich scheinen zwei Punkte des Artikels aus der Süddeutschen besonders relevant:

Erstens: “Im Berliner Ensemble stieß auch der von der DFG massiv geförderte Wandel zur ‘E-Science’ auf Kritik. Er gehe, so Uwe Jochum, zu Lasten der Bibliotheksetats, da die Universitäten Open-access-Publikationen mit 25 Prozent fördern müssen, wenn sie DFG-Gelder erhalten wollen. Man greife in die Etat-Hoheit der Universitäten ein, sie würden digital ferngesteuert. Nun ist es etwas albern, sich gegen die digitale Revolution zu stellen. Wenn die DFG dafür sorgt, dass Digitalisierung und Internet-Publikationen mit mehr bibliothekarischem Sachverstand erstellt werden, als dies die Analphabeten von Google tun, kann sich der Leser nur freuen.”

Ich plädiere nachhaltig dafür, den ebenfalls mehrdeutigen Begriff der Revolution in Verbindung mit digital nur dort zu verwenden, wo es wirklich revolutionär zugeht. E-Science ist in vielen Fällen vor allem die Fortsetzung der Printkultur mit neuen medialen Möglichkeiten und daher passt digitale Wandlung möglicherweise besser und entschärft nebenbei rhetorische Blitzschläge, die – einmal die Kiste des sowjetischen Vorbilds aufgerissen – die Zusammenkunft am Schiffbauerdamm als weißgardistisches Geheimtreffen erscheinen lässt, mit dem man aufrecht und stolz der pikanterweise in Bonner Hinterzimmern eingefädelten digitalen Fernsteuerung und also einer – Achtung! Best-of der Rhetorik der letzten zwei Jahre -  e-bolschewistisch geprägten staatskapitalistischen Planwissenschaft entgegen tritt, die mit digitalem Jakobinismus die Wissenschaftsfreiheit und ihre Ausdrucksformen im Förderfahrstuhl zum Schaffott stecken lässt. Wer weiß, was so sonst auf dem Spielplan des Berliner Ensembles steht, sieht hier Väter Courage am Zug. Oder, wenn man böswillig ist,: Claus Peymann kauft sich eine Posse.

Solch ein Konfettiregen der Kampfbilder ist zwar höchst unterhaltsam. Aber auch niedrigst zielführend. Im Übrigen ist nicht davon auszugehen, dass bei Google Analphabeten am Werk sind, denn dazu plündert das Unternehmen zu systematisch den Arbeitsmarkt nicht zuletzt von hochqualifizierten Absolventen der Library and Information Science (LIS)-Studiengänge. Nur geht das Digitalisierungsteam aus Mountain View beim Digitalisieren im Unterschied zu den meisten bibliothekarischen Projekten erst einmal pragmatisch und konsequent auf Masse. Wenn der Korpus steht, kann man in nahezu beliebiger Komplexität nachjustieren, clustern und relationieren. Darin, nicht in den schludrigen Scans, liegt eine viel erschreckendere Faktizität des Google Books Project: Das Unternehmen digitalisiert nicht die Medien, sondern das, was manche das gedruckte kulturelle Gedächtnis des Abendlandes nennen. Allein schon die automatisierte Auswertung von bibliografischen Kopplungen und Proximitäten zwischen einzelnen Akteuren birgt ein ungeheures Potential zur Optimierung der Erschließung und entsprechend verbunden mit der Auswertung der Nutzungsgewohnheiten dieser Inhalte den Grundstock für grandios schillernde Filter Bubbles, in denen durchleuchtete Webnutzer ihr binarisiertes Leben vollziehen. Das wäre dann vielleicht eine post-alphabetische Welt.

Abgesehen davon freut man sich natürlich über jede positive Würdigung bibliothekarischer Kompetenz in den Medien.

Der zweite Punkt ist für die Wissenschaftsdebatte relevanter, denn er verweist auf das Problem, dass allzu starke Abhängigkeiten selten gut sind. Für die Wissenschaft, die möglichst wenig fremdbestimmt agieren sollte, gilt dies umso mehr. Jens Bisky schreibt:

“Allerdings zeigt das Beispiel schlagend, dass die Macht der DFG wesentlich auf der Schwäche der tradierten Institutionen beruht.”

In solch einer Diagnose des Stands der Wissenschaftslandschaft fände die Diskussion um die Wissenschaftsförderung in Deutschland in der Tat einen angemesseneren Ansatzpunkt. Denn dass die Wissenschaftsprogramme an den Universitäten nicht unbedingt in einer Weise handlungsfähig sind, die den Dienst an der Gesellschaft ermöglicht, den die Gesellschaft von einer zeitgemäßen Wissenschaft zu erwarten hat, nämlich die Gesellschaft (a) in ihren ganzen Verästelungen (Mikroebene), (b) ihren Rahmenbedingungen (Makroebene) sowie (c) den sich daraus ergebenden Wechselwirkungen (Mesoebene) aus diversen Blickwinkeln frei Erkenntnis schaffend zu betrachten, leuchtet jedem ein, der in dieses instutionelle Gefüge eingebunden ist. Wissenschaft bewegt sich immer, dem Motto des Kleistjahrs entsprechend, zwischen den Koordinaten Krise und Experiment. Und selbstverständlich hätte man dabei lieber nur abstrakt wissenschaftsethische Kriterien als Orientierungsmaßstab als auf parlamentarischer Ebene zuweilen sehr einem ungreifbaren Zeitgeist nah beschlossene Forschungsleitlinien, denen man in der Rückkopplung nicht selten stärker mit taktischen Schritten, als mit erkenntnisleitenden begegnet.

Wenn die Zuweisung von bestehensnotwendigen Ressourcen hauptsächlich an Markt- und Wettbewerbsprinzipien angebunden wird, dann entstehen zwangsläufig die üblichen Popularitätseffekte, die nicht in jedem Fall ein ausgeglichenes Funktionieren des Wissenschaftssystems nach dem beschriebenen Anspruch garantieren.

Dass Jens Bisky zum Ende seines Textes resigniert feststellt

“In den vergangenen zehn Jahren haben die Hochschullehrer und Universitätsverwaltungen sehr brav und oft wider die eigene Einsicht alle Reformmaßnahmen hingenommen und umgesetzt: die Verschulung der Studiengänge, den zeitfressenden Wahnwitz der Exzellenzinitiative, die Absenkung der Gehälter. Der Protest im Namen der Wissenschaftsfreiheit des Einzelnen klingt da wie ein Ruf aus ferner Vergangenheit, als man sich um die eigenen Angelegenheiten noch kümmerte.”

ist vor diesem Hintergrund genauso ein falsches Signal, wie, dass die öffentliche Diskurshoheit zu dieser Frage einem kleinen, internen Kreis textkritischer Rhetoriker überlassen wird, die ihre faszinierenden Wortschöpfungen vermutlich gerade deswegen aufwirbeln können, weil sie immer wieder auf den gleichen Argumenten herumdreschflegeln. Man braucht Kritik mehr denn je. Aber sie muss anschlussfähig sein. Es wäre demnach schön, wenn die Debatte zum Dialog erweitert würde. Für die PR-Arbeit wäre es gar nicht verkehrt, wenn gerade die DFG ein entsprechendes Forum unter Einbeziehung konträrer und dissidenter Positionen mitinitiieren könnte. Das wäre dann übrigens auch souverän unendlich fern von wie auch immer gestrickten sowjetlichen Vorbild-Vorwürfen.

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Wie die Wissensgeschichte zur Wahrheit kommt. Die FAZ über das Entstehen einer neuen Mikro-Disziplin. http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8927 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8927#comments Tue, 28 Jun 2011 20:57:28 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8927 Die Bibliothekswissenschaft, so meine hier und heute vertretene These, ist ein weiche Disziplin. Unter weichen Disziplinen verstehe ich solche, die recht jung sind (was auf die Bibliothekswissenschaft alter Prägung allerdings nur bedingt zutrifft, vgl. hier) und/oder aus einer Notwendigkeit geborene Schnittstellendisziplinen zwischen anderen Disziplinen darstellen. Ein gutes Beispiel ist die Bildwissenschaft. Inwieweit die Disziplin Bibliothekswissenschaft [...]]]>

Die Bibliothekswissenschaft, so meine hier und heute vertretene These, ist ein weiche Disziplin. Unter weichen Disziplinen verstehe ich solche, die recht jung sind (was auf die Bibliothekswissenschaft alter Prägung allerdings nur bedingt zutrifft, vgl. hier) und/oder aus einer Notwendigkeit geborene Schnittstellendisziplinen zwischen anderen Disziplinen darstellen. Ein gutes Beispiel ist die Bildwissenschaft. Inwieweit die Disziplin Bibliothekswissenschaft tatsächlich mit meiner These in Übereinstimmung zu bringen ist, muss zugegeben noch geprüft werden. Und dafür gibt es, wie Stefan Laube im Wissenschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Mittwoch vermeldet (Wie es einst zur Wahrheit kam. In: FAZ, 29.06.2011, S. N4), nun eine weitere weiche Disziplin, die das Rüstzeug für derartige Betrachtungen entwickeln könnte: die der Wissensgeschichte.

Der Impuls, sich auf das Wagnis einer Fachneubegründung einzulassen, liegt in diesem Fall, so der Beitrag, darin, dass bestimmte als wichtig angesehene Aspekte der Metabetrachtung der Grundlagen von Wissenschaft in den dafür traditionell bekannten Fächern an den Rand der Agenden gedrängt werden:

“Wissensgeschichte kann sich auf ein großes Erbe aus Ideengeschichte, Philosophiegeschichte und Wissenssoziologie berufen, die seit geraumer Zeit ein marginales Dasein in ihren angestammten Fächern fristen.” (FAZ, S. N4)

Die Veranstalter der Tagung „Was ist Wissensgeschichte?”, von der die FAZ berichtet, sehen in diesem Ansatz ein über die reine Wissenschaftsgeschichte, die neben dem Aspekt des Wissens natürlich vor allem auch soziostrukturelle Aspekte betrachtet, hinausreichendes Konzept:

E[s] umfasst nicht nur zusätzlich die Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern auch die Geschichte jener Wissensformen, die sich traditionell von einem engeren Kreis der Wissenschaft ausgeschlossen sahen: etwa technisches Wissen, praktisches Wissen, prozedurales Wissen, Verwaltungswissen, Alltagswissen, soziales Wissen und ästhetisches, zumal visuelles Wissen.” (vgl. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16358)

Das man im Umkreisen des Themas über eine Inklusions-/Exklusionsauslotung zwangsläufig immer wieder auf wissenschaftliches Wissen zurückfinden kann, versteht sich fast von selbst. Genauso offensichtlich ist der Bezug zu einer Bibliothekswissenschaft bzw. Bibliothekswissenschaftsgeschichte, stellt doch die Auseinandersetzung mit den Entwicklungslinien der Klassifikation als Prinzip der Ordnung des in Büchern manifest gewordenen Wissens eine vorzügliche und in den Katalogsystemen ebenso vorzüglich dokumentierte Annährungsmöglichkeit an den jeweils zeitgenössischen Umgang mit Wissen dar. (Das gilt selbstverständlich nur für Zeiten und Gesellschaftsbereiche, in denen Bibliotheken relevant und existent waren.)

Im FAZ-Artikel findet sich die eindeutige und eindeutig richtige Feststellung:

Ohne Medien kann Wissen nicht an eine größere Anzahl von Menschen gelangen. ”

Die Medien sind, wie wir wissen, in Archiven, Museen und in üppigster Zahl in Bibliotheken gesammelt, erschlossen und manchmal auch verschlossen. Die Motivationen, mit denen diese Sammlungen, Erschließungen und Verschließungen erfolgten, enthalten mutmaßlich einiges an Potential, um Aussagen zu treffen, die uns beim Verständnis des heutigen Er- und Ausschließens von Wissensrepräsentationen in den gegenwärtigen Ordnungsinstitutionen des Wissens helfen. Und kaum jemand, dem an gesellschaftlichen Fragen liegt, wird bestreiten, dass es geradezu geboten ist, die Filter Bubble und ähnliche Phänomene frühzeitig zu durchschauen.

Im Programm der Tagung fehlte die bibliothekswissenschaftliche  Facette allerdings, aber sofern sich die Disziplin konsolidiert, werden sicher weitere Veranstaltungen dieser Art folgen und dann wäre es gar nicht verkehrt, wenn auch Vertreter unseres Faches ihre Kompetenz einbrächten.

Der Bericht der FAZ referiert als roten Faden entsprechend einen anderen Schwerpunkt, den für die Bibliothekswissenschaft bewusst zu machen eine noch weitgehend ausstehende Aufgabe darstellt: die “Kehrseiten des Wissens”.  Die Problematisierung des Phänomens liest sich in der FAZ dann folgendermaßen:

Wenn Wissen das ist, was der Fall ist, worüber man eine Aussage treffen kann, so schöpfen derartige propositionale Formen meist aus einem Pool implizierter, visionärer oder visueller Annahmen, die jenseits der Ratio stehen.”

Nun ist die soziale Vorkonstruktion wissenschaftlicher Praxen ein ziemlich gut beforschtes Gebiet und wer sich damit befassen mag, findet beispielsweise in der Bibliografie Helen Longinos von ihrem Science as Social Knowledge (1990) bis zu ihrem 2005er Buch The Fate of Knowledge einen gründlich durchgearbeiteten und sehr zur Lektüre empfohlenen Argumentationsstrang zum Thema.

Das Reizvolle am Konzept einer Wissensgeschichte liegt aber gerade in der Erweiterung über diese vergleichsweise sauber strukturierte Dimension des wissenschaftlichen Wissens hinaus: In der Wechselbeziehung zur permanent in einem dem Menschen nur bedingt kontrollierbares Tohuwabohu einer hochkomplexen Welt des Sozialen, das sich aus allerlei Facetten sozialen Wissens in Interaktion ständig verschiebend hervorbringt und manchen als entropisches Unheil an sich, anderen dagegen als fantastische Spielweise erscheint, lassen sich gerade auch Rückschlüsse für die Geschichte des wissenschaftlichen Wissens und dem Soziotop “Wissenschaft” ziehen.

Spannend sind hier die Übergänge. Und zwar auf zwei Ebenen: Einerseits in den Biografien und außerwissenschaftlichen Lebenswirklichkeiten der beteiligten Akteure, deren disziplinärer Erkenntniswillen, wie jeder Wissenschaftler beim Blick in den Badezimmerspiegel feststellen kann, von einer Vielzahl von nicht-wissenschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt wird. Und – von diesen Partikularitäten abhängig – andererseits in den in der Community erzeugten Mechanismen zum Ein- und Ausschluss bestimmter Themen, Aspekte und Perspektiven.

Gegenstandsbestimmung, Methodenwahl und -adaption und schließlich die Theoriebildung sind Prozesse eines Miteinanders, das gerade nicht mit dem Skalpell aus der restlichen Lebenswelt getrennt wurde, sondern an einer narbigen Naht entlang mit dieser verbunden existiert und mitunter erbärmlich mickert, mitunter ordentlich wuchert. Ein Labor, in dem ein Mensch mit eigenem Bewusstsein, eigenen Gefühlen und eigenen Zielen agiert, ist hinsichtlich der vielgepriesenen Laboratmosphäre sofort relativiert. Eigentlich ist schon die Idee des Labors bereits selbst ein es relativierendes Element.

Die Schilderung der Tagung verweist für die Realität der wissensgeschichtlichen Forschung bisher auf eine andere Ausrichtung: Hier wird vor allem erst einmal wenig weit ausholend untersucht, was man wie erkennen kann. Was auch sinnvoll ist, kommt doch die Analyse idealerweise vor der Kritik.

Faszinierend wäre allerdings, wenn die sich formierende Community ihr Gegenstandsbewusstsein für eine Beobachtung des Entstehens ihres eigenen Denkstils, ihrer typischen Paradigmen und ihrer wissenschaftssoziologischen Grundverfasstheit nutzte, um in gewisser Weise on the fly selbst zu beobachten, zu dokumentieren und zu diskutieren wie ihr wissensgeschichtliches Wissen entsteht. Also dafür, eine Genealogie der Wissensgeschichte als fortlaufendes Tagebuch und damit als Spiegel zur Selbsterkenntnis anzulegen.

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Jan-Hendrik Olbertz zum Thema HU & Promotionsrecht http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8787 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8787#comments Thu, 12 May 2011 12:58:01 +0000 MiVo http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8787 Die Plagiatsaffären um Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana Koch-Mehrin konnten in den letzten Wochen und Monaten ja mehr als einmal ein höhnisches Grinsen auf die Lippen zaubern. Gestern erst gab die Untersuchungskommission der Universität Bayreuth ihr Urteil zu den Plagiatsvorwürfen gegenüber dem Ex-Verteidigungsminister bekannt (jaaa, er hat vorsätzlich getäuscht… wer hätte es gedacht) und Koch-Mehrin [...]]]>

Die Plagiatsaffären um Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana Koch-Mehrin konnten in den letzten Wochen und Monaten ja mehr als einmal ein höhnisches Grinsen auf die Lippen zaubern. Gestern erst gab die Untersuchungskommission der Universität Bayreuth ihr Urteil zu den Plagiatsvorwürfen gegenüber dem Ex-Verteidigungsminister bekannt (jaaa, er hat vorsätzlich getäuscht… wer hätte es gedacht) und Koch-Mehrin trat von ihren Ämtern zurück (auch hier gibt es eigentlich wenig Grund zu Mitleid, zumal sie ja ihren Sitz im Straßburger Parlament behalten will – nur so ein halber Rücktritt also).

Heute dann ein Interview des HU-Präsidenten mit der Berliner Morgenpost, in dem er laut über mögliche Folgen dieser Skandälchen nachdenkt. Jan-Hendrik Olbertz kündigt an, dass er sich für ein verschärftes Promotionsrecht in seinem Hause einsetzen werde:

“Ich dringe darauf, dass es künftig eine Rahmenpromotionsordnung gibt, die vorschreibt, dass Abschlussarbeiten immer auch in elektronischer Form abgegeben werden. Damit wenigstens immer die Möglichkeit besteht, sie auch in Bezug auf unerlaubte Übereinstimmungen mit anderen Arbeiten zu überprüfen.”

Na, wollen wir doch mal abwarten, was daraus wird – die Mühlen mahlen ja bekanntlich langsam im Universitätsbetrieb. Diese Angelegenheit scheint der HU noch nicht mal eine Pressemeldung auf den eigenen Seiten wert.

Was unser Präsident in dem Interview nicht erwähnt, ist, wie eine solche Überprüfung eigentlich vorgenommen wird. Stichwort Plagiaterkennungssoftware. Diese ist übrigens Thema des nächsten BBKs am 17.05.2011: Plagiatserkennungssoftware: Wundermittel oder Zeitverschwendung -Prof. Dr. Debora Weber-Wulff (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)

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