Die Bibliothek als Rückzugsort: Ein Fallbeispiel im Observer

Im dem der letzten Sonntagsausgabe des Observers beigelegten Magazin findet sich in der Lebenshilfe-Rubrik “Dear Mariella” (The Observer Magazin, 13. Juli 2008, S. 78) folgendes bemerkenswertes Zitat, welches man durchaus einmal bei der Diskussion um die Rolle der Bibliothek als Ort einbeziehen kann:

“So what is my problem: I have had enough, care homes, foster homes, a missing pincushion of a mother who didn’t even remember giving birth, social workers who smoked dope with me. Homelessness, cold streets, hunger, anger, hopelessness. Though I found libraries the best place to hang out. Warm, nice chairs, good books, peace and quiet.

Auch wenn die Rolle der Bibliothek in diesem konkreten Zusammenhang nicht weiter aufgegriffen wird, sensiblisiert die Aussage doch für die Tatsache, dass die Millennials und Post-Millenials auch in der westlichen Hemisphäre nicht unbedingt alle Kinder in Mittelstandshaushalten aufwachsen, die ihnen den digitalen Zugang ganz selbstverständlich in die Kinderzimmer garantieren.
Die Bibliothek als Ort und nicht nur als virtuelle Plattform könnte für die 14 % der deutschen Kinder, die man offiziell als arm bezeichnet, die also immerhin ein Siebtel einer Zielgruppe stellen, von der in den bibliotheksinternen Diskursen häufig behauptet wird, dass sie selbstverständlich übergroße Teile ihres sozialen Lebens in Webstrukturen verbringen und die daher mit maßgeschneiderten, flotten Bibliotheksangeboten über MySpace oder SchülerVZ erreicht werden sollen, eine zentrale Rolle spielen.

Dass die Zugangshürden zur virtuellen Welt von der Rechnung für das Mobiltelefon bis zur DSL-Flatrate rein ökonomisch für viele Elternhäuser nicht ganz so leicht zu schultern sind und sich hier vermutlich eine digitale Spaltung etabliert, der die Institution Bibliothek mit ihrem wenigstens implizit vorhandenen öffentlichen Charakter entgegen wirken sollte, ist eine Facette. Eine andere ist, dass sie mitunter schlicht einen positiven Alternativraum zum sonstigen Lebensumfeld anbieten können.

Den Beitrag aus dem Observer-Magazin kann man hier einsehen.

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