Die unendliche Publikation: Ideen für die Bibliothek 2.0

With the growth in born-digital publishing (both informal and formal), and the ease of editing digital documents, why should constraints be placed on the end point of a publication?

Ein Gedanke, den ich auch schon eine Weile mit mir herumtrage, findet sich in Laura Cohens Library 2.0 Weblog: The Coming End of Completed Publications

In diesem wird festgestellt, dass die wissenschaftlichen Publikationen, wie wir sie kennen, eigentlich auch nur BETA, d.h. Ausschnitte aus der gegenwärtigen Erkenntnisentwicklung sind. Da man auch davon ausgehen kann, dass die Zahl der zur lösenden Probleme und damit die Notwendigkeit neuer Erkenntnis eher zunimmt, wird es auch zukünftig reichlich Wissenschaft geben. Die Art, wie in dieser Erkenntnisse publiziert werden, kann sich jedoch grundlegend verändern.

So ist es vorstellbar, dass wir unsere ganze Wissenschaftskarriere – vielleicht kollaborativ – an wenigen Texten immer wieder bis zum Karriereende weiterschreiben, überarbeiten, revidieren und verwerfen und je nach Anlass eine aktuelle Version ausdrucken. Man kennt das Prinzip in Ansätzen aus der bei Bibliotheksaushilfskräften beliebten Welt der Loseblattsammlungen: Publikationen zu Themen, die sich prospektiv schnell ändern, werden “provisorisch” gestaltet und daher nur abgeheftet und nicht gebunden, damit man Einzelseiten oder Kapitel immer wieder durch aktualisierte ersetzen kann. Im Wiki-Prinzip hat man diesen Ansatz des Austausches bis auf den Einzelbuchstaben verfeinert und dabei, das ist der große Vorteil, jede Version in den Änderungen nachvollziehbar verfügbar.

Die Handbücher der Zukunft, so könnte man sich vorstellen, greifen auf diesen Pool zu und extrahieren jeweils nach Anspruch und Thema bestimmte Elemente. Hier benötigt man natürlich nach wie vor hochkompetente Herausgeber, der Unterschied wäre aber, dass im Grunde die Beiträge nicht extra für die Publikation verfasst sondern nur modifiziert werden. (Häufig passiert dies in praxi allerdings auch schon heute…) Das Ganze wird dann ausgedruckt, gebunden und kann als handliches Arbeitsinstrument wunderbar neben den Rechner gelegt, am Strand oder in der U-Bahn gelesen werden. Irgendwann, ab einem bestimmten Überarbeitungsfortschritt der Vorlagetexte, macht man eine neue Auflage, wobei man die Dringlichkeit in der digitalen Publikationswelt sogar berechnen könnte und der Verleger nicht mehr vom Gefühl her abschätzen muss, ab wann ein Buch veraltet ist. Das Prinzip der Republikation der überarbeiteten Inhalte ist überhaupt nicht neu, neu in dieser ProPrint-Welt ist allerdings die enorme Flexibilität, die letztlich auch toll auf den Nutzer und seine konkreten Bedürfnisse zugeschnittene “Just-for-You”-Bücher ermöglicht.

Die Kernfrage, die sich daraus für die Bibliotheken ergibt, ist die nach der Bestandsstruktur der Zukunft. Sie könnten nämlich in diesem Fall die Rolle als Plattform für das Publikationsgeschehen darstellen: Die Wissenschaftler einer Universität verfassen beispielsweise ihre Publikationen direkt auf den Servern der Bibliothek, die auch noch dafür sorgt, dass alle Versionen entsprechend erschlossen bewahrt und zugänglich gehalten werden. Sie sammelt also nicht nur die Publikationen, sondern hostet den Publikationsprozess. Dass dieses Prinzip auch seine Gefahren und zahllose Probleme birgt ist klar, aber als Idee ist es schon faszinierend. Die Frage ist allerdings, wo dann die Wissenschaftsverlage bleiben… So wie sich die Bibliothek zur Bibliothek 2.0 wandeln wird, ist es wohl auch an den Verlagen, sich zum Publisher 2.0 zu verändern. Ich bin sehr gespannt, wie das aussieht.

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