Kommentare zu: Treffer! Versenkt!: Volker Gerhardts “bürokratischer Imperativ des Open Access” und die Schriftkultur http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Fri, 10 May 2013 13:52:25 +0000 hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-713868 Ben Fri, 10 May 2013 13:52:25 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-713868 Es ist nur eine Randnotiz, aber natürlich gehört es gerade auch zu unserem Fach, Diskurse auch langfristig im Auge zu behalten. Im April äußerte sich Volker Gerhardt in einem Interview mit der taz kurz zum Thema Open Access: <blockquote>"Die Internet-Publikationen vieler Bücher dürften im Verborgenen bleiben und auf Dauer verloren sein, wenn die Technik, sie zu lesen, nicht mehr zur Verfügung steht. Auf die Gefahren, die hier mit dem open access gegeben sind, habe ich wiederholt aufmerksam gemacht." (<a href="http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=hi&dig=2013/04/13/a0041&cHash=e438b9063da80253050de4ef4cac4cbd" rel="nofollow">"Das Neue scheint immer das Wichtigste zu sein"</a></blockquote> Er vertritt dabei die recht selten gehörte Verbindung der Position der Sorge um die Langzeitarchivierung, die bei elektronischen Medien nahe liegend und berechtigt ist und dem Konzept des Open Access, bei dem dieser Aspekt aber insofern sekundär sein muss, da die Nicht-Lesbarkeit digitaler Dokumente ja sämtliche elektronisch publizierten Texte betreffen muss. Daher wäre ein Schluss <i>Open Access</i>=<i>unsichere Lesbarkeit</i> ein sehr verkürzter. Zudem scheint er wenig Vertrauen in den immerhin jüngst noch einmal explizierten Forschungsschwerpunkt "Digitale Langzeitarchivierung" (vgl. auch <a href="http://tmblr.co/ZxKCCtkWfuvt" rel="nofollow">hier</a>) des Lehrstuhls Digitale Bibliothek am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft immerhin der Universität zu haben, an der er auch selbst lehrt. Es ist nur eine Randnotiz, aber natürlich gehört es gerade auch zu unserem Fach, Diskurse auch langfristig im Auge zu behalten. Im April äußerte sich Volker Gerhardt in einem Interview mit der taz kurz zum Thema Open Access:

“Die Internet-Publikationen vieler Bücher dürften im Verborgenen bleiben und auf Dauer verloren sein, wenn die Technik, sie zu lesen, nicht mehr zur Verfügung steht. Auf die Gefahren, die hier mit dem open access gegeben sind, habe ich wiederholt aufmerksam gemacht.” (“Das Neue scheint immer das Wichtigste zu sein”

Er vertritt dabei die recht selten gehörte Verbindung der Position der Sorge um die Langzeitarchivierung, die bei elektronischen Medien nahe liegend und berechtigt ist und dem Konzept des Open Access, bei dem dieser Aspekt aber insofern sekundär sein muss, da die Nicht-Lesbarkeit digitaler Dokumente ja sämtliche elektronisch publizierten Texte betreffen muss. Daher wäre ein Schluss Open Access=unsichere Lesbarkeit ein sehr verkürzter. Zudem scheint er wenig Vertrauen in den immerhin jüngst noch einmal explizierten Forschungsschwerpunkt “Digitale Langzeitarchivierung” (vgl. auch hier) des Lehrstuhls Digitale Bibliothek am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft immerhin der Universität zu haben, an der er auch selbst lehrt.

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Von: Das Eigentum am Wissen - in einer Wissenschaftslounge am 09. Juli at IBI-Weblog http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708894 Das Eigentum am Wissen - in einer Wissenschaftslounge am 09. Juli at IBI-Weblog Wed, 01 Jul 2009 09:43:10 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708894 [...] zum Heidelberger Appell und auch Volker Gerhardts Überlegungen zum Open Access (vgl. dazu auch hier) [...] [...] zum Heidelberger Appell und auch Volker Gerhardts Überlegungen zum Open Access (vgl. dazu auch hier) [...]

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708861 Ben Mon, 22 Jun 2009 14:32:07 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708861 Hallo Najko, Volker Gerhardt veranstaltet demnächst auch eine <a href="http://www.naturkult.de/thema.html" rel="nofollow">Tagung zum Thema</a>. Ich glaube aber nicht, dass es darum geht, eine Disziplin in ihrem Zugang zur Erkenntnis einer anderen gegenüber vorrangig zu sehen, sondern schlicht darum, dass sich innerhalb der zweifellos existenten unterschiedlich gerichteten Wissenschaftsgemeinschaften auch unterschiedliche Praxen der Wissenschaftskommunikation gibt. Das die Setzung Geistes- vs. Naturwissenschaften mehr eine Tendenzfestlegung denn eine unumstößliche Regelung darstellt, ist hoffentlich Allgemeinwissen. Das es Übergänge, Durchlässe, Schnittmengen und Kontinuitäten gibt, weiß jeder, der wissenschaftlich interessiert ist. Um zu funktionieren, muss aber die fachliche Komplexität in irgendeiner Form organisiert werden. Dies geschieht über praktizierte innerwissenschaftliche Kommunikation. Wenn ich von Geisteswissenschaften oder Naturwissenschaften rede, dann basiert dies auf einer idealtypischen Abstraktion von spezifischen Kommunikationsweisen, nicht auf einer epistemologischen Zuweisung. Der Wissenschaftler bewegt sich in seiner Wissenschaftspraxis weitgehend in einem mehr oder weniger explizierten Regelwerk bestimmter legitimer Kommunikationsformen und kann meist nur bedingt darin variieren. Wenn es darum geht, Open Access-Modelle zu entwickeln, müssen diese Kommunikationspraxen mit ihren jeweiligen Ansprüchen berücksichtigt werden. Erkenntnistheoretisch mag man also gern von einer Einheit der Wissenschaften ausgehen. Nur spielt dies m.E. in der Debatte um Open Access keine Rolle. Hier bewegen wir uns auf der kommunikationspraktischen Ebene. Hier geht es darum, die Vielfältigkeiten und Eigenheiten disziplinärer Kommunikation anzuerkennen und in entsprechenden Modellen zu würdigen. In der konkreten Umsetzung sollte man dies vermutlich sogar granularer tun und damit auch den Dualismus Geistes- und Naturwissenschaften umschiffen. Hallo Najko,

Volker Gerhardt veranstaltet demnächst auch eine Tagung zum Thema. Ich glaube aber nicht, dass es darum geht, eine Disziplin in ihrem Zugang zur Erkenntnis einer anderen gegenüber vorrangig zu sehen, sondern schlicht darum, dass sich innerhalb der zweifellos existenten unterschiedlich gerichteten Wissenschaftsgemeinschaften auch unterschiedliche Praxen der Wissenschaftskommunikation gibt.
Das die Setzung Geistes- vs. Naturwissenschaften mehr eine Tendenzfestlegung denn eine unumstößliche Regelung darstellt, ist hoffentlich Allgemeinwissen. Das es Übergänge, Durchlässe, Schnittmengen und Kontinuitäten gibt, weiß jeder, der wissenschaftlich interessiert ist.

Um zu funktionieren, muss aber die fachliche Komplexität in irgendeiner Form organisiert werden. Dies geschieht über praktizierte innerwissenschaftliche Kommunikation. Wenn ich von Geisteswissenschaften oder Naturwissenschaften rede, dann basiert dies auf einer idealtypischen Abstraktion von spezifischen Kommunikationsweisen, nicht auf einer epistemologischen Zuweisung. Der Wissenschaftler bewegt sich in seiner Wissenschaftspraxis weitgehend in einem mehr oder weniger explizierten Regelwerk bestimmter legitimer Kommunikationsformen und kann meist nur bedingt darin variieren. Wenn es darum geht, Open Access-Modelle zu entwickeln, müssen diese Kommunikationspraxen mit ihren jeweiligen Ansprüchen berücksichtigt werden. Erkenntnistheoretisch mag man also gern von einer Einheit der Wissenschaften ausgehen. Nur spielt dies m.E. in der Debatte um Open Access keine Rolle. Hier bewegen wir uns auf der kommunikationspraktischen Ebene. Hier geht es darum, die Vielfältigkeiten und Eigenheiten disziplinärer Kommunikation anzuerkennen und in entsprechenden Modellen zu würdigen. In der konkreten Umsetzung sollte man dies vermutlich sogar granularer tun und damit auch den Dualismus Geistes- und Naturwissenschaften umschiffen.

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Von: nullmeridian http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708848 nullmeridian Wed, 17 Jun 2009 06:50:38 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708848 Eben habe ich den Artikel der FAZ gelesen, nachdem er ein paar Tage in meinen Browser-Tabs herumgeisterte. Interessante Thesen, doch leider nicht sonderlich stichhaltig. Ich sehe nicht wieso Open Access den Publikationszwang erhöhen soll. Dieser ist jedenfalls für die Naturwissenschaften ohnehin schon enorm, da die Zahl der Publikationen und vor allem auch die Zitationen als Maß der Reputation und auch als Grundlage für Forschungsgelder dienen. Open Access würde diesen Zwang nicht erhöhen, sondern nur dafür sorgen, dass es Wissenschaftlern, die sich in Randbereichen des temporären Mainstreams bewegen erleichtert wird zu publizieren, da es im Netz keine mengenmäßige Beschränkung der Veröffentlichungen gibt. Der Zwang zum möglichst schnellen Publizieren ist also schon längst gegeben, durch OA wird er nicht zusätzlich verstärkt. Jedoch wird es für alle ermöglicht und das ist begrüßenswert, da so ein schnellerer Austausch von Wissen zustande kommt, was die Forschung nur befruchten kann. Ergebnisse selbst ins Netz stellen, ohne kundige Bearbeitung und Lektorat? So lautet eine weitere Annahme Gerhardts. Sicher, aber das kann jeder nach Belieben schon längst machen. Auf der eigenen Institutsseite oder privat. Nur sind das dann auch keine wissenschaftlichen Publikationen, sondern allenfalls Berichte des Forschungsstandes. Wissenschaftliche Publikationen bedürfen des peer-reviews und daran wird auch OA nichts ändern. So wird es offizielle Plattformen geben, auf denen gesichtere Artikel zu finden sind, die sehr wohl kritisch gegengelesen wurden. Was sollen die Zeitschriftenverlage dann noch herausgeben? Nun, es wird in absehbarer Zeit noch genug Textmaterial geben, welches auch im Print publiziert werden will. Vielleicht sollten Verlage auch stärker dazu übergehen Jahressammlungen herauszugeben. So könnten die wissenschaftlichen Artikel, die sich nach einiger Zeit als besonders relevant und wertvoll herausgestellt haben in Jahresbüchern erscheinen um so in den Bibliotheken bereitzuliegen. Eben habe ich den Artikel der FAZ gelesen, nachdem er ein paar Tage in meinen Browser-Tabs herumgeisterte. Interessante Thesen, doch leider nicht sonderlich stichhaltig.
Ich sehe nicht wieso Open Access den Publikationszwang erhöhen soll. Dieser ist jedenfalls für die Naturwissenschaften ohnehin schon enorm, da die Zahl der Publikationen und vor allem auch die Zitationen als Maß der Reputation und auch als Grundlage für Forschungsgelder dienen. Open Access würde diesen Zwang nicht erhöhen, sondern nur dafür sorgen, dass es Wissenschaftlern, die sich in Randbereichen des temporären Mainstreams bewegen erleichtert wird zu publizieren, da es im Netz keine mengenmäßige Beschränkung der Veröffentlichungen gibt.
Der Zwang zum möglichst schnellen Publizieren ist also schon längst gegeben, durch OA wird er nicht zusätzlich verstärkt. Jedoch wird es für alle ermöglicht und das ist begrüßenswert, da so ein schnellerer Austausch von Wissen zustande kommt, was die Forschung nur befruchten kann.

Ergebnisse selbst ins Netz stellen, ohne kundige Bearbeitung und Lektorat? So lautet eine weitere Annahme Gerhardts. Sicher, aber das kann jeder nach Belieben schon längst machen. Auf der eigenen Institutsseite oder privat. Nur sind das dann auch keine wissenschaftlichen Publikationen, sondern allenfalls Berichte des Forschungsstandes. Wissenschaftliche Publikationen bedürfen des peer-reviews und daran wird auch OA nichts ändern. So wird es offizielle Plattformen geben, auf denen gesichtere Artikel zu finden sind, die sehr wohl kritisch gegengelesen wurden.

Was sollen die Zeitschriftenverlage dann noch herausgeben? Nun, es wird in absehbarer Zeit noch genug Textmaterial geben, welches auch im Print publiziert werden will. Vielleicht sollten Verlage auch stärker dazu übergehen Jahressammlungen herauszugeben. So könnten die wissenschaftlichen Artikel, die sich nach einiger Zeit als besonders relevant und wertvoll herausgestellt haben in Jahresbüchern erscheinen um so in den Bibliotheken bereitzuliegen.

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Von: najko http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708841 najko Mon, 15 Jun 2009 10:29:42 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708841 Hallo Ben, in der Tat halte ich Gerhardts Kritik an der bundesdeutschen Wissenschaftspolitik, die angeblich auf eine Mandatierung hinausläuft, für unsachlich. Die Situation an der ETH Zürich ist eine andere als, sagen wir, an der HU-Berlin. Der Artikel lädt aber noch zu weiteren Missverständnissen ein, wenn wir nicht Gerhardts Begriff der Einheit der Wissenschaften näher erläutern. Die wissenschaftspolitische Debatte ist geprägt von reduktionistischen oder dualisitischen Argumenten, welche sich in der OA-Bewegung fortsetzen. Entweder wird eine Fachrichtung als vorrangig angesehen nach der sich die anderen Disziplinen zu richten haben oder Natur- und Geisteswissenschaften werden als getrennte Dinge betrachtet. Im letzteren Falle wird Diltheys Trennung von Erklären und Verstehen dahingehend verklärt, dass sich aus ihr die Trennung von Publikationsformen rechtfertigen lässt, sei es die, die von klassischen Verlagen (Heidelberger Appell) getragen wird oder die der e-humanities. Es ist interessant, dass sich in diesem Punkt OA-Gegner und OA-Befürworter in ihren Argumenten gleichen. Sie schaffen Grenzen, die sie wissenschaftspolitisch zementieren wollen. Gerhardt setzt hier mit seiner Kritik an: Er denkt wissenschaftliche Arbeit und öffentliche Rechtfertigung als Einheit, d.h. dass keine wissenschaftliche Disziplin einen priviligierten epistemologischen Zugang zu den Dingen hat, wenn es heißt, die Erkenntnis in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen und auf praktische Probleme anzuwenden. Er ist somit einem neutralen Liberalismus verpflichtet, der reduktionistische oder dualistische Strategien als demokratiegefährdend ablehnt. Wissenschaftliche Erkenntnis steht immer unter Rechtfertigungszwang. Ein Verweis auf Diszplinspezifika in der öffentlichen Debatte, wie die Diskussion um OA eine ist, kann demnach nichts begründen, sie ist sinnlos. Mehr hier: http://www.bpb.de/publikationen/9HMGU4,0,0,Die_Einheit_des_Wissens.html#art0 Hallo Ben,

in der Tat halte ich Gerhardts Kritik an der bundesdeutschen Wissenschaftspolitik, die angeblich auf eine Mandatierung hinausläuft, für unsachlich. Die Situation an der ETH Zürich ist eine andere als, sagen wir, an der HU-Berlin.
Der Artikel lädt aber noch zu weiteren Missverständnissen ein, wenn wir nicht Gerhardts Begriff der Einheit der Wissenschaften näher erläutern. Die wissenschaftspolitische Debatte ist geprägt von reduktionistischen oder dualisitischen Argumenten, welche sich in der OA-Bewegung fortsetzen. Entweder wird eine Fachrichtung als vorrangig angesehen nach der sich die anderen Disziplinen zu richten haben oder Natur- und Geisteswissenschaften werden als getrennte Dinge betrachtet. Im letzteren Falle wird Diltheys Trennung von Erklären und Verstehen dahingehend verklärt, dass sich aus ihr die Trennung von Publikationsformen rechtfertigen lässt, sei es die, die von klassischen Verlagen (Heidelberger Appell) getragen wird oder die der e-humanities.
Es ist interessant, dass sich in diesem Punkt OA-Gegner und OA-Befürworter in ihren Argumenten gleichen. Sie schaffen Grenzen, die sie wissenschaftspolitisch zementieren wollen. Gerhardt setzt hier mit seiner Kritik an: Er denkt wissenschaftliche Arbeit und öffentliche Rechtfertigung als Einheit, d.h. dass keine wissenschaftliche Disziplin einen priviligierten epistemologischen Zugang zu den Dingen hat, wenn es heißt, die Erkenntnis in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen und auf praktische Probleme anzuwenden. Er ist somit einem neutralen Liberalismus verpflichtet, der reduktionistische oder dualistische Strategien als demokratiegefährdend ablehnt.
Wissenschaftliche Erkenntnis steht immer unter Rechtfertigungszwang. Ein Verweis auf Diszplinspezifika in der öffentlichen Debatte, wie die Diskussion um OA eine ist, kann demnach nichts begründen, sie ist sinnlos.
Mehr hier: http://www.bpb.de/publikationen/9HMGU4,0,0,Die_Einheit_des_Wissens.html#art0

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708828 jge Fri, 12 Jun 2009 10:48:41 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708828 I-Book ist online übrigens "e-book" -- was für mich darauf hindeutet, dass es irgendwo eine mündliche Übertragung gab, entweder dieses Ausdrucks zu Gerhardt oder Gerhardt diktierend zur Weiterverarbeitung. Nachdem ich jetzt den Gerhardt selbst und mehrfach gelesen habe, wundere ich mich am meisten über diese Idee der Beschleunigung, der "unverzüglichen" Publikation. Bin mir nicht sicher, ob das nicht vielleicht missverstandener Reuß ist, weil der ja auch immer schreibt, dass die Veröffentlichungsfreiheit in Gefahr ist. Wie kommt Gerhardt sonst darauf, dass ein Wissenschaftler nicht mehr entscheiden dürfe, ob er veröffentlicht oder nicht? Siehe auch meinen eigenen Beitrag <a href="http://philobar.blogspot.com/2009/06/philosoph-volker-gerhardt-gegen-open.html" rel="nofollow">Philosoph Volker Gerhardt gegen Open Access -- Warum eigentlich?</a>. I-Book ist online übrigens “e-book” — was für mich darauf hindeutet, dass es irgendwo eine mündliche Übertragung gab, entweder dieses Ausdrucks zu Gerhardt oder Gerhardt diktierend zur Weiterverarbeitung.

Nachdem ich jetzt den Gerhardt selbst und mehrfach gelesen habe, wundere ich mich am meisten über diese Idee der Beschleunigung, der “unverzüglichen” Publikation. Bin mir nicht sicher, ob das nicht vielleicht missverstandener Reuß ist, weil der ja auch immer schreibt, dass die Veröffentlichungsfreiheit in Gefahr ist. Wie kommt Gerhardt sonst darauf, dass ein Wissenschaftler nicht mehr entscheiden dürfe, ob er veröffentlicht oder nicht?

Siehe auch meinen eigenen Beitrag Philosoph Volker Gerhardt gegen Open Access — Warum eigentlich?.

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708824 Ben Thu, 11 Jun 2009 17:22:07 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708824 Der Artikel Volker Gerhardts ist mittlerweile verfügbar: <a href="http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E55F6334C02014454A4CDBAD3245C536A~ATpl~Ecommon~Scontent.html" rel="nofollow">Die Folgen des Publizierzwangs</a>. Der Artikel Volker Gerhardts ist mittlerweile verfügbar: Die Folgen des Publizierzwangs.

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Von: Kommentar zu jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708818 Kommentar zu jge Thu, 11 Jun 2009 10:13:33 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708818 @jge "... ich bin geneigt daraus zu folgern, dass inhaltliche Lektoratsarbeit in den deutschen Verlagen nicht (mehr) geleistet wird." In der Tendenz ist diese Aussage sicherlich richtig, unterschlagen wir aber bitte nicht die Gegenbeispiele. Aus dem Vorwort von Hansjürgen Verweyen: Einführung in die Fundamentaltheologie. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2008: "Mein Dank gebührt an erster Stelle Herrn Dr. Bernd Villhauer, dem Lektor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Er hat über das übliche Maß hinaus das Werden dieses Buches mit Kompetenz und persönlichem Engagement begleitet." (Aus der Philosophie habe ich in der Schnelle nichts parat.) @jge
“… ich bin geneigt daraus zu folgern, dass inhaltliche Lektoratsarbeit in den deutschen Verlagen nicht (mehr) geleistet wird.”

In der Tendenz ist diese Aussage sicherlich richtig, unterschlagen wir aber bitte nicht die Gegenbeispiele.
Aus dem Vorwort von Hansjürgen Verweyen: Einführung in die Fundamentaltheologie. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2008: “Mein Dank gebührt an erster Stelle Herrn Dr. Bernd Villhauer, dem Lektor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Er hat über das übliche Maß hinaus das Werden dieses Buches mit Kompetenz und persönlichem Engagement begleitet.”
(Aus der Philosophie habe ich in der Schnelle nichts parat.)

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Von: Heinz Wittenbrink http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708813 Heinz Wittenbrink Wed, 10 Jun 2009 22:08:42 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708813 Tut diese Kritik nicht Gerhardts ncht frei zugänglicher Polemik zu viel Ehre an? Schon die Beschäftigung mit einen OA-Publikationssystem wie dem Open Journal System hätte Gerhardt zeigen können, dass es bei OA nicht um den Verzicht auch Peer Reviews und Redaktion geht. Umgekehrt, fürchte ich, geht es Gerhardt um die Bewahrung von Exklusivität, und zwar mit außerwissenschaftlichen, nämlich wirtschaftlichen Mitteln. Tut diese Kritik nicht Gerhardts ncht frei zugänglicher Polemik zu viel Ehre an? Schon die Beschäftigung mit einen OA-Publikationssystem wie dem Open Journal System hätte Gerhardt zeigen können, dass es bei OA nicht um den Verzicht auch Peer Reviews und Redaktion geht. Umgekehrt, fürchte ich, geht es Gerhardt um die Bewahrung von Exklusivität, und zwar mit außerwissenschaftlichen, nämlich wirtschaftlichen Mitteln.

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Von: Dasselbe, nur älter. Wie man vor fünf Jahren um Open Access stritt. at IBI-Weblog http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708811 Dasselbe, nur älter. Wie man vor fünf Jahren um Open Access stritt. at IBI-Weblog Wed, 10 Jun 2009 17:57:48 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708811 [...] die aktuelle Diskussion zum Thema Open Access, Verlage, Urheberrecht etwas gründlicher angehen und nachvollziehen möchte, [...] [...] die aktuelle Diskussion zum Thema Open Access, Verlage, Urheberrecht etwas gründlicher angehen und nachvollziehen möchte, [...]

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708809 Ben Wed, 10 Jun 2009 16:20:59 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708809 Hallo Najko, die zitierte Passage lese ich etwas anders. Denn in den Zeilen zuvor betont Volker Gerhardt die Bedeutung einer differenzierenden Betrachtung unterschiedlicher Wissenschaftspraxen. Daraus würde ich ableiten, dass er sich - worin im zuzustimmen wäre - ausdrücklich gegen ein nivellierendes Verständnis wendet, dass einzig die Verfügbarkeit eines rohen Textkorpus, möglicherweise an die Form eines Zeitschriftenartikels als Maßstab erhebt. Er würde also davon ausgehen, dass eine Publikationspraxis nach dem Open-Access-Verfahren, wie er es sieht, Grenzüberschreitungen verhindert. Insofern scheint mir fast, als legte er den Wortlaut der zitierten Passage den imaginierten OA-Vertretern in den Mund, die argumentieren, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften sind vor den Repositories alle gleich, denn in allen muss man ja Nachdenken. Nach meiner Lesart betont er ausdrücklich die "Differenz der Zugänge". Du hast natürlich in dem anderen Punkt völlig recht: Es geht hier um bzw. gegen Mandate als eine besonders rigorose Form des Open Access-Publizierens. Nur sehe ich so etwas in Deutschland weder jetzt noch perspektivisch umsetzbar. Als ärgerlich erscheint mir, dass mit solchen Artikeln der Eindruck erweckt wird, die Mandatierung seien die einzige Option. Dies ist irreführend und dient - betrachtet man den gesamten Artikel - vor allem den Zweck, die traditionelle Verlagskultur zu verteidigen. Das mag sehr ehrenvoll sein, ist m.E. aber kaum notwendig, denn wie oben dargestellt, werden sie gar nicht attackiert. Sie sind nur aus dem Zeitgeschehen herausgefordert, das zu tun, was sie auch schon in den letzten hundert Jahren immer wieder tun mussten: veränderten Ansprüchen ihrer Kunden gerecht zu werden. Hallo Najko,

die zitierte Passage lese ich etwas anders. Denn in den Zeilen zuvor betont Volker Gerhardt die Bedeutung einer differenzierenden Betrachtung unterschiedlicher Wissenschaftspraxen. Daraus würde ich ableiten, dass er sich – worin im zuzustimmen wäre – ausdrücklich gegen ein nivellierendes Verständnis wendet, dass einzig die Verfügbarkeit eines rohen Textkorpus, möglicherweise an die Form eines Zeitschriftenartikels als Maßstab erhebt.
Er würde also davon ausgehen, dass eine Publikationspraxis nach dem Open-Access-Verfahren, wie er es sieht, Grenzüberschreitungen verhindert. Insofern scheint mir fast, als legte er den Wortlaut der zitierten Passage den imaginierten OA-Vertretern in den Mund, die argumentieren, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften sind vor den Repositories alle gleich, denn in allen muss man ja Nachdenken. Nach meiner Lesart betont er ausdrücklich die “Differenz der Zugänge”.

Du hast natürlich in dem anderen Punkt völlig recht: Es geht hier um bzw. gegen Mandate als eine besonders rigorose Form des Open Access-Publizierens. Nur sehe ich so etwas in Deutschland weder jetzt noch perspektivisch umsetzbar. Als ärgerlich erscheint mir, dass mit solchen Artikeln der Eindruck erweckt wird, die Mandatierung seien die einzige Option. Dies ist irreführend und dient – betrachtet man den gesamten Artikel – vor allem den Zweck, die traditionelle Verlagskultur zu verteidigen. Das mag sehr ehrenvoll sein, ist m.E. aber kaum notwendig, denn wie oben dargestellt, werden sie gar nicht attackiert. Sie sind nur aus dem Zeitgeschehen herausgefordert, das zu tun, was sie auch schon in den letzten hundert Jahren immer wieder tun mussten: veränderten Ansprüchen ihrer Kunden gerecht zu werden.

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Von: najko http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708808 najko Wed, 10 Jun 2009 15:17:31 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708808 Gerade der Verweis auf die Publikationskulturen als ein nicht hinreichendes Argument greift Volker Gerhardt in seinem Beitrag auf, wenn er schreibt, "Die angebliche Kluft zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, von der zu reden inzwischen das sicherste Indiz der mangelnden Bereitschaft ist, sich auf die tragenden Gemeinsamkeiten einzulassen, erklärt übrigens nichts. Denn in allen Wissenschaften wird Zeit für das Nachdenken benötigt: Überall hängt die Innovation an der Fähigkeit, die für verbindlich gehaltenen Grenzen zu überschreiten." Zu den "tragenden Eigenschaften" der Einheit der Wissenschaften gehören Skepsis und Vertrauen. Solange Open Access Journale nach wirtschaftlichen Geschäftsmodellen suchen, Repositorien auf Verlage angewiesen sind und Evaluierungen auf Basis von OA an Bedeutung in der Wissenschaftspolitik gewinnen, ist Zweifel an einer Mandatierung angebracht, um den Vertrauensverlust in die OA-Publikation vorzubeugen. Übrigens sind Philosophen bei weitem nicht so OA-feindlich wie dargestellt. Auf dem edoc-Server der HU finden sich Postprints von zwei Kollegen Gerhardts, Prof. Uwe Müller und Leibniz-Preisträger Prof. Dominik Perler. Über die Qualität der Lektoren deutscher Verlage über die Danksagung zu urteilen halte ich für sinnlos. Gerade der Verweis auf die Publikationskulturen als ein nicht hinreichendes Argument greift Volker Gerhardt in seinem Beitrag auf, wenn er schreibt,

“Die angebliche Kluft zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, von der zu reden inzwischen das sicherste Indiz der mangelnden Bereitschaft ist, sich auf die tragenden Gemeinsamkeiten einzulassen, erklärt übrigens nichts. Denn in allen Wissenschaften wird Zeit für das Nachdenken benötigt: Überall hängt die Innovation an der Fähigkeit, die für verbindlich gehaltenen Grenzen zu überschreiten.”

Zu den “tragenden Eigenschaften” der Einheit der Wissenschaften gehören Skepsis und Vertrauen. Solange Open Access Journale nach wirtschaftlichen Geschäftsmodellen suchen, Repositorien auf Verlage angewiesen sind und Evaluierungen auf Basis von OA an Bedeutung in der Wissenschaftspolitik gewinnen, ist Zweifel an einer Mandatierung angebracht, um den Vertrauensverlust in die OA-Publikation vorzubeugen.

Übrigens sind Philosophen bei weitem nicht so OA-feindlich wie dargestellt. Auf dem edoc-Server der HU finden sich Postprints von zwei Kollegen Gerhardts, Prof. Uwe Müller und Leibniz-Preisträger Prof. Dominik Perler. Über die Qualität der Lektoren deutscher Verlage über die Danksagung zu urteilen halte ich für sinnlos.

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7098/index.html?cpage=1#comment-708807 jge Wed, 10 Jun 2009 14:12:23 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7098#comment-708807 FAZ-Artikel leider nicht online frei zugänglich bis jetzt. -- Volker Gerhardt schreibt vor dem Hintergrund der Publikationsgewohnheiten der deutschsprachigen Philosophinnen und Philosophen. Und die haben sich noch nicht so recht an das Internet gewöhnt. Das ist kein Vergleich zur angloamerikanischen Welt, wo man sich hin und wieder auch mit der Frage beschäftigt, wie man mehr Open Access in die Philosophie bringen könnte. Ein paar der Argumente haben wir ja auch schon bei Reuß lesen können, z.B. das Open Access schlecht aussieht. Angesichts der Tatsache, dass renommierte Verlage wie de Gruyter Autoren die Bücher hat selbst setzen lassen, oder dass Klett-Cotta für Professorenprosa Druckkostenzuschuss haben wollte, ist das lächerlich. Wer sich das nicht zutraut, kann sicher ein professionelles DTP-Büro mit dem Setzen seines Manuskripts beauftragen, bevor er's als PDF auf'n Server schiebt. In bei den Cambridge oder Oxford University Presses erschienenen philosophischen Büchern lese ich regelmäßig von den hilfreichen Ratschlägen der zwei anonymen Lektoren, für die sich der Verfasser / die Verfasserin bedankt. Ähnliches habe ich in deutschen Philosophiebüchern noch nie gelesen, und ich bin geneigt daraus zu folgern, dass inhaltliche Lektoratsarbeit in den deutschen Verlagen nicht (mehr) geleistet wird. FAZ-Artikel leider nicht online frei zugänglich bis jetzt. –
Volker Gerhardt schreibt vor dem Hintergrund der Publikationsgewohnheiten der deutschsprachigen Philosophinnen und Philosophen. Und die haben sich noch nicht so recht an das Internet gewöhnt. Das ist kein Vergleich zur angloamerikanischen Welt, wo man sich hin und wieder auch mit der Frage beschäftigt, wie man mehr Open Access in die Philosophie bringen könnte.

Ein paar der Argumente haben wir ja auch schon bei Reuß lesen können, z.B. das Open Access schlecht aussieht. Angesichts der Tatsache, dass renommierte Verlage wie de Gruyter Autoren die Bücher hat selbst setzen lassen, oder dass Klett-Cotta für Professorenprosa Druckkostenzuschuss haben wollte, ist das lächerlich. Wer sich das nicht zutraut, kann sicher ein professionelles DTP-Büro mit dem Setzen seines Manuskripts beauftragen, bevor er’s als PDF auf’n Server schiebt.
In bei den Cambridge oder Oxford University Presses erschienenen philosophischen Büchern lese ich regelmäßig von den hilfreichen Ratschlägen der zwei anonymen Lektoren, für die sich der Verfasser / die Verfasserin bedankt. Ähnliches habe ich in deutschen Philosophiebüchern noch nie gelesen, und ich bin geneigt daraus zu folgern, dass inhaltliche Lektoratsarbeit in den deutschen Verlagen nicht (mehr) geleistet wird.

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