Protest für Bibliotheken XVIII: Neues Konzept für die geschlossene Bibliothek?, Karow

Bibliothek im Elias-Hof, Bezirkspolitik
Ende Dezember 2007 wurde, trotz aller Proteste, die Bibliothek im Elias-Hof in Berlin-Pankow geschlossen. Zumindest ein Teil der Bestände wurde auch schon in andere Einrichtungen transportiert. Dann fand Ende Januar eine Protestveranstaltung vor der Bibliothek statt. Das war selbstverständlich nur die sichtbare Ebene.
Auf der gestrigen (06.02.2008) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow stellte eine Verordnete der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion offizielle ein Kleine Anfrage, wie das Bezirksamt das schon vor einigen Wochen vorgelegte Konzept der Direktorin des MACHmit-Museums zur Fortführung der Bibliothek unter der Regie des Museums bewerten würde. Damit ist dieses Ansinnen offiziell.
Dabei muss bedacht werden, dass die Bibliothek im Elias-Hof in ein Gesamtkonzept von kulturellen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, welche an diesem Standort konzentriert wurden, eingelassen war. Hierzu zählt eine Musikschule, ein Kinder- und Jugendtheater, mit dem Pfefferwerk einer der profiliertesten Träger kultureller und sozialer Projekte in Berlin und weitere Einrichtungen. Wie so oft war – neben dem finanziellen Aspekt – auch bei der Einrichtung dieses Ensembles die leitende Grundidee, dass die Attraktivität der einzelnen Angebote sich mit dieser Zusammenlegung erhöhen würde. Das Profil der Bibliothek im Elias-Hof war wegen der Ansiedlung in diesem Komplex einerseits durch eine große Kinder- und Jugendabteilung, andererseits durch einen starken musikalischer Schwerpunkt gekennzeichnet.
Das MACHmit-Museum, welches jetzt das neue Konzept für die Elias-Hof-Bibliothek vorgelegt hat, ist in einer alten Kirche direkt neben dem Elias-Hof angesiedelt. Zielgruppe des Museums sind Kinder, die durch eine Mischung aus Spiel und Bildung in dieser Einrichtung an wechselnde Themen herangeführt werden sollen. Deshalb ist auch zu erwarten, dass sich das Konzept für die Bibliothek auf bibliothekarische Angebote für Kinder konzentrieren wird.

Auf die Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung antwortete der zuständige Stadtrat relativ ausweichend. Es lägen für die Nachnutzung der Räume der Bibliothek insgesamt drei Konzepte vor, zwei davon würden auf die Einrichtung von Jugendeinrichtungen abheben – das dritte ist dann wohl das Konzept des Museums – und mit allen drei Projektträgern würden Gespräche geführt. [Die Kleine Anfrage, die Antwort und das Konzept des Museums sind bislang noch nicht öffentlich dokumentiert.]

Stadtteilbibliotheken Karow und Buch, Protest einigermaßen erfolgreich
Währenddessen berichtete die Lokalausgabe des Anzeigenblattes Berliner Woche für den Stadtteil Weissensee [Ausgabe vom 30.01.2008, Seite 3, oben] über die Auswirkungen eines erfolgreichen Protestes für Bibliotheken in Berlin-Pankow. Im letzten Herbst – anlässlich der Sparrunde vor jener, welche jetzt zur Schließung der Bibliothek im Elias-Hof und der Kurt-Tucholsky-Bibliothek führte – sollte die Bibliothek in Karow geschlossen werden. Die damaligen Proteste gegen diese Schließung bewirkten nun, dass die beiden Stadtteilbibliotheken in Karow und Buch zusammen von einer Leiterin geführt und der Bibliotheksdienst mit ehrenamtlichen Kräften aus den ansässigen Bürgervereinen aufrecht erhalten wird.
Obwohl weder die Mitglieder des bezirklichen Kultur- und Bildungsausschusses, noch die betroffenen Vereine (Kulturförderverein Phoenix, Einwohnerinitiative Neu-Karow, Bürgerverein Buch) mit dieser Lösung wirklich 100%ig zufrieden sind, hat sich doch gezeigt, dass ein Protest gegen Bibliotheksschließungen – auch bei der Finanzkrise der Stadt Berlin und seiner Bezirke – erfolgreich sein kann.

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