E oder P? Das ist den Kunden Jacke wie Hose. Meinen Buchmarktexperten.

Der Mehrzahl der Kunden sei es egal, ob es ein Buch in elektronischer Form oder auf Papier in den Händen halte. “Ein Buch ist ein Buch”, sagte Schild

Da in Wien gerade Buchmesse ist, schwappt auch das E-Book-Fieber nach Österreich. Treibende Kraft sind dabei allerdings erwartungsgemäß vor allem die Akteute, die vom E-Book leben möchten, beispielsweise der berufsmäßig bei diesem Thema omnipräsente Ronald Schild (“Geschäftsführer der deutschen Marketing- und Verlagsgesellschaft des Buchhandels (MVB), die das Buchportal Libreka betreibt”). Ob die getroffene Aussage tatsächlich aktuell stimmt, lässt sich sicherlich wenigstens diskutieren. Ich bin nach wie vor der womöglich anachronistischen Ansicht, dass eine E-Pub-Datei auf dem weihnachtlichen Gabentisch weitaus weniger Charme entfaltet, als es ein Leinenband mit Lesebändchen vermag. Aber ich auch kein Buchmarktexperte und überschätze das Weihnachtsgeschäft eventuell in dem gleichen Maße, in dem mir die Parallele von PDA und E-Book verschlossen bleibt.

Unter Umständen bin ich auch zu wenig auf Flughäfen und Bahnhöfen unterwegs. Auf einer gestrigen Deutschlanddurchquerung mit dem ICE schien es mir jedoch, als würden weitaus mehr Reisende – auch der PDA-Zielgruppe – zum Papier als zum elektronischen Lesegerät greifen. Wer den Laptop aufklappt, arbeitet zumeist irgendwelche Tabellen ab oder schaut einen Film. Eine Geschäftsfrau neben mir beklagte sich bei ihrer mitreisenden Kollegin heftig, dass auf ihrem Blackberry schon wieder vier dringende Nachrichten eingangen sind. Für die Weihnachtsfeier überlegten die Kolleginnen übrigens, sich gegenseitig im Team schöne Bücher zu schenken, was schwierig ist, da man ja den Geschmack nicht immer richtig einzuschätzen und zu treffen vermag. Da ich partout nicht weghören und meinen Nabokov lesen konnte, entstand bei mir die Überlegung, ob Leute, die permanent in ihrem 8-12 Stunden Arbeitstag darauf angewiesen sind, Bildschirme zu scannen, vielleicht – wenn sie dennoch lesen – eine Alternative wie die faltbare Tageszeitung oder ein Papierbuch durchaus ebenso zu schätzen lernen, wie die Nichterreichbarkeit im Funkloch hinter Spandau. Nach wie vor beliebt als Zeitvertreib sind übrigens noch immer Ausdrucke aus dem Internet. Jedoch kann ich mich natürlich auch hier in einer sehr verzerrten Wahrnehmung stark irren:

Es deute jedoch vieles darauf hin, dass elektronische Bücher sehr schnell vom Kunden akzeptiert werden.

weiß Ronald Schild zu berichten und ergänzt etwas verklausuliert:

Bei Amazon würde schon heute jedes zehnte Buch, das sowohl in elektronischer als auch in Papierform verfügbar sei, als E-Book verkauft, gab Schild zu bedenken.

Das heißt also: Es gibt Bücher die sowohl in der Printausgabe wie auch als E-Book verfügbar sind. Und von diesen also auch elektronisch verfügbaren Büchern (besser Titeln) wird jedes/jeder zehnte mal verkauft. D.h. neun von zehn E-Book-Titeln, die es auch auf Papier gibt, werden nicht verkauft… Ich habe es sicher verkehrt interpretiert, aber wenn dem so sei, muss man schon mit einer gewissen Bescheidenheit antreten, um hierin einen Erfolg zu sehen. Lieber wüsste man jedoch absolute Zahlen zum Verhältnis verkaufte P- und E-Titel und die Entwicklung seit Kindle-Einführung.

Interessanterweise werden die (Öffentlichen) Bibliotheken herangezogen, wenn es um die Marktvorbereitung geht:

So hätten etwa die Verkäufe von DVDs und Hörbüchern spürbar angezogen, nachdem sie in öffentlichen Bibliotheken angeboten wurden. “Wenn die Grundversorgung mit E-Books in der öffentlichen Bibliothek sichergestellt ist, gibt man vielleicht eher 300 Euro für ein Lesegerät aus”, meinte [Holger] Behrens.

Das “vielleicht” des DiviBib-Geschäftsführers weist vielleicht auch darauf hin, dass der Weg ein recht langer sein könnte. Vielleicht sollten die Anbieter der Inhalte lieber die vom Mobilfunk oder aus der Diskothek bekannte Geschäftsvariante aufgreifen und die Lesegeräte (Zugang) quasi verschenken und damit gleichzeitig eine fixe Mindestabnahme (Mindestverzehr) von E-Book-Titeln verbinden. Die Renaissance des Buchclubs stände vor der Tür und wenn die entsprechende Sparte von Bertelsmann ein wenig offeniver und wagemutiger losgezogen wäre, hätte sie sich vielleicht eine Überlebensnische gesichert.

Alles weitere in der futurzone des ORF, die in ihrer Überschrift mit Herrn Schild glaubt: “Der E-Book-Markt entsteht jetzt”

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