Das harte Brot der kritischen Wissenschaft deutsche Hochschullandschaft. Ein Interview bei Telepolis

Karl-Heinz Heinemann: An der Universität Duisburg-Essen hat Werner Nienhüser eine Studie vorgelegt, die eine ganz eindeutige Sprache spricht. Die relative Mehrheit der Hochschulräte wird von Unternehmensvertretern gestellt, die Vorsitzenden sind in aller Regel Unternehmensvertreter, und Gewerkschafter sind hier mit einem Prozent vertreten.Die entscheidende Frage ist natürlich, ob wir von Befehlsketten ausgehen können, die direkt von den Unternehmen in die Hochschulen führen. Nun bin ich kein Freund von Verschwörungstheorien, aber es ist doch ganz offensichtlich, dass die Wirtschaftsvertreter ihr Know-how in diese Gremien einbringen und versuchen, ihre Vorstellungen bezüglich der Studiengänge, Studenten und Absolventen in den Diskussionen und Entscheidungen durchzusetzen.

Bei Telepolis findet sich ein kurzes, lesenswertes Interview mit dem Soziologen sowie auf die Themen Hochschule und Bildung spezialisierten Journalisten Karl-Heinz Heinemann: Kritische Wissenschaft unerwünscht.

Anlass ist eine sehr umstrittene Nicht-Berufungsentscheidung an der Freien Universität, über die u.a. auch Spiegel Online berichtet:

Nun hatte ihn [Albert Scharenberg] eine Berufungskommission für die dort geplante Juniorprofessur für die Politikwissenschaft Nordamerikas empfohlen. Doch als Uni-Präsident Lenzen Scharenbergs RLS-Kontakte entdeckte, so wird kolportiert, soll er einen Entschluss gefasst haben: der nicht.

“Damit droht das Ende meiner wissenschaftlichen Karriere”, sagt Albert Scharenberg, der um seine Reputation bangt. Er sei zu alt und unqualifiziert für die Juniorprofessur – so begründet das Präsidium offiziell die Ablehnung des langjährigen Mitarbeiters. Doch das glauben weder Scharenberg noch seine Kollegen. Sie sind sicher, der wahre Grund ist: Scharenberg ist der wirtschaftsnahen Uni-Leitung zu links. Lenzen wollte sich auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE dazu nicht äußern.

Interessant ist übrigens die Vermutung, wie der Präsident der Universität denn auf die Beziehungen zwischend Albert Scharenberg und der Rosa-Luxemburg-Stiftung gestoßen sein soll:

Es muss irgendwann Anfang des Jahres gewesen sein, so erzählt man sich an der Freien Universität Berlin, als sich Uni-Präsident Dieter Lenzen an den Computer gesetzt und den Namen Albert Scharenberg in die Google-Suchmaske getippt haben soll.

Das wäre eindeutig ein Beispiel für dies spezifische Recherchekompetenz von Personalentscheidern, die auch an anderer Stelle sehr gefürchtet ist

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