Gegen ist ohne Zukunft. Ein Leserbrief zur OA-Debatte in der FAZ

Für die Wissenschaftsverlage ist der Trend zum „open access“ vielleicht doch gar kein so großes Problem. Es spricht vieles dafür, dass vollständig im Internet vorliegende Texte trotzdem in Druckform gekauft werden, weil sich die Begeisterung, stundenlang zu lesen, offenbar in Grenzen hält. Dass sich die Verlage im Übrigen Gedanken machen müssen, wie sie mit dem und nicht gegen das Internet in Zukunft Geschäfte machen können, liegt gleichwohl auf der Hand.

Der vernünftigste Beitrag, den die Frankfurter Allgemeine derzeit zum Verhältnis von Open Access und Urheberrecht dieser Tage druckt, ist bezeichnenderweise ein Lesebrief (Ausgabe 30.04.2009, S.35). Der Münchener Kulturhistoriker Hubertus Kohle leuchtet so differenziert, wie es in dieser Form möglich ist, aus, welche Rolle Publizieren im Internet und nach einem Open Access-Modell spielt und vielleicht spielen wird und wäscht dabei dem Heidelberger Appell und seinen Hauptvertretern ein wenig den Kopf:

Man muss in der Tat den Mut haben, die Kultur von der Zukunft her zu denken und nicht immer die Bedingungen der Vergangenheit absolut zu setzen, die gerade dabei sind, radikal verändert zu werden. Und man muss willens sein, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen, ob man sie mag oder nicht.

Blinde Zukunftseuphorie wäre sicher das andere Extrem. Ich bin mir aber sicher, dass Hubertus Kohle nicht darauf hinaus will. Ihm geht es, wie auch vielen anderen, deren Stimmen leider oft hinter schnellen und vordergründigen Zuspitzungen verloren gehen, um eine konstruktive Debatte zu dem, was sich gerade vollzieht und was perspektivisch an Entwicklung sinnvoll erscheint. Zur Frage allerdings, ob es gegen das geltende Recht verstößt, “wenn ein Geldgeber Auflagen für die Mittelverwendung formuliert”, kann er sich ja mal mit Volker Rieble unterhalten.

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