Der Heidelberger Appell wird zum Europa-Thema, dank des Kulturstaatsministers

Außerdem muss bedacht werden, dass Bücher, sonstige Kulturgüter und wissenschaftliche Daten abgesehen von der urheberrechtlichen Relevanz Teil der kulturellen Identität einer Nation und damit genuin öffentliche Güter sind. Deshalb ist es wichtig, dass die digitale Verfügungsgewalt über solche Bestände auf nationaler und europäischer Ebene auch in öffentlicher Verantwortung bleibt. Hier sollen unter anderem die Europäische Digitale Bibliothek – die so genannte Europeana – und die Deutsche Digitale Bibliothek helfen.

Gestern gab es eine Pressemitteilung mit der Stellungnahme des Kulturstaatsministers zum Heidelberger Appell, in der es aber vorwiegend um die Google-Facette des Aufrufs geht. Den anderen Streitpunkt – das Thema Open Access – erwähnt er nicht explizit. Man liest allerdings:

“Wir sind uns auf europäischer Ebene einig, dass mehr legale Online-Inhalte zur Verfügung gestellt werden müssen. Unser Anliegen ist es schon, dass kulturelle Inhalte einem möglichst breiten Publikum zugänglich gemacht werden sollten, aber dies muss im Rahmen des Urheberrechts geschehen

Sofern also das Open Access-Prinzip urheberrechtskonform angewendet wird, scheint man auf der kulturpolitischen Ebene kein Problem damit zu haben. “mehr legale Online-Inhalte” klingt sogar mehr wie eine Stärkung des Gedankens. Und der eingangs zititerte Wille nach “öffentlicher Verantwortung” verweist eigentlich recht klar auch auf die öffentlichen Institutionen “Universität” bzw. “Bibliothek”.

Ob am Ende vielleicht die öffentliche Position der Wissenschaftseinrichtungen mit ihren Open Access-Bestrebungen in der politischen Debatte als Gegenpol zum kommerziellen Großakteur Google herausdefiniert wird, lässt sich aus dieser Mitteilung noch nicht ableiten. Denkbar scheint es aber schon. Jedenfalls setzt Bernd Neumann die bisher eher national geführte Debatte zum Anfang der nächsten Woche auf die Agenda des europäischen Kulturministerrates.

Die ganze Pressemitteilung gibt es hier: Kulturstaatsminister will Thema „Google / Digitalisierung“ beim Kulturministerrat ansprechen.

4 Responses to “Der Heidelberger Appell wird zum Europa-Thema, dank des Kulturstaatsministers”


  1. Warum schweigt die “Bibliothekswelt” eigentlich öffentlich so sehr?

    Warum versteckt sich die “Bibliothekswelt” auf ihren unglaublich modernen und schönen Blogs?

    Mensch – das Thema ist so wichtig – schreibt und macht – 100 Mails mit ähnlichem Ansatz beeindrucken auch den letzten Abgeordneten…

  2. Hallo K.P.,

    besten Dank für den Kommentar.

    Wer die “Bibliothekswelt” repräsentiert, weiß ich so richtig nicht. Zuständig wäre in dem Fall vermutlich die Rechtskommission des DBV. Und vom DBV gibt es auch ab und an eine Pressemeldung zu diesem Themenbereich, besonders natürlich, wenn Bibliotheken sehr konkret betroffen sind. (z.B. diese, PDF) Dass diese es dann seltener in die Tagespresse schaffen, liegt wohl an den dortigen Redaktionen.

    Insofern sind die “unglaublich modernen und schönen Blogs” durchaus ein zweckgemäßes Mittel, um Öffentlichkeit herzustellen. Vor dem Welterschließungsmittel Google, dass in den Redaktionsbüros der Presseerzeugnisse genauso genutzt wird, wie in den Abgeordnetenbüros des Bundestags sind diese Quellen genauso “öffentlich”, wie traditionelle Presseerzeugnisse. Und werden ähnlich gefunden. Die Suchanfrage “Heidelberger Appell” listet immerhin einige Blogs unter den ersten Treffern. So schlecht ist die Lage hinsichtlich der Publizität also gar nicht. Und die eine oder andere Mail geht bestimmt auch an einen Abgeordneten.

    Wichtiger als ein wütender Sturmlauf – der womöglich gar nicht alle Vertreter der Bibliothekswelt und ihre jeweilige Position einschließt – scheint mir aber eine auf das Sachliche geerdete Debatte. Und eine solche vollzieht sich in der Regel weniger schrill, als das Meiste von dem, was so in den letzten Wochen sichtbar wurde. Ich glaube aber, dass sie geführt wird.

  3. Was ich eigentlich meinte war:

    ich würde mir wünschen, mehr einzelne Personen – insbesondere auch Bibliothekswissenschaftler etc. – würden offensiv ihre Meinung per Leserbriefen kund tun. Dies können sie ja auch in einer sachlich geerdeten Debatte tun.
    Das fehlt mir.

  4. Wenn Sie es so meinen, dann fehlt es mir auch ein wenig.

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