Archive for the 'Trivia' Category

Das Buchmobil – erinnert bei Bibliophemera.

I can still remember the excitement I felt as a kid when the bookmobile came to our neighborhood.

Neben der allseits gerühmten, gerüchteten und befürchteten Abschaffung des professionellen Journalismus übernimmt die Blogosphäre mitunter und tatsächlich eine weitaus zweckmäßigere Funktion: Sie erweist sich als eine wunderbare Plattform für alle möglichen Formen der Erinnerungskultur. So sammelt Chuck Whiting in einem kleinen Text in  seinem sehr schönen Weblog Bibliophemera einiges über das Phänomen der Fahrbibliotheken zusammen: Bookmobiles und speist sein Material gleichzeitig in den allgemeinen und binär-codierten Erinnerungspool genannt WWW ein.

Wie woll’n wir mehr reinlasse? Den Finnen fehlen Männer in der Bibliothek.

Deutschlandradio Kultur zelebriert heute die allgemeine Andeutung und meldet im besten Stil einer Schülerzeitung:

Gleichberechtigung ist den Skandinaviern sehr wichtig. Die Stadtbibliothek in Helsinki will deshalb einen Plan entwickeln, damit auch mehr Männer in die Bücherausleihe kommen. Eine Umfrage hatte ergeben, dass finnische Bibliotheken vor allem von Frauen genutzt werden. Die Bibliothekare haben seitdem die Sorge, dass sie ihr Angebot zu einseitig auf Frauen ausrichten.

Aber immerhin weist die “Kulturnachricht” mit dem Titel Finnische Bibliotheken woll [sic!] attraktiver für Männer werden auf ein Thema hin, das immer mal wieder eher als Kuriosum durch den ÖB-Diskurs wabert: Der Durchschnittsmann als solcher verbringt seine Zeit eher selten in Bibliotheken.
Die Gründe dafür sind potentiell vielfältig: So kann man sich vorstellen, dass bei vollerwerbstätigen Männer nach 12 Stunden Büro andere Bedürfnisse gewichtiger sind. Oder, dass Bibliotheken zu selten die Champions League übertragen (bzw. für Finnland die Superpesis-Serie). Es ist schon richtig: Die Bibliothek, die sich anschickt, für alle da zu sein, muss auch diese Bevölkerungsgruppe ins Visier nehmen. Andererseits wundert man sich, dass angesichts des Frauenüberschusses in den Bibliotheken letztere nicht gerade deswegen ungemein attraktiv für – wenigstens Single- – Männer sind. Was ist nun eigentlich mit dem Thema Bibliotheksflirt? Immerhin liest man bei Jonas Fansa, die Bibliothek sei “für Schüchterne der beste Flirtort” (Fansa, Jonas: Bibliotheksflirt. Bad Honef: 2008, S.57) Vielleicht liegt das Imageproblem gerade an diesem Punkt: Die Draufgängergesellschaft produziert zuviel Selbstbewusstsein, so dass man als Mann des Hier und Jetzt gerade nicht in der Bücherecke bei den Nerds und Losern stehen möchte, die sich auf ihre Chance zum Anbandeln wartend zwischen den Regalen reihen und nebenbei aus Verlegenheit die verlorene Zeit zum fünften Mal durcharbeiten. Insofern kann man der Stadtbibliothek Helsinki nur den Tipp geben, in ihren Plan die gezielte gesellschaftliche Einschüchterung einer größeren Zahl von Männern aufzunehmen. Und vom Deutschlandradio Kultur wünschen wir uns eine etwas konkretere Ausführung des berühmten “Wer, was, wann, wie, warum”. Denn Stadtbibliothek Helsinki, Männer an die Ausleihtheke, irgendwann, mit einem Plan, Gleichberechtigung ist schon sehr diffus gehalten.

“Na ja gut, es gibt das Internet”, 50 Zitate zu einem Kommunikationsmedium

«Printprodukte haben unersetzbare Materialqualitäten, die man optimieren kann: bequem zu handhaben, gut zu lesen, rascher Überblick, Tastbarkeit – und nicht zu vergessen: Man kann sie wegwerfen. Das werden die Zeitung und Zeitschrift der Online-Welt immer voraushaben – und das lässt sie überleben.»
Norbert Bolz, Medienwissenschaftler und Zukunftsforscher, im Tages-Anzeiger vom 19.03.2007

Als Mittagspausenunterhaltung empfiehlt sich ein Ausflug zur medienlese, die in 50 Zitaten zu Internet und Web 2.0-Kommunikation dokumentiert, wie unbedarft bestimmte Vertreter der Medieneliten diesen Technologien und Praxen entgegen blickten. Kommentieren muss man da wenig. Groß bleibt aber das Erstaunen, wenn derart sichtbar wird, wie solide Medienprofis noch vor zwei Jahren mit unerklärlichem Furor in aller Öffentlichkeit Windmühlen attackierten. Heute ist sicher alles anders und auch ausgewählte Vertreter des Qualitätsjournalismus und der Kommunikationswissenschaft dürften z.B.  nach diesem bitteren Scheitern mit den medienprofessionellen Grundtechniken “Statistik lesen” und “Quellen prüfen”, einiges dazu gelernt haben.

Norbert Bolz bietet in der Reihe eins der wenigen sinnvollen Zitate, welches hierin seine Parallele findet.

Twittering Books, das Börsenblatt berichtet.

So schönes Laufwetter und ich muss Bücher bewegen”

Twitter boomt derart mächtig, dass das Börsenblatt des deutschen Buchhandels, nachdem es jüngst einen Erfahrungsbericht im Programm hatte, heute über einen Münsteraner Antiquar berichtet, der als einer der ersten seiner Art hierzulande entsprechende Kurznachrichten in die Welt schickt: http://twitter.com/wilsberg.

Gibt es eigentlich auch derartige Berichterstatter aus dem Bibliotheksalltag? Falls jemandem solche bekannt sind, darf man hier gern entsprechende Links als Kommentar zusammentragen.

Das Berufsbild in der Literatur – Teil 3


- Der Hauswirt sitzt in seiner Wohnung bei offener Tür. Das ist wie ein Büro, mit einer Theke. Nur daß über der Theke kein Glas ist, sondern Maschendraht. Da muß man ihm die Miete hindurchreichen.
- Weiter bin ich nicht mitgegangen.
- Es ist nicht, daß ich vor dem Zimmer Angst habe. Schaben sind bei uns ja auch. Auch nicht vor dem ältesten Bruder. Ich habe Angst, die Mutter ist unfreundlich zu mir. Als wenn ich an allem schuld wäre.
- Francine ist jetzt viel besser im Unterricht.
- Ich habe ihr die Städtische Bücherei in der 100. Straße gezeigt, und bin mit ihr hingegangen, weil sie allein nicht wollte. Dann hat die Bibliothekarin ihr sofort eine Karte gegeben und gesagt, sie darf da lesen und auch schreiben, zu den festgesetzten Öffnungszeiten.
Die sind ja nicht immer.

Im Eintrag zum 23. November 1967 findet sich in Uwe Johnsons magnum opus Jahrestage die Beschreibung, welche Marie Cresspahl, die 10jährige Tochter der Protagonistin Gesine Cresspahl von einer Mitschülerin Francine gibt, die ihm Rahmen einer Art “Affirmative Action” auf diesselbe katholische Privatschule in New York geht, jedoch aus sehr armen Verhältnissen stammt. Anlass der Beschreibung, die Marie ihrer Mutter gibt, ist die Begegnung mit dem Mädchen am U-Bahnausgang an der 96.Straße:  “Sie steht da halbe Nachmittage”, “Sie steht da, denn sie kann nicht nach Hause.”, “Zu Hause ist sie mit drei Kindern in einem Zimmer, und noch einer Mutter”, “Die Kinder sind zwei Brüder, fünfzehn und anderthalb Jahre, und eine Schwester von vierzehn. Es sind nur zur Hälfte ihre Geschwister, auch sie hat einen Vater für sich.”

Das Mädchen orientiert sich auf Marie, denn es wurde in der Klasse neben sie gesetzt, und überschüttet mit einer Dankbarkeit für die Zuwendung, die Marie nicht nur irritiert, sondern geradezu abschreckt. Insofern scheint es nachvollziehbar, dass Marie die schulischen Erfolge von Francine mit dem Besuch der Bibliothek, die als Arbeits- und Rückzugsraum ins Spiel gebracht wird, und nicht mit eigener Hilfe verknüpft. Auffällig daran ist, dass Francine sofort und ohne Probleme die Nutzung erlaubt wurde, mit der einzigen Einschränkung der Öffnungszeiten: für Francine eine Alternative zum Verwarten der Nachmittage auf der Straße (“Nach oben geht sie nur, wenn ein Erwachsener auf der Treppe ist, dem sie traut.”, “Sie traut aber wenigen. Da sind viele, die haben es mit Rauschgift, oder mit Wermut oder mit … ich weiß das Wort nicht.”), ein alternativer Rückzugsraum und gleichzeitig die Möglichkeit eine Bildung zu erweben, die ihr vielleicht hilft, ihrem bedrückenden Lebensumfeld zu entkommen. Johnson entwirft also mit dieser winzigen Passage eine sehr treffende Anspielung auf einen gesellschaftlichen Uranspruch der Public Libraries: das Bieten von Chancen und die Rolle als Supplement zur Bildungsinstitution Schule. Und das sollte hier mal kurz notiert sein.
(Zitat aus: Johnson, Uwe: Jahrestage. Aus dem Leben der Gesine Cresspahl. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2008. S. 309-313)

Wider den/m Intelligenz-Terror: Die Titanic sieht Bibliotheken vor der Schließung.

Innenminister Schäuble warnte die Bevölkerung erneut vor gewalttätigen Klugen: “Wir wollen niemanden diskriminieren, aber wenn sie auf der Straße kleine alte Männer mit weißem Bart, dicker Brille und riesigen Preisgeldern in der Jackentasche sehen, sollten sie die Straßenseite wechseln.” Bildungsministerin Schavan versprach ihrerseits, Forschungsgelder zu streichen und Bibliotheken zu schließen, um dem “Intelligenz-Terror ein für allemal den Boden zu entziehen.”

Meldet die Titanic in gewohnter Seriösität nach der aktuellen Kritik Paul Krugmans an der wirtschaftspolitischen Plänen der Bundesregierung: Nobelpreisträger attackieren Merkel weiter

Das Phänomen “Informationsgesellschaft” eingängig erklärt

Und zwar mit einer Infografik des beliebten Monatsmagazins Titanic.

Das Berufsbild in der Literatur – Teil 2

Heute: Viva Polonia von Steffen Möller.

In Polen können sogar weltberühmte Filmregisseure jegliche Kleiderordnung missachten und wie Bibliothekare herumlaufen.

(Steffen Möller (2008) Viva Polonia. Frankfurt/Main: Scherz, S. 36)

(Teil 1)

Der “brain cell card catalog”: Ein Gedicht über die Library of Congress

Hail Understanding ! in the days of yore,
More prized than jewels and the golden ore ;
By book-men deemed essential as the light
That guides a traveller through the gloomy night [...]

Bibliothekslyrik ist wirklich nichts Alltägliches und ob Benjamin Parks Hohelied “Infatuation” auf die Aufklärung, das er 1844 für den Vortrag vor der Mercantile Library Association verfasste, tatsächlich in diese Kategorie fällt, ist fraglich. Aber es enthält eine bemerkenswerte Zeile, die die Zeitgemäßheit der Lyrik hinterfragt:

What ! write a poem in these railroad times ?
Supply young merchants with domestic rhymes [..]

Schöngeistigkeit und das kaufmännische Nützlichkeitsdenken werden also auch traditionell nicht unbedingt als Einheit aufgefasst, es sei denn, man verpackt sie in marktgängige Produkte. Dann füllt die bildende Kunst auch schon einmal über 30 Seiten im manager magazin. Entsprechend unterscheidet einen Durs Grünbein von einem Georg Baselitz, dass man die Werke des ersteren, seien sie noch so wohlklingend formuliert eben nicht zu 350-400 (“Durchschnittspreis für eine Arbeit mittlerer Größe in Tausend Euro” – Quelle: manager magazin 11/2008, S.196) verkauft werden. Gut für die Freunde der Lyrik und die Sammler entsprechender Ausgaben. Nicht immer gut für den Dichter mit seiner brotarmen und mitunter nussschinkenlosen Kunst. Und den “Wettersturz” eines Wulf Kirsten gibt es bei Amazon.de “Gebraucht – Wie neu” ab 0,01 Euro, was seine Arbeiten von den “nach Fotovorlagen geschaffenen Schönheitsdrogen von [Gerhard] Richter” (manager magazin) nennenswert unterscheidet.

Lyriker ist noch mehr als Bibliothekar ein Beruf, bei dem es garantiert ausgeschlossen ist, dass es der Ausübende mit seiner Tätigkeit jemals zu nennenswerten Reichtum bringt. Und dennoch wird selbst im Zeitalter der Magnetschwebebahn noch hartnäckig gedichtet, was die Empfindsamkeit der Welt so hergibt. Und ab und an auch über Bibliotheken und Bibliothekskatastrophen:

“[...] Ein Wohnungsbrand im Haus Mommsen verursacht
Nicht durch christlichen Eifer gegen Bibliotheken
Wie vor zweitausend Jahren in Alexandria
Sondern durch eine Gasexplosion Machstraße acht
Ließ die schreckliche Hoffnung aufkommen
Der große Gelehrte habe den vierten Band
Den lang erwarteten über die Kaiserzeit
Doch geschrieben und der Text sei verbrannt
Mit dem Übrigen der Bibliothek zum Beispiel
Vierzigtausend Bände plus Handschriften [...]”
(aus: Heiner Müller: Mommsens Block, Dezember 1992)

Hätte Theodor Mommsen dagegen schon bloggen können oder seine Arbeit als Pre-Print im Repositorium eingestellt, dann wäre es nichts mit der schrecklichen Hoffnung (außer die Gasexplosion ereignet sich ausgerechnet im Server-Park), sondern möglich etwas mit einer schrecklichen Gewissheit – man hat noch die Rezension zum letzten Band Hans-Ulrich Wehlers im Ohr – und dem Gedicht fehlte ein Anlass. Bzw. es bekäme einen neuen. Das wirft sofort die Frage nach Lyrik über die Digitale Bibliothek (“there ain’t no greater glory/than this repository” oder “knowledge needs a hoister/therefore we trust in OAIster”) auf und diese kann hier nur bedingt beantwortet werden. Immerhin, und dies ist der eigentliche Anlass für dieses Posting, wurde jüngst u.a. die technische Infrastruktur der Library of Congress verdichtet:

Classic pneumatic tubes
carry nerve impulse notes
demanding diverse media
following searches of endless
brain cell card catalogs and appeals
to new computer circuitry.

So klingt sie also: Bibliothekslyrik im technischen Zeitalter. Diese und die vier weiteren Strophen des im Juli 2008 geschriebenen Gedichts “The Library of Congress” von Bob Bein kann man seit gut einem Monat im Weblog der Library of Congress nachlesen: The Library in Verse. Ich warte derweil noch auf ein aktuelles Deutsches Nationalbibliotheksgedicht.

Oft der Schlimmste aller Fälle: Eine Studie zur Cyberchondrie, vorgestellt in der New York Times

On Monday, Microsoft researchers published the results of a study of health-related Web searches on popular search engines as well as a survey of the company’s employees.

The study suggests that self-diagnosis by search engine frequently leads Web searchers to conclude the worst about what ails them.

Und daher werden sie auch gern zu Cyberchondrikern. Die Begriffsschöpfung Cyberchondria hat es auch schon in die Wikipedia geschafft – Cyberchondrie findet man dagegen nur in der Löschdiskussion. Die Hintergründe zur Studie dagegen in der New York Times: Microsoft Examines Causes of ‘Cyberchondria’. Und die Relevanz für das ib.weblog in der Annahme, dass uns sämtliche Phänomene der Informationsgesellschaft interessieren könnten. Solch originelle Wortschöpfungen, mit denen man bei der nächsten Cocktailparty kokettieren kann, natürlich besonders.

(via ResourceShelf)

Gewalt gegen Bücher. Heute: In Großbritannien.

Und noch eine interessante bis kuriose Meldung, diesmal aus dem Vereinigten Königreich:

A wealthy Iranian businessman faces jail for cutting pages from rare and priceless books at the British Library and Bodleian in Cambridge.

In a bid to boost his own collection, Farhad Hakimzadeh defaced the books and would replace pages that were missing or damaged with leaves cut from library copies, many of which were publicly owned.

ITV hat die ganze Geschichte: Man faces jail for defacing books

Was die Nutzer manchmal wirklich wollen. Endlich auch in der Roxbury Free Library, Vermont.

“I used to say `We’re the Wi-Fi library without a pot to p— in,’” said library director Susan D’Amico.

Es gibt Tage, da ist man nichts als glücklich, Zugriff auf AP-Meldungen zu haben und wenn diese dann noch über den beliebten Nachrichtensender FOX News hereintrudeln, ist die Freude gleich verdoppelt. Denn so erfährt man den aktuellen Stand der Umwandlung der vielleicht letzten toilettenfreien Bibliothek der USA in eine, die auch elementarsten menschlichen Bedürfnissen gerecht wird:

“We always had to make sure we used the bathroom before we came to story hour,” said Chris Dorer, 32, whose 3-year-old daughter, Izzy Jackson, played in the library Wednesday afternoon.

Ähnliche Aussagen konnte man in den Zeiten vor der sanitären Umgestaltung der Dorotheenstraße 26 den hiesigen Studierenden und Mitarbeitern zwar nicht entlocken, aber doch als schnell erlernte und strengstmöglich eingehaltene Grundregel für die Teilhabe am Leben im Institut voraussetzen. Einst schielte man neidvoll auf die renovierten Soziologen ein Haus weiter. Nun werden die Soziologen beobachtet, wie sie ins Institut schleichen – meistens jedoch zur Prüfungsanmeldung. In Vermont ging man dagegen notdürftig in die nahegelegene Roxbury Union Congregational Church:

“Every so often, we have to knock after an hour or so, and when the (bathroom) doors open, it’s someone who’s been reading a book,” church deacon Claire Chomentowksi said.

Sofort zurück zu Fox News: For toilet-less Vermont library, a new chapter

Das Berufsbild in der Literatur

Heute: Bei Joachim Fest.

Tante Dolly dagegen hatte ihrem Ehrgeiz von frühauf Grenzen gezogen und war Bibliothekarin geworden [...]

(Joachim Fest (2008) Ich nicht. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. S. 23)

Bücherschrank Flavour: Bushido und die Library Revoluzzers auf der Buchmesse.

Der eigentliche Star der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war nicht das E-Book, denn dafür war es viel zu wenig präsent und zwar besonders in der Aufmerksamkeit des Publikums. Der König der Kinder- und Jugendherzen war, wenn man die Häufigkeit der Nachfragen an der LIS-Corner in der Halle 4.2 zum Maßstab nimmt, eindeutig der gebürtige Bonner und seitdem Berliner Rapper Bushido.
Continue reading ‘Bücherschrank Flavour: Bushido und die Library Revoluzzers auf der Buchmesse.’

Banned Books Week

In Deutschland scheint es nicht so viele – ähm – radikale Religiöse zu geben, die versuchen, Bücher aus Bibliotheken zu verbannen. Zumindest ist das kein Thema der bibliothekarischen Diskussion, im Gegensatz zu anderen Staaten, die ständig irgendwelche Bücher “verteidigen” müssen. Aber dafür gibt es Deutschland auch keine Banned Books Week, wie demnächst (27.09 – 04.10) in der USA.

Banned Books Week is the only national celebration of the freedom to read. It was launched in 1982 in response to a sudden surge in the number of challenges to books in schools, bookstores and libraries. More than a thousand books have been challenged since 1982. The challenges have occurred in every state and in hundreds of communities. People challenge books that they say are too sexual or too violent. They object to profanity and slang, and protest against offensive portrayals of racial or religious groups–or positive portrayals of homosexuals. Their targets range from books that explore the latest problems to classic and beloved works of American literature.
According to the American Library Association, more than 400 books were challenged in 2007. [...]
During the last week of September every year, hundreds of libraries and bookstores around the country draw attention to the problem of censorship by mounting displays of challenged books and hosting a variety of events. The 2008 celebration of Banned Books Week will be held from September 27 through October 4.

Weiteres hier: bannedbooksweek.org

[Via Epic FU. Yep, Internetshows reden über Bücher und finden es schlecht, wenn sie zensiert werden. Von wegen das Internet würde dumm machen. JFTR Spiegel.]

Google-Telefonsuche, in Indien

Consumers call up a toll-free number from either a landline or mobile and request the information they need. Google either delivers the information through an SMS or reads it out.

Auch wer keinen Zugang zu digitalen Datendiensten und stattdessen vielleicht einen der seltenen klassischen Telefonanschlüsse besitzt, kann alsbald selbst mit einem Wählscheibentelefon Google nutzen. Vorausgesetzt er lebt in Hyderabad, Delhi, Mumbai, Bangalore oder Kolkata. Mehr dazu gibt es in den rediff-news: Google entices mobile phone users with voice search

Bibliotheken sind sexy. Heute: Mit Josh Hartnett

Wilde Spiele zwischen staubigen Büchern! Josh Hartnett wurde in London beim Stelldichein mit einer Unbekannten erwischt. In einer Bücherei!

Dies meldet die für solche Themen zuständige Fachpresse, selbstverständlich im Rückgriff auf die andere zuständige Fachpresse, da gerade auf der Welt nicht viel anderes geschieht. Und so lesen wir begeistert:

The lusty couple had sloped off to the Soho hotel’s library – but reading was the last thing on their minds. Josh, 30, was far more interested in his leading lady than he was the complete works of Emile Zola.

Wahrlich: La joie de vivre. Aber wer liest denn schon angesichts einer solchen bonheur des dames Émile Zola?

Der Starbucks-Leser. Die FR testet den Kindle.

Wer einen Starbucks mit den Maßstäben alteuropäischer Kaffeehauskultur misst, der kann leicht in tiefen Kulturpessimismus verfallen. Statt Porzellan gibt es Styropor, statt Marmor auf dem Fußboden Linoleum, statt literarische Gespräche zu führen starrt das Publikum auf Laptops, und statt eines ordentlichen Großen Braunen wird eine amerikanische Parodie von Cappuccino serviert, auf Wunsch verhunzt mit Dingen wie Vanillesirup. Ein idealer Ort also, um einen “Kindle” auszuprobieren.
Natürlich. Und so tut es die Frankfurter Rundschau heute auch und schaut sich genau dort, in einem Starbucks-Coffeeshop irgendwo da draußen in der Welt der Nicht-Ort, das Lektüre-U-Boot Kindle, das ab- und auftaucht um den alten dicken Kreuzfahrtpott “gedrucktes Buch” zu attackieren, an: Das Versenken neu lernen. Am Ende des Artikels liest man dann zur Frage der Fragen eine dekorative Antwort:
Und wie ist es nun mit der Zukunft des Abendlandes oder zumindest mit der Zukunft des Buches aus Papier und Druckerschwärze? Der freundliche Kindle-Vorführer im Starbucks erzählt, er habe, seit er einen Kindle besitze, von seinen etwa 700 Büchern dreihundert ausgemistet – zumeist Standardwerke in billigen Ausgaben, die es bei Amazon für eine Handvoll Dollar auf den Kindle gibt. Von den übrigen könne er sich jedoch nicht trennen, schon, weil eine Wohnung ohne Bücher für ihn unvorstellbar sei. So unvorstellbar eben, wie eine Welt ohne Bücher. Aber vielleicht ist das ja nur eine Frage der Generation.
Schon weil für uns ein Bücherregal ohne Bücher unvorstellbar ist.
Wenn Starbucks also den idaeltypischen Nicht-Ort – sehr schön das der äußerst lesenswerte Marc Augé so rege im Alltag präsent ist – darstellt, so wie Multiplex-Kinos, Supermärkte oder der Hannoveraner Hauptbahnhof es tun, dann müsste man beim Kindle konsequenterweise vom Nicht-Buch sprechen.
Es will uns die rundum polierte Illusion vermitteln, wir würden noch Bücher lesen, so wie uns die Starbucks-Kaffeehäuser erzählen, wir würden uns im Café befinden. Und in gewisser Weise tun wir dies ja auch noch, nur dass es keinen Unterschied mehr dahingehend gibt, ob wir in Kuala Lumpur oder in Berlin-Mitte sind. Es geht nicht um Eigensinn des Ortes, Eindruck und Erlebnis, sondern um Zerstreuung, Nivellierung und zeit- und ort- und gegenstandslosen Konsum. Nicht um das Besondere, auch gern einmal Imperfekte und Dissonante. Sondern um Gleiche, Abgerundete und Vorsortierte. Um um den Ausschluß des Unerwarteten.

So wie Nicht-Orte in diesem Sinne als polierte Beliebigkeit aus Frappuccinos erscheinen, könnte es doch sein, dass es uns mit dem Kindle, auf dem wir ja nicht das bestimmte Buch mit seinen ganzen äußeren Qualitäten und Defekten mit in die U-Bahn genommen haben, sondern gleich 500 verschiedene und und technisch rundum angeglichene Titel, beliebig wird, was wir gerade lesen.
Dem dematerialisierten Text fehlt es dann womöglich an etwas, woran es auch dem Coffeshop sehr mangelt: an Charme.

Neologismen für den Alltag 2.0

heute: Social Notworking.

Die Bibliothek von Alexandra: Wohlgeordnet im “Night Bookmobile”

Alle Freunde von Comics mit Bibliotheksbezug werden spätestens jetzt auch regelmäßig zum Guardian greifen, denn in den jeweiligen Samstagsausgaben wird ein Teil aus Audrey Niffeneggers Graphic Novel “The Night Bookmobile” abgedruckt. Heute dieser:

Heute im Guardian:Kapitel 1 des Night Bookmobile von Audrey Niffenberger

Heute im Guardian:Kapitel 1 des "Night Bookmobile" von Audrey Niffenberger

Neuer Song “Librarian”

Es gibt mal wieder ein neues Lied über Bibliothekare. Die Band My Morning Jacket hat ein Liebeslied auf ihrem letzten Album (Evil Urges) herausgebracht, dass den Titel “Librarian” trägt (kleine Kostprobe). Die “Rolling Stone review”schreibt:

“One of the record’s standouts is “Librarian,” an acoustic love ballad that’s so archaic it’s clearly a hallucination: The singer wanders through book stacks (“Since we got the Interweb, these hardly get used”) and sees his crush listening to the Carpenters on AM radio. But songs, like books, invent their own reality, and by the time he reaches the hoary nerd-girl come-on, “Take off those glasses and let down your hair for me,” it’s enough to make you forswear your Amazon account.”

Neue “Bibliotheken”: Google, Amazon und andere…

Endlich hat einmal jemand ausgesprochen (bzw. hingeschrieben), was viele anscheinend denken:

“As Google, Amazon and others become de facto digital libraries …”

Allerdings wüsste ich wie immer gern, wer die ominösen “others” sind und andererseits, welche Definition von “Digitaler Bibliothek” solchen Vermutungen zu Grunde liegt. Momentan scheint es doch eher so, dass die Bibliotheken mit ihren digitalen Oberflächen versuchen de facto Google und Amazon zu werden…

Quelle: New “Libraries” Bring New Privacy Implications

Bibliotheken sind vielleicht sexy. Aber etwas anderes könnte sexier sein. Meint Sony.

Sollte es tatsächlich so sein, dass eine Sony Reader-Werbekampagne die “Bibliotheken sind sexy”/”Libraries are sexy”-Kampagne der IFLA-Präsidentin Claudia Lux ein wenig unterläuft?


(Gefunden bei Robin Good)

Firefox-Download-Day läuft

Für Freunde und Freundinnen relativ sinnfreier Werbeaktionen und freier Software bestimmt interessant: noch bis heute 19.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit läuft der Firefox-Download-Day. An diesem will Mozilla mit dem neuen Firefox 3 ins Guinessbuch der Rekorde kommen und zwar für die meisten Downloads an einem Tag. Wozu? Um im Guninessbuch zu stehen und zu zeigen, wie viele Leute Freie Software benutzen. Nun ja. Wer an diesem Rekordversuch teilhaben möchte, kann bis heute (18.06), 19.00 Uhr unter http://www.spreadfirefox.com/de/worldrecord/ den neuen Firefox 3-Browser herunterladen. [Wer mehr als ein Betriebssystem benutzt selbstverständlich auch mehrfach.]

PS.: Da der Rekordversuch später als geplant startete, ist die Teilnahme jetzt bis 20.16 Uhr möglich. Hier und hier gibt es auch eine Übersicht zu den aktuellen Download-Zahlen.

twitter tweetup: Was es bedeutet.

Für alle, die mitreden wollen:

tweetup n. A real world meeting between two or more people who know each other through the online Twitter service.

Heute vom wordspy Paul McFedries – natürlich per twitter – angeliefert.