IBI-Weblog » Medienverhalten http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Das Buch als Prozacco? Eine Studie zu Depression und Mediennutzung, referiert beim New Yorker http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=8741/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=8741/index.html#comments Fri, 15 Apr 2011 17:42:55 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=8741 Das “Book Department” des New Yorker hat noch eine interessante Nachricht für alle, die jetzt auf dem Weg in die nächste Bibliothek und Buchhandlung sind, um sich wie immer viel zu viel zum Lesen für das Wochenende zu besorgen. Also z.B. für mich. Jeannie Vanasco referiert auf der Book Bench des Wochenblatts eine Studie von [...]]]>

Das “Book Department” des New Yorker hat noch eine interessante Nachricht für alle, die jetzt auf dem Weg in die nächste Bibliothek und Buchhandlung sind, um sich wie immer viel zu viel zum Lesen für das Wochenende zu besorgen. Also z.B. für mich.

Jeannie Vanasco referiert auf der Book Bench des Wochenblatts eine Studie von Brian A. Patrick (Assistant Professor of Medicine and Pediatrics at the University of Pittsburgh School of Medicine) et al. zum Zusammenhang des Mediennutzungsverhaltens mit Depressionen (Primack BA, Silk JS, Delozier CR et al: Using ecological momentary assessment to determine media use by individuals with and without major depressive disorder. In: Archives of Pediatrics & Adolescents Medicine. 2011, April (4) S. 360-365. doi:10.1001/archpediatrics.2011.27):

“Primack and his research team examined six types of media—television shows and movies, video games, magazines and newspapers, music, the Internet, and books—and concluded that major depressive disorder is common among pop-music-listening teens and drastically less common among their bookish counterparts. But the study has less to do with the content of books and more to do with the act of reading.”

Würden wir pedantisch sein, müssten wir darauf hinweisen, dass die Studie nur fünf Cluster von Medientypen bestimmt und Printprodukte generell auf einen Stapel legt – unabhängig davon, ob es sich um eine Illustrierte oder die Brüder Karamasow handelt. Würden wir uns eine leise Kritik am Abstract der Studie herausnehmen wollen, dann würde sie in ihrem Zweifeln darauf abzielen, dass Mediennutzung insbesondere im Internet nicht nur passiv sondern aktiv geschieht. Vielleicht steht etwas dazu im Volltext der Studie, zudem wir leider keinen Volltext haben. Daher wissen wir nicht, wie Mediennutzung in diesem Zusammenhang exakt definiert wird.
Ein Fakt scheint unabhängig davon deutlich zu werden: Man ist nicht weniger depressiv, weil man liest. Sondern man liest, weil man nicht depressiv ist. Meint der Studienleiter:
““People who are very depressed might not be able to read a book,” Primack said. “Reading takes a lot of mental energy.”
Insofern beantwortet sich die titelgebende Frage im Blog des New Yorkers eigentlich von selbst: Books, the New Prozac?
Auch ich habe mir Sisyphos immer als lesenden Menschen vorgestellt. Schaut man derweil in die Literaturgeschichte – Jeannie Vanasco errinnert mit gutem Grund an Sylvia Plath -  ergibt sich noch ein anderes Phänomen (jedoch eventuell seltener bei Teenagern): Einige depressive Menschen lesen auch deshalb wenig, weil sie schreiben. Und oft tun sie dies mit bestürzender Großartigkeit.
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Der Tod und das Medium: Walt Crawford über Blogs als Zeitschriften http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6939/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6939/index.html#comments Mon, 11 May 2009 14:48:15 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6939 There’s also a semantic issue. Could you publish a solid journal using WordPress with a few extensions? Almost certainly. Would the result be a blog? Well, it would use blogging software… Walt Crawford überlegt in der April-Ausgabe seiner Gedankensammlung Cites&Insights (Ausgabe 9:5, PDF), ob die Zukunft der wissenschaftlichen Zeitschrift womöglich in der Medienform des Weblogs [...]]]>

There’s also a semantic issue. Could you publish a solid journal using WordPress with a few extensions? Almost certainly. Would the result be a blog? Well, it would use blogging software…

Walt Crawford überlegt in der April-Ausgabe seiner Gedankensammlung Cites&Insights (Ausgabe 9:5, PDF), ob die Zukunft der wissenschaftlichen Zeitschrift womöglich in der Medienform des Weblogs zu suchen sei. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn immerhin bringt die Blogkommunikation so einiges hervor, was sich auch in der zeitschriftenbasierten Wissenschaftskommunikation als ganz sinnvoll erweist: Eine direkte Diskussion am Text über Kommentare, die im Idealfall auch absatznah möglich ist, sowie eine weitläufige Erschließung mittels Tags als Ergänzung zu grobclusterigen Kategorien, die eher der Navigation dienen. Und natürlich eine automatische Zitationsdokumentation über Trackbacks. Crawford stellt vier seiner Meinung nach relevante Fragen:

1. Does prepublication peer review offer enough advantages to prefer it to the immediacy of publishing on submission?

2. Will postpublication review, through open comments or other means, offer the same assurance of quality that peer review should offer?

3. Is a blog an inherently good or poor medium for article-length scholarship?

4. Are blogs inherently more ephemeral than ejournals?

Die ersten beiden beziehen sich m.E. (stärker noch als die anderen beiden) weniger auf die technische Stuktur, die Weblogs (bisher) von Lösungen wie Open Journal Systems unterscheiden, sondern auf die Nutzungspraxis.

Zweifellos sollte vor Veröffentlichung eine redaktionelle Vorkontrolle stattfinden und Beiträge bei groben Mängeln zurückweisen. Ob man zusätzlich ein dem Blog externes Peer Review zwischenschaltet, muss ebenfalls auf redaktioneller Ebene entschieden werden, hat aber wenig mit der Plattform selbst zu tun.

Ob die Kommentare ein Niveau erreichen, das als nennenswerter Beitrag zum Artikel im Sinne einer Review angesehen werden kann, hängt einzig von der Kommunikationspraxis der jeweiligen Wissenschaftsgemeinschaft ab. Die Kommentarfunktion selbst sagt nichts über die Güte des Inhalts. Überlegenswert wären technische Lösungen, die die Kommentare besser für eine Review-Funktion vorstrukturieren.  Ich stelle mir beispielsweise vor, dass man eine Textstelle markiert und mit einer anderen Quelle, in der z.B. das Gegenteil geschrieben steht, verlinken kann und bei der man als Reviewer zusätzlich kurz annotiert, warum dieser Hinweis notwendig erscheint.

Die dritte Frage ist ebenfalls auf das Rezeptionsverhalten bezogen und betrifft genauso jede andere Abbildung von Texten auf Bildschirmmedien. Zweckmäßig ist sicherlich die Beigabe eine PDF-Version des Beitrags für diejenigen, die längere Texte lieber ausdrucken und offline lesen. Ansonsten kann ich keinen Unterschied zwischen dem Veröffentlichen eines Artikels über Weblogs oder eine andere elektronische Form feststellen.

Dass Blogs vergänglicher sind als elektronische Zeitschriften ist kein zwangsläufiger Fakt, sondern hängt von den Bedingungen ab, unter denen die Plattform betrieben wird. Technisch werden die Inhalte in Datenbanken hinterlegt und es ist nicht einsichtig, warum Datenbanken, die Bloginhalte enthalten datenverlustbehafteter sein sollen als andere. Die andere Frage ist die der Organisation dahinter: Wer finanziert den technischen Aufwand und gegebenenfalls die Redaktion? Diese stellt sich aber bei elektronischen Zeitschriften gleichermaßen.

Insofern ist ein Abwägen für oder wider eines Blogs gar nicht sinnvoll. Ich vermute, dass die Content Management Systeme, mit denen Zeitschriften betrieben werden, allmählich all die Merkmale und Elemente aus der Blogpraxis übernehmen werden, die für elektronische wissenschaftliche Zeitschriften relevant erscheinen. Das Medium Weblog dient dabei auf der technische Ebene vorwiegend als Inspiration. Vielleicht bietet WordPress ja irgendwann selbst eine solche Lösung an. Die aktuelle Version eignet sich allerdings eher nicht für das Publizieren einer wissenschaftlichen Zeitschrift im klassischen Sinn.

Womöglich entstehen aber in der Blogosphäre wissenschaftliche Kommunikationsformen, die sich parallel zur Zeitschrift etablieren. Es ist nicht festgeschrieben, dass es langfristig notwendig ist, die wissenschaftliche Zeitschrift in der Form, wie wir sie kennen, in digitalen Umgebungen derart nah am Vorbild der gedruckten zu halten, wie es dieser Tage zumeist geschieht.

Es ist ebenso nicht endgültig, dass wir perspektivisch überhaupt von Zeitschriften als Leitmedien der Wissenschaftskommunikation ausgehen müssen. Das Kernmerkmal der wissenschaftlichen Zeitschrift -  die Begutachtung – kann genauso gut, wenn nicht vielleicht sogar besser, auch anders durchgeführt werden. Also könnte sich auf den zweiten Blick der Titel des Artikels von Walt Crawford trotz dessen Beteuerung: “I needed a snappy title” als gar nicht so abseitig erweisen:  The Death of Journals (Film at 11).

Aber auf den dritten ist auch das eine semantische Frage: Das Sprechen vom Sterben eines Mediums evoziert zwangsläufig ein negatives, oft mit Abwehr belastetes Geschehen, weil der Tod etwas Absolutes ist, hinter das man nicht mehr zurück kann.

Aber man kann in diesem Umfeld schon: Die vermeintlich dahingeschiedene Schallplatte wird nach wie vor gepresst, in Enschede versucht man den entschlafenen Sofortbildfilm für analoge Polaroid-Kameras zu reanimieren und auch Druckausgaben von Zeitschriften wird man solange drucken können, wie es Papier gibt. Wenn man mag, sogar mit Bleisatz. Technisch bleibt es möglich. Das Verschwinden eines Mediums aus dem Gebrauch bedeutet nicht, dass es auch unwiderruflich vergangen ist. Und nicht, dass es nicht irgendwann wiederkehrt. Insofern empfiehlt es sich im Diskurs über die technische Form auf so griffige Metaphern wie “Tod” und “Sterben” und das vermeintliche Bezwingen eines Mediums durch das andere zu verzichten. Denn das Entlanghangeln an solchen Metaphern lenkt vom Eigentlichen ab: der möglichen und der realen Nutzung der jeweiligen Form. Hier vollziehen sich Veränderungen mitunter langsamer, verbindender und mit anderen Auswirkungen , als man gemeinhin vermutet.

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Was ist eigentlich “Lesen” (heute)? Z.B. Videospielen. Ein Artikel in der New York Times. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6052/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6052/index.html#comments Mon, 06 Oct 2008 14:52:40 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6052 I think we have to ask ourselves, ‘What exactly is reading?’ ” said Jack Martin, assistant director for young adult programs at the New York Public Library. “Reading is no longer just in the traditional sense of reading words in English or another language on a paper.” In some cases, librarians may guide young gamers [...]]]>

I think we have to ask ourselves, ‘What exactly is reading?’ ” said Jack Martin, assistant director for young adult programs at the New York Public Library. “Reading is no longer just in the traditional sense of reading words in English or another language on a paper.”

In some cases, librarians may guide young gamers towards other resources — including, occasionally, books. But critics argue that most children who play games at the library simply do just that. And games like Dance Dance Revolution, in which players follow dance steps on a screen, seem to have little to do with literacy of any kind.

In der heutigen Ausgabe der New York Times findet sich ein Artikel, der der Frage nachspürt, inwieweit sich Videospiele dazu eignen, Inhalte zu vermitteln und Informationskompetenz zu fördern. Der Titel führt allerdings etwas in die Irre, da es nicht mehr ausschließlich darum geht, die videospielenden Kinder an das Medium Buch heranzuführen, sondern zunehmend darum, das Videospiel selbst als als Vermittlungsmedium zu entwickeln: The Future of Reading: Using Video Games as Bait to Hook Readers

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