Eine Insel mit ‘nem Deutschkurs: Das Goethe-Institut eröffnet einen Ableger in Second Life

Möglicherweise finden sich, selbst nachdem all die neugierigen Journalisten abgezogen sind, immer noch viele Menschen in Second Life, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren. Diese können dann in einem “virtuellen Klassenzimmer” an einem “kostenlosen Schnupper-Deutschkurs teilnehmen”, wie das Institut mitteilt.

Das Goethe-Institut eröffnet am 28. Juli seine eigene Insel in Second Life und die Süddeutsche Zeitung hat mit Lars Weisbrod einen Journalisten, der immerhin neugierig genug ist, um diesen Schritt im heutigen Feuilleton zu vermelden und zu kommentieren. (Der Letzte knipst den Hype aus. Süddeutsche Zeitung Nr.173, Samstag, den 26. Juli 2008, Seite 15) Während er meint, dass man damit “zwei, drei durchaus sympathische Schritte zu spät” unterwegs ist, vernachlässigt er, dass in manchen institutionellen Rahmen entsprechende Entscheidungsprozesse pro oder contra solch eines Engagements einfach ihre Zeit brauchen und die Entwicklung einer vorzeigbaren Dependance bei den genannten Kandidaten aus der Wirtschaft (Adidas, Mercedes Benz) womöglich, da man dort sicher gerade den Hype für den Marketing-Effekt mitnehmen wollte, mit ganz anderen Mitteln angegangen werden kann und wird.

Das (zugegeben für das Goethe-Institut gemutmaßte) Problem, das auch Bibliotheken oft haben, wird jedoch deutlich: Wenn man endlich Gelder für die Teilnahme an dem, was in aller Medien Munde ist, genehmigt bekommen oder in die Planung aufgenommen hat, Stellen ausschreibt, Experten einstellt und dann los entwickelt, ist die Karawane der Verkünder und damit oft auch der Masse der Nutzer schon zu einer nächsten Oase der Zukunft weitergezogen. Es fehlt nicht selten schlicht die Flexibilität und die Potenz, sofort auf jeder Hochzeit zur Hochzeit präsent zu sein.

Vielleicht sollten man dieser Tage die Fachreferenten mit ihrer Expertise bei Google Knol schreiben lassen. Das ist immerhin “meant to be the first thing someone who searches for this topic for the first time will want to read”, so Udi Manber, vice president of engineering bei Google (Quelle: Google’s ‘knol’ may challenge Wikipedia.) Damit erreicht man dann die berühmten neuen Nutzergruppen (die Netgeneration und so) und die berüchtigten Wechselnutzer, der die Bibliothek nicht mehr “the first thing” zum Nachsehen ist und es lassen sich obendrein sogar Drittmittel generieren:

If an author chooses to include ads, Google will provide the author with a revenue share from the proceeds of those ad placements. (Official Google Blog)

1 Response to “Eine Insel mit ‘nem Deutschkurs: Das Goethe-Institut eröffnet einen Ableger in Second Life”


  1. 1Frank

    Eine gewisse Zurückhaltung bei neuen Dingen hat ihre Berechtigung, auch wenn sie nicht gleich Monate und Jahre dauern sollte.
    Bevor man sich jetzt auf Google Knol stürzt, sollte man einen kritischen Blick auf die Details werfen.
    Lambert Heller hat das getan und kommt zum Schluss “Die Zwecke von Knol sind allzu sehr Googles Zwecke.”
    http://biblionik.de/2008/07/29/googles-knol-keine-konkurrenz-fur-die-wikipedia/#more-23

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