Archive for the 'Politik' Category

IFLA Presidential Meeting

Heise online berichtete über das 2. IFLA Presidential Meeting.

Studentische Mitarbeiterstelle im Bundestag ab 1.4.2008

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Steinecke sucht zum 1. April 2008 eine studentische  Hilfskraft für sein Berliner Abgeordnetenbüro. Als durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit sind 16 Stunden vorgesehen. Die Ausschreibung richtet sich an Studierende aller Fakultäten, die das Grundstudium bereits absolviert haben.

Das Aufgabenspektrum umfasst allgemeine Bürotätigkeiten, die Organisation von Besuchergruppen, die Beantwortung von Wahlkreispost und inhaltliche Recherchen. Die Stellenausschreibung mit weiteren Informationen kann hier abgerufen werden, Bewerbungsschluss ist der 7. März!

“Die CIA surft mit”

Das Nachrichtenportal Zoomer berichtet:

Besonders beliebt bei den Agenten: soziale Netzwerke und Blogs. “Wir schauen oft auf Youtube [...] Wir haben eine Abteilung, die alles unter die Lupe nimmt, was gemeinhin ‘Bürgerjournalismus’ genannt wird”

Zoomer zitiert aus einer Rede von Doug Naquin, Chef der Unterabteilung Open Source Center.

Protest für Bibliotheken XVIII: Neues Konzept für die geschlossene Bibliothek?, Karow

Bibliothek im Elias-Hof, Bezirkspolitik
Ende Dezember 2007 wurde, trotz aller Proteste, die Bibliothek im Elias-Hof in Berlin-Pankow geschlossen. Zumindest ein Teil der Bestände wurde auch schon in andere Einrichtungen transportiert. Dann fand Ende Januar eine Protestveranstaltung vor der Bibliothek statt. Das war selbstverständlich nur die sichtbare Ebene.
Auf der gestrigen (06.02.2008) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow stellte eine Verordnete der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion offizielle ein Kleine Anfrage, wie das Bezirksamt das schon vor einigen Wochen vorgelegte Konzept der Direktorin des MACHmit-Museums zur Fortführung der Bibliothek unter der Regie des Museums bewerten würde. Damit ist dieses Ansinnen offiziell.
Dabei muss bedacht werden, dass die Bibliothek im Elias-Hof in ein Gesamtkonzept von kulturellen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, welche an diesem Standort konzentriert wurden, eingelassen war. Hierzu zählt eine Musikschule, ein Kinder- und Jugendtheater, mit dem Pfefferwerk einer der profiliertesten Träger kultureller und sozialer Projekte in Berlin und weitere Einrichtungen. Wie so oft war – neben dem finanziellen Aspekt – auch bei der Einrichtung dieses Ensembles die leitende Grundidee, dass die Attraktivität der einzelnen Angebote sich mit dieser Zusammenlegung erhöhen würde. Das Profil der Bibliothek im Elias-Hof war wegen der Ansiedlung in diesem Komplex einerseits durch eine große Kinder- und Jugendabteilung, andererseits durch einen starken musikalischer Schwerpunkt gekennzeichnet.
Das MACHmit-Museum, welches jetzt das neue Konzept für die Elias-Hof-Bibliothek vorgelegt hat, ist in einer alten Kirche direkt neben dem Elias-Hof angesiedelt. Zielgruppe des Museums sind Kinder, die durch eine Mischung aus Spiel und Bildung in dieser Einrichtung an wechselnde Themen herangeführt werden sollen. Deshalb ist auch zu erwarten, dass sich das Konzept für die Bibliothek auf bibliothekarische Angebote für Kinder konzentrieren wird.

Auf die Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung antwortete der zuständige Stadtrat relativ ausweichend. Es lägen für die Nachnutzung der Räume der Bibliothek insgesamt drei Konzepte vor, zwei davon würden auf die Einrichtung von Jugendeinrichtungen abheben – das dritte ist dann wohl das Konzept des Museums – und mit allen drei Projektträgern würden Gespräche geführt. [Die Kleine Anfrage, die Antwort und das Konzept des Museums sind bislang noch nicht öffentlich dokumentiert.]

Stadtteilbibliotheken Karow und Buch, Protest einigermaßen erfolgreich
Währenddessen berichtete die Lokalausgabe des Anzeigenblattes Berliner Woche für den Stadtteil Weissensee [Ausgabe vom 30.01.2008, Seite 3, oben] über die Auswirkungen eines erfolgreichen Protestes für Bibliotheken in Berlin-Pankow. Im letzten Herbst – anlässlich der Sparrunde vor jener, welche jetzt zur Schließung der Bibliothek im Elias-Hof und der Kurt-Tucholsky-Bibliothek führte – sollte die Bibliothek in Karow geschlossen werden. Die damaligen Proteste gegen diese Schließung bewirkten nun, dass die beiden Stadtteilbibliotheken in Karow und Buch zusammen von einer Leiterin geführt und der Bibliotheksdienst mit ehrenamtlichen Kräften aus den ansässigen Bürgervereinen aufrecht erhalten wird.
Obwohl weder die Mitglieder des bezirklichen Kultur- und Bildungsausschusses, noch die betroffenen Vereine (Kulturförderverein Phoenix, Einwohnerinitiative Neu-Karow, Bürgerverein Buch) mit dieser Lösung wirklich 100%ig zufrieden sind, hat sich doch gezeigt, dass ein Protest gegen Bibliotheksschließungen – auch bei der Finanzkrise der Stadt Berlin und seiner Bezirke – erfolgreich sein kann.

Protest für Bibliotheken XVII: Jerusalem-Bibliothek jetzt doch zu?

Einige Monate lang hat die Initiative für die Jerusalem Kinder- und Jugend-Bibliothek in Berlin-Mitte sehr aktiv daran gearbeitet, dieses Bibliothek vor der faktischen Schließung zu bewahren. Und dabei zumindest große aufmerksamkeits-ökonomische Erfolge verzeichnen können. Neben dieser öffentlich sichtbaren Arbeit, haben die Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf verschiedenen Ebene kontinuierlich für dieses Ziel engagiert.
Dennoch scheint jetzt die geplante Eingliederung der Bibliothek in die Erwachsenenbibliothek am Luisenhof bevorzustehen. Und zumindest Tom Schweers, der mit einer Unterschriftenliste die Initiative losgetreten hatte, hat keinen Bock mehr. Doch, wie er schon seinen Unmut über die bevorstehende Schließung nicht verheimlichte, so will er sich auch nicht einfach so aus der Initiative zurückziehen. Er formuliert – jetzt, wo er nicht mehr in Verhandlungen steht, auch sehr offen – seinen Ärger über die Bezirkspolitik, mit der er und die gesamte Initiative sich herumschlagen musste in zwei energischen Erklärungen (Presseerklärung und persönliche Erklärung), welche einerseits eine Bewertung der verantwortlichen Einzelpersonen und Parteien (zumindest der bezirklichen Parteigliederungen) vornimmt, andererseits die Vorgänge um die Schließung der Bibliothek in einem größeren Rahmen einordnet.

Die Parteien, die sich für die Schließung ausgesprochen haben, mögen als „Sieger“ aus dieser Sache hervorgegangen sein. In Wirklichkeit haben sie haushoch verloren. An Ansehen und Glaubwürdigkeit. Sie haben in wenigen Wochen dem Bürger gezeigt, wie sie wirklich ticken und was ihnen wirklich wichtig ist. Das Drama um die Jerusalem-Bibliothek hat gezeigt, das weitreichende Entscheidungen getroffen werden, ohne sich über Inhalte und Folgen im Klaren zu sein.
Hier musste der Bürger die Inhalte und Folgen liefern, mit der Konsequenz, verlacht und mit Lügen und Beschwichtigungsargumenten ruhig gestellt zu werden. Die politischen Entscheidungsträger haben damit wieder einmal bestätigt, warum Deutschland im internationalen Vergleich in puncto Kinderfreundlichkeit lediglich auf Rang 11 kommt. (Quelle: UNICEF 2007, untersucht wurden 21 Industrieländer)
Die Jerusalem war nur die Spitze des Eisbergs. Deshalb der Tipp: Wer sich beim aktuellen Streichkonzert nicht zum passiven Zuhörer degradieren lassen möchte, sollte gleich zu Anfang in die Vollen gehen: Bürgerbegehren statt Bürgermeistersprechstunde.
Wir konnten in kurzer Zeit immerhin 4000 Unterschriften sammeln!
[Persönlich Erklärung]

Sicherlich ist es vollkommen verständlich, wenn jemand sich nach mehr als drei Monaten intensiven ehrenamtlichen Engagements zurückzieht, auch wenn das Ziel einer Inititaive nicht erreicht wurde. Gleichzeitig zeigen Erfahrungen aus Berlin, nicht zuletzt die weitergehenden Proteste gegen die Schließung der seit Ende Dezember 2007 nicht mehr geöffneten Bibliothek im Elias-Hof, dass auch eine faktische Schließung einer Bibliothek noch nicht das Ende der Proteste dagegen bedeuten muss.

Für den (vorerst) letzten Öffnungstag der Jerusalem-Bibliothek, den kommenden Freitag (08.02.2008) ruft Tom Schweers und mit ihm die Inititative auf, sich bei den Bibliothekarinnen für die geleistete Arbeit, gerade für den Kiez um den Nauener Platz, an dem die Bibliothek liegt, zu bedanken.

Wir als Bürger haben dagegen viel Positives erreichen können. Wir haben gesehen, dass sich auch andere, denen man zuvor nie begegnet ist, leidenschaftlich engagieren können. Dass sich viele Menschen im Kiez, ob jung oder alt, begeistern lassen für eine wichtige und richtige Sache. Wir haben erreichen können, dass die Mitarbeiter der Jerusalem-Jugendbibliothek endlich die Aufmerksamkeit und das Lob bekommen sollten, das ihnen von Amtsseite her versagt geblieben ist.
Frau Hübner-Gepp und Ihr Team haben einen hervorragenden Job gemacht. Sie haben die Chance, eine Kinder- und Jugendbücherei zu betreiben vollends wahrgenommen und mit viel Engagement auf die Bedürfnisse der Kinder rund um den Nauener Platz reagiert.
Spätestens am letzten Öffnungstag, am Freitag 8. Februar, sollten sich alle Nutzer der Bibliothek dafür bedanken.
[Persönliche Erklärung]

Protest für Bibliotheken XVI: Tag des obdachlosen Buches

Die Bibliothek im Eliashof, für welche sich in den letzten Monaten Jederzeit Musik e.V. eingesetzt hat, ist eigentlich seit Ende Dezember geschlossen. Man könnte davon ausgehen, dass dies auch die Proteste gegen diese Schließung beendet hätte. Aber dem ist nicht so. Für Samstag, den 26.01.2008, 11.00 Uhr, ruft dieser Verein zusammen mit der Betroffenenvertretung Helmholtzplatz zu einem “Tag des obdachlosen Buches” auf. Diese Protestaktion soll draußen vor der Bibliothek einen Ausleihbetrieb darstellen, um sichtbar zu machen, dass an dieser Stelle etwas fehlt.
Das Plakat zu dieser Aktion gibt mehr Auskunft. [siehe auch ProKiez e.V.]

Die norwegische Regierung setzt auf offene Dokumentenstandards

Die norwegische Regierung hat entschieden, dass alle vom Staat publizierten Informationen auf offenen Dokumentenformaten basieren sollen. Ab 01.01.2009 sollen alle staatlichen Behörden dazu die Formate HTML, PDF oder ODF nutzen. Für alle öffentlichen Publikationen im Netz soll danach künftig HTML verbindlich sein. Das PDF-Format ist für Dokumente dann vorgeschrieben, wenn die genaue Erhaltung des Layouts erforderlich ist, zum Beispiel bei Formularen. Bei vom Nutzer zu ändernden Dokumenten soll das Format ODF verwendet werden. Die Nutzung anderer Formate ist künftig noch erlaubt, doch müssen die Dokumente parallel in zumindest einem der vorgeschriebenen freien Formate angeboten werden. Nachzulesen auf Englisch oder wahlweise Norwegisch hier.

Protest für Bibliotheken XV: Selber machen

In Sache der von der endgültigen Schließung bedrohten Berliner Kurt Tucholsky Bibliothek ist weiter Bewegung gekommen, wie die bisherige Initiative zum Erhalt dieser Bibliothek in einer Presseerklärung vom 08.01.2007 mitteilt:

Am gestrigen Abend haben die Mitglieder der Bürgerinitiative PRO KIEZ in der von ihnen am 30. November 2007 besetzten Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße 18 den Verein PRO KIEZ Bötzowviertel gegründet.

Ziel des Vereins ist die Förderung des Gemeinwohls der Einwohner des Bötzowviertels und Umgebung. Dazu gehören die Förderung der Kultur, die Verbesserung des Lebensraumes und die Steigerung der Lebensqualität durch bürgerschaftliches Engagement. Insbesondere fördert der Verein die Stadtteilbibliothek des Bötzow-Viertels (Kurt-Tucholsky-Bibliothek) durch Organisation von vielfältigen Kulturveranstaltungen, Leseförderung, Erweiterung des Medienbestandes oder, wenn notwendig, auch die Weiterführung des Bibliotheksbetriebes.

In seiner Gründungsversammlung hat der Verein ein Konzept beschlossen, wie die Kurt-Tucholsky-Bibliothek auch nach der Mittelkürzung durch den Finanzsenator und dem Schließungsbeschluß der BVV als kommunale öffentliche Bibliothek im Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins auch mit ehrenamtlichen Engagement weitergeführt werden kann. Dieses Konzept wird nunmehr dem Kulturausschuss und den Fraktionen der BVV zugeleitet. Der Kulturausschuss wird dieses in seiner Sitzung am 16. Januar beraten.

Bereits am 4. Januar begannen Verhandlungen zur Weiterführung des Bibliotheksbetriebes mit dem zuständigen Stadtbezirksrats Dr. Michail Nelken. Dabei wurde uns zugesichert, dass der Medienbestand in der Bibliothek zunächst verbleiben soll, aber großes Interesse bestehe, diesen möglichst bald den Nutzern wieder zugänglich zu machen. Nach Klärung bezirksamtsinterner Fragen sollen die Verhandlungen so schnell wie möglich fortgesetzt werden.

Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek bleibt von uns weiterhin besetzt.
[...]

Mit einer möglichen Übernahme des Betriebes durch den Verein verbindet die Initiative allerdings weiterhin die Forderung, dass grundsätzlich die öffentliche Hand für den Betrieb Öffentlicher Bibliotheken aufzukommen habe. Die Weiterführung des Betriebes durch den Verein versteht dieser als Übergangslösung. Ob sich diese Lösung durchsetzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Es wäre allerdings nicht die erste Bibliothek in Berlin, welche auf diese Weise “gerettet” wird.
Offensichtlich wird in dieser Vereinsgründung, dass den in Berlin sowohl von den meisten bezirklichen Bibliotheksämtern, als auch von Landesrechnungshof angestrebten Konzentrationsprozessen in wenige Haupt- und Mittelpunktbibliotheken, eine Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern gegenübersteht, welche sich explizit für kleinere, kiezbezogene Bibliotheken einsetzt. Dieser Einsatz geht dabei – wie jetzt bei Pro Kiez – bis hin zu langfristiger ehrenamtlicher Arbeit.
Ein solches Engagement kann selbstverständlich immer auch kritisch gesehen werden. Einerseits stellt sich immer wieder die Frage, ob bibliothekarische Leistungen im ausreichenden Maße von ehrenamtlichen Kräften angeboten werden können. Anderseits – dies wird beispielsweise in den aktuellen WZB-Mitteilungen, insbesondere im Artikel “Land ohne Bus und Bahn: Bürgerschaftliches Engagement in schrumpfenden Regionen” besprochen – verteilt sich das ehrenamtliche Engagement nicht gleichmäßig auf der sozialen und geographischen Landkarte. Es ist kein Ersatz für ein ordentlich ausfinanziertes Bibliothekssystem.
Allerdings scheint sich wieder einmal zu zeigen, dass das aus der Gesellschaft heraus artikulierte Interesse an bibliothekarischen Leistungen nicht mit der lokalen Bibliotheksentwicklung übereinstimmt.

Protest für Bibliotheken XIV: Schließung, Vereinsgründung, Stand der Dinge

Auch in den zurückliegenden Feiertagen/Ferien hat sich in Sachen der (einst) drei von der Schließung bedrohten Berliner Bibliotheken etwas getan.

Bibliothek im Eliashof
Die Bibliothek im Eliashof scheint trotz aller Proteste zum Ende des Jahres geschlossen worden und auch schon geleert worden zu sein. Zumindest berichtete das ein Artikel der Berliner Zeitung. Bislang hat sich die Initiative, die sich für diese Bibliothek einsetzte, nicht weiter hierzu geäußert. Auch die anderen Einrichtungen des Eliashofes, der zuvor einen Komplex aus verschiedenen Kinder- und Jugendeinrichtungen darstellte, sind hierzu bislang offiziell ruhig geblieben. Eventuell war es das also mit dieser Bibliothek.

Kurt-Tucholsky-Bibliothek
Auch die Kurt-Tucholsky-Bibliothek ist jetzt geschlossen, deren Medien und Infrastruktur sind allerdings bislang nicht angetastet worden und die Besetzung der Bibliothek besteht fort. Die dortige Initiative hat sich jetzt offiziell in Pro Kiez Bötzowviertel (in Gründung) umbenannt, wird sich als Verein konstituieren und strebt die Eintragung in Vereinsregister an. Ziel des Vereines soll es sein, die Bibliothek soweit es nötig sein wird, zu unterstützen. So etwas passiert selbstverständlich nicht, wenn nicht zumindest eine Hoffnung auf eine Lösung bestehen würde.

Jerusalem-Bibliothek
Die Initiative für den Erhalt der Jerusalem-Bibliothek fasst den Stand der Dinge wie folgt zusammen:

Auf der alles entscheidenden BVV [Bezirksverordnetenversammlung] am 20.12. [, bei der auch über die Jerusalem-Bibliothek entschieden werden sollte,] wurde der Haushalt beschlossen und abgesegnet.
Das Thema Jerusalem Bibliothek wurde allerdings VERTAGT ! Siehe Screenshot von der BVV Seite. Wir versuchen noch herauszufinden, was das nun bedeutet. Wie immer müssen wir den Informationen hinterher rennen. Ob das mit der Petition, den flammenden Reden auf der BVV für die Bibliothek, Weihnachten oder möglicherweise gar mit gesundem Menschenverstand zusammenhängt wird sich zeigen.

In diesem Fall wird es also weiter darum gehen, sich durch die Niederungen der Bezirkspolitik zu schlagen.

Erotica aus dem Giftschränken der BnF, ausgestellt

Sex sells. Mit rund 600 Eintritten pro Tag erreicht «L’Enfer de la Bibliothèque. Eros au secret» fast das Doppelte des Besucherdurchschnitts der Ausstellungen der Bibliothèque nationale de France (BnF) in Paris. Die Besucher, dem Augenschein nach mehrheitlich Männer jenseits der fünfzig, kleben so nah an den Vitrinen, dass immer wieder ein Wärter, pardon: ein Wächter, einschreiten muss: «Ne vous appuyez pas contre les vitres, s’il vous plaît!» Nicht, dass die Menge besonders kompakt wäre. Aber die Voyeure können sich gar nicht dicht genug an die Exponate schmiegen. Was wohl mit deren Natur zu tun hat: Sie entstammen dem Giftschrank der BnF – und dieser enthält weder religiös noch politisch Brisantes, sondern ausschliesslich «unsittlich Sinnliches».

Die Austellung, über die die NZZ in ihrer Silvesterausgabe einen schöne Besprechung brachte, ist übrigens für Jugendliche unter 16 Jahren nicht freigegeben.

Protest für Bibliotheken XIII: Déjà-vu, soziale Verantwortung, Warum demonstrieren Menschen für eine Bibliothek, Teil V

Die Initiative zum Erhalt der Jerusalem-Bibliothek veröffentlichte aktuell ein Schreiben an den jetzigen Bürgermeister von Wedding Christian Hanke von seinem Vorgänger und Parteifreund Hans Nisblé. In diesem Schreiben spricht sich Nisblé sich nicht nur gegen eine Schließung der Bibliothek aus, sondern weißt seinen Nachfolger explizit darauf hin, dass die selben Forderungen nach einer Schließung schon einmal auf dem Tisch lagen.

Schon in meiner Zeit als Bezirksbürgermeister gab es im damaligen Bezirksamt ausgehend von der Abteilung Finanzen solche Überlegungen. Wir haben davon Abstand genommen, da die Mitarbeiter und Eltern uns überzeugend dargelegt haben, wie wichtig die Bücherei in sogenannten Brennpunkten ist.
Es ging schon damals nicht nur darum, dass die Kinder an diesem Ort Bücher lesen, sondern die Bibliothek war ein wichtiger Platz für die Freizeitgestaltung sogenannter Schlüsselkinder. Es muss das Ziel der politisch Verantwortlichen sein, die Kinder von der Straße fern zu halten und das sie ihre Freizeitgestaltung sicher planen können. Für die Kinder muss es auf jeden Fall ein Angebot geben.

In einem Schreiben der Elternvertreter der Kita Gottschedstraße betonen diese, dass die Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Kita – die oft eingefordert wird – bei der Jerusalem-Bibliothek schon funktionierte.

Wir waren sehr zufrieden mit der qualitativen Steigerung der Bibliothek, die sich innerhalb der letzten Jahre vollzogen hat. Sie ist eine Bereicherung für unseren Bezirk geworden. Die Bibliothek zu schließen würde diese Bemühungen um Jahre zurückwerfen und für einige Familien im Bezirk einen weiteren Grund zur Abwanderung aus dem Wedding geben. Das wären gerade die bildungsnahen Familien, die im Bezirk schon jetzt fehlen.
Die Schließung der Jerusalembibliothek würde eine weitere Einbuße in der Bildungsqualität unseres Bezirkes darstellen und unwiederbringlichen Schaden für viele Familien mit Kindem und für die Kitas (insbesondere auch für unsere Kindertagesstätte, die besonders erfolgreich mit der Bibliothek kooperiert) bedeuten.

Protest für Bibliotheken XII: Kinderprogramm, Arbeit im Hintergrund

Die Initiativen zum Erhalt der drei bedrohten Bibliotheken in Berlin arbeiten, wenn auch weniger öffentlichkeitswirksam, intensiv weiter.

Explizit für Kinder wird am 22.12. in der besetzten Kurt-Tucholsky-Bibliothek der Weihnachtsfilm “Die Weihnachtsgans Auguste” gezeigt. Aber Kinder sind ja eh immer wieder vorne mit dabei, wenn es Protest für den Erhalt von Bibliotheken gibt.

Während das Bezirksamt Pankow jetzt auch offiziell per Aushängen (neben den Protestplakaten der Initiative ProKiez) und auf den offiziellen Homepages die Schließung der Kurt-Tucholsky-Bibliothek und der Bibliothek im Eliashof verkündet, ist dort auch schon ein Erfolg der Hintergrundarbeit der Initiative sehen. Offiziell bemerkt dort das Bezirksamt:

Die Bürgerinitiative Pro Kiez(Externer Link) arbeitet an einer Nachnutzungskonzeption.

Damit akzeptiert sie offenbar, dass eine solche Lösung zum Erhalt der Bibliothek beitragen könnte.

Wobei alle Initiativen immer wieder betonen, dass der Unterhalt der Bibliotheken eine Aufgabe der öffentlichen Hand sei und alles andere nur eine Übergangslösung darstellen könne. Die Initiativen für die beiden Bibliotheken im Prenzlauer Berg planen über den angekündigten Schließungstermin, den 31.12., hinaus ihre Arbeit.
Die Initiative für die Jerusalem-Bibliothek bereitet sich auf die Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte am 20.12. vor, auf der unter Tagesordnungspunkt Ö13.1 der Antrag “Keine Schließung der Jerusalem-Bibliothek” verhandelt wird. Die Sitzung ist übrigens öffentlich.

Ab 1.1.2008 hat Deutschland einen Bundes-Chief Information Officer

Manch eine/r mag es schon via Inetbib oder Heise Online gehört haben, jetzt ist es offiziell:

Im Rahmen des 2. IT-Gipfels in Hannover wurde Hans Bernhard Beus von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Bundes-CIO (Chief Information Officer) benannt. Die offizielle Bezeichnung des Amtes lautet Bundesbeauftragter für Informationstechnik. Derzeit ist Beus als Schwangerschaftsvertretung im Kanzleramt, ab Anfang Januar wechselt er dann wieder als Staatssekretär ins Bundesinnenministerium und nimmt in dieser Funktion seine Aufgabe als Bundes-CIO wahr.

Welche Aufgaben konkret das Amt des Bundes-CIO letztendlich umfassen wird, ist noch offen. Jedoch hofft die Initiative D21, dass mit dem Bundes-CIO die Koordinierung informationstechnischer Projekte verbessert werden könnte.

Hauptaufgabe von Beus könnte demnach die Koordination der Informationstechnik der öffentlichen Verwaltung werden, die meisten wichtigen Entscheidungen würden aber im neuen Rat der IT-Beauftragten getroffen werden, in dem Vertreter aus allen Ministerien sitzen. Nur wenn diese sich nicht einigen können, könne der “Chief Information Officer” (CIO) der Bundesregierung eingreifen und eine Empfehlung abgeben, so Heise Online am 10.12.2007.

Protest für Bibliotheken XI: Hauptausschusssitzung Berlin-Mitte, Bundespräsident, netbib

In Berlin-Mitte fand gestern (12.12.) die Hauptausschusssitzung der Bezirksverordnetenversammlung statt. Diese Sitzung war – so die Einschätzung der Initiative gegen die Schließung der Jerusalem-Bibliothek – der letzte wichtige politische Termin vor der Haushaltssitzung am 20.12.
Für die Initiative wurde drei Mal gesprochen. Dies war möglich, da von der FDP-Fraktion ein Antrag gegen die Schließung der Politik vorlag. In ihrem Bericht stellt die Initiative das Abstimmungsverhalten der einzelnen Fraktionen noch einmal detaillierter dar.

Carsten Schulz
vom Quartiersmanagement Pankstraße stellte dar, dass seiner Meinung nach die Schließung der Bibliothek Folgekosten nach sich ziehen würde, zu deren Behebung mehr Geld für sein Quartiersmanagement ausgegeben werden müsste. Dies fand er nicht nur widersinnig, sondern auch kontraproduktiv.

Marc Fahrenkrog stellte in seiner Wortmeldung den Zusammenhang von Bildungsungleichheit und sozialer Ungleichheit her. Er zitierte die in bibliothekarischen Kreisen intensiv rezipierte Rede des Bundespräsidenten vom Oktober 2007 und die Ergebnisse der PISA-Studien, wobei er bei der PISA-Studien hauptsächlich auf die von diesen nachgewiesene Bildungsungerechtigkeit einging. Zudem stellte er die Funktion der Bibliothek als Rückzugsraum heraus:

Zunächst möchte ich den Bundespräsidenten aus seiner Rede zur Wiedereröffnung der Anna-Amalia-Bibliothek am 24.10.2007 zitieren:
‘Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern – die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur.’
Diese geforderte Vernetzung leistet die Jerusalem – Bibliothek seit Jahren. Sie ist fest in die Bildungsinfrastruktur des Bezirkes verankert. Sie ist nicht nur Ausleihanstalt, sondern Bildungsort der Kinder und Jugendlichen des Kiezes.
[...]
Die Bücherei verfügt über großzügige Räume mit Rückzugsmöglichkeiten, kinderfreundlichen Möbeln sowie geschultes Personal. Die umfangreichen und insbesondere speziell auf die Kinder zugeschnittenen Angebote können in dieser Form in der Luisenbadbücherei [in welche Angebote der Jerusalem-Bibliothek integriert werden sollen] nicht aufrechterhalten werden.
Der Kiez um die Jerusalem – Bücherei hat in besonderer Weise mit einer sozial schwierigen Situation zu kämpfen. Die Kinder in unserem Bezirk stammen zu großen Teilen aus sog. bildungsfernen Schichten. Rund zwei Drittel der Weddinger Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren lebt von staatlichen Transfereinkommen.–>Tendenz steigend (Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2007).
Ihre Startbedingungen sind also sehr viel schlechter als die von Kindern, deren Eltern sie intensiv fördern und unterstützen können. Viele Kinder aus dem Kiez besuchen die Bücherei ohne ihre Eltern. Diese Kinder würden den weiteren Weg (1000m, d.h. ca. 20 min. Fußweg, große Kreuzung, sehr dunkle Zugangssituation) in die Luise nicht auf sich nehmen.
Diese auch in der aktuellen PISA-Studie angesprochene Bildungsungerechtigkeit auszugleichen muss das Ziel der Politik sein. Es geht um die Verbesserung der Lebens- und Bildungschancen von Kindern.
Viele Lehrerinnen und Lehrer aus dem Bezirk haben uns Protestbriefe geschrieben. Eine Schließung der Kinder- und Jugendbücherei wäre nicht zuletzt für viele motivierte LehrerInnen und ErzieherInnen das falsche Signal.
Die Jerusalem-Bücherei ist über die Bezirksgrenzen hinaus eine anerkannte und geschätzte Institution der Berliner Bildungslandschaft mit einem speziellem Konzept für Kinder und Jugendliche und gehört zu den wenigen Pluspunkten des Stadtteils.
Um es mit den Worten des Bundespräsidenten zu sagen:
‘Die öffentlichen Bibliotheken sind weder ein Luxus, auf den wir verzichten könnten, noch eine Last, die wir aus der Vergangenheit mitschleppen: sie sind ein Pfund, mit dem wir wuchern müssen.’

Tom Schweers, einer der Hauptinitiatoren der Initiative, fasste in seinem Beitrag Wissenschaft und Politik zusammen. Dabei bezog er sich hauptsächlich auf den Beitrag von Axel Schaper bei netbib, welcher am gleichen Tag erschienen war. In diesem hatte Schaper das Konzept der Bücherhalle Dehnhaide dargestellt, dass mit Stadtteilbibliotheken gerade die soziale und kommunikative Komponente von Bibliotheksarbeit zum Konzept erhoben hat.

Bibliotheken, die wie die Jerusalem in sozial schwierigen Gebieten liegen, werden in wissenschaftlichen Untersuchungen sozial integrative Funktionen nachgesagt. Hier ist es möglich, Selbstbewusstsein zu entwickeln und Toleranz zu üben.
Eine Schließung hätte zur Folge, Menschen aus diesem problematischen Kiez von diesen sozialen Notwendigkeiten abzukoppeln. Die viel zitierten bildungsfernen Schichten brauchen ein Angebot in greifbarer Nähe. Denn eine Bibliothek wird umso seltener genutzt wird, je weiter sie entfernt ist.
Und die Luise ist nicht, wie vom Amtsleiter Bibliotheken Herrn Arndt, fälschlicherweise behauptet 500 m weiter weg, sondern fußläufig 1000 m. Studien belegen, dass es für Menschen mit geringen Bildungshintergrund und sozialem Status, die kaum aus ihrem Kiez herauskommen, schwierig ist, neue Kieze und deren Angebote zu nutzen. Die Realität sähe z.B. so aus: Ein Kind aus der Malplaquetstraße erreicht die Luise erst in 30 Minuten.
Heute ist ein interessanter Artikel im bekanntesten, bibliothekarischen Weblog „netbib.de“ erschienen, der feststellt, das viele im Bestand gefährdeten Bibliotheken gemein haben, dass sie in Gebieten der sozialen Stadtteilentwicklung liegen. Hier wird explizit die Jerusalem Bibliothek
genannt.
Der Autor heißt Axel Schaper und war Leiter der “Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken” des Landes Brandenburg. Er kommt zu folgendem Schluss:
Insoweit eine Bibliothek nicht völlig abgewirtschaftet ist, sollte eigentlich ein striktes Gebot der Erhaltung in diesen Gebieten gelten, können diese doch gerade hier ihre kommunikativen und sozialen Funktionen entfalten.
Ich will hier nicht die wissenschaftliche Keule schwingen, aber man kann diese Dinge nicht aus der Welt diskutieren, nur weil der Spardruck so groß ist.
Wer hier versucht zu sparen, wird in nicht allzu ferner Zeit draufzahlen.
Knapp 3000 Unterschriften konnten schon gegen die Schließung gesammelt werden.
Warum finden wir so große Unterstützung unter den Weddingern? Weil jeder weiß, was eine Schließung für diesen Kiez bedeutet, für den Kriminalität, Sucht und Verwahrlosung nicht zum abendlichen TV-Programm, sondern zum Straßenbild gehört.
Zeigen sie dem verantwortungslosen Sparwahn des Senats die rote Karte und stellen sie sich vor die Bürger, den hier geht es an die Substanz Ihres Bezirks. Erhalten Sie eben diese Bücherei, wie der Wedding sie genau an diesem Ort zu dieser Zeit für diese Kinder braucht.

PS.: Gerade die Einbindung des gerade bei log.netbib erschienen Beitrags (auch wenn die Initiative ihn nicht selber “gefunden” hat, sondern darauf hingewiesen wurde) zeigt, dass das Web2.0 nicht einfach eine technische Neuerung darstellt, sondern ebenso für ein gesellschaftliches Engagement neue Möglichkeiten eröffnet. Ebenso wenig scheint es Zufall zu sein, dass die beiden in Berlin gerade für Bibliotheken aktiven Initiativen für ihre Kommunikation auf Weblogs setzen.

Protest für Bibliotheken X: Warum demonstrieren Menschen für eine Bibliothek, Teil IV / Kulturbesetzung

Die Unterstützerinnen und Unterstützer der Jerusalem-Bibliothek haben gestern, am 11.12.2007, die bislang bei Ihnen eingegangenen Unterschriften zum Erhalt “ihrer” Bibliothek der zuständigen Bezirksstadträtin für Bildung und Kultur, Dagmar Hänisch, übergeben. (Insgesamt 2875). In der zu diesem Anlass gehaltenen kurzen Rede finden sich erneut Hinweise darauf, warum sich Menschen für eine Bibliothek engagieren.

Könnten wir überall Listen verteilen, die Zahl wäre sicher doppelt so hoch. Denn Sie werden kaum jemanden finden, der nicht unterschreibt.
Weil jeder weiß, was eine Schließung für diesen Kiez bedeutet, für den Kriminalität, Sucht und Verwahrlosung nicht zum abendlichen TV-Programm, sondern zum Straßenbild gehört.
Diese Bibliothek kümmert sich um alle Kinder des Kiezes, egal ob bildungsnah oder bildungsfern.
Egal welche Sprache sie sprechen.
Sie ist ein Platz für Hausaufgaben, Integration, Leselust, Miteinander von Alt und Jung, Deutscher und Nichtdeutscher Kinder.
Nehmen Sie diesem Kiez eine so wichtige Einrichtung nicht weg.
Halten Sie zu Ihren Bürgern und erhalten Sie eben diese Bücherei, wie der Wedding sie genau an diesem Ort zu dieser Zeit für diese Kinder braucht.
Denn wer hier spart, zahlt morgen drauf!

Die für die beiden in Berlin-Mitte bedrohten Bibliotheken Engagierten, haben ihre Aktionsform umbenannt. Sie lautet jetzt Kulturbesetzung. Ziel ist es offenbar, mit möglichst verschiedenen und vielen Kulturveranstaltungen nicht nur Öffentlichkeit zu erzeugen, sondern auch darauf hinzuweisen, wie breit die Unterstützung für die Bibliothek ist und wie unterschiedlich deren Publikum.
Weiterhin sind die Engagierten regelmäßig in ihrem Besetzerbüro in der Kurt-Tucholsky-Bibliothek zu erreichen. Zudem – wie schon gepostet – treffen sich die für die Bibliothek im Eliashof Engagierten heute, 19.30 Uhr, dort.

Proteste für Bibliotheken IX: Treffen, Photos, zwei Filme

Die Initiativen zum Erhalt der drei bedrohten Bibliotheken in Berlin machen immer weiter.

Bibliothek im Elias-Hof
Für diese Bibliothek wird aktuell zu einem Treffen aller Menschen, die an deren Erhalt mitarbeiten wollen, aufgerufen. Termin ist dieser Mittwoch, 19.30 Uhr, im Eliashof (Senefelderstraße 6).

Jeruslam-Bibliothek
Von der Demonstration für die Jerusalem-Bibliothek, welche am 30.11. stattfand, sind jetzt einige Photos zu sehen: hier.

Kurt-Tucholsky-Bibliothek
Der Kulturtermin für den nächsten Freitag, den 14.12., 19.00 Uhr, wurde inhaltlich erweitert. Nicht nur wird Matthias Aberle den von ihm aus dem Nachlass des ehemaligen Feeling B-Sänger Aljoscha Rompe geschnittenen Film “Was sieht ein Chamäleon, wenn es in den Spiegel sieht”, vorstellen (übrigens ein quasi-Premiere, nachdem es bei der ersten Vorführung technische Probleme gab und die zweite Vorführung nirgends angekündigt wurde).
Außerdem wird, in Anwesenheit des Drehbuchautors Jochen Wisotzki, ein Zusammenschnitt des schon klassischen Dokumentarfilm “Flüstern & SCHREIEN” über die Punk-Szene in der später DDR gezeigt. Protagonisten in diesem Zusammenschnitt sind – und das ist die Verbindung – unter anderem Feeling B.

Proteste für Bibliotheken VIII: Filmvorführung und Warum demonstrieren Menschen für einen Bibliothek, Teil III

Die Initiativen zum Erhalt der aktuell drei von der Schließung bedrohten Berliner Bibliotheken, arbeiten auch diese Woche weiter, unter anderem mit einer weiteren Kulturveranstaltung:
Am kommenden Freitag, den 14.12., findet im Besetzerbüro in der Tucholsky-Bibliothek die Vorführung des Filmes “Was sieht ein Chamäleon, wenn es in den Spiegel sieht” durch den Regisseur und Autor des Filmes statt.

Da in diesem Weblog das Hochladen und Einbinden von Bildern nicht richtig zu funktionieren scheint, möchte ich den öffentlichen Aushang an der Tucholsky-Bibliothek direkt zitieren, welcher dort von der Initiative ProKiez angebracht wurde. Dieser ist ein weiteres Beispiel für die – außerhalb von bibliothekarische Debatten entwickelte – Argumentation von direkt Betroffenen für ihre Bibliothek.

Kultur gehört vor allem dort hin, wo die Menschen leben, in den Kiez, in die Bezirke!

Da es keinen gesetzlichen Anspruch des Bürgers auf Kultur gibt, sind Ausgaben für Kultur, also u.a. Ausgaben für Veranstaltungen, Galerien, Museen, Bibliotheken, Volkshochschulen oder Musikschulen, keine so genannten Pflichtaufgaben der Bezirke.
Dies hat zur Folge, dass bei fehlenden Finanzen hier zuerst gestrichen wird und auch werden muss.
So sind die Kulturausgaben in den Bezirken von 2003 auf 2005 von 27 Mio € auf 18 Mio € gesunken.
26,3% der Personalstellen wurden gestrichen.
Mit 1,38 Medieneinheiten pro Einwohner liegt der Versorgungsgrad der Bibliotheken 31% unter dem Richtwert.

Protest für Bibliotheken VII: Warum demonstrieren Menschen für eine Bibliothek? Teil II

Die Initiative zum Erhalt der beiden von der Schließung bedrohten Bibliotheken in Berlin-Pankow hat gestern, zusammen mit den bisher gesammelten Unterschriften, allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses einen Brief zukommen lassen. Dieser lässt sich hier im Weblog der Initiative einsehen.

Der Brief ist ein weiterer Hinweis darauf, was Menschen an Bibliotheken eigentlich wichtig ist. Interessant erscheint, dass die Schließung der Bibliotheken nicht als Einzelfall betrachtet, sondern in den Zusammenhang mit dem Abbau weiterer Kultur- und Bildungseinrichtungen gestellt wird. Bibliotheken gelten den Engagierten als Teil eines größeren Netzwerkes, welches zusammengenommen die Lebensqualität eines Kiezes und Bezirks mitbestimmen.

Diese kulturellen Einrichtungen [die beiden Bibliotheken] werden von vielen Anwohnern aus der Umgebung genutzt. Sie ermöglichen allen Menschen und vor allem den Kindern einen unkomplizierten Zugang zu Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik sowie den Filmmedien. Sie bewähren sich seit vielen Jahren und begleiteten schon ganze Generationen. Wir, die Bürger Pankows [1], wollen diese Einrichtungen auch zukünftig nutzen können. Deshalb wollen wir diese, wie übrigens jede der anderen öffentlichen Einrichtungen, erhalten, egal, ob es sich um die Bibliotheken, die Musikschule, Galerien oder die Jugend – bzw. Seniorenfreizeitstätten handelt. Denn alles wird gebraucht!
[...]
Kultur gehört aber vor allem dort hin, wo die Menschen leben, in den Kiez, in die Bezirke.

Protest für Bibliotheken VI: Neues Weblog, Abstimmung, Unterschriftenübergabe

[Da es sich zu einer kleinen Serie entwickelt hat, nummeriere ich die Beiträge zu den aktuellen Proteste für Bibliotheken in Berlin ab jetzt. Da passiert bestimmt noch einiges.]

Berlin-Pankow
Die Initiative für die Bibliothek im Eliashof und die Kurt-Tucholsky-Bibliothek hat jetzt auch ein eigenes Weblog: prokiez.wordpress.com.
Der nächste größere Termin, zu dem eingeladen wird, ist immer noch an diesem Freitag, 07.12.2007, 19.00, ein Kulturabend in der Bibliothek im Eliashof.

Berlin-Mitte
Die Initiative zum Erhalt der Jerusalem-Bibliothek berichtet über die Abstimmung im Bildungs- und Kulturausschuss und die Niederungen der Berliner Bezirkspolitik: hier.
Außerdem kündigt sie in einer Pressemitteilung an, in der nächsten Woche die bis dahin gesammelten Unterschriften der zuständigen Bezirksstadträtin zu übergeben.

Protest: Kultur in Bibliotheken

In den Berliner Bibliotheken, denen die Schließung/Verlegung bevorsteht, wird weiterhin von Initiativen Protest dagegen organisiert. Während in der besetzten Kurt-Tucholsky-Bibliothek am letzten Samstag eine Lesung namhafter Autorinnen und Autoren stattfand und am Dienstag ein Kurt-Tucholsky-Abend des Zimmertheaters Karlshorst – mit reichlich Häme über sozialdemokratische Politik, die sich in den Texten Tucholskys bekanntlich leicht finden lässt – , findet nun die nächste Veranstaltung in der zweiten Bibliothek im Prenzlauer Berg, welche in ihrer Existenz bedroht ist, statt.
Am Freitag, den 07.12, ab 19.00 Uhr werden Künstlerinnen und Künstler aus der Umgebung der Helmholtzplatzes in und für die Bibliothek im Eliashof lesen und Musik machen. Organisiert wird diese Veranstaltung von Förderverein der Bibliothek, JederZeit Musik e.V.

Unterdessen bereitet die Initiative Pro Kiez, welche sich für die Tucholsky-Bibliothek und die im Bibliothek im Eliashof engagiert, sich auf die Haushaltssitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin am Donnerstag, den 06.12 und Freitag, den 07.12 vor. In dieser Sitzung wird die Verteilung des Geldes an die Berliner Bezirke im nächsten Haushaltsjahr beschlossen. Pro Kiez möchte vor dieser Sitzung gegen die Schließung der beiden Bibliotheken – welche hauptsächlich durch die Finanzkrise des Bezirks bedingt zu sein scheint – protestieren.
Die Initiative zur Rettung der Jerusalem-Bibliothek will am 11.12. die von ihr gesammelten Unterschriften der zuständigen Bezirksstadträtin für Bildung und Kultur in Berlin-Mitte übergeben und außerdem bis zur Bezirksverordnetenversammlung am 20.12., auf welcher der Etat des Bezirks beschlossen werden soll, den politischen und öffentlichen Druck auf die Verantwortlichen im Bezirk erhöhen.

Zu erreichen ist die Initiative Pro-Kiez und auch der Förderverein der Bibliothek im Eliashof, JederZeit Musik e.V., übrigens beständig im Besetzer-Büro in der Kurt-Tucholsky-Bibliothek (Esmarchstraße 18), die Initiative für die Jerusalem-Bibliothek immer noch über ihr Weblog bibliothek.blogsport.de

Demnächst: Bezirk ohne Bibliothek. Die FR berichtet aus dem Prenzlauer Berg.

Kinder gibt es hier im Viertel wie anderswo in Berlin Hunde, vor vier Jahren war die Grundschule um die Ecke noch froh, dass sie eine I-Dötzchen-Klasse zusammen bekam, im nächsten Jahr werden hier 140 eingeschult. Es gibt Yoga-Kurse für Kinder, Theater für Kinder, Kunst für Kinder, Angebote für Leute, die in die Kreativität ihres Nachwuchses auf hohem Niveau investieren wollen. Nur eine öffentliche Bibliothek soll es nach den Plänen der linken Bezirksregierung ab Januar nicht mehr geben: Die Tucholsky-Bibliothek wird geschlossen, genauso wie eine zweite Bücherei in Prenzlauer Berg.

Die Frankfurter Rundschau berichtet heute von der Solidaritätslesung in der zur Schließung vorgesehenen Berliner Kurt-Tucholsky-Bibliothek: Volksbücherei

Warum demonstrieren Menschen für eine Bibliothek?

Heute nachmittag fand die in diesem Weblog schon erwähnte Demonstration für den Erhalt einer Berliner Kinder- und Jugendbibliothek statt. Anwesend waren vielleicht 300 Menschen, der Großteil Kinder und deren Eltern.
Interessant ist die Rede, welche von einem der Organisatoren gehalten wurde. In dieser stellt einmal eine Initiative für Bibliotheken ihre Sicht auf eine Öffentliche Bibliothek dar, ohne dass man sie mit (thesengestützen) Interviews dazu bringen müsste. Obwohl diese Rede selbstverständlich ein politisch Ziel hat, ist es doch interessant zu lesen, dass sich die Initiative beispielsweise wenig um den konkreten Bestand Gedanken macht oder um die Angebote von AV-Medien, sondern hauptsächlich auf die Bedeutung der Bibliothek als sozial wirksamer Ort und Raum für Kinder ein geht.

Die Jerusalem-Jugendbibliothek ist nicht nur eine einfache Ausleihe. Es gibt über Monate hinaus ausgebuchte Veranstaltungen für Kindergärten und Schulen. Hier werden von pädagogisch versiertem Personal Bücherkisten für Schulklassen gepackt. Der Bücherbus ist hier beheimatet.
Die Jerusalem-Jugendbibliothek ist ein Zentrum des Ehrenamtes, Bürger aus dem Kiez halten Vorlesestunden ab, helfen Kindern, die zuhause keine Unterstützung erfahren, bei den Hausaufgaben. Jugendliche surfen hier unter Aufsicht im Internet.
Die Jerusalem-Jugendbibliothek ist ein gewachsener Ort, der eine sozial stabilisierende Funktion erfüllt, für die man Jahre braucht, um sie wieder aufzubauen.
Die Lehrerin einer Oberschule schreibt: Viele unserer Schüler nutzen die Bücherei, um Ihre Hausaufgaben zu machen, da sie sich im häuslichen Bereich nicht treffen dürfen.

Dies könnte – über den konkreten Anlass hinaus – einen wertvollen Hinweis für die Öffentlichkeitsarbeit von Bibliotheken darstellen.
Links: Die Rede als PDF, das Weblog der Initiative, auf dem diese ihre bisherige und zukünftige Arbeit darstellt.

Die nächste Nationalbibliothek (Israel)

Eine erstaunliche Parallele zwischen Deutschland und Israel. Wie in Deutschland existierte lange Zeit keine offizielle Nationalbibliothek, sondern eine, die quasi diese Aufgabe einnahm. Diese wurde per Gesetz jetzt zur Nationalbibliothek (Jewish National and University Library) erklärt und dabei deren Aufgabenspektrum erweitert. So, wie das in Deutschland ja auch passierte.
Artikel: National Library to be established in Jerusalem [The Jerusalem Post] [via LISNews]

Demonstration für Bibliothek

Früher, so Anfang der 1990er Jahre, gab es so was ja öfter, wie ein Blick in die damaligen Ausgaben bibliothekarischer Zeitschriften zeigt: Eine Demonstration für den Erhalt einer (Öffentlichen) Berliner Bibliothek. Aber hat sowas in diesem Jahrtausend schon einmal stattgefunden?
Nun ja, die in diesem Blog schon erwähnte Initiative für den Erhalt der Jerusalem-Bibliothek in Mitte (bibliothek.blogsport.de) ruft zumindest für den Freitag, 30.11.2007, ab 16.00 Uhr zu einer solchen auf. Siehe Aufruf.

Wo ist die Debatte – zu den öffentlichen Bibliotheken. Eine aktuelle Frage, heute in der Süddeutschen.

“Warum hat die Rede Horst Köhlers zur Eröffnung der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar nicht eine Debatte über Zustand und Zukunft der öffentlichen Bibliotheken des Landes ausgelöst?”

fragt der Journalist Jens Bisky heute in der Süddeutschen Zeitung (leider nicht online) und wir fragen uns langsam auch, warum der Schwung nicht greift, und in Berlin das Schließen der Bibliotheken zum lokalen Sparsport geworden ist, der mit Pankow vs. Mitte gerade ein Derby feiert.

Elke hat gestern hier im Weblog ziemlich direkt eine Art öffentliches “Forschungsportal” des Instituts angeregt. Vielleicht sollte es sich zusätzlich auch, da hier die wissenschaftlichen Reflexionskompetenz zu Aspekten der Bibliotheksentwicklung zu finden ist, auch stärker als Initiator, Förderer und Gestalter von Debatten zu solchen Themen einbringen, in dem es u.a. die Pro- und Gegenargumentationen kritisch durchleuchtet. Das wäre wirklich mal eine erlebbare und vielleicht wirkungsvolle Bibliothekswissenschaft, inklusive des offensichtlich gewünschten Marketingeffektes für das Institut selbst. Ich denke nämlich nach wie vor, dass exzellente Wissenschaft kombiniert mit umfassendem Wissenstransfer in die angegrenzenden Gesellschaftssphären Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft immer noch die beste Selbstdarstellung ist.