IBI-Weblog » FAZ http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Wo steht die Kuh des Open Access eigentlich? Die FAZ meint: Auf dem Eis. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7332/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7332/index.html#comments Tue, 28 Jul 2009 20:55:14 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7332 “Das heißt aber auch, dass „künftig“, soweit keine Vereinbarung entgegensteht, eine klare Erwartung besteht. Freilich: Es kommt entscheidend auf die Praxis an. Was wird vom Autor gefordert? Kann er sich tatsächlich frei entscheiden? Muss er sich fügen, nur weil öffentliche Mittel im Spiel sind?” Im Feuilleton der Mittwochsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bleibt Reinhard Müller [...]]]>

“Das heißt aber auch, dass „künftig“, soweit keine Vereinbarung entgegensteht, eine klare Erwartung besteht. Freilich: Es kommt entscheidend auf die Praxis an. Was wird vom Autor gefordert? Kann er sich tatsächlich frei entscheiden? Muss er sich fügen, nur weil öffentliche Mittel im Spiel sind?”

Im Feuilleton der Mittwochsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bleibt Reinhard Müller (Die Kuh ist nicht vom Eis. In: FAZ, 29.07.2009, S. 29) gegenüber der nun wirklich sehr deutlichen Aussage der DFG, es gäbe keinen Zwang zur Publikation nach dem Open Access-Verfahren in der deutschen Wissenschaft, skeptisch:

Eine Erklärung von zahlreichen Wissenschaftsorganisationen wird durch den Brief des Präsidenten einer der beteiligten Vereinigungen oder durch eine Tagungsäußerung nicht hinfällig.

Er hält sich dabei betont vage (“Freilich: Es kommt entscheidend auf die Praxis an.”), empfindet die Empfehlungen der Wissenschaftsorganisationen wohl aber durchaus als potentiell eine Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit in sich tragend. Solange die Wahl bleibt, hat er letztlich aber kein Problem. Daneben aber einen Ratschlag, wie die Zeitschriftenkrise – offensichtlich begrenzt auf die Printtitel – zu lösen sei:

“Wer meint, gedruckte Werke seien zu teuer, sollte den Monopolisten auf die Finger schauen und das Wettbewerbsrecht bemühen – dazu ist es nämlich da.”

Man darf gespannt sein, ob diese neuerliche Sensibilisierung die Debatte am laufen hält oder in der Wissenschaftswirklichkeit die Kuh vielleicht doch vom Eis ist bzw. nie darauf war und die Kirche im Dorf bleibt.

Mit der heutigen Ausgabe der Basler Zeitung lässt sich immerhin dagegenhalten:

Open Access oder nicht – das ist längst nicht mehr die Frage, die Bewegung ist ein Megatrend der Wissenschaftswelt, und das ist auch gut so. 90 Prozent der Zeitschriften und Verlage, auch die Giganten, stimmen inzwischen zu, dass bei ihnen veröffentlichte Texte auch auf der Website der Autoren oder einem Universitätsserver stehen – öffentlich und kostenfrei zugänglich. In den meisten Disziplinen sind die Vorteile überwältigend. Und für den Erhalt einiger mittelgrosser Player in unserer Kulturlandschaft müsste sich auch sorgen lassen.

Das Wissen der Welt frei im Netz: Open Access funktioniert.

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Wo gibt’s Achillesfersengeld? Der Buchmarkt tappt durchs digitale Dunkel. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6630/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6630/index.html#comments Fri, 27 Feb 2009 12:16:32 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6630 Zum Finale trompetete der Hamburger Wissenschaftler Michel Clement, der Buchmarkt habe ein Marketing-Problem, weil er einen Schwarzmarkt zulasse, indem er die Bücher nicht digital anbiete. „Wenn es die Verlage nicht tun, tun’s die User.“ Nassforsch stellte er die gängigen Vertriebsformen in Frage: Clement zufolge müssen Bücher heute digitalisiert, in Einzelteile zerlegt, aufbereitet, mit Metadaten angereichert [...]]]>

Zum Finale trompetete der Hamburger Wissenschaftler Michel Clement, der Buchmarkt habe ein Marketing-Problem, weil er einen Schwarzmarkt zulasse, indem er die Bücher nicht digital anbiete. „Wenn es die Verlage nicht tun, tun’s die User.“ Nassforsch stellte er die gängigen Vertriebsformen in Frage: Clement zufolge müssen Bücher heute digitalisiert, in Einzelteile zerlegt, aufbereitet, mit Metadaten angereichert und dann individuell vertrieben werden. Physische Bücher ausdrucken werde man künftig so wie heute Fotos – sei es auf Billigpapier, sei es mit Ledereinband.

Sind wir tatsächlich schon so digital? Erlebt der Buchmarkt im Trompetenstoß des Marketing-Professors Michel Clement sein Jericho? Ganz unrecht hat er vielleicht nicht, mit seiner “nassforschen” (wow!), heute in der Frankfurter Allgemeinen Analyse zum Buchmarkt zitierten Infragestellung. Abgesehen davon, dass ich meine Fotos nicht im Ledereinband ausdrucke, wundert man sich gegenwärtig schon ein wenig, warum Bücher fast durchgängig digital erstellt und oft digital gedruckt werden, die Verlage sich aber bei der digitalen Auslieferung so schwer tun. Der drohende digitale Schwarzmarkt wird dabei als Grund für eine weitwaltende Vorsicht (lies:Angst) in der Branche gesehen, ein Markt, der keine nationalen Rechtsbindungen mehr kennt:

Von rechtsstaatlichen Verhältnisssen im Netz träumen viele, derweil sich eine Download-Seite wie RapidShare einen Weltspitzenplatz erobert.


In der Tat kann man sich mit jeder gängigen Suchmaschine Zugang zu Seiten verschaffen, die Links auf üppige E-Book-Sammlungen enthalten. Vielleicht bin ich untypisch und/oder mittlerweile der Hamsterei abhold, aber die Aussicht binnen weniger 5000 neue Titel auf meiner Festplatte zu haben, deren Sammlung nicht einmal über ein bibliophile Neigung zu rechtfertigen ist, wirkt auf mich eher erschreckend. Denn im Gegensatz zur Musik, die nach und nach bei der Arbeit am Rechner als Klangtapete durchlaufen kann, erfordert Text meiner Erfahrung nach eine aktive und ausschließliche Wahrnehmung. Bei 5000 Titeln benötigt allein die Sichtung im Umfang von 5 Minuten pro Buch nahezu drei Wochen. Die 5000 Musikstücke habe ich in der Zeit immerhin einmal komplett durchgehört. Die praktische Motivation dahinter erscheint mir also kaum gegeben.

Und selbst im Musikbereich scheint das Horten von Gigabyte-großen Mengen Tonkunst den Zenit überschritten zu haben. Er erfüllt sich, was Jeremy Rifkin mit seinem Access-Principle vor einigen Jahren einmal ausformulierte: Wir kaufen (oder rauben) uns nicht das Objekt, also z.B- die mp3-Datei, sondern den Zugang zu diesem. Wer seine Musik bei last.fm sammelt, braucht nur noch den Zugang zum Netz und hat fast alle Songs, die man sich im Normalfall so vorstellen kann, für verhältnismäßig wenig Geld verfügbar. Und das man dort nach dem exzellenten Blechbläser Joris Roelofs bislang vergeblich sucht, liegt nicht am Prinzip, sondern daran, dass sein Label noch nicht auf dem Zug mitfährt und man noch auf seine Website gehen muss, um ihn zu hören.

Für die Verlage wäre das Bücherregal in der Cloud jedenfalls ein sinnvolleres Vorbild, als der wilde Lanzenritt gegen die Piraterie und die Überlegung, Dateien zu verkaufen. Amazon marschiert bereits ein wenig in diese Richtung, in dem einmal gekaufte Bücher auf dem Server vorgehalten werden. Google Books versucht und plant es in gewisser Weise auch: Der Leser mit seinem Lesegerät – das kann auch ein PC sein – erwirbt nicht das Buch, sondern den Zugang zu einem Text unter bestimmten Bedingungen, für eine bestimmte Nutzung und für einen bestimmten Zeitraum. Bei elektronischen Zeitschriften in der Wissenschaft funktioniert das Verfahren schon, nur eben der Markt nicht, so dass die Preisgestaltung mehr als unverschämt – eigentlich nassforsch – ist. Steht aber der Rahmen, macht das ubiquitäre Netz eine lokale Datenhaltung gar nicht mehr erforderlich und dem Kunden das Leben in gewisser Weise leichter. Keine Reader mehr für 300 Euro, sondern – analog zum Mobilfunkmarkt – für eine Schutzgebühr im Zusammenhang mit einer längerfristigen Vertragsbindung und gegebenenfalls einer Bücherflatrate zum Monatstarif. Warum der Bertelsmann-Buchclub diesen Strohhalm nicht greift, bleibt für mich nach wie vor ein Rätsel.

Gleichzeitig bleibt beständig die Frage im Raum, warum sich die Verlage momentan den Sprung in ein digitales Buchgeschäft überhaupt antun, wenn der Vorstandsvorsitzende von Random House Deutschland, Joerg Pfuhl, von „erhebliche[n] Investitionen in die neuen Technologie, die derzeit nicht refinanzierbar“ sind, spricht. Genauso, wie ich mir aktuell kaum vorstellen kann, dass die E-Book-Piraterie im Netz großartig boomt, sehe ich bislang überhaupt keinen übermäßigen Massenbedarf an elektronischen Büchern. Man investiert bislang tatsächlich für einen Fall, von dem kaum jemand einschätzen kann, wann er wie eintritt. Solange der P-Markt sein Niveau hält, gibt es eigentlich keinen Grund zur Panik. Ein Buch ist keine Musik-CD. Print-on-Demand-Angebot sind sicherlich für die Verlage bei Kleinauflagen eine wirtschaftlich sinnvolle Option. Für einen – noch billigeren – e-only-Vertrieb fehlen momentan jedoch im Publikumsgeschäft deutliche Anreize. Dies umso mehr angesichts dieser Feststellung:

Vierzig Prozent der Deutschen greifen nur noch selten oder nie zu einem Buch.

Ob es die Quote verbessert, wenn man der Blu-Ray-Disc ein E-Pub-Dokument entgegenstellt? Hier kommen letztlich auch wieder Bibliotheken mit ihrer möglichen Wirkung auf die Gesellschaft ins Spiel:

Leseförderung sei, wie Marktforscher Michael Söndermann so schön sagte, „die offene Achillesferse“ überhaupt.

Die wird vielleicht auch dann noch relevant sein, wenn wir endlich alle unsere Texte kindlen.

Update

Vielleicht sollte ich noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass sich meine Aussagen hier nahezu ausschließlich auf den Publikumsmarkt beziehen. Für Fachinformationen gilt selbstverständlich, was Thierry Chervel heute schreibt:

Wer über den Buchmarkt spricht, sollte einen Blick auf die „Professional Information“-Verlage werfen: Konzerne wie Thomson verkaufen ihre Fachpublikationen nur ausnahmsweise noch zwischen Pappdeckeln. Was sie eigentlich verkaufen, ist Zugang.

Der Buchmarktexperte Rüdiger Wischenbart hat ausgerechnet, dass achtzig Prozent aller von diesen Verlagen produzierten Inhalte heute ausschließlich per Internet vertrieben werden. Wer nachdenkt, dem fällt’s wie Schuppen von den Augen. Bestimmte Arten von Büchern werden immer seltener benutzt: Stadtpläne, Wörterbücher, Lexika. Wer hat noch Loseblattsammlungen im Regal?

Leider vermischen aber auch diese Medienexperten und Perlentaucher zwei Formen, die der klareren Sicht halber getrennt betrachtet werden sollten.  Denn “Stadtpläne, Wörterbücher, Lexika” und meist Loseblattsammlungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht einen linearen Textfluß, sondern punktuell abzurufende Information enthalten. Sie sind also Informations- und Gebrauchsmedien, denen die, nennen wir sie mal so, Lektüremedien der Publikationsverlage gegenüber stehen. Es gibt eben nicht den Buchmarkt und den Facettenreichtum des Gegenstands einerseits zu ermitteln und andererseits zielgerichtet zu betrachten, sollte die Debatte eher bestimmen, als die gegenseitigen Schlagwortattacken (” Das Buch ist eine Website, die man bindet.”) von Vertretern der elektronischen und der gedruckten Medien. Und das Krimi-Strand-Beispiel kann man 2009 auch langsam einmotten…

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“bereit, auf neuer Bahn den Äther zu durchdringen”? Kein bisschen, meint die FAZ, wenn sie an unsere Bibliotheken denkt. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6561/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6561/index.html#comments Wed, 04 Feb 2009 17:43:00 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6561 Wie stehen die führenden deutschen Bibliotheken in diesem magischen Moment zum Digitalisierungsangriff durch Google? Handeln sie, solange es noch möglich ist, gute Bedingungen aus? Arbeiten sie an einem Gegenmodell? Kämpfen sie vielleicht gezielt gegen Google? Der FAZ-Feuilletonist Oliver Jungen hat die Überlegungen Robert Darntons (vgl. hier) zum Anlass genommen, um das Thema heute für seine [...]]]>

Wie stehen die führenden deutschen Bibliotheken in diesem magischen Moment zum Digitalisierungsangriff durch Google? Handeln sie, solange es noch möglich ist, gute Bedingungen aus? Arbeiten sie an einem Gegenmodell? Kämpfen sie vielleicht gezielt gegen Google?

Der FAZ-Feuilletonist Oliver Jungen hat die Überlegungen Robert Darntons (vgl. hier) zum Anlass genommen, um das Thema heute für seine Zeitung noch einmal im großen Stil aufzurollen, abzuspulen und den deutschen Bibliotheken ordentlich ins Gesicht zu Fausten:

Nichts davon. Es herrscht vielmehr eine Gemütlichkeit vor, wie sie sich aus den Zeiten des Positivismus wohl einzig in deutschen Archiven erhalten hat.

Besonders schlecht tritt Milan Bulaty von der HU-Universitätsbibliothek aus der Kurzumfrage und ärgert sich heute bei der Lektüre vermutlich tüchtig, dem Journalisten, der ihn regelrecht vorführt, überhaupt geantwortet zu haben:

Milan Bulaty, der Direktor der Bibliothek der Berliner Humboldt-Universität, hält die ganze Digitalisierungseuphorie für übertrieben: „Als das Fax kam, dachte man ja auch, niemand schreibt mehr Briefe.“ Technisch sei ja ganz faszinierend, was Google da treibe, aber Bibliotheken werde es weiter geben, stellt er klar, obwohl das gar nicht die Frage war. Eine wirkliche Meinung zu den Google-Plänen hat er nicht: „Wir Bibliothekare sind konservativ, von Berufs wegen.“ Das soll wohl heißen, man macht weiter, wie man es immer gemacht hat, und guckt in zehn Jahren noch einmal aus dem Keller heraus.

Ansonsten stehen noch ein paar weitere deutsche Bibliotheksprominente vom Wolfenbütteler Direktor Helwig Schmidt-Glintzer bis zur Staatsbibliothekarin Barbara Schneider-Kempf mit ihren Meinungen zum Thema in den vier Spalten und da Oliver Jungen das ermittelte Meinungsbild nicht innovationsgeladen und offensiv genug gegen Google drängt, versucht er sich mit einem kulturpessimistischen Weckruf der Güteklasse 1 und schlägt im Abschlusssatz seines Artikels gleich dem ganzen Land vor den digitalen Latz:

Aber das ist nun mal der Lauf: In Deutschland fängt man niemals an. In Deutschland hört man auf.

Ob sich Milan Bulaty oder Barbara Schneider-Kempf darauf hin zu einer Haltung des “Jetzt zeigen wir’s ihm aber!” durchringen oder geduldig die andere Wange hinhalten, schlicht wissend, dass die Digitalisierung von Altbeständen nunmal nur einen Teil der Hefe im großen Kuchen digitaler Bibliotheksdienstleistungen beisteuert, bleibt abzuwarten. Sicher bereitet es Vergnügen, das Schreckensszenario der vom Google-Pudel leergeschossenen deutschen Kompaktmagazine so eloquent auszumalen, wie Oliver Jungen es vornimmt. Aber der FAZ-Feuilleton-Öffentlichkeit weismachen zu wollen, dass sich die deutsche Bibliothekslandschaft angesichts des “konzentrierten Digitalisierungsangriffs” aus Mountain View schändlicherweise lieber im Luftschutzkeller verkriecht, als zum Gegenangriff zu trompeten, vermutet Googles Zielscheibe doch ein wenig zu hoch gehängt und die deutschen Bibliotheken wohl mindestens ein Geschoß zu tief.

Den Artikel liest man auf der Frankfurter Allgemeine Webseite: Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus

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Tweets in the Cloud: Die heutigen beiden Artikel in der FAZ-Netzwirtschaft http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6461/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6461/index.html#comments Tue, 13 Jan 2009 15:06:43 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6461 In den kommenden fünf Jahren wird die große Masse des Computings den Wandel vom Desktop- oder Client-Server-Computing zum Cloud Computing vollziehen. Da Google quasi seine Wurzeln im Cloud Computing hat, besitzen wir einen Vorteil vor den meisten anderen Anbietern in diesem Geschäftszweig. Auf der Netzwirtschaftsseite der heutigen Ausgabe der FAZ und parallel im Netzökonom-Weblog des [...]]]>

In den kommenden fünf Jahren wird die große Masse des Computings den Wandel vom Desktop- oder Client-Server-Computing zum Cloud Computing vollziehen. Da Google quasi seine Wurzeln im Cloud Computing hat, besitzen wir einen Vorteil vor den meisten anderen Anbietern in diesem Geschäftszweig.

Auf der Netzwirtschaftsseite der heutigen Ausgabe der FAZ und parallel im Netzökonom-Weblog des Blattes findet der Leser ein Interview mit Matt Glotzbach von der Google-Enterprise, in dem dieser ein wenig Auskunft über die Aktivitäten des Unternehmens und seiner Mittwettbewerber im Bereich Cloud Computing gibt. Die Überschrift signalisiert den Lesern aus dem KMU-Bereich jedenfalls, dass hier der Zug in Fahrt kommt: “Jeden Tag registrieren sich 2000 Unternehmen bei Google”. Wir Bibliotheken warten selbstverständlich auf entsprechende Cloud Lösungen für unsere Ansprüche. Googles Librarian Central befindet sich allerdings nach wie vor im festen Winterschlaf, der womöglich langsam in eine Totenstarre überzugehen scheint.

Nur in der Papier- bzw. e-paper-Ausgabe (S.15) entdeckt man dagegen, wie die FAZ twitter – offensichtlich gleichzeitig mit Torsten Schäfer-Gümbel – entdeckt:

Die Online-Gemeinde hat einen neuen Megatrend: Der heißt Twitter und besteht aus 140 Zeichen langen Kurzmitteilungen. Schreiben kann jeder; empfangen werden diese Mitteilungen, kurz „Tweets“ genannt, von den Menschen, die sie als sogenannte Follower zuvor abonniert haben.”

und stellt fest: “Das größte Problem ist aber das Fehlen eines Geschäftsmodells.”

Viel mehr als das und wie das kleine Webwerkzeug so funktioniert leider nicht.

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Wenig Neues vom Thema No. 1: Die FAZ (wieder mal) über das E-Book. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6378/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6378/index.html#comments Fri, 05 Dec 2008 19:19:12 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6378 Werden bald elektronische Lesegeräte wie der Amazon Kindle das gute, alte Buch ersetzen? fragt die Frankfurter Allgemeine Zeitung auch morgen wieder, vielleicht weil es ihr an originellen Bildunterschriften mangelt. Ansonsten wissen Hubert Spiegel-Leser nach Durchsicht seines aktuellen Beitrags nicht viel mehr, außer vielleicht, dass die japanische Autorin Mica Naitoh dort als Handyschriftstellerin zu Ruhm gekommen [...]]]>

Werden bald elektronische Lesegeräte wie der Amazon Kindle das gute, alte Buch ersetzen?

fragt die Frankfurter Allgemeine Zeitung auch morgen wieder, vielleicht weil es ihr an originellen Bildunterschriften mangelt. Ansonsten wissen Hubert Spiegel-Leser nach Durchsicht seines aktuellen Beitrags nicht viel mehr, außer vielleicht, dass die japanische Autorin Mica Naitoh dort als Handyschriftstellerin zu Ruhm gekommen ist (hier ein Beitrag vom letzten Jahr zum Thema). Und weiter liest man:

Dass sich „phone novels“ hierzulande jemals durchsetzen könnten, dürften die meisten deutschen Verleger für völlig unwahrscheinlich halten. Aber deutsche Verleger konnten sich bis vor wenigen Wochen auch noch nicht vorstellen, dass der vor zehn Jahren als vermeintliche Totgeburt gestartete eBook-Reader, das digitale Lesegerät, das wichtigste Thema des Jahres 2009 für sie werden könnte. Die Buchbranche hat über Jahre in zwei Kernbereichen umgekehrt proportionales Wachstumsverhalten gezeigt: Man hat immer mehr Titel auf den Markt geworfen und immer weniger Phantasie entwickelt. Anders gesagt: Man hat immer mehr gedruckt und immer weniger gedacht.

Die etwas orientierungslos wirkende Branche sucht nach wie vor einen Halt in der Kurve, die die Musikindustrie eher schlecht als recht zu bekommen scheint (“Im letzten Jahr hat die amerikanische Musikindustrie fast ein Viertel ihres Umsatzes mit digitalen Inhalten gemacht, 2005 waren es erst neun Prozent. Aber auch der Zuwachs reicht keineswegs aus, um die Verluste auszugleichen, die im traditionellen Geschäftsfeld auflaufen.”)
Wie viele Verluste fährt eigentlich der Buchmarkt aktuell in seinem traditionellen Geschäftsfeld ein?

Irrigerweise werden hier zwei Sphären vermischt, die besser getrennt zu betrachten sind:
Die Musikindustrie begann sich gezwungenermaßen zu dem Zeitpunkt für die digitale (sprich:mp3) Vermarktung zu begeistern, als die Musikliebhaber massiv mit selbstdigitalisierten, bzw. von CD abkopierten, Titeln auf selbstorganisierende Tauschbörsen drängten und die kommerziellen Vermarkter locker umsegelten.
Obwohl Textformate weitaus länger als mp3-Standards für den Hausgebrauch verfügbar sind, dürften sich die Umsatzeinbrüche, die der Buchhandel erleidet, weil sich Literaturfans PDFs hin und her napstern, bislang minimal sein. Die Motivation einer sich verselbstständigenden wilden Nutzung durch Selbstkopierer und digitalen Book Crossern das Wasser abzugraben, ist für besonders kontrollwütige Verlage vielleicht erstrebenswert, für die Branche im Sinne einer die Wirtschaftlichkeit sichernde Reißleine jedoch bisher nicht gegeben.

Der Handlungsdruck reicht also in diesem Punkt noch nicht, um das Ventil zu sprengen. Richtig attraktiv erscheint das Ganze momentan ohnehin nur für die Doppelverdiener, d.h. die, die Lesegerät und Inhalte verkaufen und kontrollieren. Allerdings müssen diejenigen, die Inhalte liefern, noch zum Zuliefern überredet werden, um die antizipierte Breite im Sortiment für einen florierenden Markt zu bekommen. Nur mit “hochwertigen E-Books für Heimarbeiter” wird man den Buchmarkt nicht dauerhaft aufmischen. Auch die 25.000+ txt-Files des Project Gutenberg hat nun mittlerweile jeder auf seinem Laptop zwischengespeichert. Oder die 15 davon, die ihn interessieren.

Der zweite Aspekt, aus dem sich ebenfalls ableitet, warum wir noch nicht wie irre unsere Büchersammlungen abscannen und filesharen, bezieht sich darauf, dass der Aufwand sowohl der Anfertigung von Kopien über einen Scanner (oder gar eine Tastatur), wie auch der Rezeption über ein Display einen Komplexitätssprung im Umgang mit dem Medium bedeutet, der durch die gegebenen Vorteile nur bedingt kompensiert wird.
Das Buch liefert sein Lesegerät nämlich traditionell gleich mit. Für die elektronische Variante muss man sich dagegen erst eines beschaffen. Daher lässt sich das Buch wohl eher mit einem Musikinstrument als mit einem Tonträger vergleichen. Das passt auch auf den Rezeptionsvorgang: Sowohl das Spielen des Instruments wie auch das Lesen eines Textes muss man, im Gegensatz zum Hören einer Tonkonserve, lernen. Und nebenbei lesen, während man das Auto wäscht, geht auch schlecht (Hörbücher mal ausgeklammert).

Man muss sich entsprechend vor Augen halten, dass der Schritt zum E-Book den Umgang mit dem Medium für die Kunden zunächst einmal verkompliziert. Der Vorteil, dass man nun – ähnlich wie auf dem iPod – tausende Titel mit sich herumtragen kann, relativiert sich angesichts der Alltagserfahrung, dass gerade die Leute, die sich heute mit tausenden Buchtiteln umgeben, zumeist ausgerechnet auch die physische Form im Bibliothekszimmer stehen haben möchten. Die “Digital Natives” mögen das anders sehen. Aber die begeistern sich vielleicht für andere Textformen und lesen lieber kurzweilige Kurzgeschichten als Döblins Wallenstein.

Verlage wie auch Bibliotheken sollten daher möglicherweise zu ihrem gemeinschaftlichen Sinnieren zum Thema Nummer 1 des Jahres 2009 den Gedanken hinzufügen, dass Texte für elektronische Darstellung schon strukturell anders sein sollten, als die, die für die Buchpublikation geschrieben, gesetzt und gelayoutet wurden (Thema: Longlist). Was nicht passt, kann man oft passend machen. Dies aber im vorliegenden Fall mit enormen Aufwand und beschränkter Zweckhaftigkeit. Print-on-demand ist für das Zugänglichmachen vergriffener Titel sicher die bessere Variante. Zur Not auch der PDF-Vertrieb. Die wirkliche E-Book-Belletristik braucht dagegen erst einmal passende Schriftsteller. Die Talentscouts der Verlage sollten für die Zukunft durchaus auch mal in dieser Richtung suchen.

Schließlich: Ich habe es heute schon einmal an anderer Stelle betont: Die Akteure auf dem Geschäftsfeld müssen natürlich forcieren und Druck aufbauen. Dennoch besteht für die alte Dame FAZ wohl kaum ein Grund, auf die gezwungene Hysterie eines Arvato/Bertelsmann-Vertreters hereinzufallen und dessen Aufscheuchen: “Zögert nicht zu lange! Abwarten bringt nichts! Handelt jetzt!” zu ihrer Überschrift zu machen. Sie tut es trotzdem: Zögert nicht, handelt!

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Die Deutsche Nationalbibliothek, mit Speicherproblem für Netzpublikationen http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6170/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6170/index.html#comments Fri, 24 Oct 2008 15:15:08 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6170 Für den Sprecher der Bitkom gibt es zwei Kernfragen: „Wie sind die Intervalle definiert, in denen abgespeichert werden muss, und wird es eine Schnittstelle geben, über die die Daten gesendet werden?“ Für Brinkel ist das Vorgehen der Nationalbibliothek immer noch „Gestochere im Nebel“. Dass man keine konkreten Angaben machen könne, könne er nicht nachvollziehen. Die [...]]]>

Für den Sprecher der Bitkom gibt es zwei Kernfragen: „Wie sind die Intervalle definiert, in denen abgespeichert werden muss, und wird es eine Schnittstelle geben, über die die Daten gesendet werden?“ Für Brinkel ist das Vorgehen der Nationalbibliothek immer noch „Gestochere im Nebel“. Dass man keine konkreten Angaben machen könne, könne er nicht nachvollziehen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung thematisiert heute das Problem der Pflichtablieferung von Netzpublikationen, das dem Inkrafttreten der Pflichtablieferungsverordnung in dieser Woche zu einem akuten wird. Derweil findet wohl hauptsächlich §8 Abs. 2 Anwendung:

“Die Bibliothek kann auf die Ablieferung verzichten, wenn technische Verfahren die Sammlung und Archivierung nicht oder nur mit beträchtlichem Aufwand erlauben.”

Entsprechend liest man dieser Tage auch auf der Startseite der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek muss Verfahren zur Sammlung von Netzpublikationen erst entwickeln. Zurzeit ist lediglich die einzelobjektbezogene Sammlung von Netzpublikationen mit Entsprechung zum Printbereich, z. B. E-Books, elektronische Zeitschriften, Hochschulprüfungsarbeiten und Digitalisate realisiert.

und merkt erneut, wie schwer es eigentlich ist, digitale Information in Strukturen zu sammeln, zu erschließen und vielleicht sogar verfügbar zu machen, die für Inhalte ohne physische Entsprechung überhaupt nicht geplant wurden. Die “digitale Bibliothek” und ihre Entwicklung bleibt in jedem Fall noch ein weites und ausdauernd zu bepflügendes Forschungsfeld…

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Täter/-in Google. Und was es für die vernetzte Gesellschaft ist. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6136/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6136/index.html#comments Tue, 21 Oct 2008 09:50:35 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6136 Irgendwann kann man die Beschreibung, welche das Hamburger Landgericht in Bezug auf Google liefert, sicher einmal zitieren: “Die Kammer verkennt nicht, dass Suchmaschinen, wie sie die Beklagte erfolgreich betreibt, von essentieller Bedeutung für die Strukturierung der dezentralen Architektur des World Wide Web, für das Lokalisieren von weit verstreuten Inhalten und Wissen und damit letztlich für [...]]]>

Irgendwann kann man die Beschreibung, welche das Hamburger Landgericht in Bezug auf Google liefert, sicher einmal zitieren:

“Die Kammer verkennt nicht, dass Suchmaschinen, wie sie die Beklagte erfolgreich betreibt, von essentieller Bedeutung für die Strukturierung der dezentralen Architektur des World Wide Web, für das Lokalisieren von weit verstreuten Inhalten und Wissen und damit letztlich für die Funktionsfähigkeit einer vernetzten Gesellschaft sind.”

So ist es also auf den Punkt gebracht. Angenommen die unsrige ist eine vernetzte Gesellschaft, so hängt ihre Funktionsfähigkeit von einem einzigen kommerziellen Akteur ab – nämlich Google. Das Hamburger Landgericht lässt sich dennoch nicht bremsen und wendet das Urheberrecht aus einer Gesellschaft vor dem Netz auf diese im Netz an und untersagt ihrem informationsstrukturierenden Grundpfeiler Google, bestimmte Bildinhalte in seinem Bildersuchdienst zur Verfügung zu stellen. Mehr dazu kann man in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nachlesen, die sich nebenbei aber konsequent gegen die Übernahme der feminisierenden Benennung Googles als “Täterin” durch das Gericht streubt und lieber mit dem generischen Maskulinum titelt: Der Täter heißt Google

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Die andere Bibliothek. Hans Magnus Enzensberger nimmt sich den Kindle vor. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6131/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6131/index.html#comments Thu, 16 Oct 2008 20:47:27 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6131 Wehklagen über den Stand der Dinge wäre vergeblich. Dennoch erlauben wir uns zum Schluss, ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen. Als Betriebssystem ist das Buch schwer zu toppen. Es braucht keine Batterie und keine Antenne. Man kann darin blättern, man kann es verschenken oder wegschmeißen. Es ist auf keinen Monopolisten angewiesen. Sein Betriebssystem hält sich seit [...]]]>

Wehklagen über den Stand der Dinge wäre vergeblich. Dennoch erlauben wir uns zum Schluss, ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen. Als Betriebssystem ist das Buch schwer zu toppen. Es braucht keine Batterie und keine Antenne. Man kann darin blättern, man kann es verschenken oder wegschmeißen. Es ist auf keinen Monopolisten angewiesen. Sein Betriebssystem hält sich seit Jahrhunderten; es veraltet nicht innerhalb von zehn Jahren. Bücher kann man anfassen. Sie liegen angenehm in der Hand. Wir bitten um Nachsicht für Leser, die das lässiger finden als eine Plastikschachtel.

Jetzt durfte auch noch Hans Magnus Enzensberger für einen Kindle-Test in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an die Kiste und so langsam will man auch mal wieder etwas anderes über die Buchmesse lesen: Die Wundertüte aus Seattle. Und schreiben (sofern edublogs.org wieder online ist). Ich gelobe Besserung.

Etwas zum Länderschwerpunkt hört man z.B. gerade auf SWR1 in einem schönen Report zu Murathan Mungan und wer nicht spontan zuschalten kann, findet beim Deutschlandradio auch einiges im Archiv. Zum Beispiel dieses.

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Bitte mehr Mut zum Bedienen des eigenen Verstandes: Die FAZ beleuchtet Nicholas Carr http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5857/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5857/index.html#comments Sat, 26 Jul 2008 01:44:40 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5857 In der Digression besteht der Mehrwert. Der künstlichen Intelligenz sind wir allein durch Assoziationen überlegen, durch genießende Ineffizienz, durch energieverzehrende Trampolinsprünge im neuronalen wie im weltweiten Netz, durch, ja, Offenheit für das Abgelenktwerden, auch von der Ablenkung selbst und wieder hin zum „deep reading“. Der intellektuelle Flaneur ist die geistige Leitfigur der Zeit, heute nicht [...]]]>

In der Digression besteht der Mehrwert. Der künstlichen Intelligenz sind wir allein durch Assoziationen überlegen, durch genießende Ineffizienz, durch energieverzehrende Trampolinsprünge im neuronalen wie im weltweiten Netz, durch, ja, Offenheit für das Abgelenktwerden, auch von der Ablenkung selbst und wieder hin zum „deep reading“. Der intellektuelle Flaneur ist die geistige Leitfigur der Zeit, heute nicht anders als vor hundert Jahren – und, seien wir ehrlich, er flaniert längst durch das Internet, das nicht Infomaschine ist, sondern mentales Großkunstwerk.

In der heutigen Samstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung reflektiert Oliver Jungen über Nicholas Carrs Überlegungen zum uns verdummenden Internet (vgl. hier) und kommt zu der nicht allzu originellen, aber ziemlich nachvollziehen Einsicht, dass es vor allem an einem selbst liegt, für wie dumm man sich erklären lässt. Die Blogs sind jedenfalls nicht daran schuld, dass wir den Tolstoi nicht mehr zu Hand nehmen, sondern, dass wir die Blogs lesen.

Clay ” here comes everybody” Shirky behauptet allerdings, so der Artikel, dass Leos Bücher seine Zeit nicht wert sind. Kompetenz im Umgang mit dem Internet zeichnet sich aber ja bekanntlich schon länger dadurch aus, dass man nicht schlicht als everybody Shirky hinterläuft, sondern sich z.B. durchaus auch mal die Tage zum Deep Reading von Krieg und Frieden Zeit nimmt. Vor Tolstoi aber vielleicht auch für Oliver Jungen, der sich, den eher knappen Aufmerksamkeitspanne im WWW angepasst, auf zwei Spalten beschränkt: Selbst schuld, wer im Netz verblödet.

P.S. Es ist nur eine eher unbestimmte Wahrnehmung, aber ich kann mich bei der Lektüre der Feuilletons der großen Tageszeitungen des Eindrucks nicht erwehren, dass hier eine Blogifizierung in der Hinsicht stattfindet, dass ausgesprochen gerne schlicht im WWW auffindbare Texte – häufig aus den entsprechende die Agenda bestimmenden US-Medien – referiert und mit eigenen Assoziationen angereichert werden. So wie wir es hier auch gern machen. Ich halte dies zunächst nur fest, lese weiter und komme vielleicht später bei anderer Gelegenheit noch einmal darauf zurück.

Bei dieser kann man dagegen gleich nochmal auf die eigenartige und eher unangenehme allseits gebloggte Gemeinplätze aneinanderreihende Aufklärung zum Thema Google aus der Süddeutschen Zeitung vom 25.07. hinweisen: Das Monopoooooool.

Dort liest man z.B. die bemerkenswerte dämliche Formulierung:

“Wir werden sagen können, wir sind dabei gewesen. Wir haben den Moment miterlebt, in dem die Wörter “Information” und “informieren” ersetzt wurden durch “Google” und “googlen”.”

Aus gut informierter Quelle war zu erfahren, dass sich Claude Shannon im Grab umgedreht hat…

Wie schrieb Oliver Jungen:

“Auch ohne Internet gibt es genug Anreize, von der Tiefenlektüre abzuzweigen; Zeitungen sind nur ein Beispiel.”

und

“Heute wird im Netz glossiert, kommentiert, argumentiert, ediert, demontiert, überredet, kurz: das gesamte rhetorische Register gezogen. Dass dort, wo jeder schreibt, auch viel Mediokres zu finden ist, wird nur zu einem Aufschwung der guten Stilisten führen, jenen, die über „plainness“ hinausgehen.”

Die SZ hat es in diesem Fall nicht geschafft. Sowohl im Netz wie im auch in der Zeitung.

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Desaster-Stimmung. Die FAZ betrachtet das Problem der Langzeitarchivierung digitaler Daten. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5800/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5800/index.html#comments Wed, 02 Jul 2008 09:26:58 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5800 Man kann mühelos ein 300 Jahre altes Buch lesen, aber nicht mehr das 30 Jahre alte elektronische Manuskript auf einer 8-Zoll-Diskette. Da kann man als E-Book-Fan natürlich entgegnen, dass ein Großteil der Bücher, die man sich heute auf den Kindle lädt, in 300 Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr relevant sein dürften. Und für alles andere [...]]]>

Man kann mühelos ein 300 Jahre altes Buch lesen, aber nicht mehr das 30 Jahre alte elektronische Manuskript auf einer 8-Zoll-Diskette.

Da kann man als E-Book-Fan natürlich entgegnen, dass ein Großteil der Bücher, die man sich heute auf den Kindle lädt, in 300 Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr relevant sein dürften. Und für alles andere haben wir ja den Barbarastollen, in dem das Gedächtnis der Nation faßfrisch langzeiteingelagert wird.

Alle Anhänger des Mediums Buch klammern sich dagegen natürlich an den Strohhalm der vergleichsweise guten Beständigkeit und der Nutzungsmöglichkeit unabhängig von Akkulaufzeiten (tagsüber).
Der übliche Nachteil ist, dass man, wenn man in einem Alltag leben muss, in dem Datenmengen wie die des Buchbestandes der Library of Congress etwas mehr oder etwas weniger auch im Durchschnittshaushalt anfallen, für Aufbewahrung in Druckform auch entsprechend große Magazinbereiche bräuchte.  Das kann sich nicht jeder leisten. Eine oder zwei Terrabyte-Festplatten demnächst vermutlich schon.

Als problematisch bei der Mikroverfilmung digitaler Inhalte entpuppt sich obendrein folgendes:

Die Tücke digitaler Daten liegt darin, dass sich der Gehalt digitaler Dokumente nicht auf das reduzieren lässt, was man ausdrucken oder sich am Bildschirm anzeigen lassen kann. Man denke an multimediale oder interaktive Inhalte.

In Flash erstellte Inhalte sind damit wahrlich für den Moment. Saubere HTML- und XML-Strukturen kann man dagegen durchaus relativ stabil archivieren und migrieren.

Unter dem Gesichtspunkt der “Langzeitarchivierung”, also für die Ewigkeit, scheint der nicht allzu hyperstrukturierte, reine Text die optimale Form darzustellen. YouTube-Videos und Podcasts dagegen eher nicht. Dies sollte man bereits bei der Erstellung der Repräsentationsformen für Inhalte durchaus einmal im Hinterkopf beachten.

Aber vielleicht entwickelt sich in den nächsten Jahren auch etwas, womit heute noch niemand rechnet und das uns binnen kurzer Zeit über den Text von Michael Spehr gestern im Technik-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung so schmunzeln lässt, wie wir es heuer über Haushaltstipps im illustrierten Familienblatt “Die Gartenlaube” tun. Dieser Tage ist er allerdings noch ziemlich relevant: Das digitale Daten-Desaster.

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Bookie-Woogie: Bücher im Webspace, in der FAZ und überhaupt http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5775/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5775/index.html#comments Wed, 18 Jun 2008 19:01:56 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5775 Für Besucher gilt: Ein Blick ins Bücherregal spricht Bände. Natürlich muss man heutzutage dafür nicht mehr aus dem Haus. Man trifft sich auf deutschsprachigen Internetseiten wie Lovelybooks, Booktick oder Buechertreff. Dort zeigen Bibliophile ihre private Büchersammlung, geben Empfehlungen ab und diskutieren Werke ihrer Lieblingsautoren. In den Vereinigten Staaten sind solche Leser-Communities der Renner, hierzulande agieren [...]]]>

Für Besucher gilt: Ein Blick ins Bücherregal spricht Bände. Natürlich muss man heutzutage dafür nicht mehr aus dem Haus. Man trifft sich auf deutschsprachigen Internetseiten wie Lovelybooks, Booktick oder Buechertreff. Dort zeigen Bibliophile ihre private Büchersammlung, geben Empfehlungen ab und diskutieren Werke ihrer Lieblingsautoren. In den Vereinigten Staaten sind solche Leser-Communities der Renner, hierzulande agieren sie noch weitgehend im Verborgenen, der Durchbruch blieb bisher aus.

In ihrer morgigen Ausgabe liefert die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Feuilleton eine Rundumschau zu Buch- und Lesecommunties im deutschsprachigen Internet, u.a. zum genannten bislang eher fragwürdigen Ansatz des buch.de-Portals Alexandria (Leitspruch:”Entdecken Sie, was andere gerne lesen, hören oder sehen …”) , zu booktick (mit dem Kampfslogan: “Alle Macht dem Leser!”) und vor allem zum im Erscheinungsbild eher dezenten Holtzbrinck-Angebotes lovelybooks. Librarything.com (“What’s on your bookshelf?”) wird kurz erwähnt, wogegen die readbox (Selbstbeschreibung: “Plattformfür unabhängige Lesekultur”) für den Artikel nicht rechtzeitig online ging… Ebenso vermisst man den FAZ-Lesesaal, der allerdings ein etwas anderes Konzept verfolgt. Die Auswahl ist allgemein dennoch mächtig groß und wer hier nichts findet, aber twitter mag, wird swotter (“A new kind of talking book.”) lieben. Unsere Lesecommunity heißt übrigens Café oder Kaffeehaus (“Alles (Chivas) Regal!”) und funktioniert auch ganz gut, zumal man hier auch einfach still beieinander sitzen und nur lesen kann. Allerdings gilt in diesem Umfeld nicht:

wer damit nicht einverstanden ist, der kann, in der schönen neuen Welt des „Mitmach-Webs“, die Freundschaft mit einem Klick ganz einfach beenden.”

Geöffnet ist das Ganze außerdem nicht 24/7. Aber in den freien Minuten können wir immer noch z.B. Poultrygeist auf Lookybook (Motto: “Take a look, click a book.”) durchblättern und unseren Lektürestatus im WWW zur Schau stellen.

(Roebke, Julia: Spione in Lokis und Saris Buchregalen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2008 Seite 46)

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no idea store, A.L. Kennedy zum britischen Bibliothekswesen http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5768/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5768/index.html#comments Mon, 16 Jun 2008 18:31:59 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5768 Alle, die gern auch im britischen Bibliothekswesen einen Vorbildcharakter für das deutsche sehen wollen, sollten vielleicht mal das Gespräch mit der Schriftstellerin A.L. Kennedy suchen. Diese führt in ihrer Rede zur Verleihung des 1. Internationalen Eifel-Literaturpreis, die man in einer gekürzten Form heute im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nachlesen kann, nämlich ziemlich kulturpessimistisch Folgendes [...]]]>

Alle, die gern auch im britischen Bibliothekswesen einen Vorbildcharakter für das deutsche sehen wollen, sollten vielleicht mal das Gespräch mit der Schriftstellerin A.L. Kennedy suchen. Diese führt in ihrer Rede zur Verleihung des 1. Internationalen Eifel-Literaturpreis, die man in einer gekürzten Form heute im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nachlesen kann, nämlich ziemlich kulturpessimistisch Folgendes aus:

“[...] Wir hatten früher Bibliotheken, in denen jedermann nicht nur die Bücher finden konnte, nach denen er suchte, sondern auch, oh Wunder, Vergnügen und Unterhaltung. Ich bin so vielen Briten begegnet, die eine mäßige Ausbildung genossen haben und die einfach zur öffentlichen Bibliothek gegangen sind, um zu lesen – um erfüllter und reicher zu sein. Wir haben unser Bibliothekswesen zerstört, wir haben unsere eigenen Bücher entfernt, Gebäude geschlossen und Öffnungszeiten reduziert. Wir verbrennen keine Bücher, das nicht, aber wir lassen sie still und leise verschwinden. In Großbritannien gehören unsere Verlage größtenteils riesigen Konzernen innerhalb noch größerer Korporationen mit noch größeren Gesellschaften – Unternehmen, die wenig oder gar kein Interesse daran haben, die Kultur unserer Nation zu bewahren und zu fördern und sie dem Rest der Welt zugänglich zu machen. [...]“

(Kennedy, A.L.: Wir werden zerstört. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 16. 06.2008 S. 33)

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Die Rolle der Fahrbibliothek in Ostdeutschland, in 1:30 als Tondokument auf faz.net erklärt http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5697/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5697/index.html#comments Sat, 17 May 2008 14:38:42 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5697 Da kann man gar nicht anders als die FAZ groß zu loben: Schöner wurden Fahrbibliotheken selten in der Presse gewürdigt ! Ich eile jetzt gleich noch mal zum Kiosk, um mir auch die gedruckte Version abzuholen…]]>

Da kann man gar nicht anders als die FAZ groß zu loben: Schöner wurden Fahrbibliotheken selten in der Presse gewürdigt ! Ich eile jetzt gleich noch mal zum Kiosk, um mir auch die gedruckte Version abzuholen…

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