IBI-Weblog » Finnland http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Wie woll’n wir mehr reinlasse? Den Finnen fehlen Männer in der Bibliothek. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6610/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6610/index.html#comments Tue, 24 Feb 2009 12:12:27 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6610 Deutschlandradio Kultur zelebriert heute die allgemeine Andeutung und meldet im besten Stil einer Schülerzeitung: Gleichberechtigung ist den Skandinaviern sehr wichtig. Die Stadtbibliothek in Helsinki will deshalb einen Plan entwickeln, damit auch mehr Männer in die Bücherausleihe kommen. Eine Umfrage hatte ergeben, dass finnische Bibliotheken vor allem von Frauen genutzt werden. Die Bibliothekare haben seitdem die [...]]]>

Deutschlandradio Kultur zelebriert heute die allgemeine Andeutung und meldet im besten Stil einer Schülerzeitung:

Gleichberechtigung ist den Skandinaviern sehr wichtig. Die Stadtbibliothek in Helsinki will deshalb einen Plan entwickeln, damit auch mehr Männer in die Bücherausleihe kommen. Eine Umfrage hatte ergeben, dass finnische Bibliotheken vor allem von Frauen genutzt werden. Die Bibliothekare haben seitdem die Sorge, dass sie ihr Angebot zu einseitig auf Frauen ausrichten.

Aber immerhin weist die “Kulturnachricht” mit dem Titel Finnische Bibliotheken woll [sic!] attraktiver für Männer werden auf ein Thema hin, das immer mal wieder eher als Kuriosum durch den ÖB-Diskurs wabert: Der Durchschnittsmann als solcher verbringt seine Zeit eher selten in Bibliotheken.
Die Gründe dafür sind potentiell vielfältig: So kann man sich vorstellen, dass bei vollerwerbstätigen Männer nach 12 Stunden Büro andere Bedürfnisse gewichtiger sind. Oder, dass Bibliotheken zu selten die Champions League übertragen (bzw. für Finnland die Superpesis-Serie). Es ist schon richtig: Die Bibliothek, die sich anschickt, für alle da zu sein, muss auch diese Bevölkerungsgruppe ins Visier nehmen. Andererseits wundert man sich, dass angesichts des Frauenüberschusses in den Bibliotheken letztere nicht gerade deswegen ungemein attraktiv für – wenigstens Single- – Männer sind. Was ist nun eigentlich mit dem Thema Bibliotheksflirt? Immerhin liest man bei Jonas Fansa, die Bibliothek sei “für Schüchterne der beste Flirtort” (Fansa, Jonas: Bibliotheksflirt. Bad Honef: 2008, S.57) Vielleicht liegt das Imageproblem gerade an diesem Punkt: Die Draufgängergesellschaft produziert zuviel Selbstbewusstsein, so dass man als Mann des Hier und Jetzt gerade nicht in der Bücherecke bei den Nerds und Losern stehen möchte, die sich auf ihre Chance zum Anbandeln wartend zwischen den Regalen reihen und nebenbei aus Verlegenheit die verlorene Zeit zum fünften Mal durcharbeiten. Insofern kann man der Stadtbibliothek Helsinki nur den Tipp geben, in ihren Plan die gezielte gesellschaftliche Einschüchterung einer größeren Zahl von Männern aufzunehmen. Und vom Deutschlandradio Kultur wünschen wir uns eine etwas konkretere Ausführung des berühmten “Wer, was, wann, wie, warum”. Denn Stadtbibliothek Helsinki, Männer an die Ausleihtheke, irgendwann, mit einem Plan, Gleichberechtigung ist schon sehr diffus gehalten.

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