IBI-Weblog » Kommentar http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Auf den Knien: Bücher, einst “nur für den Lesesaal” http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7362/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7362/index.html#comments Fri, 14 Aug 2009 12:25:02 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7362 Der Lesesaal, Keimzelle der Bürgerlichkeit und der modernen Demokratie, ist größer geworden. Die elektronischen und digitalen Bücher haben seine Wände gesprengt und ihn zum Weltkreis erweitert, den er zuvor nur abgebildet hat. stellt Klaus Kreimeier heute in der Frankfurter Rundschau in einem Kommentar zum Medienwandel und zur Alltagserfahrung des Digitalisats im WWW fest: Im Netz:  [...]]]>

Der Lesesaal, Keimzelle der Bürgerlichkeit und der modernen Demokratie, ist größer geworden. Die elektronischen und digitalen Bücher haben seine Wände gesprengt und ihn zum Weltkreis erweitert, den er zuvor nur abgebildet hat.

stellt Klaus Kreimeier heute in der Frankfurter Rundschau in einem Kommentar zum Medienwandel und zur Alltagserfahrung des Digitalisats im WWW fest: Im Netz:  Nur im Lesesaal!

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=7362 0
Über Widerstand, Fußabtreter und Respekt: Der Börsenverein hat nun eine eigene Urheberrechtserklärung http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7181/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7181/index.html#comments Mon, 22 Jun 2009 11:17:58 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7181 “Die deutschen Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler teilen die im “Heidelberger Appell” ausgedrückte ernste Sorge, dass der fortschreitende Verlust des Respekts vor geistigem Eigentum zu einer dramatischen Verschlechterung der Bedingungen für die Schöpfung und Verbreitung hochwertiger Bücher führen könnte. Sie unterstützen den Widerstand wissenschaftlicher und literarischer Autoren gegen politische Tendenzen, durch die mit dem geistigen Eigentum [...]]]>

“Die deutschen Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler teilen die im “Heidelberger Appell” ausgedrückte ernste Sorge, dass der fortschreitende Verlust des Respekts vor geistigem Eigentum zu einer dramatischen Verschlechterung der Bedingungen für die Schöpfung und Verbreitung hochwertiger Bücher führen könnte. Sie unterstützen den Widerstand wissenschaftlicher und literarischer Autoren gegen politische Tendenzen, durch die mit dem geistigen Eigentum zugleich die Freiheit von Wissenschaft und Literatur mit den Füßen getreten wird. [...]“

Zum Ende der Buchtage 2009 erlässt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels nun auch seine eigene Resolution zum Urheberrecht und spricht sich dagegen aus, “dass Beschränkungen des Urheberrechts und fehlgeleitete Open Access-Modelle unternehmerische Initiativen ersetzen und verdrängen.”

Wie bedauerlicherweise üblich in der Diskussion geht es auch hier um nichts geringeres als die grundsätzliche Bedrohung des Kulturschaffens (beispielsweise “hochwertiger Bücher”). Als neues Element wird hier auf die nationalökonomische Spezifik der Wissensindustrie in Deutschland – sofern die Resolution mit “ein Land” Deutschland und nicht z.B. das ähnlich ressourcenarme Dänemark meint – beigefügt:

“Ein Land, dessen nahezu einzige Ressource geistig-schöpferische Leistungen sind, sollte international Vorreiter für die Lösung der schwierigen Problematik des Schutzes geistigen Eigentums im digitalen Zeitalter sein und sicherstellen, dass kreativ Tätigen die wirtschaftliche Grundlage erhalten bleibt.”

Wieso aber die Fortschrittlichkeit in diesem Nationenwettstreit ausgerechnet in einer Übertragung der zweifellos sehr elaborierten kulturellen Praxen der Analogverwertung in strukturell grundsätzlich anders funktionierende digitalen Kontexte liegen soll, wird nicht einsichtig. Allein schon die kleine Fixierung auf das Medium “Buch” verweist auf eine gewisste Begrenztheit der Wahrnehmung und vor allem ein Misstrauen dem Kunden/Nutzer gegenüber, das davon ausgeht, dieser würde ein schlechtes Digitalisat einem hochwertigen Buch grundsätzlich vorziehen.
Das macht er aber erfahrungsgemäß nicht, denn ein hochwertiges Buch, was immer das “hochwertig” hier tatsächlich bedeutet, bietet ihm eben einen spezifischen Mehrwert, den eine PDF-Datei nicht besitzt. Und umgekehrt. P-Book und E-Book sind grundsätzlich verschiedene Medien und wenn die Idee nur dahin zielt, dass Digitale zu gleichen Bedingungen wie das Gedruckte zu verwerten, dann befinden sich die Verlage auf einem Holzweg.
Man nimmt verständlicherweise an: Das was die Verlage mit der Erschließung des neuen Marktes zusätzlich einzunehmen und an Druck- und Vertriebskosten einzusparen hoffen, wenn sie eine Datei zum Hardcover-Preis verkaufen wollen, könnten sie am Ende vielleicht wieder durch nicht authorisierte Kopien verlieren. Ob das in der Gesamtrechnung stimmt, ist allerdings schwer belegbar. Denn nicht jeder, der ein Buch als Kopie durchscrollt, hätte dieses auch erworben. Und manch einer erwirbt es erst, weil er beim Durchscrollen feststellt, wie gern er es im Regal hätte. Es wirken also durchaus mehrere verschränkte Verhaltensformen. Dass aber der durchschnittliche Buchkunde, der materiell gesehen weniger Greifbares für dasselbe Geld bekommt und obendrein gern als potentiell Krimineller, den man prophylaktisch mit Nutzungsbeschränkungen maßregeln muss, an einem solchen digitalen Buchmarkt wenig Freude hat, ist dagegen absehbar.

Respekt vor dem geistigen Eigentum ließe sich womöglich besser vermitteln, in dem man auch von Verwerterseite nicht derart extrem demonstriert, dass man es ausschließlich als Ware sieht, die es mit der möglichst größten Marge zu verkaufen gilt.

Vermutlich wird es demnächst eher so sein – und darin liegt eine entscheidendere Gefahr für die Verwerter – dass sich hochwertige Bücherin diesem Zusammenhang besser verkaufen werden, als weniger wertige, bei denen man sich vielleicht tatsächlich mit einer Schnupperpassage auf Google Books begnügt, aus der man dann ableitet, dass der Kauf nicht lohnt. Für manche Verlage bedeutet dies eventuell, dass die Querfinanzierung nicht mehr steht. Bei anderen passt es aber vielleicht wieder. Kulturell wäre ein diesbezügliches wachsendes Qualitätsbewusstsein sicher kein sonderlicher Verlust.

Davon abgesehen würde sich der Börsenverein sicher einen Gefallen tun, wenn er das Schwert, welches er im anstehenden Verteilungskampf um die Distributionsmöglichkeiten im Internet gegen Google schärft, nicht gleichzeitig gegen das schummrige Feindbild Open Access richtet. Der Heidelberger Appell hat sich diesbezüglich auf argumentativen Ebene als schrecklich stumpf erwiesen. Sich wider weithin zugänglicher Information bezüglich seiner an dieser Stelle inhaltlichen Verdrehtheit derart renitent darauf zu berufen, zeugt nicht unbedingt von ausgeprägtem Gegenwartssinn und lässt die Frage offen, ob Deutschlands Kulturschaffen unbedingt auf einem solch lahmen Pferd in die digitale Zukunft reiten sollte.

Gegen eine Weitentwicklung des Urheberrechts ist dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Gerade das Wissenschaftsurheberrecht sollte hinsichtlich der Bedingungen digitaler Wissenschaftskommunikation dringend eine neue Form bekommen. Freiheit der Wissenschaft bedeutet nämlich eigentlich auch die Freiheit des Wissenschaftlers, seine Erkenntnis per Open Access bekanntzugeben. Dass die Wahrnehmung dieser Freiheit nur durch Einsicht und nicht durch Zwang erfolgt – jedenfalls in einer Kultur, in der sich der Wissenschaftler bei seiner Erkenntnis nicht als bezahlter Dienstleister, sondern hauptsächlich als individueller Schöpfer definiert – hat sich in der Open Access-Gemeinschaft weitgehend herumgesprochen. Beim buchfixierten Börsenverein offensichtlich nur bedingt. Immerhin spricht man relativierend von “fehlgeleitete[n] Open Access-Modelle[n]” (sh. oben). Es gibt also wohl auch richtige. Immerhin ein möglicher Silberstreif am Tellerrand.

Den Volltext der Erklärung gibt es im Börsenblatt: “Keine Zukunft ohne Rechtssicherheit”

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=7181 6
Meine Presse! Hamburg bekommt jetzt auch seine Urheberrechtserklärung http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7087/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7087/index.html#comments Mon, 08 Jun 2009 18:07:02 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7087 Wenn es ums Urheberrecht im Internet geht, herrscht momentan große Appell- und Erklärungsfreude. Heute frisch vermeldet ist die “Hamburger Erklärung”, die nach der Hansestadt heißt, weil sie dort und von dort ansässigen Verlagen (Axel Springer AG („BILD“, WELT ONLINE), Bauer, Ganske, Gruner + Jahr, dem Spiegel-Verlag sowie dem Zeit-Verlag) unterzeichnet wurde. Gefordert wird diesmal eine [...]]]>

Wenn es ums Urheberrecht im Internet geht, herrscht momentan große Appell- und Erklärungsfreude. Heute frisch vermeldet ist die “Hamburger Erklärung”, die nach der Hansestadt heißt, weil sie dort und von dort ansässigen Verlagen (Axel Springer AG („BILD“, WELT ONLINE), Bauer, Ganske, Gruner + Jahr, dem Spiegel-Verlag sowie dem Zeit-Verlag) unterzeichnet wurde. Gefordert wird diesmal eine Leistungsschutzrecht für die Verlage, die nach den Worten des Axel Springer-CEOs Mathias Döpfner im Raubritter- und Schurkennetz (meine Überspitzung) WWW permanent bedroht sind:

Der massive Rechtsbruch, der derzeit täglich im Internet stattfindet, müsse systematisch verfolgt werden. Döpfner forderte dazu auch einen besseren technischen Schutz digitaler Inhalte: „Was es dazu braucht, ist ein sicheres Wasserzeichen, das dem Netzbetreiber unmissverständlich und elektronisch leicht lesbar anzeigt: Halt, Stopp, das hier ist Hehlerware.“ Der Springer-Chef weiter: „Unser Ziel muss es sein, die Hauptstraßen des Internets frei von Piraten zu halten.”

Warum eigentlich nicht von Wegelagerern, Schlagetots, Tunichtguts und Fürchtenixen reden? Die bildhafte Sprache jedenfalls lässt sich hier exzellent ausspielen. Warum aber sollte jemand einen WELT-, BILD- oder ZEIT-Artikel verhehlen wollen? Und wieviel Erfolg hat er damit? Der Internetnutzer surft in den Hamburger Augen also im virtuellen Golf von Aden, wo die Suchmaschinen und Aggregatoren auf ihren leichten Schaluppen die Informationstanker andauernd entern, ihrer Ladung berauben und die Inhalte der Tagespresse ins digitale Somali-Land entführen, bis der Journalismus ausgetrocknet ist bzw. die Klicks auf die “Sorgenfrei von Anfang an!”-Anzeigen am Artikelrand unterbleiben. Daher auch der Wunsch nach einem Wasserzeichen. Komisch ist, dass man dennoch permanent und mehr denn je auch die Webpräsenzen der Zeitungen klickt und doch noch soviel mehr oder weniger Qualitätsjournalismus findet.
Es ist durchaus zutreffend, dass das jetzige Urheberrecht nicht unbedingt zu digitalen Informationsumgebungen passt. Dass aber die Lösung in einem derart undifferenzierten und anachronistischen Hamburger Wirbelsturm im Wasserglas zu finden ist, muss jeder, der sich ein bisschen mit der Sache auskennt, bezweifeln.

Mehr zum Thema gibt es in der WELT (gefunden über Google News):  Verlage fordern Leistungsschutz für die Presse (bzw. in leichter Variation bei Bild.de: Keine rechtsfreien Zonen im Internet!, in der ZEIT: Verlage kämpfen gegen rechtsfreie Räume)

Nachtrag: Wie horizont.net soeben meldet, kündigt Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust an: “”Es bleibt nicht nur bei Worten, es werden Taten folgen” …

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=7087 8
Elsevier oder lieber doch elsewhere? Was aus dem “Australian Journal of”-Skandal folgen könnte. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7066/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7066/index.html#comments Sun, 07 Jun 2009 23:09:42 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7066 I am sure that these journals are edited by excellent colleagues and are contributed to by first-rate scholars, but I would not want to be associated with a journal published by Elsevier. Etwas harsch ist die Reaktion, die man bei Open Access Anthropology lesen kann und die wohl auch andere Wissenschaftler teilen. Aber angesichts des [...]]]>

I am sure that these journals are edited by excellent colleagues and are contributed to by first-rate scholars, but I would not want to be associated with a journal published by Elsevier.

Etwas harsch ist die Reaktion, die man bei Open Access Anthropology lesen kann und die wohl auch andere Wissenschaftler teilen. Aber angesichts des – Achtung, schlechtes Wortspiel – merckwürdigen Mißgeschicks, das dem ohnehin aufgrund seiner Preispolitik nicht in jeder Bibliothek wohlgelittenen Wissenschaftsgroßverlags beim Australasian Journal of Bone and Joint Medicine und einigen anderen Titeln unterlief, ist sie durchaus nicht überraschend. Drastische Skandale wie diese können zwei Folgen haben: Entweder gelingt dem Verursacher eine glaubwürdige Aufarbeitung des Geschehens, aus der er geläutert (und eventuell sogar gestärkt) hervorgeht. Oder er trägt eine nachhaltige Schädigung seines Leumunds davon und diejenigen, die auf eine glaubwürdige Wissenschaftskommunikation angewiesen sind, suchen, wo es möglich ist, stärker nach weniger belasteten Alternativen. Die erste aufklärende Pressemeldung aus dem Hause Elsevier überzeugt nicht jeden:

Elsevier remains confident the ‘Australasian Journal of’ series is an isolated practice led by former employees in a local pharmaceutical services division. [...] None of these nine titles were primary research journals and should not have been called journals.

Das ganze Versagen früheren Mitarbeitern zuzuschreiben und obendrein kleinlaut einzuräumen, dass eine Zeitschrift, die man Journal nannte, keines war und nie hatte eins sein sollen, wirkt jedenfalls nicht übermäßig souverän. Auch mit wenig Einblick in die Organisationsstruktur global operierender Wissenschaftsverlage drängt sich durchaus die Vermutung auf, dass hier an irgendeiner Stelle die verlagsinterne Qualitätskontrolle versagte. Solch ein fauler Apfel im Obstkorb wirkt in gewisser Weise auf die Früchte nebenan und verstärkt im Falle Elsevier zusätzlich bestehende Antipathien. Was hier passiert ist, kann, so die Befürchtung und der Beigeschmack, auch bei anderen Titeln und in anderen Disziplinen geschehen. Nur ist das Interesse an einer Manipulation durch Dritte in der finanzstarken Medizin natürlich weitaus höher als eben z.B. in der Anthropologie und daher dort vergleichsweise unwahrscheinlich.  In den argumentativ und/oder auf Interpretation ausgerichteten Geisteswissenschaften bleibt sie ohnehin schwer vorstellbar. Insofern ist die eingangs zitierte Reaktion sachlich nicht in jedem Fall zwingend. Dennoch könnte aus einem solchen vom konkreten Geschehen aufs Allgemeine ausstrahlenden Vertrauensverlust folgen, dass sich Wissenschaftler etwas offener gegenüber Publikationsformen zeigen, die z.B. nicht vorrangig kommerziellen Anliegen folgen. Die Open Access-Bewegung dürfte dabei durchaus profitieren.

OA-Verfahren scheinen sich momentan in nicht wenigen Zusammenhängen zu etablieren. Wenn ein dominanter Akteur auf dem Publikationsmarkt sich selbst derart schädigt, dass Wissenschaftler lieber nicht mit ihm in Zusammenhang gebracht werden möchten, neigen sie eventuell stärker zur verfügbaren Alternative. Denn kommunizieren müssen sie und im Zweifelsfall hoffentlich dort, wo es ihnen eher im Einklang mit wissenschaftsethischen Grundprinzipien zu stehen scheint.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=7066 0
Jenseits der Aufklärung: Robert Darnton betrachtet Google Books http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6507/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6507/index.html#comments Tue, 27 Jan 2009 14:27:18 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6507 Unfortunately, Google’s commitment to provide free access to its database on one terminal in every public library is hedged with restrictions: readers will not be able to print out any copyrighted text without paying a fee to the copyright holders (though Google has offered to pay them at the outset); and a single terminal will [...]]]>

Unfortunately, Google’s commitment to provide free access to its database on one terminal in every public library is hedged with restrictions: readers will not be able to print out any copyrighted text without paying a fee to the copyright holders (though Google has offered to pay them at the outset); and a single terminal will hardly satisfy the demand in large libraries. But Google’s generosity will be a boon to the small-town, Carnegie-library readers, who will have access to more books than are currently available in the New York Public Library. Google can make the Enlightenment dream come true.

Allerdings nicht zwangsläufig. In der New York Review of Books wirft Robert Darnton einen skeptischen Blick auf Google Books und dem was in diesem Rahmen der zwischen Google und den anderen beteiligten Akteuren geschlossenen Vereinbarung steht.
Erwartungsgemäß zeigt sich die übergroße Marktmacht von Google als potentiell sehr bedrohlich, wobei Darnton das Gefährdungsszenario vom Buchgeschäft auf die Wirkungen im Rahmen des Phänomens der Aufklärung an sich erweitert. Er ist Experte auf diesem historischen Feld und entsprechend ist es nachvollziehbar, dass er die Aufklärung als Faden nutzt, um seine Argumentation daran aufzureihen. Aber manchmal scheint sein Ansatz schon etwas sehr fokussiert.

Die Pole sind klar: a) der öffentliche Auftrag der Bibliotheken auch zur Digitalisierung, der sehr treffend beschrieben wird:

Libraries represent the public good. They are not businesses, but they must cover their costs. They need a business plan. Think of the old motto of Con Edison when it had to tear up New York’s streets in order to get at the infrastructure beneath them: “Dig we must.” Libraries say, “Digitize we must.” But not on any terms. We must do it in the interest of the public, and that means holding the digitizers responsible to the citizenry.

Da lässt sich wenig gegen sagen, außer vielleicht, dass es etwas holprig ist, den Werbeslogan eines kommerziellen Energieversorgers ausgerechtet als Vergleichsgröße für die im gleichem Zusammenhang herausgestellte öffentliche Funktion der Bibliothek heranzuziehen. Oder es ist nur das, was man in den USA unter anschaulichem Stil versteht. Hierzulande klänge es womöglich etwas unsinnig: ‘Denken Sie bei Bibliotheken doch einfach mal an E – wie einfach.’ Funktioniert immer, bleibt an Aussagekraft aber eher an der Oberfläche.

Und b): Google. Google erscheint zunächst einmal ebenfalls halbwegs offen. Wenn auch nicht öffentlich, so doch leicht zugänglich und nutzbar. Nur die Interessenlage unterscheidet sich maßgeblich und wird im Abkommen zwischen Google und den Verlegern deutlich festgelegt:

The district court judge will pronounce on the validity of the settlement, but that is primarily a matter of dividing profits, not of promoting the public interest.

Berechtigt ist dies allemal. Google ist ein Unternehmen und diesem vorzuwerfen, dass es sich wie eines verhält, wäre schlicht albern. Wichtiger ist die Frage, wie man sich als Bibliothek, als Nutzer, als Öffentlichkeit zu Google positioniert. Die Nutzer (und manche Bibliothek) erscheinen möglicherweise etwas verführt von der weiten Produktpalette, die Google momentan der Allgemeinheit gratis (bzw. für den Gegenwert ihrer Daten) zur Verfügung stellt. Daraus erwächst jedoch niemandem ein Anspruch auf ewig währende Manifestierung dieses Status’, der bevorzugt dem Motto “Don’t be evil” folgend als Dienst an der Menschheit interpretiert wird, letztlich aber nur ein spezifisches Geschäftsmodell darstellt. Wenn Google irgendwann die Währung, für die es Dienste herausgibt, zu ändern gedenkt, kann wohl niemand etwas einwenden.

Da dahinter eben kein öffentlicher Auftrag steht, sondern nun einmal ein kommerzielles Unternehmen mit den ihm typischen Interessen, ist das Gedankenspiel, was geschieht, wenn der Hebel im Geschäftsmodell umgelegt wird, zwar durchaus berechtigt, aber am Ende kein Grund für moralische Empörung. Man weiß, womit man es zu tun hat. Der Einfluss von Google ist unbestritten übermäßig groß, ebenso die damit verbundene Missbrauchsgefahr. Und bei einem Unternehmen mit einem Quasi-Monopol – Darnton schreibt von einem “monopoly of a new kind, not of railroads or steel but of access to information” -  lassen sich naturgemäß drastische Folgen ausdenken. Ein nachhaltiger Umgang liegt aber nicht in einem Teufel an die Wand malen und dem Ausschmücken und Katastrophenszenarien, sondern in der Entwicklung eines rechtlichen Rahmens für die Webwirtschaft, der die Grenzen des Machbaren möglichst präzise und menschenfreundlich definiert. Die digitale Gesellschaft muss sich noch ihre Regeln entwickeln. Das Abstecken eines Feindbilds erzeugt dagegen nur den Wind, in den man seine Beschwörungen spricht.

Deutlich wird in der Diskussion, wie schwer es auf allen Ebenen bleibt, die Frage, wie sich digitale Inhalte kommerziell nutzen lassen, angemessen zu begegnen. Die Regeln für Web und Webbusiness, mehr noch die Wahrnehmung des Ganzen, sind weitgehend analog am – jawohl – analogen Modell ausgerichtet. An den Punkten, an denen die Webwelt von der Realwelt abweicht (beliebige und qualitätsfreie Kopierbarkeit, Übertragungsgeschwindigkeit, Zugänglichkeit und bildschirmgebundene Darstellung von Inhalten) offenbart sich noch immer eine nicht geringe Hilflosigkeit im Umgang mit den Folgephänomenen.

Jeder digital repräsentierbare Medieninhalt, der also hauptsächlich über Seh- und Hörsinn rezipiert wird, erfährt im Netz eine Reduktion auf die akustischen und visuellen Eigenschaften und verliert seinen Objektcharakter. Digitale Inhalte sind nicht gegenständlich und können daher nicht wie Gegenstände veräußert werden. Das Eigentum am Objekt verschwindet. Es bleibt das bestimmten Eingrenzungen unterliegende Nutzungsrecht der Inhalte. Auch bei der Schallplatte erwirbt man nur den Tonträger, nicht das Lied darauf. Das darf man unter definierten und kreisrund aufgedruckten Bedingungen abspielen. Mehr nicht. Das erworbene Trägermedium kann man dagegen ungestraft zerkratzen und zerbrechen. Bei digitalen Inhalten entfällt letztere Möglichkeit und man hat buchstäblich nichts mehr in der Hand.

Hier dürfte der Kern des Problems liegen: Da man selbst nicht mehr entscheidet, ob man die Platte auflegt, sondern darauf angewiesen ist, dass der Anbieter den Stream freigibt und diesen laut Geschäftsbedingungen auch weitgehend verweigern kann, ohne dass dem Hörer große Handlungsmöglichkeiten bleiben, fühlt man sich etwas benachteiligt. Mehr noch: abhängig bis ausgeliefert. Es gibt bisher wenig Möglichkeiten, mit dieser Abhängigkeit befriedigend umzugehen: Entweder man verweigert sich ganz oder man lässt es affirmativ geschehen, dass die persönliche Playlist mit einer irgendwo befindlichen Datenbank automatisch synchronisiert wird.

Letzteres führt wiederum zu dem interessanten Geschehen, welches eigentlich spannender und dem Medium Web angemessener ist als die Digitalisierung von Büchern. Denn geht es bei Letzterem nur darum, das Analoge digital zu machen, bildet sich durch die automatisch Rückkopplung mit dem tatsächlichen Nutzungsverhalten ein Pool von Metadaten und Nutzungsdaten, der sich dynamisch und permanent verändert und in Kombination mit den so genannten nutzergenerierten Inhalten, die strukturell die eigentlich web-adäquaten darstellen, eine parallele, teilweise ergänzende, teilweise für sich stehende Medienkultur erzeugt.
Es mag vielleicht für Robert Darnton faszinierend sein “to view and download a digital copy of the 1871 first edition of Middlemarch that is in the collection of the Bodleian Library at Oxford”, aber er muss sich nicht wundern, wenn er nur einer und wenigen ist, der dies auch tatsächlich tut. Manch anderem reicht die Wordsworth-Taschenbuchausgabe zu 1,99 Pfund. Natürlich: Man möchte in der Möglichkeit wohnen. Über alle Bücher immer und überall verfügen zu können ist ein alter Traum. Ein alter wohlgemerkt, und ein Traum. Einer aus einer analogen Welt dazu, dem auch Google erklärtermaßen anhängt, vielleicht aus Überzeugung vielleicht um das Wissen darum, wie dieser bei den Zielgruppen verfängt, als Taktik.

Aber digitalisierte Erstausgaben werden auch perspektivisch sicher nicht das sein, was den Mittelpunkt des medialen Verhaltens im Web darstellt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man außerhalb Googles dem Unternehmen “Google Books” mehr Relevanz zuschreibt, als Google es selbst tut. Denn Bücher sind stärker als Musik und Bewegtbild mit ihrem Trägermedium verbunden und entsprechend begrenzt: Im Gegensatz zur Schallplatte erfährt man ein Buch beim Lesen körperlich. Man mag dies als Nebensächlichkeit abtun, aber dass das Publikum immer wieder auf das haptische Element im Leseprozess eingeht, lässt durchaus Rückschlüsse zu, dass dieser Aspekt zentraler gelagert ist, als man gemeinhin annimmt. Der Verlust des Körperlichen wird erstaunlich intensiv als ein solcher empfunden. Obendrein ist er nicht notwendig. Es ist unwahrscheinlich, dass irgendjemand das gedruckte Buch abschaffen möchte. Manch ein Zeitungsverleger sieht vielleicht sein Blatt ertrinken und lässt die Kulturredaktion dasselbe auf die ganze Branche extrapolieren. Aber auch Buch und Zeitung unterscheiden sich gründlich. Nur lässt sich manch ein Verleger mit der Panik anstecken und glaubt jetzt ebenfalls, dass ein neues technisches Spielzeug namens Kindle die Masse vom Papier weglockt.

Wahrscheinlich geht es Google  nicht einmal um die Bücher selbst, sondern um einen Pool von Text, den Google möglichst exklusiv in der digitalen Form verarbeiten und vermitteln möchte. Wäre es rechtlich möglich, auch Filme und Musiktitel in gleicher Weise zu verwerten, Google würde es sicherlich ebenso angehen. Man steckt seine Claims und vom Win-Win überzeugt helfen Bibliotheken gern mit, dem weltgrößten Informationsdienstleister die Bestandslücken zu stopfen. Ob sie sich damit den Lesesaal leeren, bleibt abzuwarten. Denn wer die Erstausgabe von Middlemarch wirklich durchzuarbeiten plant, wird wohl doch in die Bibliothek gehen. Wer schnell mal durchblättern möchte, findet den reinen Text seit 1994 im Project Gutenberg und den Reprint, auf den auch Google Books für die Vollansicht zurückgreift, bei Amazon.

Um der tief verankerten Buchkultur zu entsprechen, simuliert man bei Google Books die Darstellung nach dem Seitenrhythmus und gibt – oft leider – das orginale Druckbild aus. Vielleicht auch – zum Glück – um zu kaschieren, dass selbst mit fortgeschrittenen OCR-Verfahren die Qualität der automatischen Texterfassung ihre Grenzen hat, was auf Middlemarch nicht zutrifft, da hier über das Partnerprogramm vermutlich direkt auf eine Textdatei zurückgegriffen werden konnte. Man kann diese  Simulation auch als Zugeständnis sehen, hinter dem als Erkenntnis steht, dass das Buch im Web ein Anachronismus bleibt. Das Web kennt und möchte andere Texte, nämlich die mit dem Hyper- davor, und man sollte vermutlich davon ausgehen, dass es auf Dauer stärker von diesen als von digitalisierten Klassikern dominiert wird.

Der Versuch, die Buchkultur im digitalen Maßstab nachzuformen erscheint vor diesem Hintergrund eher als Episode. Der weithin gefahrene Simulationsansatz der Medienindustrie ist entweder darin nachvollziehbar, dass man den Kunden an einer Stelle abholen möchte, die ihm bekannt ist. Oder darin, dass sich mit Web 2.0-Inhalten bislang kaum etwas verdienen lässt, wofür man sich in der Realwelt etwas kaufen kann. Man fühlt sich auf den Markt für E-Books gedrängt, denn Google scannt ohnehin alles, was im Bibliotheksmagazin steht, und daher hofft man nun, da man muss, mit demselben, was man druckt, digital einen neuen Markt zu erschließen.

Die Kommerzialisierung von digitalen Inhalten jenseits des – wie die Zeitungskrise zeigt – etwas unzuverlässigen Werbemodells dürfte das Kernproblem der Medienökonomie unserer Zeit sein und wer es löst, bekommt dann wohl den Wirtschaftsnobelpreis. Denn so sehr die Illusion, dass man mit dem Trägermedium auch den Inhalt erwirbt und dann die Sternstunden der Menschheit tatsächlich und nicht nur als Nutzungsrecht im Regal hat, den tatsächlichen Verhältnissen widerspricht, so gut konnte und kann man mit dieser Geld verdienen. Niemand käme auf die Idee, dass eine Fotokopie den gleichen Wert besitzt, der der Leinenausgabe mit Lesebändchen zugeschrieben wird. Dem Verlag geht es darum die Auflage zu verkaufen. Versucht er dasselbe mit dem beliebig gleichwertig reproduzierbaren E-Book, macht er sich eher lächerlich. Darnton vernachlässigt bei seiner Befürchtung, aus Google Books entstünde eventuell “an electronic supply service that could out-Amazon Amazon”, dass Amazon weitaus weniger Dateien als klassische Bücher verkauft (und obendrein noch ganz viele andere Dinge vom Fotoapparat bis zum Wollschal).

Für gescannte Texte könnte dagegen Google tatsächlich die Position am Lieferhahn besetzen. Als Frage bleibt, wie problematisch dies am Ende tatsächlich ist und wie überzogen sowohl das Extrem der freien Omniverfügbarkeit wie auch das der straffen Zugangskontrolle erscheint:

An enterprise on such a scale is bound to elicit reactions of the two kinds that I have been discussing: on the one hand, utopian enthusiasm; on the other, jeremiads about the danger of concentrating power to control access to information.

Für letzteres Szenario sieht Darnton auf dem Buchmarkt etwas aufblühen, was in der wissenschaftlichen Informationsversorgung allgemein als “Zeitschriftenkrise” bekannt ist und am Ende, so seine Überlegung, auf die Bibliotheken zurückfällt:

But there is no direct connection between supply and demand in the mechanism for the institutional licenses envisioned by the settlement. Students, faculty, and patrons of public libraries will not pay for the subscriptions. The payment will come from the libraries; and if the libraries fail to find enough money for the subscription renewals, they may arouse ferocious protests from readers who have become accustomed to Google’s service. In the face of the protests, the libraries probably will cut back on other services, including the acquisition of books, just as they did when publishers ratcheted up the price of periodicals.

In der Tat ist dies der für unseren Kontext vielleicht interessanteste Gedanke: Wie werden Öffentliche Bibliotheken, die elektronischen Inhalte subskribieren und nicht auf Datenträgern erwerben – man schmeckt es ein wenig mit der Debatte um die Onleihe vor – mit den daraus entstehenden Abhängigkeiten umgehen? Und welche Rolle können (sollten, werden) die Gegen- oder Ergänzungsangebote jenseits der Reichweite des formalen Publikationsgeschehens, wie sie oft den Wiki- und Blogosphären zugeschrieben werden, in solch digitalen Bibliotheksumgebungen spielen?

Schließlich  – man vergisst es häufig, wenn man sich täglich durch die Zukunftsfeuilletons zur Digitalität gräbt – erscheint sehr vielen Leuten und Freizeitlesern das Phänomen der Digitalisierung von Büchern einfach gründlich überbewertet. Sowohl dem Aufklärungsanspruch Robert Darntons wie auch dem Digitalisierungseuphorie mancher Vertreter der Bibliotheksbranche und einiger aus dem Verlagswesen bilden eher eine Elitendiskussion ab, die entweder vom Bedürfnis der Erschließung neuer Märkte oder einem etwas überzogenen Freiheits- und Aufklärungsgedanken getragen wird. Auf Letzteres trifft man gern bei den Euphorikern der Digital Boheme, die jedoch, wie es typisch für eine Avantgarde ist, in ihrer radikalen Digitalität und geographischen Enträumlichung nur einen kleinen, wenn auch lauten, Bruchteil der Bevölkerung selbst im Prenzlauer Berg stellen.

Der Bedarf, seine gesamte Lebenswelt in digitale Umgebungen zu verlagern, mag bei manchen Lebensstilen zum Leitmerkmal gehören. Wir, die wir mehr oder weniger professionell mit diesen Phänomenen zugange sind, müssen natürlich die richtigen Fragen stellen und dafür sensibel bleiben. Aber auch das Gespür dafür bewahren, dass es sich nicht bei jedem um die Idee umfassender Aufklärung oder um allgegenwärtigen Zugriff auf digitale Medieninhalte dreht.

Für sehr viele Menschen ist die Nutzung digitaler Information und auch von Google bestenfalls ein Alltagselement unter sehr vielen. Diese würden dann auch bei Darntons Frage

If Google makes available, at a reasonable price, the combined holdings of all the major US libraries, who would not applaud? Would we not prefer a world in which this immense corpus of digitized books is accessible, even at a high price, to one in which it did not exist?

eher mit den Schultern zucken als applaudieren und z.B. einfach mal verreisen. Oder das Auto waschen. Oder Gitarre spielen. Oder ein Brettspiel.

Robert Darnton: Google & the Future of Books. New York Review of Books:Volume 56, Number 2 · February 12, 2009

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6507 2
Das Ende des Datenträgers: Nach Blu-ray kommt nur das Netz. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6423/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6423/index.html#comments Mon, 05 Jan 2009 13:35:34 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6423 Integrating the Internet may be a matter of survival for Blu-ray, because the Internet is shaping up to be its biggest rival. More services are popping up that let people download high-definition movies and shows directly to their televisions and home computers. Bei der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas schwingt anscheinend zwischen den [...]]]>

Integrating the Internet may be a matter of survival for Blu-ray, because the Internet is shaping up to be its biggest rival. More services are popping up that let people download high-definition movies and shows directly to their televisions and home computers.

Bei der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas schwingt anscheinend zwischen den Messeständen verstärkt die Frage durch den Raum, inwieweit physische Datenträger (und auch Speichermedien) gleich welcher Art überhaupt zukünftig noch eine Rolle spielen. (vgl. New York Times)
Ein allgegenwärtiges Datennetz, in dem sämtliche Inhalte bedarfsnah on demand und just in time auf entsprechende Empfangsgeräte übertragen werden können, ermöglicht den Nutzern immerhin maximale Flexibilität und den Anbietern maximale Kontrolle.

Insofern erscheint es fast so, als bliebe jeder Form von Bücher-, CD- oder DVD-Regal als Kernfunktion nur noch das raumgestalterische Element. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir die ganze Diskussion um E-Books und Medieninhalte und auch Medienproduktion bislang gar nicht radikal genug gedacht haben. Dass es demnächst Digitalkameras geben wird, die die Fotos direkt mit GPS-Daten versehen zu Picasa oder Flickr schicken und nur noch einen internen Zwischenspeicher mitbringen, ist vermutlich keine besonders avantgardistische Fantasterei. Spannender ist dagegen die Frage, ob man in Zukunft überhaupt noch anders fotografieren kann.

Insofern könnten Überlegungen, wie E-Books oder auch Musikstücke zwischen Lesegerät, Server und womöglich lokalem Rechner gespeichert und synchronisiert werden, mehr oder weniger ins Irre laufen. Man trägt nicht mehr 1000 Bücher auf dem Reader durch die Welt, sondern immer alle, die überhaupt verfügbar sind bzw. nur das Lesegerät, welches sich je nach Stimmung über einen Server den gewünschten Titel temporär zieht. Und auch hier: Welche Alternativen der Medienrezeption lässt ein volldigitalisierter Medienmarkt auf Abruf noch zu?

Für Bibliotheken ist solch ein allumfassendes e-only-Szenario besonders einschneidend, da sie in diesem tatsächlich bestenfalls zugangsverwaltend tätig werden. Ihre Aufgabe als Ort kann es dann sein, gemütliche Räumlichkeiten anzubieten, in denen über entsprechende Endgeräte der Zugang zu bestimmten Inhalten subventioniert möglich ist, da die Bibliothek Lizenzen dazu hält. Lokale Medien und damit große Teile des klassischen Geschäftsganges spielen keinerlei Rolle mehr. Der Frage der Medienform wird endgültig eine nach dem Dateiformat, der Leihverkehr auf ein Onleihe-System reduziert, wobei der Hardware nur noch eine Terminalfunktion zukommt, und diese daher entsprechend schlicht und robust gestaltet werden kann, so dass man E-Books dann auch entgegen der Urangst vieler P-Buch-Freunde prima am Strand und vielleicht sogar unter Wasser lesen kann.

Keine dieser Überlegungen ist neu, aber da zunehmend deutlicher wird, wohin der Medienhase läuft, böte es sich an, mögliche Folgen von der Kontrollierbarkeit von Zugängen, der Protokollierbarkeit des individuellen Medienverhaltens bis hin zu den spezifischen Veränderungen bei der Produktion von Inhalten noch intensiver als bisher zu beleuchten.

Die mediale Ubiquität, so scheint es, führt zu einer permanenten Wechselwirkung von physischem und virtuellem Agieren. Bereits jetzt leben wir in einer dreigeteilten und intensiv wechselwirkenden Umwelt: neben der klassischen Korrelation von physischer und psychischer Wahrnehmung gesellt sich ein rein virtueller Handlungs- und irgendwie auch Lebensraum. Letzterer war jedoch bislang – vielleicht bis zur Entwicklung einer massenverfügbaren Mobilfunktechnologie – an lokalisierte Zugangspunkte gebunden und galt daher mehr als erweiternde Möglichkeit, denn als substantielles Element.
Der Pfeil der Entwicklung weist jedoch in Richtung einer permanenter Interaktionsmöglichkeit und damit vermutlich – Beispiel Mobiltelefonie – impliziten Nutzungsverpflichtung, bei der die Empfangsgeräte in einer Ausprägung elementar für ein soziales Leben sein werden, dass sie quasi Teil unser Physis und also in Anlehnung an McLuhan unverzichtbare technische Prothesen zur Weltwahrnehmung sein werden. Die virtuelle Zukunft besteht sicher nicht aus grobschlächtigen Avatare in Second Life, sondern aus virtuellen Repräsentationen unserer tatsächlichen Identität, die in andauernder Wechselwirkung mit der Körperlichkeit und Psyche stehen. Wer seinen Zugang zum Netz abschaltet, trennt einen substantiellen Teil seiner selbst von sich ab. Wohlgemerkt: Von sich, nicht vom virtuellen Netz an sich, denn dort bleibt man präsent und in gewisser Weise ansprechbar. Facebook registriert die an mich eingehenden Freundschaftsavancen, Nachrichten und dass ich auf Fotos ausgetaggt werde, auch ohne, dass ich eingeloggt bin. Automatische Erschließungsprozesse, die mit dem Semantic Web Bestandteil des virtuellen Informationsalltags werden, warten nicht auf Rückkopplung meinerseits, sondern verknüpfen mich, bzw. mein Repräsentationen im Web je nach informationellem Anliegen irgendeines Akteurs im Netzwerk.

Wünschenswert wäre es, wenn, dessen angesichtig, in irgendeiner Form und besonders natürlich in unserem Fach, eine Diskussion mit interdisziplinären Anschlussmöglichkeiten entwickeln ließe, die neben den Projekten zur technischen Realiserbarkeit und Realisierung derartiger Vorstellungen, die Frage in den Mittelpunkt rückt, inwiefern eine derartige Totalität der Digitalität mit bisher üblichen Lebensentwürfen und Vorstellungen von Gesellschaft, die den digital lifestyle nur bedingt berücksichtigen, so integrierbar sind, dass man die Reibungsverluste im Rahmen hält. Also inwieweit die digitale Medienwelt mit ihrem Präzisionsparadigma und Messbarkeit und Eindeutigkeit des Zeichens als Grundkonstanten mit den dem Menschen und seinem Handeln typischen Unschärfen und Abweichungen und daraus resultierenden Eigenheiten koordinierbar ist. Der Mensch ist per se einzigartig, inkommensurabel und begrenzt. Netzdigitalität, die auf dem Prinzip der reibungslosen Kopie beruht, Datengröße, -durchsatz und Zahl der Aufrufe exakt erfasst und sich jenseits spürbarer Materialität unbegrenzt ausdehnt, berücksichtigt dies bisher interessanterweise vorwiegend dadurch, dass sie diese menschlichen Eigenschaften zu simulieren versucht und scheitert besonders deutlich gerade auf dem Gebiet des Originals (Stichwort: Urheberrecht).

Auch diese Gedanken sind weißgott nicht neu und vielleicht gibt es auch schon die passenden Antworten. In der Bibliothekswissenschaft sind sie bisher jedoch kaum zu entdecken und daher scheint es mir durchaus legitim, in der Frühphase eines Jahres wie diesem, durchaus einmal auszuformulieren, was uns sicher das Jahr über intensiv beschäftigen sollte und hoffentlich wird. Wie immer sind Kommentare hochwillkommen.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6423 3
Das Buch ist ein Hammer. (Immer wieder) Mehr zur aktuellen Trenddebatte. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6385/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6385/index.html#comments Mon, 08 Dec 2008 11:57:50 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6385 From Aldus Manutius until recently, book lovers have been the most passionate readers. Now they are mostly just the oldest readers. Thanks to digital data, there is a fateful choice to be made between serving lovers of the text and lovers of the page [...] Clay Shirky schreibt auf Boing Boing eine kurze Entgegnung zu [...]]]>

From Aldus Manutius until recently, book lovers have been the most passionate readers. Now they are mostly just the oldest readers. Thanks to digital data, there is a fateful choice to be made between serving lovers of the text and lovers of the page [...]

Clay Shirky schreibt auf Boing Boing eine kurze Entgegnung zu James Geicks Verteidigung des Mediums Buch in der New York Times (How to Publish Without Perishing) und so wie Shirky deutlich wird, dass die Zukunft dem Leser, nicht dem Bücherfreund gehört, wird mir deutlich, dass hier zwei völlig verschiedene Herangehensweisen an das Medium Text aufzeigen, die Shirky zu benennen versucht und dabei doch den Punkt verfehlt. Denn Geick hat natürlich recht wenn er schreibt:

As a technology, the book is like a hammer.  That is to say, it is perfect: a tool ideally suited to its task.

Laut Sprichwortschatz erscheint bekanntlich dem, dessen Werkzeug ein Hammer ist, jedes Problem wie ein Nagel. Entsprechend blickt jeder, der mit der hauptsächlich mit dem Buch arbeitet, durch die papierne Brille, wogegen jeder, der zum Web2.0 greift, die Welt als Aggregation von Hypertexten sieht. Letztere sind ideal an ihre Aufgabe angepasst, wie das eifrige Diskursgeschehen in der Blogosphäre zeigt. Der Hammer ist ideal auf den Nagel angepasst. Und das Buch im Idealfall vollkommen auf die Texte, die für dieses Medium verfasst und gesetzt wurden. Es sind aber andere Texte, als die des Web2.0 und die des Onlinejournalismus. Das PDF als Vorstufe eines Druckproduktes mag man als Bindeglied sehen, aber es ist sowohl als elektronische Variante wie auch als Ausdruck für die intendierte Rezeption nicht ideal.

Was meines Erachtens zu selten gesehen wird, ist, dass es sich um verschiedene Lektüreformen handelt, auf die die jeweiligen Medien zugeschnitten sind. Das bedeutet also, dass sich – sofern diese These tatsächlich stimmt – die jungen (und damit dynamischen, zukunftsgestaltenden, usw.) Leser ganz anderen Textformen – und nicht etwa einem alternativen und doch vergleichbaren Medium – zuwenden, als die altbackenen, (rückwärtgewandten, nur beim Sammeln wilde, usw.) Buchliebhaber. Eigentlich denken diejenigen, die im E-Book und E-Publishing nur die Fortsetzung Gutenbergs mit dem anderen Mittel der elektronischen Lettern sehen, nicht konsequent genug. Es ist nicht die Frage nach einer Technologie, sondern die nach einer Technologie und der zu ihr passenden Funktion, in diesem Fall “Texte” oder “Inhalte”.

Die Differenz in der Rezeption ist in ihrer Zuspitzung oft genug benannt: Die einen – und zwar die jungen und modernen – mögen das Sprunghafte, Komprimierte, Kurze und Prägnante, während die anderen – die ewig gestrigen und demnächst verschwindenden -  lieber im Zwang zur Lineratität, Ausführlichkeit, der herausgezögerten Neugier darüber schwelgen, was wohl auf der nächste Druckseite stehen wird.

Aber ist das, was sich hinter der Revolution des Medienverhaltens verbirgt womöglich nichts anderes als ein verbrämter Jugendwahn, ein Abgrenzungsdrang, den man dereinst mit Popmusik, anarchistischen Neigungen oder eigenartigen Frisuren auslebte? Die Alten bleiben jedenfalls ziemlich draußen, bei der StudiVZ-vermittelten Identitätsfindung und Kommunikation. Dafür bekommen sie ihren eigenen Plattformen, die genauso aussehen, nur anders heißen, und es möglich machen, sich auch später noch jung zu fühlen und Online-Beziehungen zu leben, als wäre man erst 16.

Da alles ein Markt ist und alles digital vernetzt, sind neben den allgemeinen Urmedien der schriftsprachlichen Kommunikation selbstverständlich auch Verlagsinhalte von diesem Wandel betroffen. Anders als bei der Briefkommunikation schält sich hier anscheinend noch eine – vielleicht auch an Standesgrenzen entlanglaufende – Bipolarität ein: Während die jungen am Ende Schotts Sammelsurium bookcrossen, stellen sich die Anderen ihre Suche nach einer verlorenen Zeit ins Regal, sich mit dem Gedanken tragend, vielleicht in 10 Jahren dasselbe Buch noch einmal zu lesen, dann aber ganz verändert.

Oder anders: Shirky sagt es nicht so, aber ich denke, wir haben auf der einen Seite den Idealtypus einer eher funktional-nüchtern geprägten Herangehensweise an Text und auf der anderen Seite einen Typus, der atmosphärischer orientiert ist.
Man kann vielleicht auch einmal diskutieren, ob sich die Unterschiede in den Wissenschaftskulturen, von denen einige schnelle und elektronische Darstellungs- und Distributionsformen reibungslos übernahmen, während andere nach wie vor einem vergleichsweise langsamen und analogen Stil die Treue zu halten versuchen, aus eben solchen Rezeptionspräferenzen ergeben.

Mir jedenfalls scheit es schon länger so zu sein, dass sich in den Argumentationslinien für die anstehende Hegemonie elektronischen Publizierens und digitale Kommunizieren eine rational-technische Perspektive als Dominante herausbildet, die man aus vergangenen Technikeuphorien (Elektrifizierung, Industrialisierung, Automobilisierung, Atomstrom, etc.)  kennt. Die Idee eines verlustarmen, sich permanent optimierenden Fortschreitens in eine bessere Zukunft (=Utopie) hat nach der Lebenspraxis endlich das Gebiet der Lesepraxis erreicht.

Wer sich an seinen Morus oder Bellamy erinnert, weiß allerdings, dass Utopien einerseits durch eine gewisse Rigidität und Alternativlosigkeit in ihrer Perfektion tendieren und andererseits sich am Ende, je mehr sie ihre Elemente sich in der Realität konkretisierten, als unterdimensionierte und naive Gebilde erwiesen.  Erstaunlicherweise fehlt Vertretern wie Shirky häufig in ihrer Zukunftslogik das Element, welches sich ohne viel Aufwand aus der Rückschau auf die Zeugnisse früherer Aufbruchsdiskurse zwangsläufig gewinnen lassen muss: eine gesunde Skepsis, die einkalkuliert, dass es nicht nur anders kommen könnte, als man es sich vorstellt, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anders kommen wird. (Wer sich auf dem Buchmarkt umschaut, findet aber auch – und zwar massiv in print – in der facettenreichen Sparte der Beratungs- und Lebenshilfeliteratur die ideologische Untermauerung dieses Denkens: Die Welt ist ein schnelles Spiel und wer zaudert und zweifelt, verliert. Blink, Blink trifft Bling, Bling.)

Und es magelt den Stürmer und Dränglern der Digitalität in ihrer Unruhe unter dem Primat der ständigen Beweglichkeit und Spontaneität an der Fantasie, sich vorzustellen, das manchmal etwas einfach in dem Zustand gut ist, in dem es sich gerade befindet.
Woran es ebenfalls jedoch fehlt im Revier des digitalen Erweckungskapitalismus, ist die blaue Blume, d.h. das bestimmte Ziel, das man vor den Augen, bevor man sagen kann, wo man steht. Situativ fällt auch ein Krokodil Bauchentscheidungen (blink) und springt nach dem dicksten, erreichbaren Happen…

Der Unterschied zu den fernen Utopien der letzten Jahrhunderte liegt traurigerweise weitgehend darin, die Welt im Kern nahezu ausschließlich auf marktbegründete Effekte hin verbessern und verändern zu wollen und dies dann irgendwie ausgeschmückt zu begründen. Wenn es keine richtigen Argumente mehr gibt, holt man die dicke Keule Sachzwang heraus und dazu das Phrasenschwein, welches Binsenweisheiten wie “nur was sich ändert, bleibt” ausgräbt um sie als zu Trüffeln polierte Neuigkeiten zu verkaufen. Glücklicherweise ist dieser Nachteil auch gleich wieder der Vorteil, denn wenn der Markt bzw. seine Akteure sich anders entscheiden, dann pendelt sich alles wieder aus.

Meine These zum Tag: Solange sich Gedrucktes gut verkauft, wird es seine Zukunft haben. Wenn sich Elektronisches gut verkauft, auch dieses. Wenn sich beides gut verkauft, beides. So nüchtern kannn man es auch sehen. Schade nur um das, was in der Hysterie drumherum alles beschädigt wird.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6385 8
Sturm und Regen über Europeana (und kein Schirm) http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6307/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6307/index.html#comments Mon, 24 Nov 2008 10:12:42 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6307 Man muss deshalb nicht mäkeln. Die Europeana ist “work in progress”, was im Übrigen auch an einer inhaltlichen Unwucht deutlich wird. Hätte der permanente “server error” ihn nicht daran gehindert, der interessierte Surfer hätte bemerkt, dass die Kulturschätze Frankreichs in der Europeana deutlich überrepräsentiert sind. Ursache ist der unterschiedlich weit fortgeschrittene Digitalisierungsprozess. In Frankreich sind [...]]]>

Man muss deshalb nicht mäkeln. Die Europeana ist “work in progress”, was im Übrigen auch an einer inhaltlichen Unwucht deutlich wird. Hätte der permanente “server error” ihn nicht daran gehindert, der interessierte Surfer hätte bemerkt, dass die Kulturschätze Frankreichs in der Europeana deutlich überrepräsentiert sind. Ursache ist der unterschiedlich weit fortgeschrittene Digitalisierungsprozess. In Frankreich sind bereits 52 Prozent der Bibliotheks- und Museumsbestände digitalisiert worden, in Großbritannien und den Niederlanden sind es immerhin zehn Prozent. Deutschland hingegen hängt mit einer Digitalisierungsquote von nur einem Prozent beschämend weit zurück.

Nicht wirklich versöhnlich, aber immerhin sachlich im Vergleich zum in der Blogosphäre (und in mancher Liste, Presse, etc.) mitunter ins sehr Peinliche abgleitenden blindwütigen Draufeinprügeln, zeigt sich Wieland Freund heute in der WELT: Geschlossen unter dem Ansturm der Nutzer. Was Europeana eigentlich zu ihrem Start fehlte, war ganz offensichtlich eine Kommunikationsstrategie, die auch den eingetretenen Fall des Scheiterns im ersten Anlauf überzeugend und zeitnah vermittelt und so manche der niedersausenden Verbalkeulen abfedert. Ist der Server nicht verfügbar, ist natürlich die Enttäuschung groß und der Zug der allgemeinen Schelte bis Häme, auf den man allzu leicht aufspringen kann, setzt sich in Bewegung. Momentan sieht es ein bisschen danach aus, als ließe man ihn einfach rollen, in der Hoffnung, die Triebkraft erschöpfe sich nach und nach.
Der zweite Start Mitte Dezember wird allerdings umso kritischer beobachtet werden und es ist zu erwarten, dass dann nicht mehr die technischen Mängel den Antrieb zum Feuern geben, sondern sicherlich die vielen inhaltlichen Leerstellen und vermutlich auch, das deutet sich bereits jetzt sehr an, das Übergewicht an französischen Inhalten. Die berühmte Trias gelungener Aufführungen: Erwartungen wecken, Erwartungen erfüllen, Erwartungen übertreffen, krankt ein bisschen an einem Übergewicht im ersten und der Unmöglichkeit der Einlösung der beiden Folgepunkte. Europeana steckt also in dem Dilemma, dass es eine große Kamapgne fahren muss, um allgemeine Akzeptanz zu finden und die – nicht zuletzt im Vergleich zu den aktuellen Summen, die in der Öffentlichkeit für oft mehr oder weniger fragwürdige Rettungspakete hin und her geschubst werden – für den Anspruch, die europäische Kultur zu digitalisieren eher noch geringen Gelder zu legitimieren. Andererseits verzeiht die Öffentlichkeit hier keine Fehler. Zwischen diesen Klippen hindurchzumanövrieren ohne zuviele Federn zu lassen, erfordert schon eine große Souveränität. Im eingetretenen Worst Case hat man diese weitgehend vermisst.

]]>
http://weblog.ib.hu-berlin.de/?feed=rss2&p=6307 4