Wie woll’n wir mehr reinlasse? Den Finnen fehlen Männer in der Bibliothek.

Deutschlandradio Kultur zelebriert heute die allgemeine Andeutung und meldet im besten Stil einer Schülerzeitung:

Gleichberechtigung ist den Skandinaviern sehr wichtig. Die Stadtbibliothek in Helsinki will deshalb einen Plan entwickeln, damit auch mehr Männer in die Bücherausleihe kommen. Eine Umfrage hatte ergeben, dass finnische Bibliotheken vor allem von Frauen genutzt werden. Die Bibliothekare haben seitdem die Sorge, dass sie ihr Angebot zu einseitig auf Frauen ausrichten.

Aber immerhin weist die “Kulturnachricht” mit dem Titel Finnische Bibliotheken woll [sic!] attraktiver für Männer werden auf ein Thema hin, das immer mal wieder eher als Kuriosum durch den ÖB-Diskurs wabert: Der Durchschnittsmann als solcher verbringt seine Zeit eher selten in Bibliotheken.
Die Gründe dafür sind potentiell vielfältig: So kann man sich vorstellen, dass bei vollerwerbstätigen Männer nach 12 Stunden Büro andere Bedürfnisse gewichtiger sind. Oder, dass Bibliotheken zu selten die Champions League übertragen (bzw. für Finnland die Superpesis-Serie). Es ist schon richtig: Die Bibliothek, die sich anschickt, für alle da zu sein, muss auch diese Bevölkerungsgruppe ins Visier nehmen. Andererseits wundert man sich, dass angesichts des Frauenüberschusses in den Bibliotheken letztere nicht gerade deswegen ungemein attraktiv für – wenigstens Single- – Männer sind. Was ist nun eigentlich mit dem Thema Bibliotheksflirt? Immerhin liest man bei Jonas Fansa, die Bibliothek sei “für Schüchterne der beste Flirtort” (Fansa, Jonas: Bibliotheksflirt. Bad Honef: 2008, S.57) Vielleicht liegt das Imageproblem gerade an diesem Punkt: Die Draufgängergesellschaft produziert zuviel Selbstbewusstsein, so dass man als Mann des Hier und Jetzt gerade nicht in der Bücherecke bei den Nerds und Losern stehen möchte, die sich auf ihre Chance zum Anbandeln wartend zwischen den Regalen reihen und nebenbei aus Verlegenheit die verlorene Zeit zum fünften Mal durcharbeiten. Insofern kann man der Stadtbibliothek Helsinki nur den Tipp geben, in ihren Plan die gezielte gesellschaftliche Einschüchterung einer größeren Zahl von Männern aufzunehmen. Und vom Deutschlandradio Kultur wünschen wir uns eine etwas konkretere Ausführung des berühmten “Wer, was, wann, wie, warum”. Denn Stadtbibliothek Helsinki, Männer an die Ausleihtheke, irgendwann, mit einem Plan, Gleichberechtigung ist schon sehr diffus gehalten.

8 Responses to “Wie woll’n wir mehr reinlasse? Den Finnen fehlen Männer in der Bibliothek.”


  1. 1danilola

    hallo ben,

    ich verstehe nicht, warum du diese meldung so karnevalesk darstellst und dich sogar über den stil einer kurznachricht empörst. ist doch der ansatz gender in bibliotheken endlich konsequenter mitzudenken nicht verwerflich, sondern bei sexistischer benennungspraxen (verschlagwortung, klassifikation, …) in bibliotheken dringend notwendig. aber auch die frage “wer, welche bibliothek nutzt” sollte für bibliothekar_innen von interesse sein. auch in deutschland, soweit ich informaiert bin, fehlen in öffentlichen bibliotheken, ab einer gewissen alterschicht “männliche” nutzer_innen. das lässt sich nicht nur mit dem verweis auf einen fleißigen brotverdiener, der nach 12 stunden müde nach hause kommt erklären, zumal dieses bild nun wirklich in die mottenkiste der geschichte(n) gehört.

    ob es ausreicht eine gruppe “männer” anzunehmen, ohne weitere kategorien wie alter, klasse, race zu berücksichtigen, sollte hier an dieser stelle ernsthafter diskutiert werden.

    stattdessen finde ich in deinem beitrag einen exkurs zum bibliotheksflirt. ich kann dir an dieser stelle überhaupt nicht folgen. was soll das? ist für dich die auseinandersetzung mit der kategorie geschlcht immer mit einer frage nach sexuellen aktivitäten und prtner_innenwahl verbunden?

  2. Hallo Danilo,

    danke für Deinen Beitrag.

    Allerdings ging es mir hier nicht um eine konkrete Diskussion zum Thema. Ich bin einfach über die an sich nicht uninteressante Nachricht gestolpert, fand mich dabei aber darüber entsetzt, dass die Textredaktion des Deutschlandradios eine Meldung dieser Güteklasse aussenden lässt. Darauf reagiere ich hier mit einer ironisierenden Überspitzung.

    Ich bin mir sehr bewusst, dass ich dicke Klischees bemühe und wenn nicht deutlich wurde, dass das gesamte Posting im Unernsten fußt, dann war die Überspitzung wohl noch nicht drastisch genug.

    Eine Auseinandersetzung mit der Kategorie des Geschlechtes habe ich nun wirklich nicht gesucht, anscheinend aber gefunden. Die muss – da stimme ich Dir ohne Abstriche zu – grundierter und ernsthafter stattfinden. Aber Du wirst mir sicher zustimmen, dass man dafür als Startpunkt eigentlich schon etwas Substantielleres heranziehen sollte, als sechs holprige Zeilen aus dem Nachrichtenticker.

    Nun denn, man kann es trotzdem versuchen. Z.B. in dem wir aus der Meldung und Deinem Einwurf gern ein paar Thesen formulieren und zur allgemeinen Diskussion freigeben:

    1. Männer benutzen Bibliotheken seltener als Frauen.
    1.a Dies wird als Mangel wahrgenommen.
    1.b Die Ursachen dafür sind nicht zureichend bekannt.
    1.c Es wird befürchtet, dass Bibliotheken zu “frauenlastig” ausgerichtet sind.
    1.d Bibliotheken zeigen sich dem gegenüber dem Problem nicht sensibel genug.

    Hier darf man z.B. auch fragen, ob die Männer, welche die Bibliothek nicht nutzen, dies selbst als Mangel empfinden?

    Es zeichnet sich wahrscheinlich für jeden, der mit offenen Augen sein persönliches Umfeld betrachtet, glasklar ab, dass eine pauschale Herangehensweise mit Grobkategorien wie Männer, Frauen, Kinder nicht weit führt. Also – um auch einen Aspekt des Kommentars aufzugreifen:

    2. Die Kategorie Männer ist zu unspezifisch.
    2.a Eine weitere Auseinandersetzung muss die Rahmenbedingungen der jeweiligen (kulturellen) Lebensumwelt berücksichtigen.
    2.b Bei einer Diskussion zur Kategorie “Geschlecht” spielt das konkrete Sexualverhalten nicht zwingend die zentrale Rolle bzw. lenkt vom Kern der Sache ab.

    Richtig?

    Vernachlässigen würde ich die Aussage, dass den Skandinaviern (warum eigentlich nicht den Skandinavierinnen?) das Thema Gleichberechtigung sehr wichtig ist. Da lässt sich schon allein aufgrund der Verfassungslage kaum hartnäckig gegenhalten, zumal “wichtig” vergleichsweise vielfältig auslegbar ist.

    Ebenfalls vernachlässigen möchte ich, dass Bibliothek für die Redaktion der Kulturnachrichten gleichbedeutend mit “Bücherausleihe” ist. Denn diese Synonymsetzung würde die m.E. entscheidende Betrachtung der Bibliothek als Ort völlig verdrängen.

    Und nun: Bitte diskutieren!

  3. 3danilola

    @ ben

    na gut, das ich nachgefragt habe. ich habe das gefühl, das gerade bei der auseinandersetzung mit genderfragen, bisher leider häufiger zu tief in die ironiekiste gegriffen wird.
    nun aber nutze ich dein angebot gern. aber wo fange ich nun bei den vielen thesen mit dem diskutieren an? ich schlafe mal eine nacht darüber und picke mir dann für den anfang einen punkt heraus.

  4. 4Jan

    Nachdem ich neulich Bens Eintrag gelesen hatte, legte ich direkt eine kleine Textdatei mit einem Kommentar an. Dann dachte ich mir: Ach lass es lieber, es nützt eh nichts. Ben hat einfach die Zeit ständig lange Posts rauszuhauen und das nicht selten mit der Tendenz ganz besonders jovial zu spaßen. Nun lese ich danilolas Beitrag – sprachlich bemerkenswert konsequent – und Bens Reaktion auf diese und schreibe mal doch. Als erstes, trotz Überschneidungen, copy-paste ich meinen Kommentar von neulich.

    ***
    Und Sie “Ben”, sollten vielleicht Ihre zahlreichen Einträge auch manchmal inhaltlich gegenchecken lassen. Und zwar sprachlich tiefgehend. Dann erscheinen diese inhaltlich auch nicht so “diffus”.

    Folgende Fragen stelle ich “spaßeshalber” an Ihren Beitrag:

    Als was werden Männlichkeit, Weiblichkeit und “die Gesellschaft” im Eintrag konstruiert?

    Ich erlaube mir eine kleine Zusammenfassung Ihres sicherlich spaßig gemeinten Eintrags unter Berücksichtigung meiner o. g. Fragen:

    Im Gegensatz zu dem Artikelauszug, gehen Sie davon aus, dass (mehrere) Gesellschaften in Hinblick auf eine binäre Geschlechtsordnung ähnlich oder gleich strukturiert sind (der Artikel erwähnt, dass Gleichberechtigung den Skandinaviern – und nicht den Skandinavierinnen? – wichtig ist. Da auf keine andere “Gesellschaft” offen Bezug genommen wird, weder abgrenzend noch eingrenzend, scheint dies als nennenswerter Sonderfall hervorgehoben (wobei die finnische Gesellschaft als Teil Skandinaviens und als repräsentierend für die genannte Region konstruiert wird). Im Gegensatz dazu argumentieren Sie allgemein von “Gesellschaft” ausgehend – wahrscheinlich die deutsche voraussetzend – und werten allgemeingültig. Dies also in Opposition zu dem Artikelauszug). Gleichzeitig werden öffentliche Bibliotheken als Institutionen mit Wirk- und Modifikationskraft auf Gesellschaftsstrukturen konstruiert. In dem von Ihnen vorgeschlagenen “Plan [der] gezielte[n] gesellschaftliche[n] Einschüchterung einer größeren Zahl von Männern” wird dies besonders deutlich.
    ***

    Nun meine nächste Frage: Wie kann die Auseinadersetzung mit “der Kategorie Geschlecht” nicht gesucht werden, wenn diese aber beständig im “Posting” angerufen wird? Späße in Geschlechterkonstruktionen fußend neutralisieren oder sind unabhängig von Geschlechtskonstruktionen???
    Uns wieso sollte man nicht im “Kleinen” anfangen das zu diskutieren? Entgeht Ihnen da etwa, dass es besonders Ihr Kommentar ist, der irritiert und nicht etwa unbedingt der Artikelauszug???

    Skandinavien hat keine gemeinsame Verfassung. Jedoch partizipiert Finnland in dem Artikel an einem Skandinavienbild, dass weithin verbreitet ist. So sieht es in Schweden zu Thema Gleichstellung anders aus als zum Beispiel in Deutschland. Ein Fortschrittsnarrativ bemühend, könnte gesagt werden, dass es da “besser” aussieht als in Deutschland. Das vielleicht weil eine öffentlich autorisierte Debatte beständig geführt wird und diese nicht als unwichtig erachtet wird. Dieses wird dann als “skandinavische Eigenschaft” gedacht und auf, in diesem Fall Finnland, andere skandinavische Länder/ Staaten/ Gesellschaften/ Gruppen übertragen.

    Zu mehr zu müde…

  5. Hallo Jan,

    besten Dank für die ausführliche Rückkopplung.

    Ist es wirklich so, dass man als Leser dieses Blogs zurückschreckt mit einem “es nützt eh nichts”? Das würde den verhältnismäßig geringen Anteil an Kommentaren im Weblog natürlich erklären. Aber glücklich bin ich damit ganz und gar nicht, denn ein Weblog lebt gerade von den Interaktionen wie dieser. Insofern freue ich mich, dass Du dich trotz offensichtlicher Müdigkeit aufgerufen genug fühltest, um Deine Reaktion einzubringen.

    Deutlich werden m.E. zwei Diskussionslinien, die hier zwar miteinander in Beziehung stehen, die aber um Klarheit zu schaffen, zunächst differenziert werden sollten.

    Die erste betrifft konkret die Schreibfrequenz, den Schreibstil und die Verständlichkeit meiner Beiträge sowie die Frage nach dem, was ein Weblog eigentlich leisten soll. Ob man mir mit dem “diffus” – hier gemeint als sehr allgemein gestreut und zu wenig konkretisiert – tatsächlich ein Stricklein drehen kann, weiß ich nicht.
    Die Semantik ist zugegeben etwas verwässert und vielleicht in diesem – wie auch in manch anderem – nicht absolut glücklich gelungen. Die Verwässerung bewegt sich aber m.E. durchaus noch in dem, was man in einem eher informellen Medium wie diesem Weblog tolerieren kann. Aber Du – bitte nicht Siezen, wir sind hier im hemdsärmeligen Web 2.0 – hast natürlich recht: Wenn ich die Karos so eng ziehe, muss ich sehen, dass ich selbst noch hindurchpasse. Für zweckdienliche Hinweise auf sprachliche Verfehlungen bin ich immer dankbar und offen, denn wie den meisten Menschen behagt mir die unfreiwillige Bloßstellung durch Schwächen in in Ausdruck, Rechtschreibung und Grammatik selbst in Notizbuchmedien wie diesem keineswegs.

    Es ist aber hanebüchen und gegen den Charakter eines Weblogs dieser Art, welches nach meinem Verständis auf Spontaneität, Assoziation und Diskursoffenheit setzt, eine nachträgliche Redaktion einzufordern. Dies ist nicht leistbar und wird auch nicht dem Medium gerecht.

    Von einer Nachrichtenredaktion wie auch von einer Tageszeitung kann man das meiner Ansicht allerdings erwarten. Wer “Qualitätsjournalismus” bzw. die Rolle als Leitmedium – auch und gerade gegenüber den Weblogs – als Unterscheidungskriterium beansprucht, muss sich auch an diesem Anspruch messen lassen.

    Die Nachrichtenmeldung des Deutschlandsradios erfüllte meine Erwartungen als aufmerksamer Zuhörer an die redaktionelle Prüfung und die journalistische Aufbereitung gerade in der Kurzform einer Nachricht und damit letztlich an die Relevanz für die Kulturnachrichten um 11:30 nicht.
    Sie erscheint mir vielmehr als Füllmeldung ohne Belang auf die Halbstundenagenda gelangt zu sein. Nicht einmal der eingeweihte Zuhörer erfährt etwas Behaltenswertes zum Thema. Von einem Leitmedium erwarte ich mehr Güte, im mindestens Fall jedoch einen Anhaltspunkt, wo ich mehr zum Thema erfahren kann, wenn es mich denn interessiert.

    Dass ich mich dann gereizt fühle, darüber ein paar Klischees zum Thema ironisch – oder für manchen “jovial spaßend” – zu variieren, darf man durchaus nicht mögen. Man darf auch überlesen, dass ich auf die Meldung und nicht etwa auf die Genderdebatte in der Bibliothekswissenschaft zielte. Genauso darf ich mich nicht wundern, wenn man mir mit ähnlicher Währung zu begegnen unternimmt.

    Nur finde ich es im vorliegenden Fall eher schade, dass der Versuch einer Dekonstruktion des Subtextes meines Postings nur “spaßeshalber” erfolgt. Denn gerade das würde ich mich ernsthaft interessieren. Hier ließe sich nämlich einiges an Handhabbaren für die zweite Diskussionslinie entdecken.

    Die Frage, “wie die Auseinandersetzung nicht geführt werden kann”, wenn man überall im Text den besonderen Blick aufs Geschlecht erkennt, setzt voraus, dass meine Aussagen im Kommentar zur Meldung tatsächlich verbindlich gemeint sind und meine wahrhaftigen Ansichten zum Thema spiegeln. Dass also Juxerei und Ironie nie genügend Distanz zum Thema hervorbringen, um nicht doch eine Spur Rückschluss auf etwas, was ernsthaft gemeint ist, zu enthalten. Die Debatte stoppt nicht wenn im besseren Fall die Satire, im schlechteren die Kalauerei einsetzt. Richtig?

    Nun denn, Danilo hat es so gesehen und ich bin im Kommentar zum Kommentar deutlich darauf eingegangen.

    Man kann die Diskussion also selbstverständlich auch im “Kleinen” entzünden, aber man muss es nicht an jedem “Kleinen” tun. Und viele der kleinen Anregungen, die ich im Weblog zusammentrage, zünden überhaupt nicht. Diese tut es und das gefällt mir gut. Da aber im Vergleich mit mir anscheinend nicht jeder soviel Zeit hat, um ständig lange Kommentare zu schreiben, sollten wir uns vielleicht für die weitere Diskussion darauf verständigen, welchen Aspekt wir konkret in dem Mittelpunkt rücken:

    a) Die konkrete Textanalyse meines Beitrags.

    oder

    b) Die allgemeinere Auseinandersetzung mit den Thesen.

    Zweiteres erscheint mir fruchtbarer, da man dort vielleicht auch etwas gewinnen kann, was über den Tag hinaus interessant bleibt. An ersterem hätte ich natürlich auch meine Freude…

    Sehr munter!

  6. 6Ola

    Hallo Jan,
    zu dem Kommentar “Ben hat einfach die Zeit ständig lange Posts rauszuhauen und das nicht selten mit der Tendenz ganz besonders jovial zu spaßen.” kann ich nur sagen, dass es wesentlich unterhaltender ist, Texte zu lesen, die sich intensiver mit einem Thema befassen und nicht nur seichte Hinweise sind wie: “das hab ich da gelesen, schaut selbst” und ohne Reflektion stattfinden. Für einen Hinweis auf Links gibt es auch Social Bookmarking – Dienste. Dass zu bestimmten Themen auch gern Humor dabei ist – das beweisen übrigens die amerikanischen Wissenschaftler schon seit langem in Ihren wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, die gespickt sind mit Anekdoten – kann doch nicht verwerflich sein, sondern frischt die Perspektiven (und Synapsen;-)) auf. Übrigens ist der 24.02. Fastnacht gewesen…

    Zu deiner Frage: “Wie kann die Auseinadersetzung mit “der Kategorie Geschlecht” nicht gesucht werden, wenn diese aber beständig im “Posting” angerufen wird? Späße in Geschlechterkonstruktionen fußend neutralisieren oder sind unabhängig von Geschlechtskonstruktionen???”
    Natürlich ist die Beschäftigung mit dem Geschlecht auch wichtig, nur sollte man sich nicht empfindlich zeigen (das sage ich als Frau und kenne Schriften Judith Butlers und Simone de Beauvoirs…). Ausserdem wurde ja auch ein Vorschlag zur Diskussion gemacht. Statt “draufzuhauen”, kann man sich doch dem spaßig nähern, natürlich mit der notwendigen Ernsthaftigkeit.

    Es geht doch in der Notiz vom Deutschlandradio Kultur auch eher darum, Benutzergruppen zu identifizieren, die die Bibliothek nicht nutzen und wie Bibliotheken ihre Attraktivität für jene erhöhen können. Dabei ist die “Gleichberechtigung”, die als Schlüsselwort in diesem Beitrag fungieren dürfte, für die Balance in der Gesellschaft immanent, und das in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ich denke, dass die Diskussion sich eher in diese Richtung entwickeln sollte.
    Ich glaube übrigens an die Konstruktion, wie du es schreibst: “Gleichzeitig werden öffentliche Bibliotheken als Institutionen mit Wirk- und Modifikationskraft auf Gesellschaftsstrukturen konstruiert.” Halten die öffentlichen Bibliotheken diesen Anspruch nicht, wäre die Basis ihrer Arbeit – wie es auch die historische Entwicklung zeigt – zumindest erschüttert. Dass man die Rahmenbedingungen der deutschen Gesellschaft nicht auf andere übertragen kann, ist richtig. Zumindest vergleichen und daraus Schlüsse ziehen, ist jedoch möglich.

  7. 7Jan

    Für die fast polemische Kritik an der Postingfrequenz Ben’s würde ich mich gern entschuldigen. Denn an sich ist das auch aus meiner Sicht nicht schlimm.

    Das eingeforderte “Du” will ich akzeptieren, jedoch nicht vor dem Hintergrund, dass Höflichkeit(en) – auch formell empfundener Art – im Internet nichts zu suchen hätten.
    Ich unterhalte mich gern. Diskutiere auch gern. Ein persönliches Gespräch ziehe ich jedoch vor. Daher werde ich mich nicht weiter auslassen zu dem Thema. Jedefalls nicht hier.

    Aber Ola:
    Mir ist nicht ganz klar, was Du damit sagen möchtest:
    “Natürlich ist die Beschäftigung mit dem Geschlecht auch wichtig, nur sollte man sich nicht empfindlich zeigen (das sage ich als Frau und kenne Schriften Judith Butlers und Simone de Beauvoirs…).”
    Sollte ich mich “ertappt” fühlen? Empfindlich sein ist also auch was schlechtes und unangebrachtes, wenn ernsthaft über Gesellschaftsproblematik gesprochen werden soll? Aber die Beschäftigung mit “Geschlecht” ist “natürlich”?
    Sind es die Bibliotheken, die mitarbeitenden Personen oder die in diesen Bibliotheken gelagerten/ genutzen/ verteilten/ … Medien(bzw. deren geistiger Urheberpersonen; z. B. Judith Butler), die evtl. (k)einen Gesellschaftsstrukturen modifizierenden Charakter haben?
    Was ich sagen will: Ich habe Deinen Beitrag zur Kenntins genommen. Aber ich widerstehe einer ausführlichen Antwort, weil ich sehe, dass es für mich zu nichts führt.

  8. Hallo Jan,

    die Entschuldigung nehme ich gern an. Ich habe es auch nicht so dramatisch genommen. Dass Du hier nicht weiter diskutieren magst, bedauere ich natürlich. Vielleicht ergibt sich ja ein anderes Mal eine Gelegenheit.

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