Archive for the 'Publikationen' Category

Tagging bei Connotea, untersucht

One important outcome of the study is the observation that almost half of the tags (46%) are not found in the document text. This shows that users’ tags considerably add to the lexical space of the tagged resource.

Alle, die sich gern differenziert mit Folksonomies und Tagging beschäftigen, werden den Aufsatz von Markus Heckner, Susanne Mühlbacher und Christian Wolff von der Universität Regensburg zu ihrer Untersuchung des Tag-Verhaltens bei Connotea sicher bereits zur Kenntnis genommen haben. Falls nicht, hiermit also der Hinweis und der Link: Tagging tagging. Analysing user keywords in scientific bibliography management systems

LASSIEs Fallstudien zur Sozialen Software in Bibliotheken

Ensure you have good spam protection in place

Es mangelt mittlerweile wirklich nicht mehr an Einführungen in das Thema Soziale Software in Bibliotheken. Wer aber noch nichts gefunden hat und aktuell sucht, der sollte vielleicht mal einen Blick in die Case Study Reports des LASSIE-Projektes (Libraries and Social Software in Education) werfen:

  1. Case Study One: reading lists and social software. (PDF)
  2. Case Study Two: resource sharing and social software . (PDF)
  3. Case Study Three: citing and referencing podcast. (PDF)
  4. Case Study Four: blogging and libraries. (PDF)
  5. Case Study Five: libraries and Facebook. (PDF)

Allesamt sind im Januar dieses Jahres erschienen und daher noch halbwegs aktuell.

Was wir mit dem “deep reading” verlieren könnten, beschrieben von Nicholas Carr

So, yes, you should be skeptical of my skepticism. Perhaps those who dismiss critics of the Internet as Luddites or nostalgists will be proved correct, and from our hyperactive, data-stoked minds will spring a golden age of intellectual discovery and universal wisdom. Then again, the Net isn’t the alphabet, and although it may replace the printing press, it produces something altogether different. The kind of deep reading that a sequence of printed pages promotes is valuable not just for the knowledge we acquire from the author’s words but for the intellectual vibrations those words set off within our own minds. In the quiet spaces opened up by the sustained, undistracted reading of a book, or by any other act of contemplation, for that matter, we make our own associations, draw our own inferences and analogies, foster our own ideas. Deep reading, as Maryanne Wolf argues, is indistinguishable from deep thinking.

In der Juli/August-Ausgabe des Atlantic findet sich ein mächtig Internet-skeptisches und sehr lesenswertes Essai von Nicholas Carr über das WWW als Universalmedium und “pancake-people” (“read wide and thin”): Is Google Making Us Stupid?

OCLC, mit schlechter Presse

Wer am Donnerstag auf dem Bibliothekartag in Mannheim in der Session der AG der Verbundsysteme war, erinnert sich vielleicht noch an die beiden Vorträge zu OCLC (“Moving the network into the library workflow”). Dort erfuhr man u.a., dass es der Anspruch OCLCs sei, ein “Google der Bibliotheken zu werden” und wenn man an die Weltkarte, mit der Berndt Dugall die Expansionsbemühungen der wuchtigen Bibliothekslenker aus Dublin (Ohio) im Generalmaßstab an die Wand malte, dann hat man wenigstens gemischte Gefühle dabei. Jeffrey Beall vielleicht sogar mehr als das, schlußfolgert er doch in einem jüngst auf E-LIS (und im Band “Radical Cataloging: Essays at the Front“) publizierten Paper:

I think more and more libraries will begin to conclude that they are not getting their money’s worth from the organization, what with the poor data quality and poor computer applications it provides, and with the way it exploits its employees and snubs the library profession.

Alles weitere hier: OCLC: A Review

So ‘taggen’, dass es Sinn ergibt: Ein Literaturhinweis.

Unser Blogkollege Patrick Danowski hat in seiner Auswertung des Vortrags zu den Grenzen der Anwendung Sozialer Software in Bibliotheken, den Boris (2.0) und ich auf dem Bibliothekartag präsentieren durften, zu Recht darauf hingewiesen, dass wir die Forschung zu den Phänomenen Folksonomies und Tagging im Vortrag nicht berücksichtigten. Dies ließ sich im vorgegebenen Rahmen leider nicht umfänglich berücksichtigen. Da es uns vor allem um das allgemeine Aufzeigen von Argumenten und Fragestellungen, die dringlich einer vertiefenden Diskussion bedürfen, ging, musste dieser Aspekt leider in die zweite Reihe und aus dem Vortrag hinaus rücken.

Wer sich für die Tagging-Forschung interessiert, findet einen interessanten Ansatz in einer Arbeit von Bertrand Sereno, Simon Buckingham Shum und Enrico Motta, die auf das Problem einer fehlenden diskursiven Ebene beim Einsatz von Tags hinweisen:

Collaborative, social, tagging holds promise as an approach to mediating these processes via the Web, but may lack the discourse dimension that is fundamental to the articulation of interpretations. We therefore take a hybrid semiformal approach to add structure to freeform folksonomies. Our experience demonstrates that this particular brand of tagging requires tools designed specifically for this sensemaking task by providing enough support to initiate the annotation, while not overwhelming users with suggestions.

Ein Tag als den Gegenstand in irgendeiner Form und Wertigkeit – die nicht immer erkennbar ist – beschreibendes Zeichen, erscheint als zweiseitige Verbindung zwischen dem konkret beschriebenen Gegenstand und einer abstrakt gegebenen Idee, die vom Taggenden aus einer bestimmten Assoziation und Motivation heraus als kennzeichnend angesehen wurde. Für den externen Beobachter und erst recht für eine zunächst nur die Verbindung zwischen dem konkreten Objekt und dem Tag auswertenden Maschine, bleibt dieser Hintergrund unsichtbar. Erkannt werden kann nur die eine Hälfte des Auszeichnungsprozesses, über die andere kann man bestenfalls, wenn man Wissen über den Kontext besitzt, mutmaßen:

“[...] following the social tagging paradigm, annotators in our approach will tag only those elements in a text that reflect their interests (there is no gold standard set of tags that can be automatically extracted, since there is no single, authoritative meaning).”

In ihrem Paper stellen die Autoren verschiedene Dimensionen des Problems heraus und ein Werkzeug namens “Claimspotter” vor:

ClaimSpotter is designed to support document sensemaking tasks: reading, highlighting areas of potential interest, making notes, looking for specific kinds of papers in the bibliography, and so forth. While researchers clearly do this all the time on paper, or with freetext annotations in various document viewers, the challenge was to support users in these tasks with our semantic tagging approach.

Der Volltext steht hier bereit: Formalization, User Strategy and Interaction Design: Users’ Behaviour with Discourse Tagging Semantics

“Brücken für Babylon” auf dem Bibliothekartag

Das jüngste Buchprojekt des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft:

Brücken für Babylon :
Interkulturelle Bibliotheksarbeit ; Grundlagen – Konzepte – Erfahrungen / hrsg. von Petra Hauke und Rolf Busch. Mit einem Geleitw. von Claudia Lux. – Bad Honnef : Bock + Herchen, 2008. – X, 286 S. – (Bibliothek und Gesellschaft) ISBN: 3-88347-261-1

wird in Mannheim am Mittwoch, 4. Juni, um 15.30 Uhr am BIB-Stand (vor der Blauen Stunde um 16.00 Uhr) von den beteiligten Studierenden präsentiert. Wir laden Sie herzlich dazu ein!

Ebenfalls rechtzeitig zum Bibliothekartag werden alle Texte des Bandes auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität zur Open Access-Nutzung freigeschaltet.

C&RL, mit Pre-Print-Angebot

College & Research Libraries (C&RL), the bi-monthly scholarly journal of the Association of College and Research Libraries (ACRL), has announced the launch of an open access, pre-publication service for accepted articles.

meldet KnowledgeSpeak und mit großem Interesse liest man auf der Pre-Print-Seite gleich einmal in dem Artikelentwurf “The Interdisciplinary Influence of Library and Information Science 1996-2004: A Journal-to-Journal Citation Analysis von Jere Odell und (PDF), dass sich zitationsanalytisch seit Mitte der 1990er Jahre hinsichtlich der Fachzeitschriftenpublikation eine deutliche Verschiebung von klassischen Bibliotheksthemen hin zu informationswissenschaftlicheren und allgemein eine disziplinäre Erweiterung des Focus und der Ausstrahlung feststellen lassen. Wer dabei war, hat die Entwicklung sicher auch so wahrgenommen, jetzt ist sie aber auch ausgemessen und kann voraussichtlich – so alles mit dem Publikationsplan gut geht – ab November auch ganz klassisch zitiert werden.

P.S. Vielleicht korrigiert man bis dahin die Schreibung der Zeitschrift “Library Hi(gh) Tech” auch noch nach, falls sie nicht schon im Journal Citation Reports verkehrt geführt wurde…

Ausstellung zur Geschichte der Friedensauer Hochschulbibliothek, Einweihung des Bibliotheksneubaus

Im Rahmen der Einweihung des Neubaus der Hochschulbibliothek der Theologischen Hochschule Friedensau am 14. Mai 2008 um 10:00 Uhr wird auch die Ausstellung über die Geschichte der Hochschulbibliothek von den Anfängen um 1899 bis zur Gegenwart eröffnet.

Die Ausstellung basiert auf den Forschungsergebnissen von Stefan Duhr, die er im Rahmen seiner Magisterarbeit dargelegt hat. Diese Arbeit ist im Mai 2008 im Buchhandel erschienen. Bestandteil der Ausstellung ist u. a. eine ca. vierzigminütige Präsentation mit Interviewausschnitten (Audio und Video) und zahlreichen historischen Fotografien.

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Magisterarbeit von Stefan Duhr als Buch veröffentlicht

Im Mai 2008 ist die Magisterarbeit von Stefan Duhr im Buchhandel erschienen. Hier für alle Interessenten die genauen Titeldaten:

Duhr, Stefan: Die freikirchlichen theologischen Seminarbibliotheken in der SBZ/DDR : die Bibliotheken der theologischen Seminare in Friedensau bei Magdeburg und Buckow bei Berlin 1945-1990 / Stefan Duhr. – 1. Aufl. – Saarbrücken : VDM Verl. Dr. Müller, 2008. – 164 S. : Ill., Tab.
ISBN 978-3-8364-8133-5 Pp. : Euro 68,00

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PDF als Archivformat?

This report reviews PDF and the newly introduced PDF/Archive (PDF/A) format as a potential solution to the problem of long–term digital preservation. It suggests adopting PDF/A for archiving electronic documents’ as the standard will help preservation and retrieval in the future.

Report “Preserving the Data Explosion: Using PDF” von Betsy A. Fanning.

Special issue on digital libraries and the semantic web

aktuelle Ausgabe der Emerald-Zeitschrift Library Review.

For many digital libraries or cultural institutions, the semantic web offers an opportunity to better expose valuable digital resources pertaining to research, culture or history, using common standards and technologies in a collaborative and “joined up” way. The papers in this issue “paint a rainbow”, exploring the issues through elements of case studies, reviews research and conceptual expositions and viewpoints.

Debatte um den Impact Factor

E. Garfield meldet sich zu Wort und fasst in Sigmetrics zusammen.
From worshiping false idols and whether JCR data can be trusted–a recap

LIBREAS, Ausgabe 12

Wie ich gerade erfreut festgestellt habe, gibt es wieder eine neue Ausgabe von LIBREAS. Das Thema lautet dieses Mal: Bibliotheks- und Informationspolitik.

ver.di und die Öffentlichen Bibliotheken

Eigentlich sollte im Juni 2007 auf der Konferenz “Campus der Zukunft” hauptsächlich über die Herausforderungen nachgedacht werden, welche sie durch die Entwicklungen im Bildungsmarkt, den Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen für ver.di ergeben. In der Arbeitsgruppe 8 wurde allerdings unter dem Titel “Hochschulen und bildungsferne Schichten: Gewinnung von Studierenden; vorschulische Bildung, Beitrag der öffentlichen Bibliotheken zur Chancengleichheit” hauptsächlich über Leseförderung debattiert. Gerade erschienen ist nun die Dokumentation der Konferenz, der Bericht der Arbeitsgruppe ist auf Seite 51-55 abgedruckt.

Öffentliche Bibliotheken in Frankreich (im Aufschwung)

Die neueste Ausgabe der Zeitschrift Label France, die vom französischen Außenministerium herausgegeben wird (auch auf Deutsch) enthält ein recht ausführliches Dossier “Bücher und Menschen”, das sich u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzt:
Welchen Stellenwert nimmt heute das Buch in der französischen Gesellschaft ein? Welches sind die wichtigsten Autoren und Verleger? Welche Rolle spielen öffentliche Bibliotheken, Übersetzer und die öffentliche Hand bei der Verbreitung des Buchs?
Im Artikel “Öffentliche Bibliotheken im Aufschwung” wird u.a. davon berichtet, dass Bibliotheken in Frankreich nach den Kinos die von den Franzosen meist besuchten Kultureinrichtungen sind. Ist das in Deutschland denn auch noch so?

http://www.diplomatie.gouv.fr/de/frankreich_3/label-france_746/label-france_747/label-france-nr.69_1925/

das-dossier-bucher-und-menschen_1939/offentliche-bibliotheken-im-
aufschwung_4404.html#nb1

Aus einer weiteren Umfrage ergaben sich noch folgende Ergebnisse: Internetbesucher meiden keine Bibliotheken. Im Gegenteil, „Die Franzosen, die sich als große Internetbenutzer bezeichnen, besuchen zu 45% städtische Bibliotheken, der Durchschnittsfranzosen hingegen nur zu 35%”. [Wie ist das eigentlich in Deutschland? - danke schon mal für eine Antwort hierzu] Dennoch, so das Crédoc (Centre de recherche pour l’étude et l’observation des conditions de vie), steht die größte Veränderung noch bevor: die des „entmaterialisierten” Buchs, die die Bibliothekare begleiten müssen. Die Herausforderung, so Sophie Barluet, Autorin eines im Juni 2007 erschienenen Berichts über das Buch, bestehe darin, „die Digitalisierung nicht als ein Problem zu betrachten, das den Leser allmählich in eine virtuelle Welt führt und ihn das Interesse an der Materialität des Buches verlieren lässt, sondern als eine Möglichkeit, ihm besser den Reichtum und das Interesse dieses Kulturgutes näher zu bringen”.

BOBCATSSS 2008 Proceedings online

Die Proceedings des 16. BOBCATSSS Symposiums, welches vom 28.-30. Januar diesen Jahres unter dem Motto Providing Access to Information for Everyone in Kroatien stattfinden wird, sind nun als Open Access-Fassung auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität verfügbar: http://edoc.hu-berlin.de/conferences/bobcatsss2008/

Sie werden zudem im Verlag BOCK + HERCHEN als Band 3 der Reihe Beiträge zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft erscheinen:

Umfang: 391 pp., Ill.
ISBN 978-3-88347-259-1
Preis 21,20 €
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45, 53581 Bad Honnef, Germany
Reichenbergerstraße 11, 53604 Bad Honnef, Germany
Telefon ++49 (0 22 24) 57 75
Telefax ++49 (0 22 24) 7 83 10
email: buh@bock-net.de

Ist es die Google-Generation?

Okay, dass war an mir bislang vorbeigegangen: die Bezeichnung der jungen Leute als Google-Generation. Aber das ist auch egal, wenn man Search Engine Watch folgt. Ein aktueller Artikel dort lautet “Google Generation A Myth: Here’s Why”. Der Beitrag fässt eine Studie der British Library zum Vertrauensaskept von Suchvorgängen (nach Artikeln) zusammen, and “personal recommendations were always cited as an important source — beating out Google Scholar every time.” Die Nutzung von Bibliotheken steht hinter Google Scholar zurück, ist aber auch nicht zu verachten. Diskussionswürdig ist an der Studie die Interpretation der Daten und die sich für die British Library ergebenden Zukunftsperspektiven.

Wissenschaftsforschung Jahrbuch 2007

ist unlängst im Eigenverlag erschienen. “Integrität wissenschaftlicher Publikationen in der Digitalen Bibliothek” Hrsg. v. Frank Havemann, Heinrich Parthey u. Walther Umstätter.
Volltext des Jahrbuchs 2007(pdf)

Bibliometrics to Webometrics

schöner Überblicksartikel.

Beiträge der Tagung “Wissenschaftskommunikation der Zukunft” online abrufbar

Vom 6.-8.11.2007 fand im Forschungszentrum Jülich die Tagung “Wissenschaftskommunikation der Zukunft” mit Vorträgen zu u. a. den Themen Open Access, E-Science, Wissenschaftskommunikation, Langzeitarchivierung, Web 2.0 und Primärdatenmanagement statt.

Nun ist der Tagungsband erschienen, der über die Internetseite von JUWEL (JUelicher Wissenschaftliche Elektronische Literatur) unter http://hdl.handle.net/2128/2893 als pdf-Datei zur Verfügung steht. Wer sich erst über die Inhalte informieren möchte, kann dies über das Inhaltsverzeichnis unter http://www.fz-juelich.de/zb/text/publikation/inhalt/biblioth18_i.pdf tun.

KIM-DINI-Technology-Watch-Report

Die erste Ausgabe des Technology-Watch-Reports, herausgegeben vom Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM) in Form eines Newsletters ist zwar schon seit September dieses Jahres als pdf-Datei zu haben. Ich möchte aber trotzdem darauf hinweisen, da sich hier Standards vielfältiger Gegenstände, wie Dateiformate, Datenmodelle und Identifier sowie der Stand von Projekten in diesem Bereich (z.B. RDA) wiederfinden. Sicher ist der Report eine gute Grundlage für jeden, der sich eingänglicher mit Metadaten beschäftigen und auf dem neuesten Stand halten möchte.

Das Buch und sein Haus

Ausstellung an der UB Braunschweig.

Wie kaum eine andere Bauaufgabe boomte der Bibliotheksbau weltweit auf bemerkenswerte Weise. Vielerorts entstanden in den letzten Jahrzehnten unzählige neue Bibliotheken, nicht nur um die überquellenden Bestände aufzufangen, sondern auch Raum für neue Aufgaben zu schaffen.

siehe dazu die gleichnamige Sammlung bibliotheksbauten.de

“Daumen hoch, Daumen runter” – Richard Powers zur Lesekultur im WWW.

“Es ist immer einfacher, an Bücher als einfache Produkte zu denken, anstatt im Lesen einen Prozess zu sehen. Und konsequenterweise ermutigt das Internet zum Sekundenurteil und interessiert sich nur für Bücher, die eine soziale Modeerscheinung unterstützen, und nicht für jene, die sie herausfordern oder in Frage stellen. Die Versuchung des Webs besteht darin, mal eben zu schauen, was alle anderen lesen und darüber zu denken. Und was ich da finde, reicht mir, um auf der nächsten Party ein Gespräch zu führen, ohne mich auch nur einmal der Herausforderung zu stellen, in dem Buch zu leben.”

Gestern zwischen Tür und Angel kamen Jakob (Voss), unser Boris 2.0 und ich irgendwie auf die eigenartige Entdeckung, dass alle über David Weinbergers Everything is Miscellaneous reden, es aber niemand wirklich gründlich gelesen zu haben scheint. Nun haben wir eine Art implizite Bestätigung/Erklärung unserer Wahrnehmung. In der aktuellen Ausgabe der Neuen Rundschau findet sich nämlich ein sehr interessantes und lesenswertes Gespräch mit dem Schriftsteller Richard Powers über die gesellschaftlichen Veränderungen im, und durch das Internet(s), das für ihn, der als Programmierer am Arpanet mit gefeilt hat, selbst schon wieder eine Transformation vom Text- und Bewegtbildmedium durchlaufen hat. Was als Morgenluft der Vielfalt begann, atmet mittlerweile über weite Strecken vorwiegend Massenkultur mit all ihren Konsequenzen. Gerade die häufig in Web 2.0-Kontexten zum Maßstab erhobenen Bewertungskultur sieht Powers nicht nur positiv:

“…,warum neigt bloß die Natur dazu, komplex ineinander verschränkte, artenreiche Gemeinschaften hervorzubringen, und warum produziert der Mensch dagegen nur Monokulturen? Das ist eine schwierige Frage und hängt mit dem Medium des Austausches zusammen. Durch die DSL-Breitbandkommunikaion wurde es noch einfacher, Blitzurteile zurückzuspielen – aber das ist nichts anderes als der faule Weg, mit Kunst umzugehen. Faul rezensieren, anstatt sich auf ein Buch einzulassen, faul diskutieren, in dem man fragt: “Wer ist besser, A oder B?” Wenn man aber ein Biotop betrachtet, fragt man sich nicht, was besser ist, eine Linde oder ein Rotschulterstärling. Solch eine Frage wäre völlig irrelevant – was wir von einem Ökosystem wissen wollen, ist, welche Rolle jeder Teil im Ganzen spielt, wie er sich und die anderen bestimmt – was alles für die Erhaltung des Gleichgewichts wichtig ist. Unsere menschliche Ökonomie tendiert hingegen dazu, all den vielfältigen In- und Output, die unterschiedlichsten Werte und sich widerstreitenden Dringlichkeiten, die sich in einem komplexen Kunstwerk widerspiegeln, in eine Währung umzutauschen: sei es Geld oder Meinung, Daumen hoch, Daumen runter, als ob diese Kunstwerke alle das gleiche wollten und alle mit den gleichen Maßstäben gemessen werden können. …”

Er sieht aber auch die Chance, das Medium anders zu nutzen und die Tiefe zu bewahren, wenn man es denn möchte und wie man feststellen kann, wenn man etwas tiefer taucht, möchten das – glücklicherweise – nicht wenige.

Am Ende schildert Richard Powers noch eine Erfahrung, die vermutlich die meisten intensiven Webnutzer bestätigen können:

“Während einem früher das Reisen die Augen für das Zuhause öffnete, folgt einem nun das Zuhause überallhin, genauso Zeit und Raum. Jeder der einmal 24 Stunden von seinem E-Mail abgeschnitten war, kennt die Panik – o mein Gott, die Welt hört nicht auf und ich bin nicht dabei, ich muss schnell wieder heim, sonst bin ich draußen – und gleichzeitig die Erleichterung -, ich entdecke eine Art Für-mich-Sein, von dem ich ganz vergessen hatte, dass es existiert.”

Wie gesagt: sehr lesenswert.

(Powers, Richard (2007) Das Zuhause folgt einem überallhin. Ein Gespräch über Lesen und Schreiben im Zeitalter des Internets. In: Neue Rundschau. 118 (3) 2007. S. 134-143)

Cites & Insites: Crawford at Large

Walt Crawford ist vielleicht in Deutschland nicht so bekannt wie in den USA. Sein Newsletter “Cites & Insites” ist eine Informationsquelle, die ich regelmässig lese und Ihnen empfehle.

Cites & Insites hat beide HTML und PDF Versionen.

In dieser Nummer findet man Artikel über Copyright, Indexierung, und Blogging.

Paul Otlet, digitalisiert in Ghent

Thomas Hapke weist in seinem Weblog darauf hin, dass die Universität Ghent die Schlüsselwerke von Paul Otlet Traité de documentation. Le livre sur le livre. Théorie et pratique (1934) und den Essay Monde : essai d’universalisme: connaissance du monde, sentiment du monde, action organisée et plan du monde im Volltext zur Verfügung stellt.

Zu ergänzen ist, dass im Institutional Archive der Universität ebenfalls die sehr lesenswerte Biografie, die W. Boyd Rayward in den 1970er Jahren über Otlet schrieb, einsehbar ist: The universe of information. The work of Paul Otlet for documentation and international organisation.

Über den Entstehungsprozess des Buches gab Rayward 1991 in einem Aufsatz für das Journal of Librarianship and Information Science Zeugnis: The case of Paul Otlet, pioneer of information science, internationalist, visionary: reflections on biography. (DOI: 10.1177/096100069102300303)

Eine allgemeine Zusammenfassung zu Otlet gab es vor einiger Zeit bei boxesandarrows: Forgotten Forefather: Paul Otlet.