Aufklärungsarbeit: Matthias Spielkamp und Florian Cramer in der FR zum Thema “Open Access”

Vielleicht ist all das nur ein Missverständnis. Doch da Reuß und Jochum auf ihm, aller sachlichen Entgegnungen zum Trotz, beharren und sogar YouTube und Musik-Tauschbörsen ins Spiel bringen, wird man den Verdacht nicht los, dass Gelehrte und Schriftsteller hier ein diffuses allgemeines Unbehagen am Internet artikulieren sowie ihre Panik, von der Medienentwicklung überrollt zu werden.

In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau analysieren Matthias Spielkamp und Florian Cramer den Heidelberger Appell als Ausdruck der Furcht einer kulturellen Elite vor dem für diese schwer durchschaubaren Phänomen Internet und nehmen sich dankenswerterweise noch einmal die Zeit, den Unterzeichnern wie den durch Artikel von Uwe Jochum und Roland Reuß in der selben Zeitung womöglich sehr irritierten Lesern der Frankfurter Rundschau die Grundzüge des “Open Access”-Ansatzes ruhig und verständlich zu erklären: Die Autoren werden gestärkt!

Nachtrag:

Joachim Müller-Jung hat für die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Brief des Heidelberger Appells an die Bundeskanzlerin gelesen und festgestellt, dass Roland Reuß die argumentativ so unsinnige wie oft gegeißelte Gleichsetzung von Google-Books und Open Access mittlerweile etwas differenzierter sieht. Als Feindbild bleibt aber Letzteres prominent:

Was „Open access“ angeht, spricht Reuß nun nicht mehr von einer „grundgesetzwidrigen“ Beschneidung der Forscher- und Autorenfreiheit, sondern vom „Gift“ der Nötigung insbesondere für Geisteswissenschaftler und mittelständische Verlage. Indem die Forschungsorganisationen die Autoren zwängen, ihre nicht auf schnelle Verwertung hin angelegten Editionen, Handbücher und Monographien über kurz oder lang zur kostenfreien Veröffentlichung im Internet anzubieten, würden Forschungsfreiheit und hochqualifizierte Arbeitsplätze gefährdet. (Müller-Jung, Joachim (2009): Freiheitssache Geist. Appell: Was Autoren von der Bundeskanzlerin erwarten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2009, S. 27.)

Der editionsphilologische Ansatz Reuß’ findet dagegen heute in der Süddeutschen Zeitung Auswertung und Entgegnung:

Der ideale Partner der textgenetischen Methode ist nicht das Buch, sondern das Internet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die digitale Integraledition der Manuskriptbestände, … , von ausgewiesenen Philologen erstellt wird.

1 Response to “Aufklärungsarbeit: Matthias Spielkamp und Florian Cramer in der FR zum Thema “Open Access””


  1. “Der ideale Partner der textgenetischen Methode ist nicht das Buch, sondern das Internet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die digitale Integraledition der Manuskriptbestände, … , von ausgewiesenen Philologen erstellt wird.”

    Applaus, Applaus!!!!!

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