Wann überflügelt das E-Book das P-Buch?, fragt O’Reilly TOC und wir geben die Frage weiter.

I predict within five years digital book sales will outpace print book sales.

Bei O’Reillys TOC-Blog wird aktuell eine nicht uninteressante Frage diskutiert: Open Question: When Will Digital Books Overtake Print Books?

Da wir uns das auch permanent fragen, liegt es nah, diese offene O’Reilly-Question auch unseren Lesern zu stellen. Also:

  1. Glauben Sie/Glaubst Du, dass elektronische/digitale Bücher die papiernen ersetzen werden ?
  2. Wenn “nein”, warum? Wenn “ja”, wann (und natürlich ebenfalls: warum)?

Los geht’s!

7 Responses to “Wann überflügelt das E-Book das P-Buch?, fragt O’Reilly TOC und wir geben die Frage weiter.”


  1. In der Süddeutschen Zeitung, deren Feuilleton ich heute nur in der Perlentaucher.de-Auswertung lese, findet sich schon einmal ein pro E-Book-Argument: Der Hypertext sei dem klassischen Romanformat einfach überlegen:

    “Der Roman besteht nur noch aus Knochen und Fett, sprich einem ausgedachten Plot, an den sich Massen schwerfälliger Details hängen. Und auch die Formate der Zeitungen beargwöhnt [Rainald] Goetz: Dass die Plätze so starr sind, gibt dem Gefäß Vorrang vor dem Inhalt; dass Raum aber dabei auch so knapp ist, macht alle böse in der Konkurrenz. ‘Print macht Druck, Internet entwickelt Sog und Anziehungseffekte mit der Zeit.’”

    Der Anziehungseffekt des Rainald Goetz führt übrigens geradewegs in die Lifestyle-Publikation zum Jahrmarkt der Eitelkeiten…

    Nun denn, mitunter ist die Vorgabe der Form, die Beschränkung gerade der Maßstab, an dem sich die Kunst, den anspruchsvollen Inhalt mit der engen Form in harmonischer Art und Weise zu verbinden, offenbart. Ich bekomme jedenfalls öfters vorgehalten, dass meine ausschweifende Ausnutzung der mangelnden Begrenztheit virtueller Publikationsräume (=Weblogs) öfters in Richtung Uferlosigkeit driftet und nur noch ganz besonders Motivierte gern lesen, was ich so schreibe. Das Einpassen der Gedanken und Formulierungen in eine formale Zwingburg hätte mitunter ganz bestimmt einen fruchtbaren Konzentrationseffekt zur Folge. Vielleicht aber auch nicht…

    Auch wenn ich nicht glaube, dass das freie Blogdichten den auf das Druckformat hin gezähmten Roman verdrängen wird, um ein wenig den Anschluss an die Ausgangsfrage zu halten, bin ich doch der Meinung, dass sich mittlerweile eine ernstzunehmende neue Literaturform herausbildet: e-Literatur. Und ich bin ebenso der Meinung, dass aus dieser ein üppiger Markt für Blooks – also in Buchform gegossene Blogs – entstehen wird.

    Das spannende Element daran ist, dass sich hier eine entgegengesetzte Bewegung zum E-Book-Markt abzeichnet:
    War es bisher so, dass gedruckte Publikationen zu elektronischen umgewandelt werden, finden sich dann elektronische Publikationen, die auf einmal in Druckware umgeformt sind. Bisher ist dieses Verhaftetsein an der Druckseitenvorlage die Ursache, warum E-Books die Darstellungs- und Nutzungsmöglichkeiten in digitalen Kontexten kaum nutzen und es daher im Vergleich auch wenig substantielle Pro-E-Book-Argumente gibt, abgesehen vielleicht vom Speicherbedarf. (Den hanebüchenen Unsinn mit der besseren Ökobilanz, der aktuell in der Blogosphäre die Runde macht, kann angesichts des Stromverbrauchs der Server dieser Welt, getrost beiseite gelassen werden.)

    Interessant wird, ob die Transformation von E zu P medial adäquater gelingt, als bisher der Großteil der Umwandlung von von P zu E.

  2. Ein schönes Zitat zum Thema von Amazon CEO Jeff Bezos:
    “Bezos says over time, real books won’t go away, just as horses have not gone away.” – via Tech Trader Daily. Auch in diesem Video nachzuhören (etwa um 6:28).

    Und zu der Formulierung, die erst einmal etwas eigenartig wirkt, bevor man dann begeistert zustimmt, gibt es auch noch eine einleuchtende Erklärung:

    “Bezos notes that people also loved their horses, but that does not mean you want to ride your horse to work. He notes the smell of books comes from glue, ink and mildew. He’s not convinced that people intrinsically like that smell. Bezos says he is not trying to replace people’s love for books. What is important is not the container, its the narrative. Long-form reading is important for society…If one outcome of Kindle is making long-form reading more frictionless, that is a good thing.”

    So spricht es sich also vom hohen Ross des Amazon-Geschäftsführens herunter..

  3. 3kb

    ja.
    bald.
    billiger.
    :-)

    Aber im Ernst: Bücher sind in der Herstellung ziemlich aufwändig und in Form und Inhalt begrenzt. Alleine der Komfort, die Schriftgröße und das Layout nach Gusto anzupassen (z.B. HTML/CSS) werden gedruckte Medien niemals bieten können.

    Gleichzeitig denke ich, dass alle elektronischen Geräte den immanenten Systemfehler haben, dass man sie nicht in der Badewanne verwenden kann (bzw. sollte). Und da ist natürlich noch der ganze sensorisch-emotionale Bereich, der Papiergeruch, die Faserung und der Stolz, einen 500-Seiten-Wälzer durch zu haben. Das kann kein eBook-Reader leisten.

    Das gilt aber wahrscheinlich nur für Belletristik. Also würde ich sagen, Fachliteratur wird bald nur mehr elektronisch erscheinen (5 Jahre? 10?), Fachzeitschriften umso eher, weil es sich einfach nicht rentiert, die alle zu drucken und man von Fachliteraturnutzern erwarten kann, dass sie zum Lesen aus der Badewanne steigen.

    Für Belletristik wird es auch weiterhin einen Markt für gedruckte Bücher geben, zumal das Buch ein wichtiges, von manchen Leuten geradezu religiös verehrtes Symbol ist. Es steht wie kein anderes für Kultur, Aufklärung und Fortschritt durch Wissen. Ohne das Buch würde ein ganz erheblicher Teil der westlichen Identität wegfallen (ein fiktives Beispiel für eine bücherfreie Dystopie ist Bradbury’s Fahrenheit 451).

    Ganz abgesehen davon glaube ich, dass in einer immer älter werdenden Gesellschaft mit einem Großteil an Menschen, die ohne Personal Computer und deren Implikationen sozialisiert wurden, die Bereitschaft, sich von einem Medium wie dem Buch abzuwenden, das so durchgehend positiv belegt ist, nicht flächendeckend vorhanden ist. Da werden noch einige Jahrzehnte ins Land gehen, einige kulturelle Revolutionen erfolgreich gesellschaftlichen Wandel bringen und eine Menge Entwicklung in praktischere und preisgünstigere Anzeigegeräte gesteckt werden müssen, bevor das Buch endgültig ausstirbt.

  4. 4Isa

    Vielleicht :p

    Sobald es möglich ist Bücher von einem E-Book-Reader zum anderen weiterzugeben – und damit meine ich nicht kopieren (dass die Verlage dass nicht wollen seh ich ja ein), sondern ‘Buch aus meinem Regal nehmen und in Dein Regal stellen’ haben E-Books eine Chance. Solange ich den neuen Roman sobald ich ihn ausgelesen habe nicht an jemand anderen weitergeben kann _ohne_ demjenigen gleich meine ganze Bibliothek mitzugeben (sprich: den ganzen E-Book-Reader) ist das Konzept einfach uninteressant, zumindest für Belletristik.

    Achja, die Kostenvorteile an die Käufer weitergeben, mindestens zum Teil, hätte auch eine gewisse Überzeugungskraft.

  1. [...] überflügelt das E-Book das P-Buch?, fragt O’Reilly TOC, IBI-Weblog schiebt die Frage weiter und ich [...]

  2. [...] Kaden macht in seinem Kommentar zu seinem Beitrag im IBI-Weblog auf folgendes Phänomen aufmerksam: War es bisher so, dass [...]

  3. [...] Diskussion siehe auch Ben Kadens Beitrag und die dazugehörigen Kommentare im IBI-Weblog vom [...]

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