IBI-Weblog » Kindle http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 “‘tschuldigung, ist das gut?”: Wer will so etwas einen Kindle-Leser fragen? http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6827/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6827/index.html#comments Sat, 25 Apr 2009 16:24:30 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6827 The practice of judging people by the covers of their books is old and time-honored. And the Kindle, which looks kind of like a giant white calculator, is the technology equivalent of a plain brown wrapper. If people jettison their book collections or stop buying new volumes, it will grow increasingly hard to form snap [...]]]>

The practice of judging people by the covers of their books is old and time-honored. And the Kindle, which looks kind of like a giant white calculator, is the technology equivalent of a plain brown wrapper. If people jettison their book collections or stop buying new volumes, it will grow increasingly hard to form snap opinions about them by wandering casually into their living rooms.

Ähnlich problematisch erweist sich zukünftig die Kontaktanbahnung mit lässigen Eisbrecher-Sprüchen wie: “Wie ist denn das Buch?” auf der Liegewiese im Stadtpark, die Demonstration von intellektuellem Status durch den Ulysses unterm Arm auf dem Weg ins Büro (Nicholson Baker) sowie die virale Verbreitung von Buchtiteln, der man als Buchkäufer und Nahverkehrsnutzer anheimfällt, wenn man in der S-Bahn sieht, was die Mitreisenden lesen und neugierig wird. Kurz: Der Ausweis, den Cover und Titel des individuellen Buches in den Raum transportieren, wird durch den Einsatz gleichmacherischer Handgeräte, denen man bestenfalls mit den Fertigkeiten japanischer Handy-Gestaltungskultur eine individuelle Note verpassen kann, eingezogen. Wer Kindle liest, kann alles lesen.  Die New York Times fragt deshalb zurecht Is a Book still a Book on Kindle?.

Man kann sich fast sicher sein, dass in die Marktlücke zum Thema reihenweise Kindle-Aufkleber regnen, die Sprüche wie: “Proust only!” tragen. Spätestens die übernächste Kindle-Generation sollte das Problem dann lösen, in dem der kleine weiße Leseziegel mit einer dynamischen Titelanzeige auf der Rückseite sowie am Geräterand ausgestattet daherkommt. Im Wohnzimmerregal vermag dies zwar noch immer nicht zu überzeugen. Im ÖPNV aber vermutlich schon.

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Die andere Bibliothek. Hans Magnus Enzensberger nimmt sich den Kindle vor. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6131/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=6131/index.html#comments Thu, 16 Oct 2008 20:47:27 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=6131 Wehklagen über den Stand der Dinge wäre vergeblich. Dennoch erlauben wir uns zum Schluss, ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen. Als Betriebssystem ist das Buch schwer zu toppen. Es braucht keine Batterie und keine Antenne. Man kann darin blättern, man kann es verschenken oder wegschmeißen. Es ist auf keinen Monopolisten angewiesen. Sein Betriebssystem hält sich seit [...]]]>

Wehklagen über den Stand der Dinge wäre vergeblich. Dennoch erlauben wir uns zum Schluss, ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen. Als Betriebssystem ist das Buch schwer zu toppen. Es braucht keine Batterie und keine Antenne. Man kann darin blättern, man kann es verschenken oder wegschmeißen. Es ist auf keinen Monopolisten angewiesen. Sein Betriebssystem hält sich seit Jahrhunderten; es veraltet nicht innerhalb von zehn Jahren. Bücher kann man anfassen. Sie liegen angenehm in der Hand. Wir bitten um Nachsicht für Leser, die das lässiger finden als eine Plastikschachtel.

Jetzt durfte auch noch Hans Magnus Enzensberger für einen Kindle-Test in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an die Kiste und so langsam will man auch mal wieder etwas anderes über die Buchmesse lesen: Die Wundertüte aus Seattle. Und schreiben (sofern edublogs.org wieder online ist). Ich gelobe Besserung.

Etwas zum Länderschwerpunkt hört man z.B. gerade auf SWR1 in einem schönen Report zu Murathan Mungan und wer nicht spontan zuschalten kann, findet beim Deutschlandradio auch einiges im Archiv. Zum Beispiel dieses.

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Für die, die noch lesen: z.B. der Kindle http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5941/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5941/index.html#comments Thu, 28 Aug 2008 09:38:49 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5941 Ein sehr schönes Zitat (allerdings schon etwas älteres, da bereits vom 12. August 2008) für alle Freunde der Lesekultur: “Steve Jobs dismissed the e-book market because “people don’t read anymore.” That may be true broadly, but there could well be a $1 billion business for Amazon serving the tiny share of people who read a [...]]]>

Ein sehr schönes Zitat (allerdings schon etwas älteres, da bereits vom 12. August 2008) für alle Freunde der Lesekultur:

“Steve Jobs dismissed the e-book market because “people don’t read anymore.” That may be true broadly, but there could well be a $1 billion business for Amazon serving the tiny share of people who read a lot.”

New York Times: The Lessons From the Kindle’s Success.

Amazon bringt derweil für sein E-Book-Lesegerät sogar Leselämpchen auf den Markt. Und selbstverständlich hören viele iPhone-Nutzer nicht auf den Apple-CEO sondern suchen nach Wegen, das Multifunktionsgerät gerade auch zum Lesegerät zu machen. Ob sie allerdings damit glücklich sind, sich wieder einmal aus dem Pool des Project Gutenberg bedienen zu dürfen – wie oft will man das tolle 20.000 Meilen unter dem Meer eigentlich noch auf dem E-Book-Lesegerät seiner Wahl lesen? – ist nicht ganz klar. Vielleicht hört man bei Apple ja doch demnächst auf die eigene Fachpresse:

“E-books would be a natural extension of the iTunes Store.”

und:

“I realize that the idea of putting a thousand-year-old tradition of book publishing out to pasture with a free iPhone book reader app is completely crazy. But it could be done.”

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Der Studenten-Kindle, angekündigt http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5928/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5928/index.html#comments Mon, 25 Aug 2008 14:16:19 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5928 Während wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt von unserem Für und Wider, dass es demnächst eine Kindle-Version für Studenten anbieten möchte: The new Kindle will likely be a large screen version of the original, which is much better suited for textbooks. [...]]]>

Während wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt von unserem Für und Wider, dass es demnächst eine Kindle-Version für Studenten anbieten möchte:

The new Kindle will likely be a large screen version of the original, which is much better suited for textbooks.

Und wahrscheinlich fallen Lehrbücher ebenso wie wissenschaftliche Artikel tatsächlich in die Kategorie, bei der man den Informationsträger nicht unbedingt permanent spüren möchte. Und auch Lektoren wissen eventuell den größeren Bildschirm zu schätzen:

Seine Lektoren seien entzückt gewesen, als der Verlag sie mit dem Sony Reader ausstattete, sagt [Jörg] Bong. Wie oft gingen sie mit zehn oder mehr Manuskripten auf Reisen. Nun endlich winkt Gepäckerleichterung. Statt kiloschwerer Taschen transportieren Lektoren jetzt nur noch 250 Gramm und können dennoch weit mehr Text mit sich führen als je zuvor. Bong ist angetan von der Technologie: «Diese Graustufen, brillant! Und so angenehm zu lesen.» (NZZ vom Samstag)

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Der Starbucks-Leser. Die FR testet den Kindle. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html#comments Thu, 21 Aug 2008 08:53:55 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918 Wer einen Starbucks mit den Maßstäben alteuropäischer Kaffeehauskultur misst, der kann leicht in tiefen Kulturpessimismus verfallen. Statt Porzellan gibt es Styropor, statt Marmor auf dem Fußboden Linoleum, statt literarische Gespräche zu führen starrt das Publikum auf Laptops, und statt eines ordentlichen Großen Braunen wird eine amerikanische Parodie von Cappuccino serviert, auf Wunsch verhunzt mit Dingen [...]]]>
Wer einen Starbucks mit den Maßstäben alteuropäischer Kaffeehauskultur misst, der kann leicht in tiefen Kulturpessimismus verfallen. Statt Porzellan gibt es Styropor, statt Marmor auf dem Fußboden Linoleum, statt literarische Gespräche zu führen starrt das Publikum auf Laptops, und statt eines ordentlichen Großen Braunen wird eine amerikanische Parodie von Cappuccino serviert, auf Wunsch verhunzt mit Dingen wie Vanillesirup. Ein idealer Ort also, um einen “Kindle” auszuprobieren.
Natürlich. Und so tut es die Frankfurter Rundschau heute auch und schaut sich genau dort, in einem Starbucks-Coffeeshop irgendwo da draußen in der Welt der Nicht-Ort, das Lektüre-U-Boot Kindle, das ab- und auftaucht um den alten dicken Kreuzfahrtpott “gedrucktes Buch” zu attackieren, an: Das Versenken neu lernen. Am Ende des Artikels liest man dann zur Frage der Fragen eine dekorative Antwort:
Und wie ist es nun mit der Zukunft des Abendlandes oder zumindest mit der Zukunft des Buches aus Papier und Druckerschwärze? Der freundliche Kindle-Vorführer im Starbucks erzählt, er habe, seit er einen Kindle besitze, von seinen etwa 700 Büchern dreihundert ausgemistet – zumeist Standardwerke in billigen Ausgaben, die es bei Amazon für eine Handvoll Dollar auf den Kindle gibt. Von den übrigen könne er sich jedoch nicht trennen, schon, weil eine Wohnung ohne Bücher für ihn unvorstellbar sei. So unvorstellbar eben, wie eine Welt ohne Bücher. Aber vielleicht ist das ja nur eine Frage der Generation.
Schon weil für uns ein Bücherregal ohne Bücher unvorstellbar ist.
Wenn Starbucks also den idaeltypischen Nicht-Ort – sehr schön das der äußerst lesenswerte Marc Augé so rege im Alltag präsent ist – darstellt, so wie Multiplex-Kinos, Supermärkte oder der Hannoveraner Hauptbahnhof es tun, dann müsste man beim Kindle konsequenterweise vom Nicht-Buch sprechen.
Es will uns die rundum polierte Illusion vermitteln, wir würden noch Bücher lesen, so wie uns die Starbucks-Kaffeehäuser erzählen, wir würden uns im Café befinden. Und in gewisser Weise tun wir dies ja auch noch, nur dass es keinen Unterschied mehr dahingehend gibt, ob wir in Kuala Lumpur oder in Berlin-Mitte sind. Es geht nicht um Eigensinn des Ortes, Eindruck und Erlebnis, sondern um Zerstreuung, Nivellierung und zeit- und ort- und gegenstandslosen Konsum. Nicht um das Besondere, auch gern einmal Imperfekte und Dissonante. Sondern um Gleiche, Abgerundete und Vorsortierte. Um um den Ausschluß des Unerwarteten.

So wie Nicht-Orte in diesem Sinne als polierte Beliebigkeit aus Frappuccinos erscheinen, könnte es doch sein, dass es uns mit dem Kindle, auf dem wir ja nicht das bestimmte Buch mit seinen ganzen äußeren Qualitäten und Defekten mit in die U-Bahn genommen haben, sondern gleich 500 verschiedene und und technisch rundum angeglichene Titel, beliebig wird, was wir gerade lesen.
Dem dematerialisierten Text fehlt es dann womöglich an etwas, woran es auch dem Coffeshop sehr mangelt: an Charme.

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