Kommentare zu: Der Starbucks-Leser. Die FR testet den Kindle. http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Fri, 10 May 2013 13:52:25 +0000 hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-602754 Ben Thu, 04 Sep 2008 14:38:15 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-602754 <blockquote>Möchte auch sein, dass man Proust komplett mitnehmen möchte, ohne Kilos durch die Gegend zu schleppen.</blockquote> Dieser Gedanke kam Alison Flood beim Testen des Sony Readers in der U-Bahn auch: <blockquote>I'd say that commercial fiction and easier reading would fare pretty well on the Reader, but trying to immerse yourself in Proust or Beckett might be more of a challenge. And don't try any Locke, you wouldn't get a sentence on a page.</blockquote> Mehr hier: <a href="http://blogs.guardian.co.uk/books/2008/09/ebooks.html " rel="nofollow">They still haven't cracked the ebook</a>

Möchte auch sein, dass man Proust komplett mitnehmen möchte, ohne Kilos durch die Gegend zu schleppen.

Dieser Gedanke kam Alison Flood beim Testen des Sony Readers in der U-Bahn auch:

I’d say that commercial fiction and easier reading would fare pretty well on the Reader, but trying to immerse yourself in Proust or Beckett might be more of a challenge. And don’t try any Locke, you wouldn’t get a sentence on a page.

Mehr hier: They still haven’t cracked the ebook

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Von: Der Kindle “is coming” - Bibliothekarisch.de - Ehemals Chaoslinie.de http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-600315 Der Kindle “is coming” - Bibliothekarisch.de - Ehemals Chaoslinie.de Fri, 29 Aug 2008 12:29:29 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-600315 [...] und Ben Kaden auseinander: Während wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt [...] [...] und Ben Kaden auseinander: Während wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt [...]

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598466 jge Mon, 25 Aug 2008 15:12:07 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598466 Hhm, Sie möchten in den Text eine individualisierende Note bringen, und tun dies, indem sie den Textträger individualisieren. Das geht mit dem Kindle nicht, weil der viele Texte trägt. Ja, stimmt, teilweise. Der Kindle ist ja nur der aktuelle Vertreter einer Technik, die sich noch entwickelt. Ich sehe nicht, was dagegen spräche, dass das Lesegerät auch Ihre Lektürespuren speichert, scheint mir also kein prinzipieller Einwand zu sein. Dass man dessen Äußeres individuell gestalten kann, brauche ich wohl nicht extra zu schreiben... Hhm, Sie möchten in den Text eine individualisierende Note bringen, und tun dies, indem sie den Textträger individualisieren. Das geht mit dem Kindle nicht, weil der viele Texte trägt. Ja, stimmt, teilweise. Der Kindle ist ja nur der aktuelle Vertreter einer Technik, die sich noch entwickelt. Ich sehe nicht, was dagegen spräche, dass das Lesegerät auch Ihre Lektürespuren speichert, scheint mir also kein prinzipieller Einwand zu sein. Dass man dessen Äußeres individuell gestalten kann, brauche ich wohl nicht extra zu schreiben…

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Von: Der Studenten-Kindle, angekündigt at IBI-Weblog http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598450 Der Studenten-Kindle, angekündigt at IBI-Weblog Mon, 25 Aug 2008 14:16:24 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598450 [...] wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt von unserem Für und Wider, [...] [...] wir (bisher: Joachim Eberhardt und ich) eine eifrige Kindle-Diskussion führen, geht Amazon in die nächste Runde und bestätigt völlig ungerührt von unserem Für und Wider, [...]

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598443 Ben Mon, 25 Aug 2008 12:21:27 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598443 Wie gesagt: das Posting folgt stärker dem Stil einer feuilletonistischen Plauderei als einer ausgewogenen Argumentation. Dies war auch nicht sein Anliegen. Der Konjunktiv "könnte" dürfte übrigens recht klar andeuten, dass es mir nicht um die Feststellung einer allgemeingültigen Wahrheit geht, sondern um das Anstoßen eines gern auch widerlegbaren Gedankens. Dem "wir" würde ich dagegen nicht soviel Wert beimessen, da man sich in diesem ja nicht eingeschlossen fühlen muss (gern aber darf). Der zweite im letzten Kommentar genannte Aspekt erscheint mir weitaus sinnvoller für die Diskussion, denn er führt eine wichtige Differenzierung ein: <blockquote>bei manchen Texten ist die beste Leseerfahrung die, in der man den Informationsträger überhaupt nicht wahrnimmt.</blockquote> Das findet meine volle Zustimmung und wurde auch im Ausgangsposting nie bestritten. Allerdings auch nicht explizit erwähnt, da sie für mein Argument des "Charmes" in diesem Zusammenhang keine Rolle spielt. Und ich bestreite auch nicht, dass es Texte gibt, die an sich verzaubern und auch auf dem Kindle. Darüber hinaus ist der Kindle funktional sicher hervorragend in den westlichen Lebensalltag des frühen 21. Jahrhunderts integrierbar, genau wie Easyjet-Wartebereiche und Starbucks-Filialen. Übrigens findet sich das Phänomen genauso beim traditionellen Buch und nicht jeder misst der Druckausgabe soviel Wert an sich bei, dass er sie nicht nach der Lektüre einfach in den nächsten Recycling-Container wirft. Es geht also nicht um das Medium selbst, sondern um die Sicht auf das Medium. Das gedruckte Buch macht es aber aufgrund seiner Materialität gut möglich, in das konkrete Objekte eine individualisierende Note einzubringen, es also als etwas Besonderes zu erkennen, es als Symbol über den bloßen Inhalt des Textes hinaus "aufzuladen". Bei elektronischen Texten gelingt mir dies bislang nicht (bzw. kann nur simuliert werden). Wie gesagt: das Posting folgt stärker dem Stil einer feuilletonistischen Plauderei als einer ausgewogenen Argumentation. Dies war auch nicht sein Anliegen. Der Konjunktiv “könnte” dürfte übrigens recht klar andeuten, dass es mir nicht um die Feststellung einer allgemeingültigen Wahrheit geht, sondern um das Anstoßen eines gern auch widerlegbaren Gedankens. Dem “wir” würde ich dagegen nicht soviel Wert beimessen, da man sich in diesem ja nicht eingeschlossen fühlen muss (gern aber darf).

Der zweite im letzten Kommentar genannte Aspekt erscheint mir weitaus sinnvoller für die Diskussion, denn er führt eine wichtige Differenzierung ein:

bei manchen Texten ist die beste Leseerfahrung die, in der man den Informationsträger überhaupt nicht wahrnimmt.

Das findet meine volle Zustimmung und wurde auch im Ausgangsposting nie bestritten. Allerdings auch nicht explizit erwähnt, da sie für mein Argument des “Charmes” in diesem Zusammenhang keine Rolle spielt. Und ich bestreite auch nicht, dass es Texte gibt, die an sich verzaubern und auch auf dem Kindle. Darüber hinaus ist der Kindle funktional sicher hervorragend in den westlichen Lebensalltag des frühen 21. Jahrhunderts integrierbar, genau wie Easyjet-Wartebereiche und Starbucks-Filialen. Übrigens findet sich das Phänomen genauso beim traditionellen Buch und nicht jeder misst der Druckausgabe soviel Wert an sich bei, dass er sie nicht nach der Lektüre einfach in den nächsten Recycling-Container wirft.

Es geht also nicht um das Medium selbst, sondern um die Sicht auf das Medium. Das gedruckte Buch macht es aber aufgrund seiner Materialität gut möglich, in das konkrete Objekte eine individualisierende Note einzubringen, es also als etwas Besonderes zu erkennen, es als Symbol über den bloßen Inhalt des Textes hinaus “aufzuladen”. Bei elektronischen Texten gelingt mir dies bislang nicht (bzw. kann nur simuliert werden).

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598412 jge Mon, 25 Aug 2008 10:46:19 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598412 Oh nein, dieser Anspruch ist im Posting drin. <blockquote> So wie Nicht-Orte in diesem Sinne als polierte Beliebigkeit aus Frappuccinos erscheinen, könnte es doch sein, dass es uns mit dem Kindle, auf dem wir ja nicht das bestimmte Buch mit seinen ganzen äußeren Qualitäten und Defekten mit in die U-Bahn genommen haben, sondern gleich 500 verschiedene und und technisch rundum angeglichene Titel, beliebig wird, was wir gerade lesen. </blockquote> Das heißt ja wohl im Klartext: liest man einen Text im Kindle, ist es egal, was man gerade liest. Und Sie schreiben auch nicht "ich", Sie schreiben "wir". Das bedeutet: Sie meinen, dass einem, der Texte im Kindle liest, das Wesentliche fehlt. Nicht nur Ihnen, sondern jedem. Sie meinen, dass das gedruckte Buch für die Lektüre besser ist. Die Wertung spricht aus allen Ihren Zeilen. Was die Beziehung zwischen Form und Inhalt angeht, so denke ich, dass es sicher für manche Texte bessere und schlechtere "äußere Formen" gibt. Aber völlig unterschiedliche Kriterien, was dieses "besser" oder "schlechter" angeht. Und bei manchen Texten ist die beste Leseerfahrung die, in der man den Informationsträger überhaupt nicht wahrnimmt. Da halte ich es für möglich, dass der Kindle hinter den Texten, die er transportiert, zurücktritt. Und das wäre dann vielleicht etwas Gutes. Oh nein, dieser Anspruch ist im Posting drin.

So wie Nicht-Orte in diesem Sinne als polierte Beliebigkeit aus Frappuccinos erscheinen, könnte es doch sein, dass es uns mit dem Kindle, auf dem wir ja nicht das bestimmte Buch mit seinen ganzen äußeren Qualitäten und Defekten mit in die U-Bahn genommen haben, sondern gleich 500 verschiedene und und technisch rundum angeglichene Titel, beliebig wird, was wir gerade lesen.

Das heißt ja wohl im Klartext: liest man einen Text im Kindle, ist es egal, was man gerade liest. Und Sie schreiben auch nicht “ich”, Sie schreiben “wir”. Das bedeutet: Sie meinen, dass einem, der Texte im Kindle liest, das Wesentliche fehlt. Nicht nur Ihnen, sondern jedem. Sie meinen, dass das gedruckte Buch für die Lektüre besser ist. Die Wertung spricht aus allen Ihren Zeilen.

Was die Beziehung zwischen Form und Inhalt angeht, so denke ich, dass es sicher für manche Texte bessere und schlechtere “äußere Formen” gibt. Aber völlig unterschiedliche Kriterien, was dieses “besser” oder “schlechter” angeht. Und bei manchen Texten ist die beste Leseerfahrung die, in der man den Informationsträger überhaupt nicht wahrnimmt. Da halte ich es für möglich, dass der Kindle hinter den Texten, die er transportiert, zurücktritt. Und das wäre dann vielleicht etwas Gutes.

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598350 Ben Mon, 25 Aug 2008 07:40:10 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598350 <blockquote>Ich teile nur nicht die These, dass das, was Ihnen wesentlich ist, es auch allen ist.</blockquote> Diesen Anspruch hier aus dem Posting herauszulesen ist eine Überinterpretation. Ich schreibe niemandem vor, was er als charmant zu empfinden hat. Es gibt sehr viele Menschen, die vollkommen legitim den Kindle und mehr noch das <i>iPhone</i> als bezaubernd ansehen. Die Blogosphäre und die Szenelokale sind relativ erfüllt davon. Meine obige Ausführung ist also erklärtermaßen nicht mehr als eine subjektive Empfindung. Den "Eigensinns" meine ich, übrigens wertungsfrei, dagegen durchaus als objektive Feststellung. Meinen Sie wirklich, die Beziehung zwischen Form und Inhalt seien für die Leseerfahrung irrelevant? Es geht nicht um netter und weniger netter, sondern darum, dass das Lesen auf dem Kindle und das Lesen im Taschenbuch jeweils ein anderes ist. Besser oder schlechter ist für den Prozess nicht entscheidbar und entscheidend. Aber dass es anders ist schon und meines Erachtens wird dieser Unterschied nicht genügend berücksichtigt.

Ich teile nur nicht die These, dass das, was Ihnen wesentlich ist, es auch allen ist.

Diesen Anspruch hier aus dem Posting herauszulesen ist eine Überinterpretation. Ich schreibe niemandem vor, was er als charmant zu empfinden hat.
Es gibt sehr viele Menschen, die vollkommen legitim den Kindle und mehr noch das iPhone als bezaubernd ansehen. Die Blogosphäre und die Szenelokale sind relativ erfüllt davon. Meine obige Ausführung ist also erklärtermaßen nicht mehr als eine subjektive Empfindung.

Den “Eigensinns” meine ich, übrigens wertungsfrei, dagegen durchaus als objektive Feststellung.
Meinen Sie wirklich, die Beziehung zwischen Form und Inhalt seien für die Leseerfahrung irrelevant?
Es geht nicht um netter und weniger netter, sondern darum, dass das Lesen auf dem Kindle und das Lesen im Taschenbuch jeweils ein anderes ist. Besser oder schlechter ist für den Prozess nicht entscheidbar und entscheidend.
Aber dass es anders ist schon und meines Erachtens wird dieser Unterschied nicht genügend berücksichtigt.

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-598330 jge Mon, 25 Aug 2008 06:15:46 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-598330 Ein Exzerpt ist kein Abschreiben eines Textes. Ein Exzerpt ist ein Best of. Dagegen ist nix zu sagen, und auch nicht gegen die damit verbundene Rezeptionserfahrung. Aber es taugt hier nicht als Argument. Würden Sie es wunderbar finden, den ganzen Text abzuschreiben? Ich wende mich hier nicht dagegen, dass es netter ist, ein Buch in der Hand zu halten: diese Beobachtung würde ich selbst jederzeit unterschreiben. Ich teile nur nicht die These, dass das, was <i>Ihnen</i> wesentlich ist, es auch <i>allen</i> ist. Wenn Sie das, was für Sie gut ist, verallgemeinern, dann kommen Sie zu Aussagen wie <blockquote>Ich folge der Ansicht, dass jedes Präsentationsmedium einen Eigensinn besitzt.</blockquote> Damit objektivieren Sie Ihr Gefühl: "es liegt im Präsentationsmedium. Wer das liest, dem fehlt was." Das scheint mir so fragwürdig wie die umgekehrte Einstufung als rückständig. Bleiben Sie bei "Ich habe nichts gegen den Kindle", und fahren fort mit: "Ich mag ihn nur nicht." Ein Exzerpt ist kein Abschreiben eines Textes. Ein Exzerpt ist ein Best of. Dagegen ist nix zu sagen, und auch nicht gegen die damit verbundene Rezeptionserfahrung. Aber es taugt hier nicht als Argument. Würden Sie es wunderbar finden, den ganzen Text abzuschreiben?
Ich wende mich hier nicht dagegen, dass es netter ist, ein Buch in der Hand zu halten: diese Beobachtung würde ich selbst jederzeit unterschreiben. Ich teile nur nicht die These, dass das, was Ihnen wesentlich ist, es auch allen ist. Wenn Sie das, was für Sie gut ist, verallgemeinern, dann kommen Sie zu Aussagen wie

Ich folge der Ansicht, dass jedes Präsentationsmedium einen Eigensinn besitzt.

Damit objektivieren Sie Ihr Gefühl: “es liegt im Präsentationsmedium. Wer das liest, dem fehlt was.” Das scheint mir so fragwürdig wie die umgekehrte Einstufung als rückständig. Bleiben Sie bei “Ich habe nichts gegen den Kindle”, und fahren fort mit: “Ich mag ihn nur nicht.”

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Von: Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-597852 Ben Sat, 23 Aug 2008 15:37:08 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-597852 Besten Dank für den Kommentar. Ich denke wir können an diesem Punkt sehr lang und ausdauernd diskutieren und werden uns doch nicht so recht einigen. Für mich scheint der Zusammenhang von Inhalt und Form schlicht weitaus bedeutsamer, als er es für Sie der Fall zu sein scheint. Das physische Gewicht von Büchern hat mich noch nie sonderlich gestört. Was das inhaltliche betrifft, war ich eher missgestimmt, wenn es mir zu leicht vorkam. Sicher kann ein exzellenter Text durch eine billige oder auf den Zweck der Anzeige reduzierte Ausgabeform nur in gewissem Umfang Schaden nehmen. Und ein schlechter wird auch nicht nennenswert besser, wenn er in exzellenter Ausstattung präsentiert wird. Allerdings geht es mir auch weniger um den eigentlichen Inhalt eines Textes allein, sondern um den Akt des Lesens. Für letzteren sind meines Erachtens Aspekte wie die Güte des Papiers (bzw. ob es überhaupt Papier ist), das Druckbild und der Einband, das Buchformat genauso von Bedeutung, wie die Umgebung und die persönliche Stimmungslage. Wenn ich auf dem iPhone herumrollere und die Seiten mit dem Zeigefinger von oben nach unten schiebe und fünf Wörter pro Zeile sehe, dann verliert sich mir trotz aller Politur in der Tat leider doch eher die Freude am Text, obwohl es derselbe ist, den ich im Leineneinband und mit dem Lesebändchen sehr mochte. Ich folge der Ansicht, dass jedes Präsentationsmedium einen Eigensinn besitzt. Wenn ich – ich kann selbstverständlich nur von mir sprechen – in einen Leseprozess einsteige, dann ist es eigentlich dieser Punkt, der mich reizt. Der reine Text an sich trägt dazu bei und sicher auch die Hauptlast. Aber er allein langt mir nicht. Es ist mir bewusst, dass sich hier die Geschmäcker scheiden und für andere Menschen spielt die formale Ausführung nur bedingt eine Rolle. Ein kurzer Gang durch einen abendlichen Pendlerzug zeigt ja, dass auch auf Großformat ausgelegte Kinofilme gern auf 3x5 cm gesehen werden. Ich habe auch gar nichts gegen den Kindle oder andere Lesegeräte. Mich stört jedoch, wenn eine auf Marketing-Effekt zielende Kampfansage auch außerhalb ihres verkaufstechnisch sinnvollen rhetorischen Radius aufgegriffen und zur Frontenbildung verwendet wird. Wenn eine technische Innovation, die dazu dient, neue Märkte hervorzubringen und zu beherrschen, als alternativlos propagiert wird. Wenn in einer ungebremsten Fortschrittsstimmung, die Quantität als Entscheidungsargument („Holds over 200 titles.“) anführt, alles was sich dem nicht fügt, zum Anachronismus gestempelt wird. Wenn man in das Hohelied des Hypes nicht einstimmend als rückständig gestempelt wird. Als ich neulich in einem Fotofachgeschäft den letzten Polaroid-Film mit der bedauernden Aussage, dass das Unternehmen die Produktion von Sofortbildfilmmaterial jüngst ja eingestellt habe, erwarb, gab mir der Fachverkäufer achselzuckend den gut gemeinten Rat, ich solle doch auf das Digitalformat umsteigen. Ich habe etliche zehntausend Fotos aus den letzten sieben Jahren auf meiner Festplatte und betrachte sie nur äußerst selten. Ich habe vielleicht 150 Polaroid-Fotos aus den letzten zweieinhalb Jahrzehnten in einer kleinen Schachtel auf dem Schrank und schaue sie regelmäßig mit großer Freude an. Denn sie besitzen einfach mehr Charme. P.S. Das Abschreiben des Textes als Rezeptionserfahrung habe ich übrigens in Gestalt von Exzerpten selbst noch in diesem Jahrtausend praktiziert. Und ich fand es wunderbar. Besten Dank für den Kommentar.
Ich denke wir können an diesem Punkt sehr lang und ausdauernd diskutieren und werden uns doch nicht so recht einigen. Für mich scheint der Zusammenhang von Inhalt und Form schlicht weitaus bedeutsamer, als er es für Sie der Fall zu sein scheint.

Das physische Gewicht von Büchern hat mich noch nie sonderlich gestört. Was das inhaltliche betrifft, war ich eher missgestimmt, wenn es mir zu leicht vorkam.

Sicher kann ein exzellenter Text durch eine billige oder auf den Zweck der Anzeige reduzierte Ausgabeform nur in gewissem Umfang Schaden nehmen. Und ein schlechter wird auch nicht nennenswert besser, wenn er in exzellenter Ausstattung präsentiert wird.

Allerdings geht es mir auch weniger um den eigentlichen Inhalt eines Textes allein, sondern um den Akt des Lesens.

Für letzteren sind meines Erachtens Aspekte wie die Güte des Papiers (bzw. ob es überhaupt Papier ist), das Druckbild und der Einband, das Buchformat genauso von Bedeutung, wie die Umgebung und die persönliche Stimmungslage.

Wenn ich auf dem iPhone herumrollere und die Seiten mit dem Zeigefinger von oben nach unten schiebe und fünf Wörter pro Zeile sehe, dann verliert sich mir trotz aller Politur in der Tat leider doch eher die Freude am Text, obwohl es derselbe ist, den ich im Leineneinband und mit dem Lesebändchen sehr mochte.

Ich folge der Ansicht, dass jedes Präsentationsmedium einen Eigensinn besitzt. Wenn ich – ich kann selbstverständlich nur von mir sprechen – in einen Leseprozess einsteige, dann ist es eigentlich dieser Punkt, der mich reizt. Der reine Text an sich trägt dazu bei und sicher auch die Hauptlast. Aber er allein langt mir nicht.

Es ist mir bewusst, dass sich hier die Geschmäcker scheiden und für andere Menschen spielt die formale Ausführung nur bedingt eine Rolle. Ein kurzer Gang durch einen abendlichen Pendlerzug zeigt ja, dass auch auf Großformat ausgelegte Kinofilme gern auf 3×5 cm gesehen werden.

Ich habe auch gar nichts gegen den Kindle oder andere Lesegeräte. Mich stört jedoch, wenn eine auf Marketing-Effekt zielende Kampfansage auch außerhalb ihres verkaufstechnisch sinnvollen rhetorischen Radius aufgegriffen und zur Frontenbildung verwendet wird. Wenn eine technische Innovation, die dazu dient, neue Märkte hervorzubringen und zu beherrschen, als alternativlos propagiert wird. Wenn in einer ungebremsten Fortschrittsstimmung, die Quantität als Entscheidungsargument („Holds over 200 titles.“) anführt, alles was sich dem nicht fügt, zum Anachronismus gestempelt wird. Wenn man in das Hohelied des Hypes nicht einstimmend als rückständig gestempelt wird.

Als ich neulich in einem Fotofachgeschäft den letzten Polaroid-Film mit der bedauernden Aussage, dass das Unternehmen die Produktion von Sofortbildfilmmaterial jüngst ja eingestellt habe, erwarb, gab mir der Fachverkäufer achselzuckend den gut gemeinten Rat, ich solle doch auf das Digitalformat umsteigen.
Ich habe etliche zehntausend Fotos aus den letzten sieben Jahren auf meiner Festplatte und betrachte sie nur äußerst selten. Ich habe vielleicht 150 Polaroid-Fotos aus den letzten zweieinhalb Jahrzehnten in einer kleinen Schachtel auf dem Schrank und schaue sie regelmäßig mit großer Freude an. Denn sie besitzen einfach mehr Charme.

P.S.

Das Abschreiben des Textes als Rezeptionserfahrung habe ich übrigens in Gestalt von Exzerpten selbst noch in diesem Jahrtausend praktiziert. Und ich fand es wunderbar.

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Von: jge http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=5918/index.html?cpage=1#comment-596569 jge Thu, 21 Aug 2008 14:46:17 +0000 http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=5918#comment-596569 Möchte ja möglich sein, dass ein Text seinen Charme im Sinn hat, und nicht im Druckbild. Möchte auch sein, dass man Proust komplett mitnehmen möchte, ohne Kilos durch die Gegend zu schleppen. Ich kann Ihren Vergleich nicht nachvollziehen. Ein Text ist per se der gleiche, und Sie können auch das gleiche Buch in der gleichen Ausgabe in Indien oder New York kaufen. Und lesen. Und beim Lesen wollen Sie, dass es derselbe Text ist, und nicht, dass man Ihnen die indische Version präsentiert, oder die USamerikanische. -- Ihre Anmerkung klingt so, wie ich es auch beim Übergang vom Abschreiben zum Drucken erwartet hätte. Gleiches Argument: Dematerialisierter Text ... Dass der Kindle keine Bücher ablösen kann, die als Exemplare für ihren Besitzer einen Wert haben, ist doch klar. Möchte ja möglich sein, dass ein Text seinen Charme im Sinn hat, und nicht im Druckbild. Möchte auch sein, dass man Proust komplett mitnehmen möchte, ohne Kilos durch die Gegend zu schleppen.

Ich kann Ihren Vergleich nicht nachvollziehen. Ein Text ist per se der gleiche, und Sie können auch das gleiche Buch in der gleichen Ausgabe in Indien oder New York kaufen. Und lesen. Und beim Lesen wollen Sie, dass es derselbe Text ist, und nicht, dass man Ihnen die indische Version präsentiert, oder die USamerikanische. — Ihre Anmerkung klingt so, wie ich es auch beim Übergang vom Abschreiben zum Drucken erwartet hätte. Gleiches Argument: Dematerialisierter Text …

Dass der Kindle keine Bücher ablösen kann, die als Exemplare für ihren Besitzer einen Wert haben, ist doch klar.

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