IBI-Weblog » Hamburger Erklärung http://weblog.ib.hu-berlin.de Weblog am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Wed, 28 Jun 2017 08:24:09 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.4 Meine Presse! Hamburg bekommt jetzt auch seine Urheberrechtserklärung http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7087/index.html http://weblog.ib.hu-berlin.de/p=7087/index.html#comments Mon, 08 Jun 2009 18:07:02 +0000 Ben http://weblog.ib.hu-berlin.de/?p=7087 Wenn es ums Urheberrecht im Internet geht, herrscht momentan große Appell- und Erklärungsfreude. Heute frisch vermeldet ist die “Hamburger Erklärung”, die nach der Hansestadt heißt, weil sie dort und von dort ansässigen Verlagen (Axel Springer AG („BILD“, WELT ONLINE), Bauer, Ganske, Gruner + Jahr, dem Spiegel-Verlag sowie dem Zeit-Verlag) unterzeichnet wurde. Gefordert wird diesmal eine [...]]]>

Wenn es ums Urheberrecht im Internet geht, herrscht momentan große Appell- und Erklärungsfreude. Heute frisch vermeldet ist die “Hamburger Erklärung”, die nach der Hansestadt heißt, weil sie dort und von dort ansässigen Verlagen (Axel Springer AG („BILD“, WELT ONLINE), Bauer, Ganske, Gruner + Jahr, dem Spiegel-Verlag sowie dem Zeit-Verlag) unterzeichnet wurde. Gefordert wird diesmal eine Leistungsschutzrecht für die Verlage, die nach den Worten des Axel Springer-CEOs Mathias Döpfner im Raubritter- und Schurkennetz (meine Überspitzung) WWW permanent bedroht sind:

Der massive Rechtsbruch, der derzeit täglich im Internet stattfindet, müsse systematisch verfolgt werden. Döpfner forderte dazu auch einen besseren technischen Schutz digitaler Inhalte: „Was es dazu braucht, ist ein sicheres Wasserzeichen, das dem Netzbetreiber unmissverständlich und elektronisch leicht lesbar anzeigt: Halt, Stopp, das hier ist Hehlerware.“ Der Springer-Chef weiter: „Unser Ziel muss es sein, die Hauptstraßen des Internets frei von Piraten zu halten.”

Warum eigentlich nicht von Wegelagerern, Schlagetots, Tunichtguts und Fürchtenixen reden? Die bildhafte Sprache jedenfalls lässt sich hier exzellent ausspielen. Warum aber sollte jemand einen WELT-, BILD- oder ZEIT-Artikel verhehlen wollen? Und wieviel Erfolg hat er damit? Der Internetnutzer surft in den Hamburger Augen also im virtuellen Golf von Aden, wo die Suchmaschinen und Aggregatoren auf ihren leichten Schaluppen die Informationstanker andauernd entern, ihrer Ladung berauben und die Inhalte der Tagespresse ins digitale Somali-Land entführen, bis der Journalismus ausgetrocknet ist bzw. die Klicks auf die “Sorgenfrei von Anfang an!”-Anzeigen am Artikelrand unterbleiben. Daher auch der Wunsch nach einem Wasserzeichen. Komisch ist, dass man dennoch permanent und mehr denn je auch die Webpräsenzen der Zeitungen klickt und doch noch soviel mehr oder weniger Qualitätsjournalismus findet.
Es ist durchaus zutreffend, dass das jetzige Urheberrecht nicht unbedingt zu digitalen Informationsumgebungen passt. Dass aber die Lösung in einem derart undifferenzierten und anachronistischen Hamburger Wirbelsturm im Wasserglas zu finden ist, muss jeder, der sich ein bisschen mit der Sache auskennt, bezweifeln.

Mehr zum Thema gibt es in der WELT (gefunden über Google News):  Verlage fordern Leistungsschutz für die Presse (bzw. in leichter Variation bei Bild.de: Keine rechtsfreien Zonen im Internet!, in der ZEIT: Verlage kämpfen gegen rechtsfreie Räume)

Nachtrag: Wie horizont.net soeben meldet, kündigt Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust an: “”Es bleibt nicht nur bei Worten, es werden Taten folgen” …

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