9 1/2 Milliarden und davon fast nichts durch E-Books: Der Buchhandelsumsatz 2008

Jedenfalls wandert im Bereich Wissenschaft ein ganzer Publikationszweig ins Internet ab, was keineswegs nur Nachteile für die Forschenden bedeutet, wie die Befürworter des “Open Access” zu betonen nicht müde werden. So bleibt beispielsweise die akademische Qualifizierung unabhängig von den mächtigen Verlagen und deren Forderungen nach teilweise horrend hohen Druckkostenzuschüssen.

Dei Frankfurter Rundschau meldet heute, dass der deutsche Buchhandel trotz allgemeiner Untergangsstimmung im Jahr 2008 immerhin  9,614 Milliarden Euro Umsatz zusammenbrachte. Das Medium “E-Book” spielt dagegen “in Deutschland wirtschaftlich noch überhaupt keine Rolle”. Ein wenig irritiert dies schon angesichts der heftigen Diskussionen zu diesem Thema. Die vermischen allerdings gern E-Books und andere elektronische Publikationsformen und damit in gewisser Weise den Publikumsmarkt und den wissenschaftlichen Markt.

Dass das E-Book-Angebot z.B. in den Universitätsbibliotheken, welches nicht selten analog zum E-Zeitschriften-Angebot gehandhabt wird, wirtschaftlich unerheblich ist, mag man angesichts der Paketpreise kaum glauben. Allerdings scheint es nicht unerwartbar, dass sich das E-Book in diesem Bereich ohnehin bald medial mit anderen Formen vermengt und in nicht allzu ferner Zukunft eher dynamische und vernetzte Dokumentstrukturen als Einzeldokumente vorliegen. Das Lehrbuch erscheint dabei als je nach individuellen Bedürfnissen temporär zusammengestellter Baustein (oder Knoten) in einer Sphäre von verknüpften Texten, Bildern, etc. und gern auch Primärdaten, der mit dem traditionellen Lehrbuch so wenig zu tun hat, wie Google Maps mit einem Atlas. Dann spätestens erweist sich die Buchmetapher hinter dem E als Anachronismus.

Den Text der Franfurter Rundschau gibt es hier: Krise verschont Buchhandel: Ein kleines Wunder.

2 Responses to “9 1/2 Milliarden und davon fast nichts durch E-Books: Der Buchhandelsumsatz 2008”


  1. 1Matthias Ulmer

    Velleicht werden die Zahlen verständlicher, wenn man berücksichtigt, dass E-Books heute außerhalb der wissenschaftlichen Bibliotheken quasi noch keine Rolle spielen. Selbst wenn man den Markt für E-Books aus wissenschaftlichen Monografien und Lehrbüchern auf 20 Mio. Euro schätzt (was ich schon sehr mutig finde) und für den übrigen Markt von E-Books (wohlgemerkt: in 2008) fünf Millionen annimmt, dann sind das gerade mal rund zwei Promille, also eigentlich gar nichts.
    Die 20 Mio. Euro dagegen sind für die Bibliotheken schon eine spürbare Summe.
    In 2009 werden die Zahlen schon anders aussehen, weil die populären E-Book-Angebote zum großen Teil erst in 2009 an den Start gegangen sind. Aber dennoch wird weiterhin das über Bibliotheken abgesetzte Volumen den größten Teil ausmachen.

  2. Vielen Dank für die Ergänzung. Ich glaube auch, dass die wirklich spannenden Zahlen erst die von diesem Jahr sein werden. Und natürlich haben sie recht: Im Gesamtvolumen spielen auch Einzelpaketpreise im fünfstelligen Bereich keine sonderliche Rolle.

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