Unliebsame Inhalte in der Europeana: Rumänien beschwert sich bei der EU-Kommission

So langsam dringt es durch, dass europeana.eu wieder zur Verfügung steht und heute entzündet sich ein interessante neue Diskussion. Anlass ist die Beschwerde Rumänischer Abgeordneter des Europäischen Parlaments, die die Einbindung dieser Fotografien aus einem Rumänischen Waisenhaus aus dem Jahr 1990 (vgl. hier und ausführlicher hier) kritisieren, wie Deutschlandradio Kultur berichtet: Rumänische Politiker protestieren gegen Waisenhaus-Bilder in Europäischer Digitaler Bibliothek.

Die Beschwerde an die Europäische Kommission offenbart ein allgemeines Mißverständnis: Europeana bündelt nur die Inhalte auf einer einheitlichen Plattformen, die von anderer Anbietern beigesteuert werden, bietet diese also nicht etwa an. Ein Ausschluss von bestimmten Inhalten als Repräsentationsobjekte für die Europäische Kulturgeschichte, die in gewisser Weise als ein negatives Bild vermittelnd angesehen werden, findet dabei hoffentlich nicht statt. In diesem Fall dürfte Rumänien, trotz des Hinweises auf die nationalen Kulturbehörden, generell kaum Chancen haben, die Bilder aus dem Angebot entfernen zu lassen, da sie über das schottische Scran-Projekt eingespeist werden. Vielleicht nutzt ja Rumänien den Anlass und bringt sich in einem Umfang mit eigenen – und repräsentativeren – Digitalisaten in einer Weise ein, dass beim Suchwort “Romania” vielleicht das Scrisoarea lui Neacsu an erster Stelle erscheint. Dies wäre jedenfalls im Sinne des Europeana-Projektes. Andererseits sollte man den Nutzern der Europeana auch soviel Differenzierungsvermögen zumessen, dass diese nicht von 20 Jahren alten Reportage-Fotos unmittelbare Rückschlüsse auf die Verfassung des aktuellen Rumäniens ziehen. Der aktuell erste Bildtreffer beim Suchwort “Deutschland” ist übrigens dieses Plakat aus einer niederländischen Sammlung, mit dem man sich heute hierzuland wohl auch kaum noch jemand identifizieren mag. Der zweite Bildtreffer macht es dann aber wieder halbwegs wett.

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