Archive for the 'Second Life' Category

Internetexperte Urs Gasser über eine global vernetzte Generation

Digitale Spiel-, Kommunikations- und Arbeitsräume stehen im Zentrum der wissenschaftlichen Betrachtungen von Urs Gasser, Direktor der Forschungsstelle für Informationsrecht an der Universität St. Gallen.
Die nach 1980 geborenen jungen Menschen könnten sich ein Leben ohne Google und Wikipedia nicht mehr vorstellen.
Internetexperte Urs Gasser über eine global vernetzte Generation:
http://www.dradio.de
Sein Blog: http://blogs.law.harvard.edu/ugasser/

Zwang der (virtuellen) Welten: Norbert Bolz über Second Life

… Aber man darf eins nicht vergessen: Es gibt insgesamt von den Medien des Internet und den Plattformen des Internets so eine Art sozialen Anschlusszwang. Wenn Sie sich zurückerinnern, wie das war, als die ersten E-Mail-Adressen sich verbreiteten, war das erst eine Kuriosität. Dann war es der Stolz derer, die es auf der Business-Card hatten. Und plötzlich war man ein Loser, jemand von gestern, wenn man keine E-Mail-Adresse hatte. Und dieser soziale Anschlusszwang, der geht, denke ich auch, von diesen sozialen Netzwerken und diesen neuen Plattformen aus. Irgendwann wird es tatsächlich dazugehören. Und ich glaube, bei den ganz Jungen in den Schulen ist es längst so, dass man, wenn nicht beim “Second Life” dann bei “studiVZ” oder sonst irgendwo ist. In irgendeiner dieser virtuellen Kommunikationswelten, die ergänzend zum Alltag hinzutreten, aber eben keineswegs verdrängen werden.

Im Deutschlandradio Kultur gibt es anlässlich des fünfjährigen Bestehens von Second Life ein Interview mit Medienwissenschaftler Norbert Bolz: Plattform mit sozialem Anschlusszwang

Deutschlands größter Blankziegelbau 2.0, in Second Life

Für einen Besuch der Bayerischen Staatsbibliothek reicht in Zukunft auch ein Internetanschluss. Das Haus eröffnet am 13. Mai eine Repräsentanz beim Online-Portal ‘Second Life’. Die Besucher können dort das prunkvolle Gebäude besichtigen, das in der realen Welt an der Münchner Ludwigstraße liegt. Zudem sollen Einführungen in die Bibliotheksnutzung und Schulungen angeboten werden.

meldet Deutschlandradio Kultur und vergisst, dass der Internetanschluss bereits jetzt für einen Besuch in der Bayerischen Staatsbibliothek u.U. ausreichend ist, nämlich dann, wenn man z.B. an den umfangreichen Inhalten im WWW-Angebot der Institution interessiert ist. Ein virtueller SL-Rundgang ist natürlich ganz hübsch, mir persönlich aber im Gegensatz zu anderen Angeboten (Nationallizenzen,  eBooks on Demand etc.) nicht übermäßig wichtig und bei diesen hätte man die WWW-Darstellung auch noch den einen oder anderen Tick optimieren können. Wirklich erstaunlich ist jedoch, dass es das Angebot eines solchen mehr oder weniger Gimmicks für ein paar hundertausend Avatare, deren menschliche Hintergründler erfahrungsgemäß nicht unbedingt alle an der BSB interessiert sein dürften, derart prominent in die allgemeinen Kulturnachrichten schafft.

Second Life, zunehmend leblos (meint die FAZ)

Allerdings sind nur wenige wirklich heimisch geworden in Second Life. Der Trend hat sich umgekehrt zur Rückbesinnung auf das reale Leben oder verlagert sich auf andere virtuelle Plattformen. Second Life ist zunehmend menschenleer.

Glaubt man dem Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dann steht es nicht sehr gut um die Zukunft des Second Life: Hula-Hula hilft auch nicht mehr

That Smut: Soziale Beziehungen bald wichtiger als Pornographie, im Internet

Yet the Hitwise data suggest that sex sites are now being dethroned. In Britain search sites overtook sex sites in popularity last October—the first time any other category has come out on top since tracking began, says Hitwise.

So wie es (nach diesem Artikel des Economist) ausschaut, lösen Net Communities-Angebote und Konsorten das vielleicht älteste Geschäftsmodell des Internets an Popularität ab. Bokardo schlussfolgert daraus:

This is just further fuel for the fire that social networking has gone mainstream and is here to stay.

Insider wissen allerdings längst, dass auch das früher so genannte Schmutz- und Schundgewerbe längst das Web 2.0 mit diversen Fachblogs, Video-Sharing-Seiten und speziellen Suchmaschinen infiltriert hat. Auch hier zeigt sich folgendes:

After all, pornographic content is often the first to take advantage of new media, from photography to videocassettes to satellite television.

Und wird beispielsweise im friedvollen Second Life sehr deutlich:

Edward Castronova of Indiana University estimates that sex is “a substantial portion, perhaps even the majority” of economic transactions in Second Life. (Users must first buy genitalia for their avatars, who otherwise resemble Barbie and Ken dolls when unclothed.)

Da müssen wir wohl mal mit Beta Lubitsch zu diesem Thema rückkoppeln…

Nachdem die Silicone Valleys dieser Erde also schon den Format-Streit in Bezug auf die DVDs, die wie zukünftig in den Regalen finden, maßgeblich beeinflusst haben, sorgen sie nun dafür, dass Soziale Software als Massenphänomen ernst genommen wird.

Die doppelte Hauptstadt: Berlin Mitte in Second Life.

Und am Donnerstag um 12 Uhr will sich Jan Northoff – im realen Leben – mit seinem Laptop auf die Parkbank zwischen Fernsehturm und Bahnhof setzen. Und dann mit seiner Internet-Figur in Second Life schlüpfen und sich dort genau an dieselbe Stelle setzen. Wer will, kann ihn gerne ansprechen und Fragen stellen – sowohl auf der echten als auch auf der virtuellen Parkbank.

Berlins Mitte wird in Second Life offensichtlich recht original getreu nachgebaut und wir werden natürlich nachsehen, ob das Institutsgebäude (mitsamt originalgetreuen Sanitärbereichen) ebenfalls berücksichtigt wurde. Ich denke aber, das ist – aus verschiedenen Gründen – eher nicht der Fall. Mehr zum Projekt gibt es im Tagesspiegel: Die neue Mitte

Avatar ante portas: Eindrücke von der Second Life Info-Insel.

However, the greatest challenges for academic libraries thinking of establishing a presence in SL might have less to do with technological barriers (as these will certainly be addressed in time), and more to do with the “escapist” and “gaming” nature of the platform itself.

Michael J. Hemmet hat sich in Second Lifes Bibliotheksinsel umgesehen und berichtet in seinem Blog von seinen Eindrücken: Librarian Avatars?

Buchhandel und Second Life, in der Diskussion

Warum sind die Buchverkaufenden nicht im Second Life präsent? Gute Frage, ich denke, wir brauchen immer ein wenig länger um spannende neue Handlungsfelder zu erkennen und als seriös, impulsgebend, innovativ und nach vorne zeigend zu erkennen.

In Forum von Börsenblatt Online beginnt (vielleicht) gerade eine Diskussion zum Verhältnis von Buchhandel und der virtuellen Zauberwelt.
Der Online-Bücherhändler BOL ist mit seinem BOL Mediadome übrigens schon vor Ort und das mit einer wahnsinnig tollen Pressemeldungsüberschrift: Endlich gute Bücher in Second Life

Vielfältige Übergänge: Im Jenseits mit Rückfahrkarte.

In der Sendung Kultur heute des Deutschlandfunks gab es am 27. Februar einen kleinen Erfahrungsbericht aus dem kulturellen Leben in Second Life, den man dank Audio in Demand auch jetzt noch nachhören (mp3) kann.

Die Inseln der Lesenden, in Second Life

This virtual island is the newest branch of the Public Library of Charlotte & Mecklenburg County. Central Piedmont Community College has an island as well. Other schools and libraries have set up virtual outposts of their own, and their number is growing.

Ein eher allgemeiner Artikel zu Bibliotheks- und College-Aktivitäten im Second-Life-Universum: Schools, libraries finding second life in Second Life

(via LibraryCrunch)

Neue Konkurrenz – Wie das Web 2.0 den Journalismus verändert

Das Magazin Zapp des NDR beschäftigt sich heute abend um 23 Uhr mit web 2.0 und Second Life, in beiden Fällen unter dem Gesichtspunkt, wie der “traditionelle” Journalismus sich durch diese Phänomene verändert bzw. auf sie reagiert.

First Life, auch gut

Wer Second Life und die dortige Bibliothekslandschaft (z.B. diese) spannend findet, wird das Konzept von First Life lieben: Auch dort gibt es Bibliotheken und Bibliothekare und zwar in noch besserem 3D und durch und durch ruckel- und verzögerungsfrei. Ich habe es gerade ausprobiert und bin irre begeistert!! Unbedingt ausprobieren!

Second Life Journalismus, in der NZZ

Konzeptlos wirkt dagegen der Auftritt des US- Magazins «Wired», dessen Filiale wir menschenleer vorfanden und die ausser Plakaten von Magazin-Titelseiten nichts bot. Ganz anders präsentiert sich der Axel-Springer-Verlag, dessen Boulevard-Ableger «The AvaStar» wöchentlich auf rund 30 Seiten mit Tratsch, Shopping- und Freizeit-Tipps die Bewohner der Kunstwelt informiert. Das englisch verfasste Blatt versucht sich auch via Leserbindung zu etablieren und ruft Insulaner zur Mitarbeit auf. Klatsch und Paparazzi-Bilder werden mit Linden-Dollars entlöhnt.

Die NZZ hat sich in der Presselandschaft von Second Life umgesehen: Schlagzeilen für die Scheinwelt.

Bild.T-online plant virtuelle Zeitung

Bild.T-Online plant eine virtuelle Zeitung für und in Second Life. Wie heise online berichtet soll “The AvaStar” zum Preis von 150 Linden Dollar (ca. 42 Cent) über das Leben in der virtuellen Welt berichten und eine Orientierung für Neueinsteiger sein.

Aufstand im (virtuellen) Paradies?!

Da braut sich etwas zusammen im Second Life-Universum: Es gibt virtuelle Demonstrationen, die hoffentlich nicht mit digitalen Wasserwerfern und Cyber-Gummiknüppeln aufgelöst werden. Der Auslöser für den Dissens liegt, wie so oft in heutigen Tagen, beim leidigen Thema “Copyright” (sozusagen).. Mehr zu den Hintergründen der Zwistigkeiten gibt es hier: ‘Second Life’ faces threat to its virtual economy
(via Buckleupnow.com)

Second Life Cibrary, mit Talis

Secondly, Cybrary City will offer individual real world libraries a space of their own in Second Life within which they can offer information about themselves and their services. They might also wish to staff those spaces in order to offer their patrons a different mode of engagement.

Ob man es mag oder nicht, man wird sich wohl in nächster Zeit tatsächlich mal in die Cybrary City in der virtuellen Relaität von Second Life begeben müssen, um zu sehen, wohin der Trend geht. Wenn das “Online-Spiel” (Wikipedia) zunehmend weniger ein Computerspiel im klassischen Sinne und mehr eine virtuelle Kommunikationswelt wird, in der eine nicht geringe Menge potentielle Bibliotheksnutzer große Teile ihrer Lebenszeit verbringen, ist es nur zwangsläufig, dass sich Bibliotheken mit dem Leitbild “Nutzer-(bzw. unglücklicherweise auch “Kunden-”)Orientierung in diese Parallelrealität begeben und ihre Zielgruppen auch dort abfangen und mit Dienstleistungen versorgen. Engagiert zeigt sich dabei auch Bibliotheksauf- und -ausrüster Talis, wie der hauseigene Blog jüngst meldete: Talis helps bring Cybrary City to Second Life

Second Life als Spielwiese für Geschäftsmodelle

Wer denkt, Second Life sei nur eine Art Onlineausgabe von The Sims unterschätzt das Phänomen vermutlich gewaltig. Denn mittlerweile zieht man anscheinend aus, um hier neue Geschäftsfelder zu erschließen, wie dieses Beispiel, was ich gerade ergoogeln konnte, zeigt. (weitere finden sich hier).
Bislang konnte ich mich noch nicht so recht für die Reisen durch die Virtuelle Lebensrealität erwärmen, aber vielleicht sollte man längerfristig mal über eine Repräsentanz des Instituts in dieser digitalen Parallelwelt nachdenken. Wenn man ein passendes Interface zur Integration der digitalen Handapparate zusammenbastelt, könnte man die Kursmaterialien dann statt bei Moodle dort ins Regal legen. Noch aufregender wären sicher Prüfungen, die man mit seinem Avatar durchführt… Ich bin sehr gespannt, wie sich das alles entwickelt, obwohl mir zugegebenermaßen schon in der einen Welt (bzw. dem einen Leben) die Zeit knapp wird.