Archive for the 'Buchhandel' Category

Podiumsdiskussionen zum Thema Buch und e-book im November

Hier zwei Veranstaltungshinweise zu Podiumsdiskussionen im Grimm-Zentrum und der zugehörige Flyer.

20. NOVEMBER, 17 UHR

VORSICHT BUCH! VON DER INHALTLICHEN VIELFALT ZUM HANDELSMONOPOL?

Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Thomas Macho, HU-Berlin | Elisabeth Ruge, Elisabeth Ruge Agentur Matthias Spielkamp, irights.info | Matthias Ulmer, Eugen Ulmer Verlag | Moderation: Dr. Torsten Casimir, börsenblatt – Magazin für den Deutschen Buchhandel

20. NOVEMBER, 19 UHR

IST DAS BUCH VON GESTERN UND DAS E-BOOK VON MORGEN?

Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Horst Bredekamp, HU Berlin | Prof. Dr. Andreas Degkwitz, HU Berlin | Dr. Sven Fund, De Gruyter | Prof. Dr. Gerd Graßhoff, HU Berlin | Prof. Dr. Michael Seadle, HU Berlin | Prof. Dr. Günter M. Ziegler, FU Berlin. Moderation: Prof. Dr. Julia von Blumenthal, HU Berlin

VERANSTALTER: Börsenverein des deutschen Buchhandels Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin

VERANSTALTUNGSORT: Auditorium, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, Mitte

“Schläfer”

Ein kleinformatiges Buch, das man um 90° gedreht liest. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich neu ist, sieht aber nach einer neckischen Idee aus: dwarsligger (etwa: Schläfer). Könnte funktionieren, wer weiß. Leider haben die Niederländer noch keine englischen Informationen auf die Seite gestellt, aber die Videos sagen eh mehr als tausend Worte.

Über Widerstand, Fußabtreter und Respekt: Der Börsenverein hat nun eine eigene Urheberrechtserklärung

“Die deutschen Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler teilen die im “Heidelberger Appell” ausgedrückte ernste Sorge, dass der fortschreitende Verlust des Respekts vor geistigem Eigentum zu einer dramatischen Verschlechterung der Bedingungen für die Schöpfung und Verbreitung hochwertiger Bücher führen könnte. Sie unterstützen den Widerstand wissenschaftlicher und literarischer Autoren gegen politische Tendenzen, durch die mit dem geistigen Eigentum zugleich die Freiheit von Wissenschaft und Literatur mit den Füßen getreten wird. [...]“

Zum Ende der Buchtage 2009 erlässt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels nun auch seine eigene Resolution zum Urheberrecht und spricht sich dagegen aus, “dass Beschränkungen des Urheberrechts und fehlgeleitete Open Access-Modelle unternehmerische Initiativen ersetzen und verdrängen.” Continue reading ‘Über Widerstand, Fußabtreter und Respekt: Der Börsenverein hat nun eine eigene Urheberrechtserklärung’

Über “Piraten”: Warum Verlage mit den E-Books Sorgen haben.

Until recently, publishers believed books were relatively safe from piracy because it was so labor-intensive to scan each page to convert a book to a digital file. What’s more, reading books on the computer was relatively unappealing compared with a printed version.

Now, with publishers producing more digital editions, it is potentially easier for hackers to copy files. And the growing popularity of electronic reading devices like the Kindle from Amazon or the Reader from Sony make it easier to read in digital form. Many of the unauthorized editions are uploaded as PDFs, which can be easily e-mailed to a Kindle or the Sony device.

In der New York Times liest man heute von einem wachsenden Interesse am Herauf- und Herunterladen von digitalen Buchinhalten, die vor allem eine Ursache haben: die Verfügbarkeit digitaler Ausgaben. Continue reading ‘Über “Piraten”: Warum Verlage mit den E-Books Sorgen haben.’

Ein Solitär und die Debatte ums Urheberrecht, drei aktuelle Texte zum Thema

Reuß hat zuletzt mit seinem „Heidelberger Appell“ zur Verteidigung der wissenschaftlichen Publikationsfreiheit enorme Unterstützung erfahren; auf der Berliner Tagung freilich blieb er ein Fremdkörper. Wissenschaft als das schöpferische Treiben genialer Individuen auf der unbeirrten Suche nach Wahrheit – das kann weder für den Wissensbetrieb als exemplarisch gelten, noch taugt es als Paradigma für ein Urheberrecht, das von Filmen über Unterhaltungsmusik und Literatur bis hin zu naturwissenschaftlichen Spezialaufsätzen sämtliche Erzeugnisse geistiger Schaffenskraft mit einem einheitlichen Schutz vor fremder Einwirkung versieht.

Der Rechtswissenschaftler Benjamin Lahusen hat für die heutige Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die letzte Woche im Bundesjustizministerium stattfindende Konferenz zur Zukunft des Urheberrechts zusammengefasst. Continue reading ‘Ein Solitär und die Debatte ums Urheberrecht, drei aktuelle Texte zum Thema’

Kinokarte oder Topping? Bei Amazon.com diskutieren die Kindle-Kunden Rolle und Wert eines E-Books.

Kindle books are kinda like movie tickets. While you can re-read the book, you cannot:

* donate it to a library
* sell it to a used book store
* sell it on Amazon’s Used Marketplace
* trade it to a friend

And, of course, the book *has no paper* so it *has no production costs*.

Amazon.com sieht sich dieser Tage mit dem Phänomen des mündigen E-Book-Käufers konfrontiert. Ausgehend von den eingangs zitierten Überlegungen formiert sich eine Protestkultur gegen Kindle-Ausgaben, die preislich die $ 9,99-Marke überschreiten. Ihr Ausdrucksmittel ist – ganz den Kommunikationsformen des Web 2.0 entsprechend – ein Tag: 9 99 boycott. Verschärfend kommt dazu, dass Amazon mit den höher kalkulierten Preisen wohl ein Lockversprechen bricht, das da lautete, keine neuen Titel für den Kindel zu einem höheren als eben dem 9,99-Preis anzubieten.

Für die deutschen Verleger, die sich aktuell in den Markt werfen wollen, ist die Beobachtung dieser Entwicklung vielleicht keine verkehrte Schule, denn immerhin sollen die elektronischen Titel auch hierzulande nahe des Niveaus der Druckausgabe ausgepreist werden. Die Kindle-Community wählt explizit den Vergleich zwischen Hardcover- und Digitalausgabe und gelangt zu der Einsicht:

The price also acknowledged the obvious: a Kindle edition is less valuable than a hardcover; although you cannot pass along your Kindle edition to friends, you are at least paying a significant amount less than the hardcover price. Unfortunately, short-sighted publishers feel they are losing dollars instead of realizing that a $9.99 Kindle sale doesn’t usurp a hardcover sale.It is a brand new entity. A plus. Pure gravy.

Liest man bei Electronic Cottage und obendrein folgende für uns nicht unwesentliche Randnotiz:

I’ll wait for the paperback. Or get back into the library habit that I abandoned for my Kindle habit. I was irresistibly tempted by the lower prices of Kindle editions, I admit it.But I can change. Publishers, can you?

Bibliotheksnutzung als Druckmittel der Konsumenten zur Einflußnahme auf die Preisgestaltung. Das ist mal eine ganz neue Facette in der Debatte.

Weiteres auch beim O’Reilly TOC: Readers Boycotting Kindle Titles Priced Above $9.99

Nachtrag:

In der “Flashbook”-Ausgabe des aktuellen Börsenblatts kann man auf Seite 22 dann auch gleich die passenden Vorstellungen aus der deutschen Verlagsbranche lesen. Axel Nehen von Pearson Education Deutschland meint dort nämlich:

Wir sollten den Wert der Inhalte betonen und nicht den des Ausgabemediums. Wenn E-Books eine eigenständige “Form” sein sollen, dann werden sie sich für sich rechnen müssen. Es kann nicht sein, dass beim Kunden wegen der Lesegeräte der Eindruck erweckt wird, dass die Inhalte günstiger sein müssen. Daher bieten wir sowohl die gedruckte Variante als auch die E-Book-Variante zum selben Preis an. Denn letztlich wollen wir nicht jemanden zum Kauf eines Produktes drängen, das er eigentlich gar nicht haben möchte – nur weil es billiger ist.

So edel zeigt sich also das Gegenmodell zum Amazon-Kindle-Marketing (bzw. zu einem Großteil des Marketings in jeder Branche bis hin zur Abwrackprämie). Dass dies nicht jeder Kunde gleich sieht, sondern viele durchaus auch die Form als Zusatzaufwand des Verlages honorieren, zeigt die 9,99-Diskussion.

Konsumpsychologisch sinnvoller wäre es gewesen, zu behaupten, man senkte die Preise für die Hardcover-Ausgabe jetzt auf das E-Book-Niveau… Aber vielleicht kommt das ja auch irgendwann.

Die Antiquiertheit des Buches: Im Börsenblatt wird durch- und abgerechnet

Die E-Book-Debatte geht weiter und zwar im Börsenblatt, in dem Ralf Schweikart durchrechnet, warum das aktuelle Geschäftsmodell kein Erfolg werden kann:

Gehen wir mal davon aus, dass sich die Verlage in Bälde darauf verständigen, den Preis für elektronisch publizierte Inhalte fühlbar unterhalb der Buchpreise anzusiedeln – Pascal Zimmer von Libri empfiehlt 10 % bis 20 % unter dem Ladenpreis der vergleichbaren Buchausgabe. Den Mittelwert von 15 % angenommen, bedeutet das bei einem Hardcover von 19,90 Euro einen E-Buch-Preis von gerundet 16,90 Euro. Ersparnis: drei Euro. Die Rechnung ist einfach: Das 100ste Buch ist der private Break even, jetzt spart der Leser. Setzen wir das in Relation mit dem Einkaufverhalten der Gruppe der Power-Buchkäufer, der Gruppe der 20-29j-ährigen mit durchschnittlich 4,7 gekauften Büchern pro Jahr, dann lohnt sich die Hardware-Investition in ein E-Book nach genau 21 ein viertel Jahren: Selbst ein Finanzberater der Lehmann Bank hätte das nur schwerlich zu einer lohenden Investition hinbiegen können.

Dafür fängt er gleich wieder Feuer, aber immerhin ist selbiges in der Debatte drin. Man darf gespannt sein, wie lang die Halbwertzeit des Themas tatsächlich ist. Continue reading ‘Die Antiquiertheit des Buches: Im Börsenblatt wird durch- und abgerechnet’

Die Bibliothek, wie sie die anderen sehen. Heute: Rainer Friedrich Meyer, Antiquar in Berlin

Bibliotheken und Archive strahlen nur eine mehr oder weniger gediegene, verbeamtete Langeweile aus. An ihnen wird sich unsere Kultur nicht erneuern.

Aus dem Tagebuch eines Antiquars bzw. dem Börsenblatt, dass diese bemerkenswert pauschale aber sicher nicht ungewöhnliche Sichtweise heute übernimmt: Ein Wort zum Sammeln, aus gegebenem Anlass. Der Antiquar Rainer Friedrich Meyer attackiert die in seinen Augen sehr hamster- und einschlussaffinen Bibliotheken (und Archive) interessanterweise mit dem Argument, dass Archivgüter und andere Materialien unbedingt aus diesem “Bannkreis” in einen anderen, nämlich den der Antiquariatswelt, verbracht werden sollten. Grund: Bibliotheken und Archive sind per se unfähig, hochwertige Materialien angemessen zu bearbeiten – heißt: zu sammeln, zu erschließen und verfügbar zu machen. Besser ist daher eine breite Streuung, im Idealfall natürlich über den Antiquariatsbuchhandel, denn:

Kultur bleibt nur lebendig, wenn möglichst viele direkt und unmittelbar an ihr teilhaben[..]

Darum, so Meyer, muss man handeln, und zwar mit den Unikaten selbst. Dass allerdings bei einem Unikat, welches denn einmal zu einem idealerweise hohen (und für Bibliothek und Archive nicht zu bezahlenden) Preis von der einen Hand – der des Händlers – in die andere – die des Kunden übergewechselt ist, die “direkte und unmittelbare Teilhabe” für möglichst viele und damit eine “lebendige Kultur” besser ermöglicht wird, als durch eine Bibliothek, in der man immerhin noch im Rara-Saal Zugriff hat (oder die irgendwann doch mal ein Digitalisat anfertigt), darf man durchaus bezweifeln.

Wenn ich mir beispielsweise Nabokovs Lolita in der Erstausgabe bei Olympia Press aus dem Jahr 1955 für schmale 6000-10.000 Euro als Privatperson kaufen würde, läge mir wenig ferner, als dem nächstbesten Interessenten in meine Wohnzimmer einzuladen, damit er auch mal darin herumstöbern kann. Scannen würde ich es auch nicht. Niemand außer mir soll direkt und unmittelbar an diesem Stück Kultur teilhaben. Womöglich sind andere Bibliophile offenherziger. Ich glaube aber nicht sonderlich viele.

Zum Glück kann ich auf die Universitätsbibliothek Frankfurt/Main verweisen, denn dort gibt es wohl auch noch ein Exemplar. Wer die Ausgabe so privat daheim stehen hat, lässt sich leider nicht recherchieren. Man kann eventuell mal bei Dieter E. Zimmer klingeln.. Aber immerhin findet man einige Antiquariate auf einem anderen Kontinent, die es im Lager haben. Man sollte jedoch bei allem Idealismus kaum nicht erwarten, dass diese solche Titel als “Kristallisationskeim” für eine neue Kultur “möglichst vielen” zugänglich machen.

Friedrich Meyers Vorstellung von Teilhabe ist also nicht unbedingt diesselbe, die Bibliotheken pflegen (sollten). Wenn man wie er, warum auch immer, derart auf Konfrontationskurs geht, sollte man vielleicht mit etwas weniger feuchtem Pulver laden. Sonst wird’s nicht mal ein Börsenblattschuß.

An der Copacabana und am Wörthersee: Die E-Book-Debatte ist nach wie vor von einer allgemeinen Verunsicherung geprägt.

Aktuell regnen dank Messe Meldungen, Meinungen und Markteinschätzungen zum Thema E-Book ins Internet, dass man am besten alles abtropfen ersteinmal lässt, bevor man selbst noch seine Kanne dazugießt. Was man aber den Wortmeldungen zum Thema häufig anmerkt, ist, wie wenig die Protagonisten eigentlich über das Medium wissen und wie viel dabei in Kaffeesätzen herum- und vorgelesen wird. Hype trifft oft auf Halbwissen und führt dann zu solch unsinnigen Beiträgen, wie die kleine Radioreportage, die man neulich nachts im Deutschlandfunk in der Sendung Fazit hören konnte, aber danach am liebsten verpasst hätte.

Das Deutschlandradio Kultur hatte heute dagegen Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins und Verleger im Gespräch, der etwas überraschend zunächst das Medium E-Book mit dem Lesegerät synonym versteht und dann – oder deswegen – elektronische Texte ausgerechnet als untauglich für die wissenschaftliche Arbeit einstuft: Continue reading ‘An der Copacabana und am Wörthersee: Die E-Book-Debatte ist nach wie vor von einer allgemeinen Verunsicherung geprägt.’

Wo gibt’s Achillesfersengeld? Der Buchmarkt tappt durchs digitale Dunkel.

Zum Finale trompetete der Hamburger Wissenschaftler Michel Clement, der Buchmarkt habe ein Marketing-Problem, weil er einen Schwarzmarkt zulasse, indem er die Bücher nicht digital anbiete. „Wenn es die Verlage nicht tun, tun’s die User.“ Nassforsch stellte er die gängigen Vertriebsformen in Frage: Clement zufolge müssen Bücher heute digitalisiert, in Einzelteile zerlegt, aufbereitet, mit Metadaten angereichert und dann individuell vertrieben werden. Physische Bücher ausdrucken werde man künftig so wie heute Fotos – sei es auf Billigpapier, sei es mit Ledereinband.

Sind wir tatsächlich schon so digital? Erlebt der Buchmarkt im Trompetenstoß des Marketing-Professors Michel Clement sein Jericho? Ganz unrecht hat er vielleicht nicht, mit seiner “nassforschen” (wow!), heute in der Frankfurter Allgemeinen Analyse zum Buchmarkt zitierten Infragestellung. Abgesehen davon, dass ich meine Fotos nicht im Ledereinband ausdrucke, wundert man sich gegenwärtig schon ein wenig, warum Bücher fast durchgängig digital erstellt und oft digital gedruckt werden, die Verlage sich aber bei der digitalen Auslieferung so schwer tun. Der drohende digitale Schwarzmarkt wird dabei als Grund für eine weitwaltende Vorsicht (lies:Angst) in der Branche gesehen, ein Markt, der keine nationalen Rechtsbindungen mehr kennt:

Von rechtsstaatlichen Verhältnisssen im Netz träumen viele, derweil sich eine Download-Seite wie RapidShare einen Weltspitzenplatz erobert.

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Die elektronische Ethik. Das E-Book vom Guardian betrachtet

Die E vs. P-Debatte in der Tagespresse rotiert eifrig weiter. Gestern las man auf faz.net davon, dass das Papier von heute das Vinyl von morgen und also eher etwas für Nostalgiker in der Nische der Medienlandschaft ist (sh. auch hier). Heute verlinkt Najko auf seiner Facebook-Pinwand in den Guardian, in dem die britische Schriftstellerin Naomi Alderman – immerhin fast selbst aus der Generation der Digital Natives, in jedem Fall Bloggerin – sich über ihren Iliad beugt und sinniert, ob E-Book-Reader möglicherweise nicht die ethisch korrektere, weil grünere Alternative zum Taschenbuch sind: Library of the future.

Auch hier ist es beinahe interessanter auf den Stil zu achten, als auf den Inhalt: Sie gibt sich gleich eingangs als eine Bekehrte (“I never used to believe in ebooks.”) und holt den als typisch antizipierten Guardian-Leser dort ab, wo sie ihn vermutet. Bei seiner Skepsis. Im nächsten Schritt preist sie noch einmal Wert und Schönheit der Buchkultur, die Sinnlichkeit des Gegenstands und die damit verbundene positive Wirkung. Dies zeigt sich ihr aber im Konkreten als verklärte Nacht. Beim Lichte gesehen ist der Glanz dahin:

Printed books are not what they were; many are cheaply produced, smell peculiarly of chemicals, and bow or split before you’ve even finished reading them. Many of my parents’ books, paperbacks bought in the 1960s and 1970s, are now unreadable: the glue in the spines has turned to brittle flakes, the pages are yellowed and fall out as soon as you open them. I always thought I’d keep my books for ever but it begins to be clear that they, like so many other products, have a built-in obsolescence.

Das Buch ist nicht mehr, was es einmal war. Es ist im Taschenbuchbereich ein holzig anmutender Gebrauchsgegenstand zur einmaligen Nutzung. Tatsächlich besteht erfahrungsgemäß ein buchkultureller Unterschied hinsichtlich der Qualität der oft vergleichsweise teuren Taschenbüchern deutscher Produktion und dem, was man am Regal für fremdsprachige Literatur entdeckt. Es ist eine kleine, aber interessante  Differenz in Gestaltung, Material und Verarbeitung. Die Taschenbücher aus dem Insel-Verlag sind auch nach drittem Durchgang lesenswert, wogegen die Pocket-Book Ausgabe des Lost Horizon, die hier neben mir gerade aus der Regalreihe auftaucht, durchaus das erfüllt, was Naomi Alderman schildert. Die deutschen Verlage, die sich auf dem E-Book-Markt profilieren wollen, sollten also zunächst einmal die Qualität ihrer Druckausgaben auf britisches Taschenbuchniveau senken. Dann wird nämlich der sinnliche Unterschied zwischen dem Lesegerät aus Papier und dem Lesegerät aus Elektronik eher so positiv für Letzteres sprechen, wie es im Artikel aufscheint:

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Wenig Neues vom Thema No. 1: Die FAZ (wieder mal) über das E-Book.

Werden bald elektronische Lesegeräte wie der Amazon Kindle das gute, alte Buch ersetzen?

fragt die Frankfurter Allgemeine Zeitung auch morgen wieder, vielleicht weil es ihr an originellen Bildunterschriften mangelt. Ansonsten wissen Hubert Spiegel-Leser nach Durchsicht seines aktuellen Beitrags nicht viel mehr, außer vielleicht, dass die japanische Autorin Mica Naitoh dort als Handyschriftstellerin zu Ruhm gekommen ist (hier ein Beitrag vom letzten Jahr zum Thema). Und weiter liest man:

Dass sich „phone novels“ hierzulande jemals durchsetzen könnten, dürften die meisten deutschen Verleger für völlig unwahrscheinlich halten. Aber deutsche Verleger konnten sich bis vor wenigen Wochen auch noch nicht vorstellen, dass der vor zehn Jahren als vermeintliche Totgeburt gestartete eBook-Reader, das digitale Lesegerät, das wichtigste Thema des Jahres 2009 für sie werden könnte. Die Buchbranche hat über Jahre in zwei Kernbereichen umgekehrt proportionales Wachstumsverhalten gezeigt: Man hat immer mehr Titel auf den Markt geworfen und immer weniger Phantasie entwickelt. Anders gesagt: Man hat immer mehr gedruckt und immer weniger gedacht.

Die etwas orientierungslos wirkende Branche sucht nach wie vor einen Halt in der Kurve, die die Musikindustrie eher schlecht als recht zu bekommen scheint (“Im letzten Jahr hat die amerikanische Musikindustrie fast ein Viertel ihres Umsatzes mit digitalen Inhalten gemacht, 2005 waren es erst neun Prozent. Aber auch der Zuwachs reicht keineswegs aus, um die Verluste auszugleichen, die im traditionellen Geschäftsfeld auflaufen.”)
Wie viele Verluste fährt eigentlich der Buchmarkt aktuell in seinem traditionellen Geschäftsfeld ein?

Irrigerweise werden hier zwei Sphären vermischt, die besser getrennt zu betrachten sind:
Die Musikindustrie begann sich gezwungenermaßen zu dem Zeitpunkt für die digitale (sprich:mp3) Vermarktung zu begeistern, als die Musikliebhaber massiv mit selbstdigitalisierten, bzw. von CD abkopierten, Titeln auf selbstorganisierende Tauschbörsen drängten und die kommerziellen Vermarkter locker umsegelten.
Obwohl Textformate weitaus länger als mp3-Standards für den Hausgebrauch verfügbar sind, dürften sich die Umsatzeinbrüche, die der Buchhandel erleidet, weil sich Literaturfans PDFs hin und her napstern, bislang minimal sein. Die Motivation einer sich verselbstständigenden wilden Nutzung durch Selbstkopierer und digitalen Book Crossern das Wasser abzugraben, ist für besonders kontrollwütige Verlage vielleicht erstrebenswert, für die Branche im Sinne einer die Wirtschaftlichkeit sichernde Reißleine jedoch bisher nicht gegeben.

Der Handlungsdruck reicht also in diesem Punkt noch nicht, um das Ventil zu sprengen. Richtig attraktiv erscheint das Ganze momentan ohnehin nur für die Doppelverdiener, d.h. die, die Lesegerät und Inhalte verkaufen und kontrollieren. Allerdings müssen diejenigen, die Inhalte liefern, noch zum Zuliefern überredet werden, um die antizipierte Breite im Sortiment für einen florierenden Markt zu bekommen. Nur mit “hochwertigen E-Books für Heimarbeiter” wird man den Buchmarkt nicht dauerhaft aufmischen. Auch die 25.000+ txt-Files des Project Gutenberg hat nun mittlerweile jeder auf seinem Laptop zwischengespeichert. Oder die 15 davon, die ihn interessieren.

Der zweite Aspekt, aus dem sich ebenfalls ableitet, warum wir noch nicht wie irre unsere Büchersammlungen abscannen und filesharen, bezieht sich darauf, dass der Aufwand sowohl der Anfertigung von Kopien über einen Scanner (oder gar eine Tastatur), wie auch der Rezeption über ein Display einen Komplexitätssprung im Umgang mit dem Medium bedeutet, der durch die gegebenen Vorteile nur bedingt kompensiert wird.
Das Buch liefert sein Lesegerät nämlich traditionell gleich mit. Für die elektronische Variante muss man sich dagegen erst eines beschaffen. Daher lässt sich das Buch wohl eher mit einem Musikinstrument als mit einem Tonträger vergleichen. Das passt auch auf den Rezeptionsvorgang: Sowohl das Spielen des Instruments wie auch das Lesen eines Textes muss man, im Gegensatz zum Hören einer Tonkonserve, lernen. Und nebenbei lesen, während man das Auto wäscht, geht auch schlecht (Hörbücher mal ausgeklammert).

Man muss sich entsprechend vor Augen halten, dass der Schritt zum E-Book den Umgang mit dem Medium für die Kunden zunächst einmal verkompliziert. Der Vorteil, dass man nun – ähnlich wie auf dem iPod – tausende Titel mit sich herumtragen kann, relativiert sich angesichts der Alltagserfahrung, dass gerade die Leute, die sich heute mit tausenden Buchtiteln umgeben, zumeist ausgerechnet auch die physische Form im Bibliothekszimmer stehen haben möchten. Die “Digital Natives” mögen das anders sehen. Aber die begeistern sich vielleicht für andere Textformen und lesen lieber kurzweilige Kurzgeschichten als Döblins Wallenstein.

Verlage wie auch Bibliotheken sollten daher möglicherweise zu ihrem gemeinschaftlichen Sinnieren zum Thema Nummer 1 des Jahres 2009 den Gedanken hinzufügen, dass Texte für elektronische Darstellung schon strukturell anders sein sollten, als die, die für die Buchpublikation geschrieben, gesetzt und gelayoutet wurden (Thema: Longlist). Was nicht passt, kann man oft passend machen. Dies aber im vorliegenden Fall mit enormen Aufwand und beschränkter Zweckhaftigkeit. Print-on-demand ist für das Zugänglichmachen vergriffener Titel sicher die bessere Variante. Zur Not auch der PDF-Vertrieb. Die wirkliche E-Book-Belletristik braucht dagegen erst einmal passende Schriftsteller. Die Talentscouts der Verlage sollten für die Zukunft durchaus auch mal in dieser Richtung suchen.

Schließlich: Ich habe es heute schon einmal an anderer Stelle betont: Die Akteure auf dem Geschäftsfeld müssen natürlich forcieren und Druck aufbauen. Dennoch besteht für die alte Dame FAZ wohl kaum ein Grund, auf die gezwungene Hysterie eines Arvato/Bertelsmann-Vertreters hereinzufallen und dessen Aufscheuchen: “Zögert nicht zu lange! Abwarten bringt nichts! Handelt jetzt!” zu ihrer Überschrift zu machen. Sie tut es trotzdem: Zögert nicht, handelt!

Weihnachten an Europas Stränden, dieses Jahr noch ohne Kindle

All diejenigen, die sich vom E-Book-Fieber, welches auf der Buchmesse grassieren soll, wovon ich allerdings bei meinem gestrigen kurzen Besuch so gut wie nichts mitbekommen habe, angesteckt sind und daher auf Amazons Kindle warten, werden die Botschaft, welche Brian McBride von Amazon UK jüngst verkündete, überhaupt nicht gern hören. Denn dieses Jahr, so die Auskunft, wird es nichts mit einer Auslieferung in Großbritannien. Da das, was dort dagegen spricht, auch in Deutschland gilt, lässt sich vermuten, dass auch der deutsche Markt nicht bedient wird. Der Grund liegt in den Wi-Fi-Strukturen Europas, die verhindern, dass man mit einem in Großbritannien gekauften Gerät vom Strandkorb in Spanien aus Bücher erwerben kann. :

“The Kindle is based on wireless technology. If you need agreement with carriers in the US, there is one carrier. In Europe it is a minefield as there are so many operators. If you buy a Kindle in the UK and want to read it on the beach on holiday in Spain, unless we have signed deals in Spain it is not going to work on that beach,”

Das Aufatmen der Taschenbuchhändler zu Benidorm war bis hier zu hören. Mehr zum Kindl-Korb 2008 kann man im Bookseller nachlesen: No UK Kindle launch before Xmas

Boom, Boom, shake the reading room. Das E-Book als Star der Buchmesse und im deutschen Feuilleton.

Wer heute die Tagespresse aufschlägt, ertrinkt erwartungsgemäß in Beiträgen, die das Buch, das Lesen und den wie immer dramatischen Wandel mehr oder weniger geschickt thematisieren. Das Deutschlandradio verkündete es schon, bevor man überhaupt die Blätter aus dem Briefkasten holte: Der Star der Buchmesse 2008 ist das E-Book und glaubt man dem, was man so liest, wird das Gastland in der medialen Begleitung zur Messe bestenfalls unter ferner liefen behandelt. Die Technik steht 2008 im Vordergrund, nicht die Inhalte. Die Buchmesse befindet sich “im Bann des eBooks” (ZDF). Hoffentlich wird sie dabei nicht zur Bannmeile für die Literatur. Wünscht sich mancher.

Hendrik Werner in der WELT hängt die Durchsetzung des Mediums erstaunlicherweise an das Verlagsangebot des S. Fischer-Verlags:
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Fünf vor Zwölf

Hubert Spiegel ist in der FAZ vom Freitag unter dem Titel „Das Buch, das aus dem Äther kam“, eine lesenswerte Darstellung von Amazons elektronischem Lesegerät gelungen, in der er weniger das Objekt der Begierde als solches in den Mittelpunkt stellt, als vielmehr die Menschen, die, ob begehrend oder nicht, durch dessen Entwicklung auf die eine oder andere Art und Weise beeinflußt werden, nämlich Autoren, Verleger, Buchhändler und Leser. Wenn man den Kindle, analog zum iPod in Bezug auf Musik, als Missing Link zwischen digitalen Schriftprodukten und komfortablem und portablem Konsum betrachtet, dann zeichnet sich für die Buchbranche eine ähnliche Entwicklung ab wie für die Musikindustrie der vergangenen Jahre:

„ein Katastrophenszenario. Denn der Vertrieb der e-books findet ausschließlich im Internet statt, die stationären Buchhandlungen können daran nichts verdienen.“

Wie sehr die Vernetzung im Internet die Buchbranche beeinflussen kann hat Jeff Bezos, Gründer von Amazon, in den den vergangenen Jahren erfolgreich unter Beweis gestellt. Jetzt nutzt er gleichzeitig die Vorteile der Digitalität.

„Wohin man [aber] in diesen Tagen auch hört in der deutschen Verlagswelt […], überall klingt die Auskunft ganz ähnlich […]: Man habe gerade erst begonnen, sich mit der Sache zu befassen.“

Dabei sind die Leser schon viel weiter, sie konsumieren, was der Markt hergibt, und wenn nicht der Markt, dann doch die Tauschbörse:

„Die Schriftstellerin könne nur noch darüber entscheiden, ob sie ihren Lesern die Möglichkeit erlauben möchte, ein e-book […] auch auf „legalem Wege“ zu erlangen.“

Momentan schützt die gesicherte Leitung von Amazon Store über Amazon Kindle zu Amazon Kunde allerdings vor solch unerwünschten Eingriffen, auch von den durch den stationären Buchhandel wie gesagt oder eben durch Bibliotheken.

Für die, die noch lesen: z.B. der Kindle

Ein sehr schönes Zitat (allerdings schon etwas älteres, da bereits vom 12. August 2008) für alle Freunde der Lesekultur:

“Steve Jobs dismissed the e-book market because “people don’t read anymore.” That may be true broadly, but there could well be a $1 billion business for Amazon serving the tiny share of people who read a lot.”

New York Times: The Lessons From the Kindle’s Success.

Amazon bringt derweil für sein E-Book-Lesegerät sogar Leselämpchen auf den Markt. Und selbstverständlich hören viele iPhone-Nutzer nicht auf den Apple-CEO sondern suchen nach Wegen, das Multifunktionsgerät gerade auch zum Lesegerät zu machen. Ob sie allerdings damit glücklich sind, sich wieder einmal aus dem Pool des Project Gutenberg bedienen zu dürfen – wie oft will man das tolle 20.000 Meilen unter dem Meer eigentlich noch auf dem E-Book-Lesegerät seiner Wahl lesen? – ist nicht ganz klar. Vielleicht hört man bei Apple ja doch demnächst auf die eigene Fachpresse:

“E-books would be a natural extension of the iTunes Store.”

und:

“I realize that the idea of putting a thousand-year-old tradition of book publishing out to pasture with a free iPhone book reader app is completely crazy. But it could be done.”

Buch Communities: Was liest du so?

Lovelybooks, das derzeit größte soziale Büchernetzwerk in deutscher Sprache, und Alexandria, ein ambitioniertes Projekt von Buch.de, werden in einem FAZ-Artikel näher beleuchtet.

Was vom Osten übrig blieb

Im heutigen Feullieton der Berliner Zeitung wird das Sterben von DDR-Buchverlagen thematisiert.  Cornelia Geissler nimmt als anschaulichen Aufhänger und Rahmen des Artikels die Promotion von Christoph Links mit dem Titel “Die Umgestaltung der ostdeutschen Verlagslandschaft im Prozess der deutschen Einheit”, welche der Verleger (Ch.Links Verlag) erst kürzlich an der HU verteidigte.

So lesen die Deutschen, eine aktuelle Studie

Nach eigener Einschätzung liest knapp ein Viertel (24 Prozent) der Bevölkerung in Deutschland „sehr oft“ Bücher, weitere 34 Prozent lesen „oft“. Demgegenüber lesen 38 Prozent „selten“ und fünf Prozent „nie“ Bücher. Die Angaben auf die Frage nach der Anzahl der im laufenden Jahr gelesenen Bücher reichen von „gar keine“ bis hin zu über 30 Büchern. Der Durchschnitt liegt bei 11 Büchern, wobei Frauen nach eigenen Angaben 13 und Männer lediglich neun Bücher gelesen haben. In der Gruppe der Befragten, die sich selbst als Vielleser einstufen, liegt das Durchschnittspensum bei 24 gelesenen Büchern seit Jahresanfang.

Das Börsenblatt weist heute auf eine Repräsentativstudie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers mit dem Titel “Haben Bücher eine Zukunft?” (PDF) hin. Das Wort “Bibliothek” taucht in dieser übrigens nirgends auf.

3.0, dem “Verlag” angeheftet

Auch der Verlag 3.0 verlegt »klassische« Produkte wie Bücher oder Zeitschriften, allerdings vernetzt er sich stark mit seinen Kunden. … Dabei geht es nicht unbedingt um den Direktverkauf, sondern um Direktwerbung bei den Kunden, die Bücher weiterhin über den Buchhandel beziehen können.
Verlag 3.0 bedeutet also weit mehr als den Betrieb einer Internetcommunity oder das Aufsetzen von Autorenblogs. Verlag 3.0 bedeutet, mit den Kunden in ein symbiotisches Verhältnis zu treten, Kunden zu Publishers zu machen und die Dynamik neuer Geschäftsmodelle erkennen und umsetzen zu können.

Die Versionierung ist also immer noch sehr beliebt, wie man heute in einem Meinungsbeitrag im Börsenblatt nachlesen kann: Kunden als Publisher.
Allerdings geht der Autor und mit ihm vielleicht der Buchhandel und das Verlagswesen einen etwas anderen Weg. Die 2.0-Version ist dort nämlich noch nicht die aus dem Web 2.0 bekannte und berühmte Rückkanalfähigkeit von Angeboten, sondern die Distribution crossmedialer Informationen und die Veranstaltung von Kongressen. Da wäre die Bibliothek schon lange Bibliothek 2.0, denn das Bibliothekswesen ist schon lange bekannt für seine Freude an Kongressen, Symposien und (Un-)Konferenzen. Bei der Bibliothek 3.0 sind wir wohl momentan noch gar nicht.

Web 3.0 wird dagegen eher mit einer semantischen Durchstrukturierung von Inhalten, die dadurch eben über semantische Kriterien maschinenverarbeitbar werden, in Verbindung gebracht. Gerade für elektronische Verlagsangebote ist dies sicher hochinteressant, nur wäre man dann vermutlich schon wieder beim Verlag 4.0 und so sind Missverständnisse auf Dauer vorprogrammiert. Vielleicht kann man auch irgendwann wieder auf die Versionierungsmetaphorik verzichten und den Verlag 6.0 schlicht Verlag Vista nennen. Oder einfach: Verlag und die Zeitgenossen wissen, was man mit dem Begriff alles verbinden kann.

So käme man auch zurück zum Perpetual Beta, was eigentlich nur bedeutet, dass sich etwas permanent und ohne deutlich festgelegte Zäsuren oder Abschlüsse vermittelt. Dies dürfte jedes offene System, z.B. das Verlags- oder Bibliothekswesen oder die flüssige (flüchtige) Moderne an sich, die den in ihr befindlichen Menschen ohnehin und mehr denn je auf Extreme Programming seiner Lebensentwürfe eicht, betreffen. Versionierung bedeutet dagegen immer eine Fixierung in einen bestimmten Rahmen, etwa so wie ein Datums- oder Friststempel. Darin liegt eine kleine Ironie des Web 2.0-Konzepts: es begrenzt, in dem es sich das Perpetual Beta als Eigenschaft einverleibt, etwas, was eigentlich nicht begrenzbar ist. Jedenfalls dann, wenn man die Ebenen vermischt und auf einmal Softwareentwicklung mit allgemeinen Handlungskonzepten verwurstelt…

Die Locked-In-Amazon-Reaktion: (bisher eher lauer) Gegenwind.

In light of Amazon’s attempts to lock print-on-demand publishers into their own printing services, I’ve made a personal decision not to buy from Amazon any more. Since the site first launched over a decade ago, I’ve spent thousands and thousands of dollars on Amazon feeding my addiction to tech books and fiction, on music, DVDs, electronics, and gifts for friends and family. I realize my spending is a tiny drop in the bucket of Amazon’s total revenue, but it’s a decision I feel good about, the same way I feel good about using low-energy lightbulbs, reusing plastic bags, and buying a car with environmentally friendly fuel economy and emissions ratings. One of the fundamental principles of capitalism is that when one source of goods and services isn’t meeting your needs, you switch to another. The power to decide which businesses succeed and which fail lies in the collective hands of millions of individual consumers.

Erinnert sich noch jemand an den Aufstand der Flickr-Nutzer vor etwa einem Jahr? (vgl. hier) Es könnte sein, dass e-Buchmarkt-Platzhirsch Amazon demnächst die Giftpfeile des Boykotts aufgebrachter Internetkunden zu spüren bekommt. Vielleicht aber auch nicht. Das Feedback in der Blogosphäre hält sich bislang jedenfalls in Grenzen. Und vielleicht nimmt der Händler, jetzt da im O’Reilly-Radar explizit zum Amazon-Boykott aufgerufen wird, auch einfach als Revanche die O’Reilly-Titel aus dem Angebot…

Magisterarbeit von Stefan Duhr als Buch veröffentlicht

Im Mai 2008 ist die Magisterarbeit von Stefan Duhr im Buchhandel erschienen. Hier für alle Interessenten die genauen Titeldaten:

Duhr, Stefan: Die freikirchlichen theologischen Seminarbibliotheken in der SBZ/DDR : die Bibliotheken der theologischen Seminare in Friedensau bei Magdeburg und Buckow bei Berlin 1945-1990 / Stefan Duhr. – 1. Aufl. – Saarbrücken : VDM Verl. Dr. Müller, 2008. – 164 S. : Ill., Tab.
ISBN 978-3-8364-8133-5 Pp. : Euro 68,00

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Öffentliche Bibliotheken in Frankreich (im Aufschwung)

Die neueste Ausgabe der Zeitschrift Label France, die vom französischen Außenministerium herausgegeben wird (auch auf Deutsch) enthält ein recht ausführliches Dossier “Bücher und Menschen”, das sich u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzt:
Welchen Stellenwert nimmt heute das Buch in der französischen Gesellschaft ein? Welches sind die wichtigsten Autoren und Verleger? Welche Rolle spielen öffentliche Bibliotheken, Übersetzer und die öffentliche Hand bei der Verbreitung des Buchs?
Im Artikel “Öffentliche Bibliotheken im Aufschwung” wird u.a. davon berichtet, dass Bibliotheken in Frankreich nach den Kinos die von den Franzosen meist besuchten Kultureinrichtungen sind. Ist das in Deutschland denn auch noch so?

http://www.diplomatie.gouv.fr/de/frankreich_3/label-france_746/label-france_747/label-france-nr.69_1925/

das-dossier-bucher-und-menschen_1939/offentliche-bibliotheken-im-
aufschwung_4404.html#nb1

Aus einer weiteren Umfrage ergaben sich noch folgende Ergebnisse: Internetbesucher meiden keine Bibliotheken. Im Gegenteil, „Die Franzosen, die sich als große Internetbenutzer bezeichnen, besuchen zu 45% städtische Bibliotheken, der Durchschnittsfranzosen hingegen nur zu 35%”. [Wie ist das eigentlich in Deutschland? - danke schon mal für eine Antwort hierzu] Dennoch, so das Crédoc (Centre de recherche pour l’étude et l’observation des conditions de vie), steht die größte Veränderung noch bevor: die des „entmaterialisierten” Buchs, die die Bibliothekare begleiten müssen. Die Herausforderung, so Sophie Barluet, Autorin eines im Juni 2007 erschienenen Berichts über das Buch, bestehe darin, „die Digitalisierung nicht als ein Problem zu betrachten, das den Leser allmählich in eine virtuelle Welt führt und ihn das Interesse an der Materialität des Buches verlieren lässt, sondern als eine Möglichkeit, ihm besser den Reichtum und das Interesse dieses Kulturgutes näher zu bringen”.

Der Buchladen als Bibliothek, in der Oberpfalz

Zur entspannten Atmosphäre sollen auch die roten Sessel beitragen, in denen jeder nach Lust und Laune und so lange er mag blättern und schmökern kann. Selbst wenn er danach nichts kaufen sollte, ist er ein gern gesehener Gast. „Die Kunden dürfen uns als Bibliothek benutzen“, sagt Nitz.

So geht es zu beim neuen Hugendubel in Amberg. Es fehlen allerdings noch die Münzkopierer. Trotz dieser Entwicklung hat man heute in Leipzig den Grundstein für einen Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) gelegt:

Mit dem vierten Erweiterungsbau entsteht nach Angaben der Oberfinanzdirektion Chemnitz ein Gebäude, das für die kommenden 20 Jahre Platz für die zu archivierenden Medien bietet. Jährlich kommen den Angaben zufolge rund 300 000 Werke neu in den Bestand der DNB. 14 000 Quadratmeter Fläche würden jetzt neu geschaffen. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum und das noch in Berlin ansässige Deutsche Musikarchiv sollen nach der Fertigstellung des Gebäudes nach Leipzig verlegt werden.

In der Handtasche eine Bibliothek – die personalisierbare “Online-Bibliothek”

Elektronisches Buch: Lesen im Magersuchtzeitalter

http://www.diepresse.com/home/techscience/internet/329359/index.do

12.09.2007 | 10:46 | ANNE-CATHERINE SIMON (Die Presse)

Pläne von Amazon und Google könnten Durchbruch bringen.

http://www.diepresse.com/home/techscience/internet/329359/index.do

Ich weiß nicht, ob diese “Neuigkeiten” bereits gebloggt wurden, mir scheint das aber nicht der Fall zu sein…
..Im Oktober, berichtet die „New York Times“, will der US-amerikanische Internet-Händler ein neues elektronisches Lesegerät präsentieren. Ebenfalls im Herbst soll der Zeitung zufolge ein weiterer Schritt weiter zum elektronischen Lesen erfolgen: Google wird demnach ein Bezahlservice für das Herunterladen von Büchern am Computer anbieten..
..die rund 300 bis 360Euro, die es kosten soll, werden sich viele gefallen lassen, können sie auf dem Gerät doch eine ganze Bibliothek mit sich herumtragen, außerdem beim Lesen auf der eingebauten Tastatur Notizen machen und vieles mehr. Der wesentliche Unterschied aber zu den jüngsten Vorgängermodellen des E-Buchs, wie dem „Sony Reader“, der seit 2006 auf dem Markt ist: Man braucht keinen Computer mehr, um aufs Internet zuzugreifen

Welche Rolle käme dann den Bibliotheken zu bzw. würden ihre Bestände bei der gegenwärtigen herkömlichen Bibliothekspolitik weniger genutzt werden? Wird der Leser der Zukunft sehr wohl ein papierloses Buch vorziehen?
Interessant wäre noch zu erfahren, wieviel % der Menschen eine Online-Bibliothek gegenüber einer herkömlichen vorziehen würden, falls der Preis für “die Online-Bibliothek” weiter sinken sollte.

..”Die Entwicklungen im Internet und auf dem Buchmarkt deuten aber viel eher darauf hin, dass in der Leserbrust sehr wohl zwei Seelen wohnen können und sich die Vorliebe für die üppige Körperlichkeit von Romanschwarten oder die intime Schludrigkeit oft gelesener Lieblingstaschenbücher durchaus mit der Begeisterung für elektronisches Lesen verträgt”
..”Aber jetzt könnte das herbstliche Zündeln am Papierbuch, das sich bei Amazon.com und Google offenbar vorbereitet, wirklich zum Durchbruch führen.”

Ich wäre sehr daran interessiert, wenn jemand mir neue noch aktuellere Infos zu dieser aktuellen Entwicklung liefern könnte.