Der verengende Kanal der Online-Journale. Ein Beitrag in Science.

Mit der Suche in elektronischen Datenbanken geht in der Wissenschaft das Browsing, besonders natürlich am Regal mit den gebundenen Zeitschriften, verloren. Damit verengt sich der Blickwinkel der Wissenschaft und bestätigt im Zitationsverhalten zusätzlich das berühmte “Rich get richer”. Dies meint jedenfalls der Soziologe James Evans in einem Beitrag (DOI: 10.1126/science.1150473) in der aktuellen Ausgabe von Science:

Online journals promise to serve more information to more dispersed audiences and are more efficiently searched and recalled. But because they are used differently than print—scientists and scholars tend to search electronically and follow hyperlinks rather than browse or peruse—electronically available journals may portend an ironic change for science. Using a database of 34 million articles, their citations (1945 to 2005), and online availability (1998 to 2005), I show that as more journal issues came online, the articles referenced tended to be more recent, fewer journals and articles were cited, and more of those citations were to fewer journals and articles. The forced browsing of print archives may have stretched scientists and scholars to anchor findings deeply into past and present scholarship. Searching online is more efficient and following hyperlinks quickly puts researchers in touch with prevailing opinion, but this may accelerate consensus and narrow the range of findings and ideas built upon.

Die Wissenschaftsredaktion von Wired hat das Thema im entsprechenden Themenblog aufgegriffen und zur Diskussion freigegeben. Um mich zum Artikel zu äußern, muss ich allerdings noch einmal in die Bibliothek fahren, um den Volltext zu lesen, daher zunächst nur dieser Hinweis.

P.S. Außerdem verweist der Wired-Blog auf das sehr schöne Cover einer etwas älteren Ausgabe von Science, das eine Arbeit des vermutlich “bestselling” Graffitikünstlers Banksy ziert.

1 Response to “Der verengende Kanal der Online-Journale. Ein Beitrag in Science.”


  1. Mittlerweile liegt mir der Volltext vor und er ist in jedem Fall sehr lesenswert.
    Hier ersteinmal noch ein weiteres Zitat zur Bedeutung der Zeitschriftenauslage:

    “This research ironically intimates that one of the chief values of print library research is poor
    indexing. Poor indexing—indexing by titles
    and authors, primarily within core journals—
    likely had unintended consequences that assisted
    the integration of science and scholarship.
    By drawing researchers through unrelated articles,
    print browsing and perusal may have facilitated
    broader comparisons and led researchers
    into the past. Modern graduate education parallels
    this shift in publication—shorter in years, more
    specialized in scope, culminating less frequently
    in a true dissertation than an album of articles [...]“

    Für die Entwicklung von Informationsarchitekturen in Digitalen Bibliotheken bedeutet das Resultat der Untersuchung m.E., dass es umso mehr darauf ankommt, Möglichkeiten in die Systeme zu integrieren, die die Serendipity fördern – also beispielsweise Vorschlags- und Ähnlichkeitslisten und differenzierte Browsingmöglichkeiten.
    Poor-indexing wäre zwar eine sympathische, da an Erschließungstraditionen direkt anschließende, Option, aber sinnvoller ist eventuell doch, durch eine tief gehende Erschließung und vor allem vielfältige Verknüpfung, fokus-abhängig ähnliche Dokumente zu ermitteln sowie anzuzeigen. Wenn es weiterhin gelänge, die Forschungsinteressen des Recherchierenden z.B. über Rechercheprofile einzubetten bzw. zu berücksichtigen, dann wäre es fast noch schöner.

    Und da für Printzeitschriften das Inhaltsverzeichnis positiv als Hauptzugang hervorgehoben wird, der den Wissenschaftler auch ab und an benachtbarte Artikel lesen lässt, wäre das Erscheinungsumfeld eines Artikels ebenfalls etwas, was auf digitalen Oberflächen deutlicher herausgehoben werden sollte.

    Wir haben also zwei Ähnlichkeiten: einerseits in der inhaltlichen Nähe und andererseits in der Nähe des Erscheinungsumfelds des jeweiligen Artikels. Dazu tritt die Personalisierung des Rechercheumfelds aufgrund entsprechender Metaangaben bzw. der Erfassung des bisherigen Rechercheverhaltens.

    Diese Aspekte gilt es, so meine Assoziation nach der Lektüre des Textes, bei der Entwicklung digitaler Bibliotheken zu einem Kernbaustein zu entwickeln.

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