ver.di vs. BIX?

Die aktuelle Ausgabe des biwifo-Reports, die Zeitschrift des ver.di-Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung, beschäftigt sich mit den Nachteilen und (eher potentiellen) Vorteilen der Qualitätssicherung und Standardisierung im Rahmen der “Neuen Steuerungsmodelle” in der Wissenschaft, Bildung und Öffentlichen Verwaltung.

Mit dabei ein Text zum BIX mit einer ziemlich klaren Standpunkt gegen diesen. Etwas, was so offen ausgesprochen auch nicht oft hört. Online als PDF-Version: http://biwifo.verdi.de/publikationen/report/data/biwifo2010-02.pdf auf Seite 7.

Bibliotheken in Afrika im Zentrum Moderner Orient

Wer die Ausstellung “Bibliotheken in Afrika” im letzten Jahr im Institut nicht gesehen hat oder sie nochmal sehen möchte, kann das ab heute im Zentrum Vorderer Orient machen.
(Oder auch in der libreas nachschauen.)

Flyer zur Ausstellung Bibliotheken in Afrika im ZMO

Flyer zur Ausstellung Bibliotheken in Afrika im ZMO

Geschenke

Mittwoch Nachmittag, Berlin, Neukölln
Mutter: Junge, was machst du? Musst du nicht Hausaufgaben machen? Du weißt doch, Bildung ist immer gut.
Junge: Mama, ja. Ich gehe in die Bibliothek. Ich bring dir auch ein Geschenk mit.
Mutter: Ah, dass ist ein guter Junge, wie aus einem Mafiafilm. Geht in die Welt, macht was aus sich und denkt immer an seine Mama und bringt ihr Geschenke aus der Bibliothek mit … WAIT WHAT?

Bibliothek und Geschenkartikel Zentrum

Bibliothek und islamische Geschenkartikel

[Kein Witz. Und es gibt auch wirklich Bücher und Broschüren dort.]

Doch flirten in der Bibliothek

Bisher hielt ich ja die Idee, dass man ausgerechnet in der Bibliothek flirten würde für eine Urban Legend. Aber heute tauchte folgende Anzeige in Berlin-Neukölln auf…

Love at the ZLB?

Love at the ZLB?


Nun ja, es war immerhin in der Vorhalle, also kann ich meine Vorbehalte aufrechterhalten. Immerhin.

Fertige Wahlbausteine schon bei ver.di

Bibliothek & Information Deutschland (BID) hat gestern eine Meldung veröffentlicht, nach der an sechs von sieben im Bundestag vertretenen Parteien Wahlprüfsteine verschickt wurden. Wahlprüfsteine sind ja bekanntlich eine verbreitete Methode, mit der Organisationen versuchen in den Wahlkampf und auch die anschließende Politik einzugreifen. Es werden an Parteien Fragen gestellt, welche die jeweils von der fragenden Organisation bearbeiteten Themenfelder betreffen. Die Parteien sollen dann – bitte – ihre Positionen zu diesen Themen darlegen. Suggeriert wird einerseits, dass so von den Parteien ein an den Themen der Organisationen interessiertes Publikum angesprochen werden kann, andererseits wollen die Organisationen aber auch mit ihren Themen gehört werden. Das ist ja alles erstmal verständlich. Gleichzeitig scheint die tatsächliche Effektivität solcher Wahlprüfsteine beschränkt, schon weil einfach sehr sehr sehr viele Organisationen zu dieser Methode greifen.

Somit kann es auch vorkommen, dass die Parteien bei der Beantwortung der Wahlprüfsteine einer Organisation die Wahlprüfsteine einer anderen Organisation mit beantworten. So scheint das mit den Wahlprüfsteinen von BID passiert zu sein. Ver.di, die als Organisation ja immerhin mit weit mehr potentiellen Stimmen von Wählerinnen und Wählern wuchten können als der BID, hat ihre Wahlprüfsteine schon längst beantwortet zurückbekommen. Der Teil der Wahlprüfsteine, welcher sich auf den Bildungsbereich bezieht – wozu bei ver.di halt auch alle Bibliotheken, Archive und Dokumentationseinrichtungen gezählt werden – ist in der aktuellen Ausgabe des biwifo-Reports (2/2009, Seite 5-8) veröffentlicht.

Wie der BID hat auch ver.di den Fehler begangen, sich auf die sechs “bekannten” Parteien zu beschränken, was dem mündigen Wähler bzw. der mündigen Bürgerin gegenüber ziemlich unverschämt ist, welche sich ja zwischen weit mehr Parteien und Wahllisten entscheiden sollen und nicht nur zwischen den Etablierten.

(Das wurde auf der inetbib-Liste für die Wahlprüfsteine des BID ja auch schon richtig kritisiert, wo insbesondere darauf hingewiesen wurde, dass die Piratenpartei keine Spasspartei ist, sondern eine, die mit ihrem Themenspektrum Bibliothekarinnen und Bibliothekare interessieren müsste. Aber auch andere Parteien nicht zu fragen, scheint nicht wirklich demokratisch, solange man nicht zumindest begründet, warum man die nicht fragt. Das wäre ja bei Rechtsextremen wie der NPD, DVU und Republikanern oder religiös und esoterisch fundamentalistischen Gruppen wie den Violetten, PBC, AUF, Zentrum [der heutigen Partei Zentrum, nicht deren historische Vorgänger] und CM leicht möglich.)

Aber immerhin war hier die Gewerkschaft tatsächlich mal schneller, als der bibliothekarische Verband. Deswegen vielleicht zur ersten Orientierung die Ergebnisse, welche den Bibliotheks-/Archiv-/Dokumentationsbereich betreffen:

  • Die vorangestellten Forderung von ver.di: Bibliotheksrahmengesetz des Bundes, das Mindestanforderungen an die Ausstattung mit Bibliotheken, deren Standards und Finanzierung festschreibt. Bundeseinheitliche Berufsausbildung und Weiterqualifizierungen des Bibliothekspersonals, die den Ansprüchen einer Informationsgesellschaft Rechnung tragen.
  • Bündnis 90 / Die Grünen: Die Länder sollten sich in einem Staatsvertrag über Mindestanforderungen für Bibliotheken einigen. Dem Bund fehlt es an der nötigen Kompetenz, und die große Koalition wird diese in der Föderalismusreform II nicht schaffen. Wir befürworten eine moderne und anschlussfähige Aus- und Weiterbildung im Bibliotheksbereich, deren Qualität durch bundeseinheitliche Standards gesichert wird.
  • CDU / CSU: In Deutschland steht die Gesetzgebungskompetenz für Bibliotheksgesetze grundsätzlich den Bundesländern zu. Auf die Kategorie der Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes wurde 2006 verzichtet.
  • Die Linke: DIE LINKE fordert ein bundesweit geltendes Gesetz, das den Unterhalt öffentlicher Bibliotheken zur Pflichtaufgabe erklärt und Anforderungen an die Ausstattung mit Bibliotheken, deren Standards und Finanzierung festschreibt.
  • FDP: Die Länder sollen Bibliotheksgesetze erlassen. Deren Betrieb muss ab einer gewissen Größenordnung der Gemeinden zur Pflichtaufgabe werden. Verfassungsrechtlich problematisch und ordnungspolitisch fragwürdig ist, die Handlungs- und Entscheidungsspielräume der Länder und Kommunen durch Bundesgesetz zu begrenzen.
  • SPD: Die SPD setzt sich dafür ein, über Bibliotheksgesetze der Länder öffentliche Bibliotheken zur Pflichtaufgabe zu erklären und Mindestqualitätstandards zu definieren. Eine Bibliotheksentwicklungsagentur sollte die Bibliotheken unterstützen. Die SPD unterstützt die Forderung nach einer bundeseinheitlichen Berufsausbildung und Weiterqualifizierung von Beschäftigten in Bibliotheken.

Wir kriegen sie alle? Mit dem Plichtexemplargesetz?

Die Rückseite der Interim zum 01. Mai 2009, gerade am Tresen eines Kreuzberger Cafes gefunden.

Interim Mai 2009

Interim Mai 2009

Ich hab gelacht. Wer den Witz sieht, darf mitlachen.
Ansonsten zur Erklärung der Verweis auf Wikipedia, eine Geschichte über die Arbeit unserer Bundespolizei, in der die Interim vorkommt, und dem Verfassungsschutzbericht 2007.

Finisage: Bibliotheken in Afrika

Seit Dezember steht im Institut die Ausstellung “Bibliotheken in Afrika”. Im Februar wird sie weiterziehen, aber vorher gibt es eine Einladung zum abschließenden Rundgang von einer der Macherinnen, Brigitte Krause:

Liebe Freunde, liebe Bibliotheks- und Afrika-Interessierte,

es geht noch einmal um die Ausstellung “Wissensstädte – Bibliotheken in Afrika”. Bevor die Ausstellung am 09.Februar zum nächsten Ausstellungsort umzieht, möchten Robert Liebscher und ich noch mal eine kleine “Führung” zu unserer Ausstellung anbieten. Wir werden über das Making of, die Themen selbst und die bisherige, positive Resonanz auf die Ausstellung berichten.

Wer sich für Bibliotheken in Afrika interessiert, kann am Mittwoch, den 04.Februar um 17:00 teilnehmen. Im Institut für Bibliothekswissenschaften, Dorotheenstraße 26, 1. Stock. (Hinter dem HU-Hauptgebäude Unter den Linden)

Wir freuen uns über reges Interesse.

Schöne Grüße
Brigitte und Robert

Brain Nummer Zwei

Wie BibliothekarInnen sind uncool vermeldet, haben die Kolleginnen und Kollegen um die Ecke an der FH Potsdam die zweite Ausgabe der Potsdamer Beiträge und Reportagen aus der Informationswissenschaft – BRain veröffentlicht. Thema sind -wie schon bei der ersten Ausgabe – “Besondere Bibliotheken”, was offenbar als Sammelbegriff für verschiedene Bibliothekskonzepte zu verstehen ist. Well done.

Anbei, weil thematisch passend: aktuell läuft noch der Call for Paper “Open Access in den Geisteswissenschaften” für die nächste LIBREAS-Ausgabe.

Banned Books Week

In Deutschland scheint es nicht so viele – ähm – radikale Religiöse zu geben, die versuchen, Bücher aus Bibliotheken zu verbannen. Zumindest ist das kein Thema der bibliothekarischen Diskussion, im Gegensatz zu anderen Staaten, die ständig irgendwelche Bücher “verteidigen” müssen. Aber dafür gibt es Deutschland auch keine Banned Books Week, wie demnächst (27.09 – 04.10) in der USA.

Banned Books Week is the only national celebration of the freedom to read. It was launched in 1982 in response to a sudden surge in the number of challenges to books in schools, bookstores and libraries. More than a thousand books have been challenged since 1982. The challenges have occurred in every state and in hundreds of communities. People challenge books that they say are too sexual or too violent. They object to profanity and slang, and protest against offensive portrayals of racial or religious groups–or positive portrayals of homosexuals. Their targets range from books that explore the latest problems to classic and beloved works of American literature.
According to the American Library Association, more than 400 books were challenged in 2007. [...]
During the last week of September every year, hundreds of libraries and bookstores around the country draw attention to the problem of censorship by mounting displays of challenged books and hosting a variety of events. The 2008 celebration of Banned Books Week will be held from September 27 through October 4.

Weiteres hier: bannedbooksweek.org

[Via Epic FU. Yep, Internetshows reden über Bücher und finden es schlecht, wenn sie zensiert werden. Von wegen das Internet würde dumm machen. JFTR Spiegel.]

Noch eine Zeitschrift

Studierende der FH Potsdam haben – wie schon einmal etwas unbeachtet in BibliothekarInnen sind uncool angekündigt wurde – eine elektronische Zeitschrift gestartet. Gestern fand die Release-Party der ersten Ausgabe statt.
BRaIn – Potsdamer Beiträge und Reportagen aus der Informationswissenschaft soll vor allem die Aktivitäten von Studierenden und DozentInnen der FH Potsdam darstellen. (Dies unterscheidet die BRaIn von der libreas, die sich ja nicht so sehr auf das IBI konzentriert.)
In welchem Modus die Zeitschrift erscheinen wird, ist noch nicht ersichtlich. Zudem soll sie zwar frei zugänglich sein, zu einer “richtigen” Open Access Zeitschrift fehlt (noch) ein Hinweis auf die verwendete Lizenz. Aber ansonsten ist sie ein wirklich schönen Beispiel für die Möglichkeiten elektronischen Publizierens, n’est-ce pas?

Kurt-Tucholsky Bibliothek wieder eröffnet, dass Konzept noch einmal in einem Nachrichtenbeitrag

Gestern wurde in Berlin-Pankow die Kurt-Tucholsky Bibliothek als ehrenamtlich betriebene, aber von Bezirk getragene Öffentliche Bibliothek neu eröffnet. Nach der angekündigten Schließung im November 2007 hatten Anwohnerinnen und Anwohner die Bibliothek besetzt. Aus dieser Besetzung ging der jetzige Trägerverein hervor. Hauptforderung des Vereins ist allerdings weiterhin, dass der Stadtbezirk die Bibliothek wieder vollständig übernehmen solle.
Die Eröffnung schaffte es unter anderem in die Berliner Regionalnachrichten, die Abendschau: Beitrag als Text, Beitrag als Video.

Kurt-Tucholsky-Bibliothek wird ehrenamtlich wiedereröffnet

Es ist einige Zeit her, da berichtete ich in diesem Weblog von Protesten für drei kleinere Bibliotheken in Berlin, die geschlossen werden sollten. In der libreas findet sich ein Interview mit Beteiligten dieser Proteste. Zwei dieser Bibliotheken sind jetzt geschlossen, obwohl für eine von ihnen offenbar immer noch Hoffnung besteht.

Die dritte Bibliothek wird demnächst wiedereröffnet. Allerdings nicht als vollständig staatliche Bibliothek, sondern als ehrenamtlich betriebene Bibliothek, welche allerdings im System der Öffentlichen Bibliotheken Berlins verbleibt.
Begonnen hatte dies, als die Kurt Tucholsky Bibliothek im November 2007geschlossen werden sollte und deshalb von Anwohnerinnen und Anwohnern besetzt wurde. Die Forderung war damals, dass die Bibliothek als voll ausgestattet Bibliothek erhalten bleiben sollte. Es gab interne und externe Auseinandersetzungen, letztlich entschied sich die Initiative, welche die Besetzung getragen hatte, aber dazu, die Bibliothek vorerst ehrenamtlich zu betreiben. Sie gründete im Januar 2008 den Verein Pro Kiez e.V. und begann mit dem zuständigen Bezirksamt Pankow von Berlin zu verhandeln.
Das politische Ziel des Vereins ist in Bezug auf die Bibliothek, diese so bald als möglich wieder von ausgebildeten Bibliothekarinnen und Bibliothekaren führen zu lassen. Dies wird durchgehend betont.
Allerdings ist die Initiative der Meinung, dass die Bibliothek, wenn sie einmal geschlossen und der Bestand verteilt sei, nie wieder eröffnet werden würde, selbst wenn Berlin auf einmal zu viel Geld hätte. Deshalb wurde beschlossen, die Bibliothek quasi unter Protest ehrenamtlich weiterzuführen, wobei ein Großteil der Finanzierung und der bibliothekarischen Arbeit beim Bezirk verbleibt. [Eine Variante, die - so weit ich das sehen kann -, in der aktuellen Debatte in der BuB zum Ehrenamt in Bibliotheken so noch nicht thematisiert wurde.] Der Verein übernimmt die Ausleihe, die Leseförderung und die Veranstaltungsarbeit. Zudem will er im Kiez kulturell aktiv werden.

Es hat lange gedauert, mit dem Bezirk zu verhandeln. Dabei baute der Verein beständig kommunalpolitischen Druck auf. Zwischenzeitlich wurde eine der bislang zwei Etagen der Bibliothek geräumt, der Bestand reduziert, makuliert und in einer Familienbibliothek zusammengeführt. Am letzten Mittwoch, dem 18.06.2008, wurde nun der Betreibervertrag unterzeichnet. [Mitteilung des Vereins] (Damit endete auch die wohl längste Bibliotheksbesetzung der letzten Jahre.)
Am kommenden Samstag, dem 28.06.2008, feiert der Verein nun von 11 Uhr bis gegen 22 Uhr die Wiedereröffnung der Bibliothek. So schnell als möglich soll zudem in den Regelbetrieb übergegangen werden.
Plakat für die Wiedereröffnungsfeier der Kurt Tucholsky Bibliothek in Berlin-Pankow am 28.06.2008

Firefox-Download-Day läuft

Für Freunde und Freundinnen relativ sinnfreier Werbeaktionen und freier Software bestimmt interessant: noch bis heute 19.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit läuft der Firefox-Download-Day. An diesem will Mozilla mit dem neuen Firefox 3 ins Guinessbuch der Rekorde kommen und zwar für die meisten Downloads an einem Tag. Wozu? Um im Guninessbuch zu stehen und zu zeigen, wie viele Leute Freie Software benutzen. Nun ja. Wer an diesem Rekordversuch teilhaben möchte, kann bis heute (18.06), 19.00 Uhr unter http://www.spreadfirefox.com/de/worldrecord/ den neuen Firefox 3-Browser herunterladen. [Wer mehr als ein Betriebssystem benutzt selbstverständlich auch mehrfach.]

PS.: Da der Rekordversuch später als geplant startete, ist die Teilnahme jetzt bis 20.16 Uhr möglich. Hier und hier gibt es auch eine Übersicht zu den aktuellen Download-Zahlen.

Codex Sinaiticus zum Blättern

Folgende Meldung ist der bibliothekarischen Blogosphere erstaunlicherweise noch nicht beachtet worden, noch nicht einmal von linkwütigen Archivaren:
Die Bibliothek der Universität Leipzig, Microsoft und Xplain (?) haben Teile einer alten Bibel [okay, der ältesten mit vollständigem Neuen Testament] digitalisiert und zum selber Durchblättern ins Netz gestellt. [Meldet z.B. PC Welt vor zwei Tagen.] Und zwar hier: www.e-manuscripts.org.
Ob es funktioniert konnte ich nicht ausprobieren, da Microsoft Silverlight benötigt wird und dieses Digitalisierungsprojekt so offenbar zur Strategie von Microsoft gehört, dieses Produkt zu fördern, dass ich es nicht haben möchte.

Open Repositories 2008

Die Open Repositories Conference 2008, welche vom 1. bis zum 4. April in Southampton stattfand, wird bei Heise in dem Artikel “Wissenschaft im Zeichen von Web 2.0” nachträglich besprochen. Hauptthemen waren Open Access, Probleme des wissenschaftlichen Publizierens und die technische Infrastruktur von Repositories.

Protest für Bibliotheken XX: Bibliothek teilweise gerettet

Die Kurt-Tucholsky Bibliothek in Berlin-Pankow wird zu einer ehrenamtlich betriebenen Bibliothek werden, welche vom Verein Pro Kiez personell, vom Bezirk Pankow größtenteils finanziell und ideell getragen wird und für zahlreiche bibliothekarische Aufgaben – wie die Einarbeitung und Katalogisierung, das zentrale Mahnwesen und die Öffentlichkeitsarbeit – auf das bezirkliche Bibliotheksnetz zurückgreifen können soll. Dafür verbleibt die Bibliothek im Verbundssystem des VÖBB. So ein Ergebnis der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Pankow am gestrigen Mittwoch, den 12.03.2008. Der vom Ausschuss für Kultur und Bildung eingebrachte Antrag zur Wiedereröffnung der Bibliothek wurde einstimmig, mit einer Enthaltung, angenommen.
Mit diese Entscheidung wird voraussichtlich im April die Besetzung der Bibliothek durch den jetzigen Verein Pro Kiez e.V. beendet. Diese war im November 2007 mit dem Ziel begonnen worden, die Existenz der Bibliothek zu sichern und vor allem den Abtransport der Bestände zu verhindern.

Grundlegende Übereinstimmung
Die Aussprache über den Antrag wurde von der Vorsitzenden des beantragenden Ausschusses, Clara West (SPD), begonnen. Sie wies darauf hin, dass die Arbeit des Ausschusses über alle Fraktionen und Gruppen der BVV hinweg von einem sonst selten zu erreichenden Konsens getragen worden sei. Offensichtlich – und dies wurde im Weiteren auch von allen anderen Rednerinnen und Rednern betont – waren in Pankow alle Verordneten der Meinung, dass der Weiterbetrieb der Bibliothek notwendig sei und die Schließung im Dezember 2007 einzig auf die Sparvorgaben des Senates und die Haushaltslage des Bezirkes zurückgeführt werden müssten.
Zudem betonte die Ausschussvorsitzende, dass eine ebenso große Kooperationsbereitschaft bei der Verwaltung des Bezirkes und dem Verein Pro Kiez e.V. gegeben gewesen sei.

Bezirksstadtrat: Forderungen der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen
Bezirksstadtrat Dr. Nelken (Linkspartei) interpretierte die Proteste für die Kurt-Tucholsky Bibliothek und den offenbar in der Bevölkerung vorhandenen Willen, sich ehrenamtlich für diese Bibliothek einzusetzen, als Aufforderung an die Politik. Er betonte, dass sich dieses Modell nicht als allgemeine Lösung für den Betrieb von Bibliotheken durchsetzen dürfe. Das Ehrenamt in dieser Form sehe er als Übergangslösung.
Die Proteste hätten gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger ein funktionierendes Bibliothekssystem auf lokaler Ebene forderten und das sie es als Aufgabe der Politik ansehen würden, ein solches System zur Verfügung zu stellen. Die Vorgänge seien eine Mahnung an die Politik, dass die Bevölkerung ein Bibliothekssystem fordert, ein Zeichen, dass sich in der Politik und Verwaltung im Bezug auf Bibliotheken etwas ändern müsse. Der weitere Abbau bibliothekarischer Leistung würde offenbar von der Bevölkerung so nicht hingenommen werden. Er hoffe, dass diese Forderung bei allen Fraktionen im Berliner Senat angekommen sei.

Hoffnung, die Bibliothek wieder integrieren zu können
Der Vorsitzende der bezirklichen Linksfraktion, Michael van der Meer, schloss sich seinem Parteikollegen an und betonte, dass er hoffe, dass die Bibliothek möglichst bald wieder mit bibliothekarischen Personal, welches im bezirklichen Dienst stehen solle, ausgestattet werden könne.
Die Verordnete Cornelia Schwerin (Bündnis 90 / Die Grünen) sprach für ihre Fraktion und in diesem Fall auch für die Fraktion der CDU, allen Beteiligten einen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit im Ausschuss aus. Gleichzeitig hob sie hervor, dass die jetzt gefundene Lösung nur durch den konsequenten, fordernden und großen Einsatz des Vereins möglich geworden sei. Vor allem dessen konsequenter Arbeit sei die Wiedereröffnung der Bibliothek zu verdanken.
Die Fraktion der Grauen, die Gruppe der FPD und die fraktionslosen Verordneten äußerten sich nicht weiter zu diesem Antrag.

Pro Kiez: Plädoyer für die öffentliche Finanzierung aller Bibliotheken
Im letzten Beitrag vor der Abstimmung stellte eine Vertreterin des Vereins Pro Kiez e.V. noch einmal die Entwicklungen um die Kurt-Tucholsky Bibliothek und das Konzept des Vereins vor. Die Bibliothek solle mit reduziertem Bestand und unter der Maßgabe des Verbleibs im VÖBB als Familienbibliothek weiter existieren. Einen Schwerpunkt setzen möchte der Verein auf die Leseförderung in Zusammenarbeit mit den im Kiez zahlreich vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, sowie die kulturelle Arbeit, welche die Besetzung der Bibliothek von Anfang begleitet hat.
Sehr explizit führte die Vertreterin im Namen des Vereins aus, dass sich dieser bewusst sei, dass der Betrieb der Bibliothek durch Ehrenamtlichen kein Ersatz für professionelle Bibliotheksarbeit sein könne. Insbesondere betonte sie, dass der Verein kein Modell für die Schließung weiterer Bibliotheken darstellen wolle. Vielmehr setze er sich gerade wegen der Beschäftigung mit der Situation der Öffentlichen Bibliotheken, die er in den letzten Monaten zu leisten hatte, ausdrücklich für eine ausreichende öffentliche Finanzierung aller Bibliothek ein.

Eröffnung demnächst
Terminiert wurde die Wiedereröffnung der Bibliothek bislang auf den 01.04.2008. Auch wenn dieser Termin eventuell nicht eingehalten werden kann, stehen nun für den Verein zuvörderst die durch die Reduzierung der Bibliothek von zwei auf eine Etage notwendigen Makulatur- und Umzugsarbeiten an.

PS.: Der Beschluss, inklusive der Auflistung der Aufgaben der einzelnen Beteiligten und der Kosten, findet sich in der Drucksache des Bzirksamtes Pankow von Berlin VI-0395. Diese lässt sich nicht verlinken, aber unter folgende Pfad finden -> Bezirksverordnetenversammlung von Pankow -> Sitzungskalender -> 12.03.2008: 14. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin -> Tagesordnungspunkt Ö 1.11

Protest für Bibliotheken XIX: Wird sie jetzt ehrenamtlich oder bleibt sie geschlossen?

Vielleicht erinnern sich einige Menschen noch daran, dass Ende des letzten/Anfang diesen Jahres in Berlin drei Stadtteilbibliotheken geschlossen werden sollten und dass sich gegen alle drei dieser angekündigten Schließungen Protestinitiativen etablierten. Zur Zeit sind alle drei Bibliotheken geschlossen, eine Initiative (für die Jerusalem-Bibliothek) hat angekündigt, die mit der Schließung gemachten Versprechungen laufend überprüfen zu wollen, eine andere Initiative (für die Bibliothek im Elias-Hof) hofft noch auf eine Lösung. Eine Bibliothek könnte allerdings demnächst wiedereröffnet werden.

Schon vor einiger Zeit wurde aus der Protestinitiative für die Kurt-Tucholsky Bibliothek der Verein Pro Kiez Bötzowviertel gegründet. Eines seiner Ziele ist die ehrenamtliche Fortführung des Bibliotheksbetriebes der Kurt-Tucholsky Bibliothek, wobei der Verein beständig darauf verweist, dies nur in einer Übergangszeit leisten zu wollen, bis der wirtschaftliche Aufschwung quasi auch in den Berliner Bezirken angekommen ist und die Bibliothek wieder in bezirkliche Trägerschaft übergehen kann. Gleichzeitig will der Verein die Bibliothek in enger Zusammenarbeit mit dem bezirklichen Bibliothekssystem betreiben.
Am Mittwoch, den 12.03.2008, wird nun aller Vorraussicht nach in der zuständigen Bezirksverordnetenversammlung [BVV] darüber entschieden, ob der Verein das darf, ob er vom Bezirk hierzu Finanzmittel und andere Unterstützungsleistung erhält oder ob die Bibliothek geschlossen bliebt. Die Sitzung findet ab 17.30 im Bezirksamt Pankow von Berlin (Fröbelstraße 17) statt und ist selbstverständlich öffentlich. Der betreffende Antrag ist zwar in die Tagesordnung eingestellt (Drucksache – VI-0395), lautet aber bislang nur “Die BVV möge beschließen: Siehe Anlage”.

Beitrag zur Empirie medienkritischer Informationsangebote in Deutschland

Oder auch: das BILDblog, welches beständig über die gravierendsten Fehler von Bild und Bild am Sonntag berichtet und allgemein gerne angeführt wird, wenn es um praktizierte Medienkritik geht (und zudem auch oft unterhaltsam ist, nebenbei), hatte zusammen mit der Forschungsstelle “Neue Kommunikationsmedien” der Uni Bamberg vom Oktober bis November 2007 eine Onlinebefragung zur Nutzung des Blogs durchgeführt. Erschienen ist nun die Auswertung dieser Umfrage in Langfassung und Kurzfassung.

Das Ergebnis: der typische BILDblog-Leser ist männlich, unter 40 Jahre, hat eine überdurchschnittlichen Bildungsabschluss, nutzt das Internet mehr als drei Stunden pro Tag und kommt aus NRW, Bayern oder Baden-Würtemberg. (Also ich bin’s nicht, ich wohne in Berlin.)

ver.di und die Öffentlichen Bibliotheken

Eigentlich sollte im Juni 2007 auf der Konferenz “Campus der Zukunft” hauptsächlich über die Herausforderungen nachgedacht werden, welche sie durch die Entwicklungen im Bildungsmarkt, den Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen für ver.di ergeben. In der Arbeitsgruppe 8 wurde allerdings unter dem Titel “Hochschulen und bildungsferne Schichten: Gewinnung von Studierenden; vorschulische Bildung, Beitrag der öffentlichen Bibliotheken zur Chancengleichheit” hauptsächlich über Leseförderung debattiert. Gerade erschienen ist nun die Dokumentation der Konferenz, der Bericht der Arbeitsgruppe ist auf Seite 51-55 abgedruckt.

Protest für Bibliotheken XVIII: Neues Konzept für die geschlossene Bibliothek?, Karow

Bibliothek im Elias-Hof, Bezirkspolitik
Ende Dezember 2007 wurde, trotz aller Proteste, die Bibliothek im Elias-Hof in Berlin-Pankow geschlossen. Zumindest ein Teil der Bestände wurde auch schon in andere Einrichtungen transportiert. Dann fand Ende Januar eine Protestveranstaltung vor der Bibliothek statt. Das war selbstverständlich nur die sichtbare Ebene.
Auf der gestrigen (06.02.2008) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow stellte eine Verordnete der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion offizielle ein Kleine Anfrage, wie das Bezirksamt das schon vor einigen Wochen vorgelegte Konzept der Direktorin des MACHmit-Museums zur Fortführung der Bibliothek unter der Regie des Museums bewerten würde. Damit ist dieses Ansinnen offiziell.
Dabei muss bedacht werden, dass die Bibliothek im Elias-Hof in ein Gesamtkonzept von kulturellen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, welche an diesem Standort konzentriert wurden, eingelassen war. Hierzu zählt eine Musikschule, ein Kinder- und Jugendtheater, mit dem Pfefferwerk einer der profiliertesten Träger kultureller und sozialer Projekte in Berlin und weitere Einrichtungen. Wie so oft war – neben dem finanziellen Aspekt – auch bei der Einrichtung dieses Ensembles die leitende Grundidee, dass die Attraktivität der einzelnen Angebote sich mit dieser Zusammenlegung erhöhen würde. Das Profil der Bibliothek im Elias-Hof war wegen der Ansiedlung in diesem Komplex einerseits durch eine große Kinder- und Jugendabteilung, andererseits durch einen starken musikalischer Schwerpunkt gekennzeichnet.
Das MACHmit-Museum, welches jetzt das neue Konzept für die Elias-Hof-Bibliothek vorgelegt hat, ist in einer alten Kirche direkt neben dem Elias-Hof angesiedelt. Zielgruppe des Museums sind Kinder, die durch eine Mischung aus Spiel und Bildung in dieser Einrichtung an wechselnde Themen herangeführt werden sollen. Deshalb ist auch zu erwarten, dass sich das Konzept für die Bibliothek auf bibliothekarische Angebote für Kinder konzentrieren wird.

Auf die Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung antwortete der zuständige Stadtrat relativ ausweichend. Es lägen für die Nachnutzung der Räume der Bibliothek insgesamt drei Konzepte vor, zwei davon würden auf die Einrichtung von Jugendeinrichtungen abheben – das dritte ist dann wohl das Konzept des Museums – und mit allen drei Projektträgern würden Gespräche geführt. [Die Kleine Anfrage, die Antwort und das Konzept des Museums sind bislang noch nicht öffentlich dokumentiert.]

Stadtteilbibliotheken Karow und Buch, Protest einigermaßen erfolgreich
Währenddessen berichtete die Lokalausgabe des Anzeigenblattes Berliner Woche für den Stadtteil Weissensee [Ausgabe vom 30.01.2008, Seite 3, oben] über die Auswirkungen eines erfolgreichen Protestes für Bibliotheken in Berlin-Pankow. Im letzten Herbst – anlässlich der Sparrunde vor jener, welche jetzt zur Schließung der Bibliothek im Elias-Hof und der Kurt-Tucholsky-Bibliothek führte – sollte die Bibliothek in Karow geschlossen werden. Die damaligen Proteste gegen diese Schließung bewirkten nun, dass die beiden Stadtteilbibliotheken in Karow und Buch zusammen von einer Leiterin geführt und der Bibliotheksdienst mit ehrenamtlichen Kräften aus den ansässigen Bürgervereinen aufrecht erhalten wird.
Obwohl weder die Mitglieder des bezirklichen Kultur- und Bildungsausschusses, noch die betroffenen Vereine (Kulturförderverein Phoenix, Einwohnerinitiative Neu-Karow, Bürgerverein Buch) mit dieser Lösung wirklich 100%ig zufrieden sind, hat sich doch gezeigt, dass ein Protest gegen Bibliotheksschließungen – auch bei der Finanzkrise der Stadt Berlin und seiner Bezirke – erfolgreich sein kann.

Protest für Bibliotheken XVII: Jerusalem-Bibliothek jetzt doch zu?

Einige Monate lang hat die Initiative für die Jerusalem Kinder- und Jugend-Bibliothek in Berlin-Mitte sehr aktiv daran gearbeitet, dieses Bibliothek vor der faktischen Schließung zu bewahren. Und dabei zumindest große aufmerksamkeits-ökonomische Erfolge verzeichnen können. Neben dieser öffentlich sichtbaren Arbeit, haben die Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf verschiedenen Ebene kontinuierlich für dieses Ziel engagiert.
Dennoch scheint jetzt die geplante Eingliederung der Bibliothek in die Erwachsenenbibliothek am Luisenhof bevorzustehen. Und zumindest Tom Schweers, der mit einer Unterschriftenliste die Initiative losgetreten hatte, hat keinen Bock mehr. Doch, wie er schon seinen Unmut über die bevorstehende Schließung nicht verheimlichte, so will er sich auch nicht einfach so aus der Initiative zurückziehen. Er formuliert – jetzt, wo er nicht mehr in Verhandlungen steht, auch sehr offen – seinen Ärger über die Bezirkspolitik, mit der er und die gesamte Initiative sich herumschlagen musste in zwei energischen Erklärungen (Presseerklärung und persönliche Erklärung), welche einerseits eine Bewertung der verantwortlichen Einzelpersonen und Parteien (zumindest der bezirklichen Parteigliederungen) vornimmt, andererseits die Vorgänge um die Schließung der Bibliothek in einem größeren Rahmen einordnet.

Die Parteien, die sich für die Schließung ausgesprochen haben, mögen als „Sieger“ aus dieser Sache hervorgegangen sein. In Wirklichkeit haben sie haushoch verloren. An Ansehen und Glaubwürdigkeit. Sie haben in wenigen Wochen dem Bürger gezeigt, wie sie wirklich ticken und was ihnen wirklich wichtig ist. Das Drama um die Jerusalem-Bibliothek hat gezeigt, das weitreichende Entscheidungen getroffen werden, ohne sich über Inhalte und Folgen im Klaren zu sein.
Hier musste der Bürger die Inhalte und Folgen liefern, mit der Konsequenz, verlacht und mit Lügen und Beschwichtigungsargumenten ruhig gestellt zu werden. Die politischen Entscheidungsträger haben damit wieder einmal bestätigt, warum Deutschland im internationalen Vergleich in puncto Kinderfreundlichkeit lediglich auf Rang 11 kommt. (Quelle: UNICEF 2007, untersucht wurden 21 Industrieländer)
Die Jerusalem war nur die Spitze des Eisbergs. Deshalb der Tipp: Wer sich beim aktuellen Streichkonzert nicht zum passiven Zuhörer degradieren lassen möchte, sollte gleich zu Anfang in die Vollen gehen: Bürgerbegehren statt Bürgermeistersprechstunde.
Wir konnten in kurzer Zeit immerhin 4000 Unterschriften sammeln!
[Persönlich Erklärung]

Sicherlich ist es vollkommen verständlich, wenn jemand sich nach mehr als drei Monaten intensiven ehrenamtlichen Engagements zurückzieht, auch wenn das Ziel einer Inititaive nicht erreicht wurde. Gleichzeitig zeigen Erfahrungen aus Berlin, nicht zuletzt die weitergehenden Proteste gegen die Schließung der seit Ende Dezember 2007 nicht mehr geöffneten Bibliothek im Elias-Hof, dass auch eine faktische Schließung einer Bibliothek noch nicht das Ende der Proteste dagegen bedeuten muss.

Für den (vorerst) letzten Öffnungstag der Jerusalem-Bibliothek, den kommenden Freitag (08.02.2008) ruft Tom Schweers und mit ihm die Inititative auf, sich bei den Bibliothekarinnen für die geleistete Arbeit, gerade für den Kiez um den Nauener Platz, an dem die Bibliothek liegt, zu bedanken.

Wir als Bürger haben dagegen viel Positives erreichen können. Wir haben gesehen, dass sich auch andere, denen man zuvor nie begegnet ist, leidenschaftlich engagieren können. Dass sich viele Menschen im Kiez, ob jung oder alt, begeistern lassen für eine wichtige und richtige Sache. Wir haben erreichen können, dass die Mitarbeiter der Jerusalem-Jugendbibliothek endlich die Aufmerksamkeit und das Lob bekommen sollten, das ihnen von Amtsseite her versagt geblieben ist.
Frau Hübner-Gepp und Ihr Team haben einen hervorragenden Job gemacht. Sie haben die Chance, eine Kinder- und Jugendbücherei zu betreiben vollends wahrgenommen und mit viel Engagement auf die Bedürfnisse der Kinder rund um den Nauener Platz reagiert.
Spätestens am letzten Öffnungstag, am Freitag 8. Februar, sollten sich alle Nutzer der Bibliothek dafür bedanken.
[Persönliche Erklärung]

Forschen und Publizieren im Zeitalter der Exzellenz

Veranstaltung im Wissenschaftszentrum Berlin, 21./22.02.08:

“Quantität und/oder Qualität? Forschen und Publizieren im Zeitalter der Exzellenz”

Bodo von Greiff wird nach über 25 Jahren seine Arbeit als Chefredakteur der Zeitschrift Leviathan beenden. Unmengen von Manuskripten, die in dieser Zeit zum Leviathan gelangten, hat er gelesen, begutachtet, redigiert und für den Druck vorbereitet. Eine noch größere Zahl hat er an die Autoren/innen zurückgeschickt. Im Zentrum stand für ihn stets die Qualität des Leviathan als interdisziplinäre und vor allem lesbare Fachzeitschrift, die sich nicht nur an die scientific community wendet.
Zu seinen Ehren sollen auf der Tagung die Quantitäten und Qualitäten des Publizierens und Forschens in den Zeiten des Zählens und Evaluierens thematisiert werden. Es geht um die Auseinandersetzung mit den neuen „Steuerungsinstrumenten“ (Evaluation, leistungsbezogene Mittelvergabe, Exzellenzinitiative etc.) an den Hochschulen und ihren intendierten und nicht intendierten Wirkungen, um die Effekte der Quantifizierung von Leistungen und natürlich um die unterschiedlichen Formen des wissenschaftlichen Publizierens und ihrer Bewertungsmechanismen. So werden auch die Verfahren des peer review, open access etc. diskutiert. Wo immer es möglich ist, sollte ein Blick über den deutschen Tellerrand ins (europäische) Ausland geworfen werden.

Interessant für die Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist vor allem der 22.02, welcher dem “Publizieren” gewidmet ist. Mehr zum Programm im Veranstaltungsflyer hier.

Protest für Bibliotheken XVI: Tag des obdachlosen Buches

Die Bibliothek im Eliashof, für welche sich in den letzten Monaten Jederzeit Musik e.V. eingesetzt hat, ist eigentlich seit Ende Dezember geschlossen. Man könnte davon ausgehen, dass dies auch die Proteste gegen diese Schließung beendet hätte. Aber dem ist nicht so. Für Samstag, den 26.01.2008, 11.00 Uhr, ruft dieser Verein zusammen mit der Betroffenenvertretung Helmholtzplatz zu einem “Tag des obdachlosen Buches” auf. Diese Protestaktion soll draußen vor der Bibliothek einen Ausleihbetrieb darstellen, um sichtbar zu machen, dass an dieser Stelle etwas fehlt.
Das Plakat zu dieser Aktion gibt mehr Auskunft. [siehe auch ProKiez e.V.]

Ist es die Google-Generation?

Okay, dass war an mir bislang vorbeigegangen: die Bezeichnung der jungen Leute als Google-Generation. Aber das ist auch egal, wenn man Search Engine Watch folgt. Ein aktueller Artikel dort lautet “Google Generation A Myth: Here’s Why”. Der Beitrag fässt eine Studie der British Library zum Vertrauensaskept von Suchvorgängen (nach Artikeln) zusammen, and “personal recommendations were always cited as an important source — beating out Google Scholar every time.” Die Nutzung von Bibliotheken steht hinter Google Scholar zurück, ist aber auch nicht zu verachten. Diskussionswürdig ist an der Studie die Interpretation der Daten und die sich für die British Library ergebenden Zukunftsperspektiven.

Protest für Bibliotheken XV: Selber machen

In Sache der von der endgültigen Schließung bedrohten Berliner Kurt Tucholsky Bibliothek ist weiter Bewegung gekommen, wie die bisherige Initiative zum Erhalt dieser Bibliothek in einer Presseerklärung vom 08.01.2007 mitteilt:

Am gestrigen Abend haben die Mitglieder der Bürgerinitiative PRO KIEZ in der von ihnen am 30. November 2007 besetzten Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße 18 den Verein PRO KIEZ Bötzowviertel gegründet.

Ziel des Vereins ist die Förderung des Gemeinwohls der Einwohner des Bötzowviertels und Umgebung. Dazu gehören die Förderung der Kultur, die Verbesserung des Lebensraumes und die Steigerung der Lebensqualität durch bürgerschaftliches Engagement. Insbesondere fördert der Verein die Stadtteilbibliothek des Bötzow-Viertels (Kurt-Tucholsky-Bibliothek) durch Organisation von vielfältigen Kulturveranstaltungen, Leseförderung, Erweiterung des Medienbestandes oder, wenn notwendig, auch die Weiterführung des Bibliotheksbetriebes.

In seiner Gründungsversammlung hat der Verein ein Konzept beschlossen, wie die Kurt-Tucholsky-Bibliothek auch nach der Mittelkürzung durch den Finanzsenator und dem Schließungsbeschluß der BVV als kommunale öffentliche Bibliothek im Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins auch mit ehrenamtlichen Engagement weitergeführt werden kann. Dieses Konzept wird nunmehr dem Kulturausschuss und den Fraktionen der BVV zugeleitet. Der Kulturausschuss wird dieses in seiner Sitzung am 16. Januar beraten.

Bereits am 4. Januar begannen Verhandlungen zur Weiterführung des Bibliotheksbetriebes mit dem zuständigen Stadtbezirksrats Dr. Michail Nelken. Dabei wurde uns zugesichert, dass der Medienbestand in der Bibliothek zunächst verbleiben soll, aber großes Interesse bestehe, diesen möglichst bald den Nutzern wieder zugänglich zu machen. Nach Klärung bezirksamtsinterner Fragen sollen die Verhandlungen so schnell wie möglich fortgesetzt werden.

Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek bleibt von uns weiterhin besetzt.
[...]

Mit einer möglichen Übernahme des Betriebes durch den Verein verbindet die Initiative allerdings weiterhin die Forderung, dass grundsätzlich die öffentliche Hand für den Betrieb Öffentlicher Bibliotheken aufzukommen habe. Die Weiterführung des Betriebes durch den Verein versteht dieser als Übergangslösung. Ob sich diese Lösung durchsetzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Es wäre allerdings nicht die erste Bibliothek in Berlin, welche auf diese Weise “gerettet” wird.
Offensichtlich wird in dieser Vereinsgründung, dass den in Berlin sowohl von den meisten bezirklichen Bibliotheksämtern, als auch von Landesrechnungshof angestrebten Konzentrationsprozessen in wenige Haupt- und Mittelpunktbibliotheken, eine Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern gegenübersteht, welche sich explizit für kleinere, kiezbezogene Bibliotheken einsetzt. Dieser Einsatz geht dabei – wie jetzt bei Pro Kiez – bis hin zu langfristiger ehrenamtlicher Arbeit.
Ein solches Engagement kann selbstverständlich immer auch kritisch gesehen werden. Einerseits stellt sich immer wieder die Frage, ob bibliothekarische Leistungen im ausreichenden Maße von ehrenamtlichen Kräften angeboten werden können. Anderseits – dies wird beispielsweise in den aktuellen WZB-Mitteilungen, insbesondere im Artikel “Land ohne Bus und Bahn: Bürgerschaftliches Engagement in schrumpfenden Regionen” besprochen – verteilt sich das ehrenamtliche Engagement nicht gleichmäßig auf der sozialen und geographischen Landkarte. Es ist kein Ersatz für ein ordentlich ausfinanziertes Bibliothekssystem.
Allerdings scheint sich wieder einmal zu zeigen, dass das aus der Gesellschaft heraus artikulierte Interesse an bibliothekarischen Leistungen nicht mit der lokalen Bibliotheksentwicklung übereinstimmt.