Archive for the 'Bibliothekspolitik' Category

Library audiobooks going MP3

“Overdrive, which is one of the main suppliers of downloadable audiobooks to public libraries, announced that it is retiring its DRM-encrusted .WMA formats and pushing everything to DRM-free .mp3s.”

This is in response to user preferences, widespread compatibility of MP3 across all listening devices and the fact that the vast majority of our extensive audiobook collection is already in MP3 format. This includes the audiobook collections from Hachette, Penguin Group, Random House (Books on Tape and Listening Library), HarperCollins, AudioGo, Blackstone, Tantor Media and dozens of others. Our publisher relations team is working closely with the very few remaining publishers who require WMA to seek permission to sell their titles in MP3 for library and school lending.

from boingboing.net

deutsche Übersetzung des RDA-Regelwerkstexts online

seit heute steht die deutsche Übersetzung des RDA-Regelwerkstexts unter der Adresse http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/International/rdaDeutsch.html zur Verfügung.

Mit der Veröffentlichung in Form von PDF-Dateien legt die Deutsche Nationalbibliothek die autorisierte deutsche Übersetzung des RDA-Regelwerkstextes (alle Kapitel und Anhänge) vor. Die Übersetzung orientiert sich eng am englischen Original. Ziel der Übersetzung ist es, der deutschsprachigen Fachcommunity den Zugang und das Verständnis des neuen Standards zu erleichtern. Dabei sollte sowohl die in früheren Übersetzungen anderer Standards verwendete Terminologie konsequent benutzt als auch der Originaltext möglichst wenig verändert werden.

Die Deutsche Nationalbibliothek hat es als Vertragspartnerin der RDA-Rechteinhaber erreicht, dass die Übersetzung des Regelwerkstexts für die Dauer von 12 Monaten kostenfrei zugänglich gemacht werden darf. In diesem Zeitraum sollten alle Interessenten die Gelegenheit nutzen, sich mit dem Standard vertraut zu machen. Nach Ablauf dieser Frist müssen die Dateien aus dem Webangebot der DNB entfernt werden.

Susanne Oehlschläger
Arbeitsstelle für Standardisierung
Deutsche Nationalbibliothek

Occupy und Bibliotheken. Zu einem Beitrag Mark Greifs in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.

Wer heute das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung aufschlug, hat es vielleicht bemerkt: Mark Greif, laut SZ „einer der wichtigsten jüngeren Essayisten Amerikas“ hat seinem doppelspaltigen Artikel über die Occupy-Bewegung ein kleines wunderbares Loblieb auf die öffentliche Bibliothek als Institution und Symbol des Gemeinsinns eingeschriebem. (Mark Greif: Eine uralte Sehnsucht. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 3/04.01.2012, S. 11) Ein bedrohtes Symbol übrigens, wie die polizeiliche Aussonderungs- und Auflösungsaktion an der Occupy-Bibliothek im Zuccotti Park nur noch einmal mit dem Vorschlaghammer vorführte. Continue reading ‘Occupy und Bibliotheken. Zu einem Beitrag Mark Greifs in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.’

Wieviel Ethik braucht das Fach? Zu einer möglichen Diskussion.

Es ist (aus verschiedenen Gründen und leider) nicht mehr oft der Fall, dass sich im IBI-Weblog noch inhaltliche Debatten entfalten – so selten, dass sogar der Direktlink von der umgestalteten Homepage des Instituts verschwunden ist. Ein Beitrag von Alexander Struck deutete allerdings jüngst wieder einmal an, wie Themendiskussionen in Weblogs entstehen können und da das Thema Berufsethik bzw. ebenso die Frage nach der politischen Positionierung von Bibliothekaren und Infomationsspezialisten jedes Fachbewusstsein permanent begleiten sollte, möchte ich sie aus dem Kommentar-Thread noch einmal herausheben und zugleich auf einen anderen Beitrag zum Thema hinweisen. Continue reading ‘Wieviel Ethik braucht das Fach? Zu einer möglichen Diskussion.’

Die Schließung öffentlicher Bibliotheken ist rechtswidrig, in England

Aus Großbritannien erreichen uns heute erfreuliche Nachrichten. Dort entschied nämlich gestern der High Court of Justice, immerhin das höchste Zivilgericht für England und Wales, dass die Schließung kommunaler Bibliotheken unzulässig sei, da sie gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung verstoße:

“Judge Martin McKenna ruled that, as the closures would hurt disadvantaged groups such as the elderly and the disabled, which is contrary to the conditions laid down in equalities legislation, the councils would just have to scrap their plans and think again. And he also made it crystal clear – as he quashed the closure decisions and told the councils to pay campaigners’ legal costs – that he was sending a message to other local authorities intent on restructuring their library services.”

Der Guardian kommentiert die Entscheidung für das öffentliche Bibliothekswesen nicht ohne Sympathie:  Campaign against library closures has scored a vital victory.

Schließung von Bibliotheken in GB und den USA

Zwei eindrucksvolle Anwendungsbeispiele von Google Maps zeigen, wie viele Bibliotheken in Großbritannien sowie welche Schulbibliotheken in den USA geschlossen wurden oder aktuell auf der Streichliste stehen.

Link Public Library Closures in the UK
Link A Nation without School Librarians

FAZ: Abbau Buch

Schöner Artikel im FAZ Feuilleton (17.09.2010): “Die Politik verfolgt mit ihren Mittelkürzungen eine zweigleisige Strategie: Einerseits will sie in die Bildung investieren, andererseits beschneidet sie den Zugang dazu. Denn Bibliotheken sind wichtiger Bestandteil der Bildungsinfrastruktur von Städten und Gemeinden.”

Das Berliner Bibliothekswesen – eine Investition in die Zukunft der Hauptstadt der Bildung?

Mit dieser titlgebenen Fragestellung lädt der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. zu einer Podiumsdiskussion am 8. September 2010 um 19 Uhr  in die Berliner Stadtbibliothek (Breite Str. 30-36) ein.

Es werden miteinander diskutieren: Prof. Dr. Claudia Lux (ZLB), Anke Berghaus-Sprengel (UB HU Berlin), Dr. Felicitas Tesch und Thomas Birk (beide Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses).

Zur Veranstaltungsbeschreibung

Harte Sparmaßen für die New York Public Library

Schlechte Nachrichten aus New York:

The most severe budget cut ever faced by The New York Public Library was announced on May 6 as part of the Mayor’s Executive Budget. ”The proposed cut of $36,800,000 is even worse than the cuts to the Library in the 1970s, when New York was on the brink of bankruptcy,” Library President Paul LeClerc said.

“If funding is not restored we will be forced to drastically reduce critical library services for New Yorkers. Ten libraries would have to close; those that remain open would have their hours reduced to an average of just 4 days per week. The cut would also result in the loss of 736 staff positions–36% of our workforce. Today record numbers of New Yorkers are relying on their libraries for free job information, Internet access, computer classes, business information, after-school programs, and much more. This budget would force us to reduce or eliminate services at the time they are needed most. That’s why we look forward to working with the City Council and the Mayor to restore funding for libraries.” (Pressemitteilung vom 6.Mai)

Rückschau auf den “Study Visit : Multicultural Libraries: practice makes perfect!” vom 2-3 November in Rotterdam

Vom 2.11.-3.11. nahm ich an einer Tagung zur multikulturellen Bibliotheksarbeit in der Stadtbibliothek Rotterdam teil, an der BibliothekarInnen aus Spanien, Israel, Norwegen, Schweden, Belgien, den Niederlanden und Deutschland teilnahmen. Best Practice Beispiele aus Deutschland und Belgien wurden keine vorgestellt. Eine Gruppe von Studenten der HdM Stuttgart waren mit ihren Dozenten und mir die einzigen Teilnehmer aus Deutschland. Ein ausführlicher Bericht, zu dem bald ein zweiter Teil folgt, findet sich hier. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit das Library Concept Center in Delft und die Stadtbibliothek Den Haag zu besuchen. Demnächst erscheint hierzu ein weiterer Bericht im IFLA-Newsletter Library Services to Multicultural Populations, der andere Schwerpunkte setzt. Hingewiesen sei noch auf das Grundtvig Programm, das im nächsten Jahr im Zuge des European Year for Combating Poverty and Social Exclusion , für Bibliotheken attraktive Fördermöglichkeiten bietet. In Frage kommen insbesondere Lernpartnerschaften, Workshops und Freiwilligenprojekte. Mögliche Zielgruppen wären Migranten, erwachsene Schulabgänger ohne Abschluß und Ältere.

Study-Visit-first-day-300x225

Rückschau auf die Veranstaltung „Das Fremde in uns und wir im Fremden“ vom 07.10.09 im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad in Berlin-Wedding

Für alle, die diese dreistündige Veranstaltung verpasst haben, gibt es im Blog bibliothekarisch.de eine kurze Zusammenfassung . Zu Beginn wurden Bücher des Simon-Verlags für Bibliothekswissen zu den Themen Projektförderung, Sozialer Bibliotheksarbeit, Informationskompetenz für Migranten und Diversity Management für Bibliotheken vorgestellt. Im Anschluß wurde nach einer kurzen Pause dazu Bezug genommen und vor allem über die Themen (soziale) Teilhabe, Integration, Lebenslanges Lernen, Bibliotheksverständnis, Antidiskriminierung und Mehrsprachigkeit im Round Table debattiert. Gäste für den Round Table waren Herr Prof. Dr. Hobohm (Dekan, FH Potsdam), Frau Lourina de Voogd (Vereniging van Openbare Bibliotheken VOB, Netherlands Public Library Association, Den Haag), Herr Mark Terkessidis (Migrationsforscher, Radiomoderator und Journalist), Frau Canan Bayram, (Migrationspolitische Sprecherin der Grünen, MdA, Berlin) und Herr Oumar Diallo (der Leiter des Afrikahauses Berlin). Die diskutierten Themen werden hoffentlich dank der Zukunftswerkstatt, anderen Multiplikatoren (der Politik) und Bibliothekaren aus dem Nischendasein verschwinden, da ja die Interkulturelle Bibliotheksarbeit gemeinhin immer noch als Sonderaufgabe (jede Art von interkultureller Arbeit) verstanden wird. Ein ehrgeiziges Unterfangen sollte die Erreichung des strategisches Ziels der dbv-Kommission Interkulturelle Bibliotheksarbeit eines sog. „Intercultural mainstreaming“ als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen, vom Bestandsaufbau bis hin zur Personalpolitik, sein. Auf Anfrage ist es möglich eine Aufzeichnung der Veranstaltung vom Simon-Verlag für Bibliothekswissen zu erhalten.

Fertige Wahlbausteine schon bei ver.di

Bibliothek & Information Deutschland (BID) hat gestern eine Meldung veröffentlicht, nach der an sechs von sieben im Bundestag vertretenen Parteien Wahlprüfsteine verschickt wurden. Wahlprüfsteine sind ja bekanntlich eine verbreitete Methode, mit der Organisationen versuchen in den Wahlkampf und auch die anschließende Politik einzugreifen. Es werden an Parteien Fragen gestellt, welche die jeweils von der fragenden Organisation bearbeiteten Themenfelder betreffen. Die Parteien sollen dann – bitte – ihre Positionen zu diesen Themen darlegen. Suggeriert wird einerseits, dass so von den Parteien ein an den Themen der Organisationen interessiertes Publikum angesprochen werden kann, andererseits wollen die Organisationen aber auch mit ihren Themen gehört werden. Das ist ja alles erstmal verständlich. Gleichzeitig scheint die tatsächliche Effektivität solcher Wahlprüfsteine beschränkt, schon weil einfach sehr sehr sehr viele Organisationen zu dieser Methode greifen.

Somit kann es auch vorkommen, dass die Parteien bei der Beantwortung der Wahlprüfsteine einer Organisation die Wahlprüfsteine einer anderen Organisation mit beantworten. So scheint das mit den Wahlprüfsteinen von BID passiert zu sein. Ver.di, die als Organisation ja immerhin mit weit mehr potentiellen Stimmen von Wählerinnen und Wählern wuchten können als der BID, hat ihre Wahlprüfsteine schon längst beantwortet zurückbekommen. Der Teil der Wahlprüfsteine, welcher sich auf den Bildungsbereich bezieht – wozu bei ver.di halt auch alle Bibliotheken, Archive und Dokumentationseinrichtungen gezählt werden – ist in der aktuellen Ausgabe des biwifo-Reports (2/2009, Seite 5-8) veröffentlicht.

Wie der BID hat auch ver.di den Fehler begangen, sich auf die sechs “bekannten” Parteien zu beschränken, was dem mündigen Wähler bzw. der mündigen Bürgerin gegenüber ziemlich unverschämt ist, welche sich ja zwischen weit mehr Parteien und Wahllisten entscheiden sollen und nicht nur zwischen den Etablierten.

(Das wurde auf der inetbib-Liste für die Wahlprüfsteine des BID ja auch schon richtig kritisiert, wo insbesondere darauf hingewiesen wurde, dass die Piratenpartei keine Spasspartei ist, sondern eine, die mit ihrem Themenspektrum Bibliothekarinnen und Bibliothekare interessieren müsste. Aber auch andere Parteien nicht zu fragen, scheint nicht wirklich demokratisch, solange man nicht zumindest begründet, warum man die nicht fragt. Das wäre ja bei Rechtsextremen wie der NPD, DVU und Republikanern oder religiös und esoterisch fundamentalistischen Gruppen wie den Violetten, PBC, AUF, Zentrum [der heutigen Partei Zentrum, nicht deren historische Vorgänger] und CM leicht möglich.)

Aber immerhin war hier die Gewerkschaft tatsächlich mal schneller, als der bibliothekarische Verband. Deswegen vielleicht zur ersten Orientierung die Ergebnisse, welche den Bibliotheks-/Archiv-/Dokumentationsbereich betreffen:

  • Die vorangestellten Forderung von ver.di: Bibliotheksrahmengesetz des Bundes, das Mindestanforderungen an die Ausstattung mit Bibliotheken, deren Standards und Finanzierung festschreibt. Bundeseinheitliche Berufsausbildung und Weiterqualifizierungen des Bibliothekspersonals, die den Ansprüchen einer Informationsgesellschaft Rechnung tragen.
  • Bündnis 90 / Die Grünen: Die Länder sollten sich in einem Staatsvertrag über Mindestanforderungen für Bibliotheken einigen. Dem Bund fehlt es an der nötigen Kompetenz, und die große Koalition wird diese in der Föderalismusreform II nicht schaffen. Wir befürworten eine moderne und anschlussfähige Aus- und Weiterbildung im Bibliotheksbereich, deren Qualität durch bundeseinheitliche Standards gesichert wird.
  • CDU / CSU: In Deutschland steht die Gesetzgebungskompetenz für Bibliotheksgesetze grundsätzlich den Bundesländern zu. Auf die Kategorie der Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes wurde 2006 verzichtet.
  • Die Linke: DIE LINKE fordert ein bundesweit geltendes Gesetz, das den Unterhalt öffentlicher Bibliotheken zur Pflichtaufgabe erklärt und Anforderungen an die Ausstattung mit Bibliotheken, deren Standards und Finanzierung festschreibt.
  • FDP: Die Länder sollen Bibliotheksgesetze erlassen. Deren Betrieb muss ab einer gewissen Größenordnung der Gemeinden zur Pflichtaufgabe werden. Verfassungsrechtlich problematisch und ordnungspolitisch fragwürdig ist, die Handlungs- und Entscheidungsspielräume der Länder und Kommunen durch Bundesgesetz zu begrenzen.
  • SPD: Die SPD setzt sich dafür ein, über Bibliotheksgesetze der Länder öffentliche Bibliotheken zur Pflichtaufgabe zu erklären und Mindestqualitätstandards zu definieren. Eine Bibliotheksentwicklungsagentur sollte die Bibliotheken unterstützen. Die SPD unterstützt die Forderung nach einer bundeseinheitlichen Berufsausbildung und Weiterqualifizierung von Beschäftigten in Bibliotheken.

Den Stick kannst Du vergessen: das Darmstadt-Urteil ist da.

So, jetzt wissen wir’s (für’s erste):

Bibliotheken dürfen urheberrechtlich geschützte Bücher, die sie digitalisiert haben, ihren Nutzern nur an speziellen Leseterminals zugänglich machen. Mit dieser am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung des Landgerichts Frankfurt am Main wird den Bibliotheken untersagt, ihren Nutzern die Gelegenheit zur digitalen Vervielfältigung der eingescannten Bücher zu geben.

Frisch über ddp/Yahoo: Bibliotheken dürfen digitalisierte Bücher nicht an Nutzer weitergeben

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat zeitnah den Kommentar zum Urteil und sieht mit einer gewissen Erleichterung (“Studieren geht über Kopieren”) die Studierenden vor der Versuchung, in die sie die Bibliotheken führen wollten, geschützt:

Für die Studenten heißt es, dass sie – sofern sie die 22 Euro für Historiker Schulzes Werk auszugeben scheuen – tatsächlich in der Bibliothek lesen müssen und der Verführung, erst einmal zu kopieren, um später weiterzusehen, weniger ausgesetzt sind.

Auf dem Ap[p]ellplatz: Die Urheber rufen zur Rettung der Zukunft.

Es ist immer bedauerlich, wenn eine auf Viertel- und Halbwissen beruhende Rhetorik, die beispielsweise Google Books und Open Access pauschal in einen Topf wirft und zu einer Sache verquirlt, die Debatte dominiert. Das kann man jedoch noch ausblenden. Problematischer wird es aber, wenn das Ganze in Aktionismus umschlägt und zu einem Aufruf “für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte” führt, der die Diskussion dann gleich durch eine Sturmlauf der Behauptungen überrennt und sowohl Freiheit wie auch Zukunft in akuter Gefahr wähnt:

Jeder Zwang, jede Nötigung zur Publikation in einer bestimmten Form ist [...] inakzeptabel …

Jeder, der publiziert wird dem zustimmen. Wenn die Freiheit von Literatur, Kunst und Wissenschaft Verfassungsgut aber  ist, dann ist sie ja auch durch die Verfassung geschützt. Wenn dieser Schutz nicht erfolgt, ist zweifellos die Politik am Zug. Aber muss man, weil ein Balken knirscht, gleich das ganze Haus niederbrennen wollen?

Scrollt man die Liste der Unterzeichner durch, die überwiegend aus dem Verlagswesen und den buchorientierten Wissenschaftskulturen stammen, merkt man, wohin das Dauerfeuer mit dem Mythos, die Verlage müssten von der Musikindustrie und deren Fehlern lernen, führt. Es ist kaum anzunehmen, dass Daniel Kehlmann zum Prince wird und sein nächstes Buch frei zum Download anbietet und dem Berliner Kurier beilegt. Dazu ist die kulturelle Distinktion der Branche, die jetzt die Barrikaden errichtet, schlicht zu hoch. Der weit verbreitete Irrtum, das Kapitel eines Buches sei einem Musiktitel gleich, erzeugt jedoch diskursiven Druck und mündet aktuell in einer unbestimmten Furcht bzw. darin, dass Autoren und Verlage ganz offensichtlich das Vertrauen in ihr Produkt und Lebensmittel – das gedruckte Buch – sowie in die Leserschaft und Kunden verloren haben.  Denn die Schlacht, die hier eigentlich geschlagen wird, ist die analog ausgerichteter Eliten, welche das Vertrauen in sich selber verlieren, gegen eine zukunftseuphorische Digitalkultur. Das die Welt ein besserer Ort ist, weil alle Bücher und Forschungsergebnisse permanent und überall online gelesen werden können ist eine genauso unsinnige Vorstellung, wie, dass ein starres Beharren auf dem Status Quo des Publikationswesens gegen die technischen Möglichkeiten rigoros zu verteidigen sei. Darum geht es auch nicht. Was wir beobachten, sind Verteilungskämpfe um Deutungs- und Markthoheiten, an deren Ende hoffentlich ein sinnvoller Kompromiß steht. Bedauerlicherweise verläuft sich der Diskurs zu oft in platter Ideologie und verzichtet auf das differenzierte Argument. Letztlich ist dies aber normal, wenn es an Distanz zur Sache und damit an Unterscheidungsvermögen mangelt.

Digitale Bibliothek Europeana

In der heutigen Ausgabe der FAZ erklärt José Manuel Barroso, worum es bei der Digitalen Bibliothek Europeana geht und welchen Stellenwert sie für Europa hat.

Mit einem Mausklick zum kulturellen Erbe Europas (von José Manuel Barroso)
Im Altertum galt die Bibliothek von Alexandria, mit Zehntausenden von Einzelwerken, als Zentrum der Zivilisation – bis Krieg und Feuer sie und einen Großteil ihrer Schätze unwiederbringlich zerstörten. Am heutigen Tag kann Europa, dank einer Zeit historischen Friedens und nie dagewesenen Wohlstands, ein neues, umfassenderes und gegenüber den Zeitläufen robusteres Bibliotheksprojekt starten: Europeana.
Von heute an kann sich jeder „Websurfer“ unter auf eine virtuelle Reise durch Europas reichhaltiges Kulturerbe begeben – eine Reise hinweg über die Grenzen von Nation, Sprache und Zeit. Wer die „Gioconda“ sehen möchte, muss nicht vor dem Louvre Schlange stehen.
Das für das Europeana-Portal verantwortliche Team besteht gerade einmal aus 14 Personen, deren gemeinsames Büro so klein ist, dass es von der Königlichen Bibliothek der Niederlande in Den Haag beherbergt werden kann. Hinter Europeana stehen allerdings mehr als 1000 Bibliotheken, Museen und Archive, die das Rückgrat des Projektes bilden. Es sind diese nationalen Kultureinrichtungen, welche für die Bewahrung und Digitalisierung kultureller Werke verantwortlich sind. Die EU unterstützt diese nationalen Anstrengungen mit der Teilfinanzierung von Forschung über effizientere Digitalisierungstechnologien mit einem Forschungsetat von 120 Millionen Euro für die kommenden zwei Jahre.

Ein Schleswig-Holsteinisches Bibliotheksgesetz, anscheinend in Planung

Nach Thüringen steuert anscheinend Schleswig-Holstein auf ein Bibliotheksgesetz zu:

Auf eine große Anfrage der SPD-Fraktion zum Bericht der EK Kultur hat die Landesregierung zum Thema Bibliotheksgesetz dies ausgeführt:

“Die Landesregierung befürwortet eine gesetzliche Regelung in Schleswig-Holstein, die unter klar definierter finanzieller Beteiligung des Landes die Aufgaben und die Finanzierung der Öffentlichen Büchereien als Pflichtaufgabe regelt und wird dazu die Diskussionen beginnen.”
Quelle: LT-Drs. 16/2276, S. 89

Alles weitere dazu findet sich heute im Bibliotheksrecht-Blog von Eric Steinhauer: Bibliotheksgesetz in Schleswig-Holstein

Interkulturelle Bibliothek in Renens: Eine Brücke, die aus Büchern gebaut ist

http://www.tagesanzeiger.ch/leben/Eine-Bruecke-die-aus-Buechern-gebaut-ist/story/23520702

In der heutigen Wochendausgabe des Schweizer Tagesanzeigers wird die öffentliche Bibliothek Globlivres in Lausanne vorgestellt, die seit 20 Jahren existiert und Bücher in 270 Sprachen im Angebot hat. Für Einwanderer ist sie eine Verbindung zwischen Herkunfts- und Gastland. In einer Stadt mit 19.000 Einwohner, wovon 10.000 Nicht-Schweizer sind stellt diese Bibliothek eine Brücke zwischen den Kulturen dar. Der Migrosmarkt im Stadtzentrum kennt die Vorlieben der multikulturellen Kundschaft; in seiner Lebensmittelabteilung sind mehr Zutaten für exotische Gerichte zu finden als anderswo. Nahezu universell ist das kulinarische Angebot in Renens jeweils am Samstagmorgen, wenn Verkaufsstände und Imbissbuden viel Volk auf die Place du Marché neben der Migros locken. In der wenige Schritte entfernten Bibliothek Globlivres finden Kundinnen und Kunden ein Angebot an geistiger Nahrung vor, das noch reichhaltiger ist. 27’000 Werke in 270 Sprachen umfasst der gegenwärtige Bestand der ersten interkulturellen Bibliothek der Schweiz. Globlivres entwickelte sich zum Modell für die Gründung weiterer interkultureller Bibliotheken in der Schweiz. Der Verein Bücher ohne Grenzen Schweiz zählt inzwischen 16 solche gemeinnützige Institutionen.
«Die Leute kommen nicht nur, um ein Buch auszuleihen. Sie wollen auch mit uns und anderen Lesern über ihre Erlebnisse und Sorgen sprechen. Wir fördern diesen Austausch und die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Welten», sagt sie. Die Bibliothek setzte sich zum Ziel, «eine Fussgängerbrücke zwischen den Herkunftsländern und dem Gastland zu bauen». Mit mehr als 4000 Kundinnen und Kunden sowie 24’000 ausgeliehenen Titeln pro Jahr wird diese kulturelle Brücke in Renens rege benutzt.

  • Die Deutsche Nationalbibliothek, mit Speicherproblem für Netzpublikationen

    Für den Sprecher der Bitkom gibt es zwei Kernfragen: „Wie sind die Intervalle definiert, in denen abgespeichert werden muss, und wird es eine Schnittstelle geben, über die die Daten gesendet werden?“ Für Brinkel ist das Vorgehen der Nationalbibliothek immer noch „Gestochere im Nebel“. Dass man keine konkreten Angaben machen könne, könne er nicht nachvollziehen.

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung thematisiert heute das Problem der Pflichtablieferung von Netzpublikationen, das dem Inkrafttreten der Pflichtablieferungsverordnung in dieser Woche zu einem akuten wird. Derweil findet wohl hauptsächlich §8 Abs. 2 Anwendung:

    “Die Bibliothek kann auf die Ablieferung verzichten, wenn technische Verfahren die Sammlung und Archivierung nicht oder nur mit beträchtlichem Aufwand erlauben.”

    Entsprechend liest man dieser Tage auch auf der Startseite der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek muss Verfahren zur Sammlung von Netzpublikationen erst entwickeln. Zurzeit ist lediglich die einzelobjektbezogene Sammlung von Netzpublikationen mit Entsprechung zum Printbereich, z. B. E-Books, elektronische Zeitschriften, Hochschulprüfungsarbeiten und Digitalisate realisiert.

    und merkt erneut, wie schwer es eigentlich ist, digitale Information in Strukturen zu sammeln, zu erschließen und vielleicht sogar verfügbar zu machen, die für Inhalte ohne physische Entsprechung überhaupt nicht geplant wurden. Die “digitale Bibliothek” und ihre Entwicklung bleibt in jedem Fall noch ein weites und ausdauernd zu bepflügendes Forschungsfeld…

    Vielleicht als LAN-Partyzelt? Wie man in Großbritannien über Bibliotheken denkt.

    if there is nothing inside but people eating burgers and playing the Sims, is it actually a library? Isn’t it just an internet cafe?

    fragte am gestrigen Sonntag nicht ganz unberechtigt Victoria Cohen im Observer (If I wanted a cup of coffee, I’d go to a cafe, not a library) Der Anlass für dieses Nachhaken liegt in einer Äußerung des aktuellen Secretary of State for Culture, Media and Sport in Großbritannien, Andrew Burnham, ein Kind der 1970er Jahre und entsprechend vermutlich schon seit frühester Erfahrung mit Unterhaltungselektronik vertraut. Das ist nicht ganz unwichtig, um seinen Standpunkt zu verstehen, der Victoria Cohen immerhin zu einer Kolumne inspirierte und darin beruht, dass Bibliotheken über das Regal hinaus schauen sollten:

    “Andy Burnham insisted that libraries must ‘look beyond the bookcase’.” Continue reading ‘Vielleicht als LAN-Partyzelt? Wie man in Großbritannien über Bibliotheken denkt.’

    Banned Books Week

    In Deutschland scheint es nicht so viele – ähm – radikale Religiöse zu geben, die versuchen, Bücher aus Bibliotheken zu verbannen. Zumindest ist das kein Thema der bibliothekarischen Diskussion, im Gegensatz zu anderen Staaten, die ständig irgendwelche Bücher “verteidigen” müssen. Aber dafür gibt es Deutschland auch keine Banned Books Week, wie demnächst (27.09 – 04.10) in der USA.

    Banned Books Week is the only national celebration of the freedom to read. It was launched in 1982 in response to a sudden surge in the number of challenges to books in schools, bookstores and libraries. More than a thousand books have been challenged since 1982. The challenges have occurred in every state and in hundreds of communities. People challenge books that they say are too sexual or too violent. They object to profanity and slang, and protest against offensive portrayals of racial or religious groups–or positive portrayals of homosexuals. Their targets range from books that explore the latest problems to classic and beloved works of American literature.
    According to the American Library Association, more than 400 books were challenged in 2007. [...]
    During the last week of September every year, hundreds of libraries and bookstores around the country draw attention to the problem of censorship by mounting displays of challenged books and hosting a variety of events. The 2008 celebration of Banned Books Week will be held from September 27 through October 4.

    Weiteres hier: bannedbooksweek.org

    [Via Epic FU. Yep, Internetshows reden über Bücher und finden es schlecht, wenn sie zensiert werden. Von wegen das Internet würde dumm machen. JFTR Spiegel.]

    Erstes deutsches Bibliotheksgesetz verabschiedet!

    Wie Eric Steinhauer in seinem Blog und in Inetbib schreibt, hat der Thüringer Landtag das erste deutsche Bibliotheksgesetz mit den Stimmen der CDU heute verabschiedet. Bleibt die Frage, welche Bundesländer diesem Beispiel folgenden werden und wie die Umsetzung sich gestalten wird. Wir dürfen gespannt sein!

    Nachzulesen unter:
    http://bibliotheksrecht.blog.de/2008/07/04/thueringer-bibliotheksgesetz-verabschied-4402062

    Kurt-Tucholsky Bibliothek wieder eröffnet, dass Konzept noch einmal in einem Nachrichtenbeitrag

    Gestern wurde in Berlin-Pankow die Kurt-Tucholsky Bibliothek als ehrenamtlich betriebene, aber von Bezirk getragene Öffentliche Bibliothek neu eröffnet. Nach der angekündigten Schließung im November 2007 hatten Anwohnerinnen und Anwohner die Bibliothek besetzt. Aus dieser Besetzung ging der jetzige Trägerverein hervor. Hauptforderung des Vereins ist allerdings weiterhin, dass der Stadtbezirk die Bibliothek wieder vollständig übernehmen solle.
    Die Eröffnung schaffte es unter anderem in die Berliner Regionalnachrichten, die Abendschau: Beitrag als Text, Beitrag als Video.

    Kurt-Tucholsky-Bibliothek wird ehrenamtlich wiedereröffnet

    Es ist einige Zeit her, da berichtete ich in diesem Weblog von Protesten für drei kleinere Bibliotheken in Berlin, die geschlossen werden sollten. In der libreas findet sich ein Interview mit Beteiligten dieser Proteste. Zwei dieser Bibliotheken sind jetzt geschlossen, obwohl für eine von ihnen offenbar immer noch Hoffnung besteht.

    Die dritte Bibliothek wird demnächst wiedereröffnet. Allerdings nicht als vollständig staatliche Bibliothek, sondern als ehrenamtlich betriebene Bibliothek, welche allerdings im System der Öffentlichen Bibliotheken Berlins verbleibt.
    Begonnen hatte dies, als die Kurt Tucholsky Bibliothek im November 2007geschlossen werden sollte und deshalb von Anwohnerinnen und Anwohnern besetzt wurde. Die Forderung war damals, dass die Bibliothek als voll ausgestattet Bibliothek erhalten bleiben sollte. Es gab interne und externe Auseinandersetzungen, letztlich entschied sich die Initiative, welche die Besetzung getragen hatte, aber dazu, die Bibliothek vorerst ehrenamtlich zu betreiben. Sie gründete im Januar 2008 den Verein Pro Kiez e.V. und begann mit dem zuständigen Bezirksamt Pankow von Berlin zu verhandeln.
    Das politische Ziel des Vereins ist in Bezug auf die Bibliothek, diese so bald als möglich wieder von ausgebildeten Bibliothekarinnen und Bibliothekaren führen zu lassen. Dies wird durchgehend betont.
    Allerdings ist die Initiative der Meinung, dass die Bibliothek, wenn sie einmal geschlossen und der Bestand verteilt sei, nie wieder eröffnet werden würde, selbst wenn Berlin auf einmal zu viel Geld hätte. Deshalb wurde beschlossen, die Bibliothek quasi unter Protest ehrenamtlich weiterzuführen, wobei ein Großteil der Finanzierung und der bibliothekarischen Arbeit beim Bezirk verbleibt. [Eine Variante, die - so weit ich das sehen kann -, in der aktuellen Debatte in der BuB zum Ehrenamt in Bibliotheken so noch nicht thematisiert wurde.] Der Verein übernimmt die Ausleihe, die Leseförderung und die Veranstaltungsarbeit. Zudem will er im Kiez kulturell aktiv werden.

    Es hat lange gedauert, mit dem Bezirk zu verhandeln. Dabei baute der Verein beständig kommunalpolitischen Druck auf. Zwischenzeitlich wurde eine der bislang zwei Etagen der Bibliothek geräumt, der Bestand reduziert, makuliert und in einer Familienbibliothek zusammengeführt. Am letzten Mittwoch, dem 18.06.2008, wurde nun der Betreibervertrag unterzeichnet. [Mitteilung des Vereins] (Damit endete auch die wohl längste Bibliotheksbesetzung der letzten Jahre.)
    Am kommenden Samstag, dem 28.06.2008, feiert der Verein nun von 11 Uhr bis gegen 22 Uhr die Wiedereröffnung der Bibliothek. So schnell als möglich soll zudem in den Regelbetrieb übergegangen werden.
    Plakat für die Wiedereröffnungsfeier der Kurt Tucholsky Bibliothek in Berlin-Pankow am 28.06.2008

    Stellenausschreibung beim dbv

    Der Deutsche Bibliotheksverband sucht ab sofort für den Zeitraum von drei Monaten eine/n Praktikant/in für die dbv-Bundesgeschäftsstelle, Berlin. Es wird je nach Wochenstunden eine Aufwandsentschädigung von 150-300 Euro monatlich gezahlt.

    Mehr dazu in der Stellenausschreibung.

    Stellenausschreibung beim Börsenverein des Dt. Buchhandels

    Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. sucht für sein Berliner Büro zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n Assistent/in mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 Stunden. Die Vergütung erfolgt gemäß Tarifgruppe V des Gehalts- und Lohntarifvertrages.

    Weitere Details erfährt man in der Stellenausschreibung hier.