Archive for the 'Wissenschaft' Category

Nach Köln: Resolution des Verbands Deutscher Kunsthistoriker

Nicht nur die Bibliotheks- und Informationsszene beschäftigt der Einsturz des Kölner Stadtarchivs, sondern auch die deutschen Kunsthistoriker. Auf ihrer Jahrestagung in Marburg vergangene Woche gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema und eine Resolution wurde beschlossen, die folgende Forderungen aufstellt:

  1. Bergung des noch verschütteten Archivguts nach archäologischen Methoden.
  2. Räumliche Zusammenführung des geborgenen Kulturguts im Hinblick auf eine sofortige konservatorische und archivalisch fachliche Sicherung und Bearbeitung. Sicherstellung einer ausreichenden fachlichen personellen Ausstattung.
  3. Dringende Gefahrenabwehr für die akut gefährdeten Monumente an der U‑Bahntrasse, darunter drei romanische Kirchen (St. Maria im Kapitol, St. Georg, St. Severin) sowie das Rathaus.
  4. Eine transparente, seriöse Informationspolitik von den für Köln in Politik und Verwaltung Zuständigen, insbesondere eine detaillierte Offenlegung der bestehenden Gefahrenpotentiale für die betroffenen Monumente und regelmäßige, umfassende Berichterstattung über die zu ihrer Abwehr getroffenen Maßnahmen.

Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Verbands Deutscher Kunsthistoriker.

Open Access-Pilotprojekt soll besseren Zugang zu Forschungsergebnissen erzielen

Wie die Informationsplattform für Open Access meldet, hat die EU-Kommission ein Open Access-Pilotprojekt für den besseren Zugang zu Ergebnissen EU-finanzierter Forschung ins Leben gerufen. Damit will die Europäische Kommission gewährleisten, dass die Ergebnisse der von ihr im siebten Forschungsrahmenprogramm der EU (RP7) im Zeitraum 2007-2013 mit 50 Mrd. Euro finanzierten Forschung möglichst effektiv verbreitet werden, um eine optimale Nutzung und Wirkung in der Forschung zu erzielen. Forschungsartikel sollen in der Regel nach einer Sperrfrist von sechs bis zwölf Monaten online verfügbar sein und so zum Beispiel Doppelforschung vermeiden.

Den Hintergrund zum jetzt angestoßenen EU-Projekt bilden die Mitteilung der Europäischen Kommission vom Februar 2007 über “wissenschaftliche Informationen im Digitalzeitalter: Zugang, Verbreitung und Bewahrung” (IP/07/190) und die Reaktion des Rates der EU-Forschungsminister vom November 2007 darauf. Der Rat forderte in seiner Reaktion die Europäische Kommission auf, das Konzept von Open Access im RP7 anzuwenden und zu testen.

Janez Potocnik, zuständiger EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, erklärte dazu: “Ein einfacher und entgeltfreier Zugang zu den aktuellsten Erkenntnissen in strategischen Bereichen ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der EU in der Forschung. Dieses Open Access-Pilotprojekt ist ein wichtiger Schritt für die Verwirklichung der “fünften Freiheit”, d.h. dem freien Verkehr von Wissen in den Mitgliedstaaten, auf Ebene der Forscher und der Unternehmen und in der breiten Öffentlichkeit. Darüber hinaus erhalten die Bürger auf diese Weise einen angemessenen Gegenwert  für die Finanzierung der Forschung durch EU-Gelder.”

Die entsprechende Pressemitteilung und weitere Details können hier nachgelesen werden.

Der verengende Kanal der Online-Journale. Ein Beitrag in Science.

Mit der Suche in elektronischen Datenbanken geht in der Wissenschaft das Browsing, besonders natürlich am Regal mit den gebundenen Zeitschriften, verloren. Damit verengt sich der Blickwinkel der Wissenschaft und bestätigt im Zitationsverhalten zusätzlich das berühmte “Rich get richer”. Dies meint jedenfalls der Soziologe James Evans in einem Beitrag (DOI: 10.1126/science.1150473) in der aktuellen Ausgabe von Science:

Online journals promise to serve more information to more dispersed audiences and are more efficiently searched and recalled. But because they are used differently than print—scientists and scholars tend to search electronically and follow hyperlinks rather than browse or peruse—electronically available journals may portend an ironic change for science. Using a database of 34 million articles, their citations (1945 to 2005), and online availability (1998 to 2005), I show that as more journal issues came online, the articles referenced tended to be more recent, fewer journals and articles were cited, and more of those citations were to fewer journals and articles. The forced browsing of print archives may have stretched scientists and scholars to anchor findings deeply into past and present scholarship. Searching online is more efficient and following hyperlinks quickly puts researchers in touch with prevailing opinion, but this may accelerate consensus and narrow the range of findings and ideas built upon.

Die Wissenschaftsredaktion von Wired hat das Thema im entsprechenden Themenblog aufgegriffen und zur Diskussion freigegeben. Um mich zum Artikel zu äußern, muss ich allerdings noch einmal in die Bibliothek fahren, um den Volltext zu lesen, daher zunächst nur dieser Hinweis.

P.S. Außerdem verweist der Wired-Blog auf das sehr schöne Cover einer etwas älteren Ausgabe von Science, das eine Arbeit des vermutlich “bestselling” Graffitikünstlers Banksy ziert.

Auf zur Musterung. Chris Anderson fragt: “What can science learn from Google?”

Bei dieser Gelegenheit bin ich gleich auf einen weiteren bemerkenswerten Artikel gestoßen. “Long Tail”-Vordenker Chris Anderson sieht in einem aktuellen Beitrag in Wired mit dem “Petabyte-Zeitalter” auch das Ende von wissenschaftlicher Theoriebildung und Modellierung aufziehen:

There is now a better way. Petabytes allow us to say: “Correlation is enough.” We can stop looking for models. We can analyze the data without hypotheses about what it might show. We can throw the numbers into the biggest computing clusters the world has ever seen and let statistical algorithms find patterns where science cannot.

Mehr hier: The End of Theory: The Data Deluge Makes the Scientific Method Obsolete
Und wie zu erwarten, gibt es eine wilde Diskussion und z.B. eine Kritik in ArsTechnica.

Fehlverhalten in der Forschung

siehe heise-artikel.

Unter den 2212 Forschern, die den Fragebogen beantworteten, gaben knapp 9 Prozent an, dass sie in den drei vergangenen Jahren im eigenen Department wissenschaftliches Fehlverhalten von Fachkollegen selbst beobachtet oder belegbar festgestellt hätten.

Rich get richer aber niemand gewinnt, mein Nick Cohen im Guardian

The government admits this can’t go on. It plans to replace the judging panels with a computer, which will record the number of times an academic’s name is mentioned by his colleagues. The theory is that the best academics receive the greatest number of acknowledgements in footnotes. Let a database identify who these oft-cited professors are and – bingo! – you have found the finest minds of your generation.

Im Guardian vom 08. Juni wirft Nick Cohen einen Blick auf die britische Evaluationspraxis und erklärt die Schwächen der reinen Zitationsauswertung als Grundlage für die Bewertung wissenschaftlicher Güte und dazu auch noch den Matthäuseffekt, der nicht nur in der Szientometrie von Belang ist:

The Matthew effect does not only work in academia. Of the thousands of first novels each year, the few that are reviewed make the literary pages because the author is already well known in another field (prestige), the author is a friend of the literary editor (cheating) or the author’s book was picked at random from a pile on a slow week (luck).

No one wins in modern-day academia

Programm der DC 2008 Konferenz

ist inzwischen veröffentlicht. Siehe
Tutorials, Papers und Workshops.

Bloggen? Für die wissenschaftliche Karriere vielleicht sogar kontraproduktiv…

Ob ich blogge oder nicht, spielt im akademischen Bereich jedoch kaum eine Rolle. Vielleicht ist’s für meine wissenschaftliche Karriere sogar kontraproduktiv. Dafür bringt das aber einen Austausch auf anderen Ebenen in Schwung. Mit Studenten und mit Praktikern, und manchmal sorgt es auch für mehr Sichtbarkeit gegenüber Medien. Sprich: Wissenschaftler, die außerhalb der Journals online publizieren (also z.B. podcasten oder bloggen), stellen eher einen Dialog mit der Öffentlichkeit her und begeben sich in die Rolle des “Public Scientist”. Nach meiner Erfahrung nützt dies übrigens auch der Lehre, weil ich so in einem kontinuierlichen Austausch mit Praxis bin. Das Wissenschaftssystem selbst motiviert mich nicht wirklich zu solchem Verhalten.

meint, sicher nicht ganz verkehrt, der Darmstädter PR-Professor Thomas Pleil (hier sein Weblog) im Interview mit dem PR-Blogger: Online Reputation Management 14: Thomas Pleil über neue Herausforderungen in der PR

Open access and the self-correction of knowledge

so der Titel des heutigen SPARC OA newsletters. Das Argument der Beschleunigung der Fehlerbehebung innerhalb der Wissenschaft habe ich in diesem Zusammenhang noch nicht gehört.
Sehr simple aber auch sehr einleuchtend.

The thesis in a nutshell is that OA facilitates the testing and validation of knowledge claims. OA enhances the process by which science is self-correcting. OA improves the reliability of inquiry.

Ausstellung zur Geschichte der Friedensauer Hochschulbibliothek, Einweihung des Bibliotheksneubaus

Im Rahmen der Einweihung des Neubaus der Hochschulbibliothek der Theologischen Hochschule Friedensau am 14. Mai 2008 um 10:00 Uhr wird auch die Ausstellung über die Geschichte der Hochschulbibliothek von den Anfängen um 1899 bis zur Gegenwart eröffnet.

Die Ausstellung basiert auf den Forschungsergebnissen von Stefan Duhr, die er im Rahmen seiner Magisterarbeit dargelegt hat. Diese Arbeit ist im Mai 2008 im Buchhandel erschienen. Bestandteil der Ausstellung ist u. a. eine ca. vierzigminütige Präsentation mit Interviewausschnitten (Audio und Video) und zahlreichen historischen Fotografien.

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Magisterarbeit von Stefan Duhr als Buch veröffentlicht

Im Mai 2008 ist die Magisterarbeit von Stefan Duhr im Buchhandel erschienen. Hier für alle Interessenten die genauen Titeldaten:

Duhr, Stefan: Die freikirchlichen theologischen Seminarbibliotheken in der SBZ/DDR : die Bibliotheken der theologischen Seminare in Friedensau bei Magdeburg und Buckow bei Berlin 1945-1990 / Stefan Duhr. – 1. Aufl. – Saarbrücken : VDM Verl. Dr. Müller, 2008. – 164 S. : Ill., Tab.
ISBN 978-3-8364-8133-5 Pp. : Euro 68,00

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Tagung Leseförderung

Und hier gleich noch ein Tagungshinweis: Die Buchwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg veranstaltet am 15. und 16. Mai 2008 ein Kolloquium unter dem Titel “Leseförderung im Kindergarten- und Grundschulalter. – Wissenschaftlicher Diskurs und praktische Initiativen”.
Die Tagung verspricht, wie der Titel ja bereits anklingen lässt, eine gute Mischung aus theoretischen Überlegungen und praktischen Erfahrungsberichten, wobei letztere nicht nur, aber auch aus Öffentlichen Bibliotheken kommen werden.

Als Referenten sind u.a. Jon Madsen (Royal School Kopenhagen/Zentralbibliothek Ronne), Prof. Dr. Stefan Aufenanger (Stiftung Lesen), Maria Riss (Zentrum Lesen Aarau) und Ute Hachmann (StB Brilon) angekündigt. Außerdem wird das “hauseigene” Erlanger Leseförderungsprojekt “Abenteuer Buch” vorgestellt.

Das detaillierte Programm sowie die Möglichkeit, sich zu einem sehr moderaten Preis (25.-/15.-/7,50.-) anzumelden, gibt es hier.

Tagung “Kultur und Informatik – Informationssysteme” (Berlinische Galerie, 23.5.)

Am 23.05.2008 findet in der Berlinischen Galerie eine Tagung statt, die im Hinblick auf mögliche Einsatzfelder für IBI-Absolventen mit den entsprechen Zweitfächern sehr interessant sein könnte. Die Veranstaltung behandelt Herausforderungen und Perspektiven für mediale Informationssysteme im kulturellen Bereich und ist bereits die sechste in der Reihe “Kultur und Informatik”. Sie wird von der Forschungsgruppe Informations- und Kommunikationsanwendungen (INKA) an der Berliner FHTW und der Berlinischen Galerie ausgerichtet und im Rahmen des Stiftungs-Verbundkollegs Informationsgesellschaft Berlin (SVBK) der Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung durchgeführt (zum Programm). Die Teilnahme ist gratis, sofern man sich bis zum 20.05.2008 anmeldet, danach betragen die Teilnahmekosten 20 Euro.

Berlin 6 Open Access Conference im November in Düsseldorf

Wie auch schon die Informationsplattform Open Access meldet, findet die Berlin 6 Open Access Conference vom 11.-13. November 2008 in Düsseldorf statt. Ausrichter der Konferenz sind in diesem Jahr die Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und das Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen.

Unter dem Motto “Changing the Publication Landscape” wird es Raum für Diskussionen rund um die vor fünf Jahren verfasste Berlin Declaration geben. Dabei stehen unter anderem Themen wie “Business Models”, “New Forms of Scholarly Communication / Blogs, Wikis and Web 2.0 in Academia”, “Blurring the Boundary between Research and Publication” und “Visibility, Impact and Open Access” auf dem Programm.

Harvards Open Access-Depot und die Verbreitung des Wissens

Die Universität Harvard hat sich entschlossen, Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Veröffentlichungen von Fakultätsmitgliedern kostenlos im Internet in einem Open Access-Depot zu publizieren.

Den Hintergrund dafür bilden die eskalierenden Preise akademischer Zeitschriften, was eine Bedrohung für das Wesen der Forschung darstellt. Es wäre falsch, unseren Gang ins Internet als Deklaration gegen die Verlage zu verstehen, die teure Zeitschriften herausgeben. Sie werden ihre Verfahrensweise nicht ändern, nur weil Harvard jetzt ein „Open access“-Depot hat.

Wie es genau zu diesem Schritt kam und welche Konsequenzen sich daraus nicht nur für die Verlage, sondern auch für die Open Access-Bewegung ergeben, beschreibt Robert Darnton, Direktor der größten Universitätsbibliothek der Welt und Professor an der Harvard University, ausführlich in einem Interview in der FAZ.

Wie eine Zeitschrift entsteht, gebloggt bei Nature

Auch eine interessante Variante des Wissenschaftsbloggens: Bei Nature wird die Planung eines neuen Journals vom angehenden Chefredakteur per Weblog sichtbar gemacht. Die Zeitschrift soll Nature Chemistry heißen, 2009 erscheinen und bis dahin werden sicher noch einige “Jounal Journey”-Postings aus den Tasten des “Sceptical Chymist” Stuart Cantrill ihren Weg in die Blogosphäre finden. Mehr in Natures From the Blogosphere.

Forschungsevaluation im BBK (Die, 15.01.)

Am Dienstagabend erwarten wir im Berliner Bibliothekswissenschaftlichen Kolloquium (18 Uhr, Raum 3e in der Dorotheenstraße 26) einen Experten für Evaluation und Qualitätssicherung in der Wissenschaft: Prof. Dr. Stefan Hornbostel, der neben der Direktion des DFG-Instituts für Fachinformation und Qualitätssicherung (IFQ) in Bonn eine Professur am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität inne hat, wird über Methoden und Instrumente der Forschungsevaluation in Deutschland referieren. Wie stets sind alle Interessenten recht herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen!

Papyrusfragmente und Helmholtzvorlesung

Folgende Info zur Helmholtzvorlesung von Prof. Dr. Oliver Primavesi am 17. Januar 2008, 18.30 Uhr, im Kinosaal, Unter den Linden 6 möchte ich doch gerne weiterreichen:
“1990 tauchen in den Archiven der Straßburger Universitätsbibliothek antike Papyrusfragmente auf. Sie entpuppen sich als Sensation: Die griechischen Textfragmente stammen aus dem Werk des Dichters und Naturphilosophen Empedokles und sind die ersten, in der Neuzeit aufgefundenen Blätter eines Buches der vorplatonischen Philosophie. … Der Straßburger Papyrus und eine Serie weiterer Textneufunde seit 1998 ermöglichen es, so der Gräzist und Leibniz-Preisträger Oliver Primavesi, die komplexe Denkweise des Empedokles besser verständlich zu machen. Sie stellen unser Bild des vorplatonischen Dichters und Naturphilosophen auf eine völlig neue Grundlage…”
Mehr dazu hier

Das harte Brot der kritischen Wissenschaft deutsche Hochschullandschaft. Ein Interview bei Telepolis

Karl-Heinz Heinemann: An der Universität Duisburg-Essen hat Werner Nienhüser eine Studie vorgelegt, die eine ganz eindeutige Sprache spricht. Die relative Mehrheit der Hochschulräte wird von Unternehmensvertretern gestellt, die Vorsitzenden sind in aller Regel Unternehmensvertreter, und Gewerkschafter sind hier mit einem Prozent vertreten.Die entscheidende Frage ist natürlich, ob wir von Befehlsketten ausgehen können, die direkt von den Unternehmen in die Hochschulen führen. Nun bin ich kein Freund von Verschwörungstheorien, aber es ist doch ganz offensichtlich, dass die Wirtschaftsvertreter ihr Know-how in diese Gremien einbringen und versuchen, ihre Vorstellungen bezüglich der Studiengänge, Studenten und Absolventen in den Diskussionen und Entscheidungen durchzusetzen.

Bei Telepolis findet sich ein kurzes, lesenswertes Interview mit dem Soziologen sowie auf die Themen Hochschule und Bildung spezialisierten Journalisten Karl-Heinz Heinemann: Kritische Wissenschaft unerwünscht.

Anlass ist eine sehr umstrittene Nicht-Berufungsentscheidung an der Freien Universität, über die u.a. auch Spiegel Online berichtet:

Nun hatte ihn [Albert Scharenberg] eine Berufungskommission für die dort geplante Juniorprofessur für die Politikwissenschaft Nordamerikas empfohlen. Doch als Uni-Präsident Lenzen Scharenbergs RLS-Kontakte entdeckte, so wird kolportiert, soll er einen Entschluss gefasst haben: der nicht.

“Damit droht das Ende meiner wissenschaftlichen Karriere”, sagt Albert Scharenberg, der um seine Reputation bangt. Er sei zu alt und unqualifiziert für die Juniorprofessur – so begründet das Präsidium offiziell die Ablehnung des langjährigen Mitarbeiters. Doch das glauben weder Scharenberg noch seine Kollegen. Sie sind sicher, der wahre Grund ist: Scharenberg ist der wirtschaftsnahen Uni-Leitung zu links. Lenzen wollte sich auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE dazu nicht äußern.

Interessant ist übrigens die Vermutung, wie der Präsident der Universität denn auf die Beziehungen zwischend Albert Scharenberg und der Rosa-Luxemburg-Stiftung gestoßen sein soll:

Es muss irgendwann Anfang des Jahres gewesen sein, so erzählt man sich an der Freien Universität Berlin, als sich Uni-Präsident Dieter Lenzen an den Computer gesetzt und den Namen Albert Scharenberg in die Google-Suchmaske getippt haben soll.

Das wäre eindeutig ein Beispiel für dies spezifische Recherchekompetenz von Personalentscheidern, die auch an anderer Stelle sehr gefürchtet ist

Wissenschaftsforschung Jahrbuch 2007

ist unlängst im Eigenverlag erschienen. “Integrität wissenschaftlicher Publikationen in der Digitalen Bibliothek” Hrsg. v. Frank Havemann, Heinrich Parthey u. Walther Umstätter.
Volltext des Jahrbuchs 2007(pdf)

Viele Koautoren verderben die Anerkennung

I predict that in those fields where multiple authorship endangers the author credit system we shall soon see institutionally initiated restriction on the number of authors. Paradoxically, this is likely to be endorsed by all parties as preferable to cinema-style specification of who actually did what. Most will prefer full credit for a few papers to little or no credit for many [...]

Mott Greene: The demise of the lone author

In: Nature 450, 1165 (20 December 2007) | doi:10.1038/4501165a

http://www.nature.com/nature/journal/v450/n7173/full/4501165a.html

Wie wollen wir es nennen: Web 3.0 oder Semantic Web

Als eine Art Ergänzung zur Begriffsdiskussion im BBK vom 11.12.:

I find it perplexing, too, that academics tend to subscribe to the term “Semantic Web” whereas practitioners and technology experts tend to refer to “Web 3.0.” For example, the Journal of Cataloging and Classification recently had an entire issue devoted to the Semantic Web – without one mention of the term “Web 3.0.” (Allan’s Library)

Blogs zitieren – Wie die NLM es sehen möchte.

Wer sich aktuell mit einem Thema in einer wissenschaftlichen Arbeit auseinandersetzt, bei dem auch Weblogs als Literaturquelle zur Hand genommen werden – und welches Thema sollte es heutzutage geben, bei dem dies nicht notwendig ist – kennt das Problem der Ansetzung beim Zitieren der Quelle. Einen Vorschlag zum Zitieren, mit dem man sich in diesem häufig noch unklaren Feld auf der sicheren Seite befinden dürfte, findet sich im NLM Styele Guide for Authors, Editors and Publishers: C. Sample Citation and Introduction to Citing Blogs .

(gefunden bei Bibliotecários Sem Fronteiras 2.0 bzw. in etwa nach dieser Vorgabe: Bibliotecários Sem Fronteiras 2.0 [blog on the internet] [place unknown, Brasilien]: Murakami, Tiago. 2007 – Como citar blogs… opa, ainda não é a ABNT; 2007 Oct 31. [cited 2007 Nov 01];[about 1 screen]. Available from: http://bsf.org.br/2007/10/31/como-citar-blogs-opa-ainda-nao-e-a-abnt/ . Ob sich dieses Verfahren auch in der Blogosphäre durchsetzen wird?…)

Zweite Runde in der Exzellenzinitiative entschieden

Heute sind die Förderentscheidungen in der zweiten Runde der Exzellenziniative gefallen. Nach Begutachtung und Beratung von insgesamt 92 Anträgen für die drei Förderlinien in international besetzten Prüfungsgremien und in der Gemeinsamen Kommission von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) hat der Bewilligungsausschuss für die Exzellenzinitiative heute die Finanzierung von 21 Graduiertenschulen, 20 Exzellenzclustern und sechs Zukunftskonzepten beschlossen. Für die Förderung der an insgesamt 28 Hochschulen angesiedelten Initiativen ist in der zweiten Runde gut eine Milliarde Euro bewilligt worden.

Im Bereich der Förderlinie “Zukunftskonzepte zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung” konnten die RWTH Aachen, die Freie Universität Berlin und die Universitäten Freiburg, Göttingen, Heidelberg und Konstanz punkten. In der Förderlinie “Graduiertenschulen” konnten sich die “Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies” und die “Berlin Graduate School of Social Sciences” der Humboldt-Universität durchsetzen. Auch in der Förderlinie “Exzellenzcluster” konnte sich die Humboldt-Universität mit ihrem Cluster “NeuroCure: Towards a Better Outcome of Neurological Disorders” behaupten.

Weitere Informationen und Hintergründe zu der heute gefallenen Entscheidung können auf den Internetseiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates abgerufen werden. Am 23. Oktober wird der Präsident der DFG, Professor Matthias Kleiner, von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr im tagesschau.de-Live-Chat Fragen zur Exzellenzinitaitive beantworten.

Paul Otlet, digitalisiert in Ghent

Thomas Hapke weist in seinem Weblog darauf hin, dass die Universität Ghent die Schlüsselwerke von Paul Otlet Traité de documentation. Le livre sur le livre. Théorie et pratique (1934) und den Essay Monde : essai d’universalisme: connaissance du monde, sentiment du monde, action organisée et plan du monde im Volltext zur Verfügung stellt.

Zu ergänzen ist, dass im Institutional Archive der Universität ebenfalls die sehr lesenswerte Biografie, die W. Boyd Rayward in den 1970er Jahren über Otlet schrieb, einsehbar ist: The universe of information. The work of Paul Otlet for documentation and international organisation.

Über den Entstehungsprozess des Buches gab Rayward 1991 in einem Aufsatz für das Journal of Librarianship and Information Science Zeugnis: The case of Paul Otlet, pioneer of information science, internationalist, visionary: reflections on biography. (DOI: 10.1177/096100069102300303)

Eine allgemeine Zusammenfassung zu Otlet gab es vor einiger Zeit bei boxesandarrows: Forgotten Forefather: Paul Otlet.